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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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die Sache vorerst zu Boden. Inzwischen ward das Buch, durch die Auszüge in
der Beilage der Allgemeine" Zeitung auch dem großen Publikum bekannt ge¬
worden, der Gegenstand heftiger Angriffe von Seite der Polen, denen allerdings
darin etwas stark mitgespielt wurde, und die Folgen dieser mit persönlichen Ver¬
unglimpfungen verbundenen Angriffe, wie sie' sich mit der Person eines Offiziers
schlechterdings nicht vereinbaren lassen, dürften endlich dock) für den Verfasser un¬
angenehmer Art sein.


V.

^Verspätet.)


Endlich eine Hypothekenbank. -- Wechsel in der NcgicnmgSansicht. -- Baron Kübel. -- Erzherzog
Stephan und die ZcitungScvrrcspondcnzen.

Den Ständen ist eröffnet worden, daß Se. Majestät beschlossen haben, aus
Staatsrücksichten eine allgemeine Hypothekenbank sür die gesammte Monarchie zu
eröffnen.

Hiemit fällt das mit so vielem Eifer zu verwirklichen erstrebte Project der
Gründung einer solchen Bank für Böhmen unter ständischen Auspizien, und
wahrscheinlich wird die ernannte Deputation, welche die Sache wiederholt zu
solicitireu in der letzten Ständeversammlung beauftragt worden war, gar nicht
abgehen, nachdem sie bisher ans uns unbekannten Gründen gezögert hat, ihre
Mission anzutreten. Ein Curiosum aber bleibt es immer, daß die Staatsmaxi¬
men bei diesem Anlasse zweimal total gewechselt habe". Nämlich einmal hin¬
sichtlich der Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Filiale der Nationalbank in Prag,
welche die Stände bei Einreichung des Hypvthckenbankprojccts zur Sprache brach¬
ten, und ein zweites Mal in Bezug ans die letztere Bank selbst; denn bezüglich
des erstern wurde den Ständen eröffnet, daß nnr, sofern sie auf eine Filialbank
verzichteten, ihr Project wegen Errichtung einer Hypothekenbank in Berathung
genommen werden würde, worauf sechs Monate später die pcrhorrcS-
zirte Filialbank von der Negierung in's Leben gerufen wurde,
bezüglich des letzteren aber glaube ich ans zuverlässiger Quelle versichern zu kön¬
nen, daß Baron Kübel es war, welcher kurz nach Sanctionirung der galizischen
Hypothekenbank zuerst die böhmische anregte, welche jetzt aus Staats¬
-- x x. rücksichten nicht ausführbar erscheint.

I>. 8. Wie man aus einer Mücke einen Elephanten macht, davon geben
die deutschen Zeitungen jetzt einen vollen Beweis. Ein Wiener Korrespondent
meldete in einem norddeutschen Journale, Erzherzog Stephan sei in Franzensbad
und sähe kränklich aus -- ein anderes Blatt spinnt die Nachricht fort und meldet,
der Erzherzog gehe seiner Auslösung entgegen -- ein drittes endlich meldet frisch
weg, die Nachricht von seinem Tode sei bereits eingelaufen. Was ist nun Wah¬
res an der Sache? Hören Sie und lachen Sie. Der Erzherzog trug bisher
als österreichischer General einen Backenbart nach der Art, wie er bei den Offi¬
zieren unserer Arme Norm ist. Seit seiner Ernennung zum Statthalter in Un¬
garn hat er den nationalen Schnurrbart, die cmillitin sino Pi:,, nnn des unga¬
rischen Magnaten, sich wachsen und den Backenbart wegrasircn lassen. Dadurch


Grcnzbote". III. 1S47. 4l)

die Sache vorerst zu Boden. Inzwischen ward das Buch, durch die Auszüge in
der Beilage der Allgemeine» Zeitung auch dem großen Publikum bekannt ge¬
worden, der Gegenstand heftiger Angriffe von Seite der Polen, denen allerdings
darin etwas stark mitgespielt wurde, und die Folgen dieser mit persönlichen Ver¬
unglimpfungen verbundenen Angriffe, wie sie' sich mit der Person eines Offiziers
schlechterdings nicht vereinbaren lassen, dürften endlich dock) für den Verfasser un¬
angenehmer Art sein.


V.

^Verspätet.)


Endlich eine Hypothekenbank. — Wechsel in der NcgicnmgSansicht. — Baron Kübel. — Erzherzog
Stephan und die ZcitungScvrrcspondcnzen.

Den Ständen ist eröffnet worden, daß Se. Majestät beschlossen haben, aus
Staatsrücksichten eine allgemeine Hypothekenbank sür die gesammte Monarchie zu
eröffnen.

Hiemit fällt das mit so vielem Eifer zu verwirklichen erstrebte Project der
Gründung einer solchen Bank für Böhmen unter ständischen Auspizien, und
wahrscheinlich wird die ernannte Deputation, welche die Sache wiederholt zu
solicitireu in der letzten Ständeversammlung beauftragt worden war, gar nicht
abgehen, nachdem sie bisher ans uns unbekannten Gründen gezögert hat, ihre
Mission anzutreten. Ein Curiosum aber bleibt es immer, daß die Staatsmaxi¬
men bei diesem Anlasse zweimal total gewechselt habe». Nämlich einmal hin¬
sichtlich der Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Filiale der Nationalbank in Prag,
welche die Stände bei Einreichung des Hypvthckenbankprojccts zur Sprache brach¬
ten, und ein zweites Mal in Bezug ans die letztere Bank selbst; denn bezüglich
des erstern wurde den Ständen eröffnet, daß nnr, sofern sie auf eine Filialbank
verzichteten, ihr Project wegen Errichtung einer Hypothekenbank in Berathung
genommen werden würde, worauf sechs Monate später die pcrhorrcS-
zirte Filialbank von der Negierung in's Leben gerufen wurde,
bezüglich des letzteren aber glaube ich ans zuverlässiger Quelle versichern zu kön¬
nen, daß Baron Kübel es war, welcher kurz nach Sanctionirung der galizischen
Hypothekenbank zuerst die böhmische anregte, welche jetzt aus Staats¬
— x x. rücksichten nicht ausführbar erscheint.

I>. 8. Wie man aus einer Mücke einen Elephanten macht, davon geben
die deutschen Zeitungen jetzt einen vollen Beweis. Ein Wiener Korrespondent
meldete in einem norddeutschen Journale, Erzherzog Stephan sei in Franzensbad
und sähe kränklich aus — ein anderes Blatt spinnt die Nachricht fort und meldet,
der Erzherzog gehe seiner Auslösung entgegen — ein drittes endlich meldet frisch
weg, die Nachricht von seinem Tode sei bereits eingelaufen. Was ist nun Wah¬
res an der Sache? Hören Sie und lachen Sie. Der Erzherzog trug bisher
als österreichischer General einen Backenbart nach der Art, wie er bei den Offi¬
zieren unserer Arme Norm ist. Seit seiner Ernennung zum Statthalter in Un¬
garn hat er den nationalen Schnurrbart, die cmillitin sino Pi:,, nnn des unga¬
rischen Magnaten, sich wachsen und den Backenbart wegrasircn lassen. Dadurch


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[0307] die Sache vorerst zu Boden. Inzwischen ward das Buch, durch die Auszüge in der Beilage der Allgemeine» Zeitung auch dem großen Publikum bekannt ge¬ worden, der Gegenstand heftiger Angriffe von Seite der Polen, denen allerdings darin etwas stark mitgespielt wurde, und die Folgen dieser mit persönlichen Ver¬ unglimpfungen verbundenen Angriffe, wie sie' sich mit der Person eines Offiziers schlechterdings nicht vereinbaren lassen, dürften endlich dock) für den Verfasser un¬ angenehmer Art sein. V. ^Verspätet.) Endlich eine Hypothekenbank. — Wechsel in der NcgicnmgSansicht. — Baron Kübel. — Erzherzog Stephan und die ZcitungScvrrcspondcnzen. Den Ständen ist eröffnet worden, daß Se. Majestät beschlossen haben, aus Staatsrücksichten eine allgemeine Hypothekenbank sür die gesammte Monarchie zu eröffnen. Hiemit fällt das mit so vielem Eifer zu verwirklichen erstrebte Project der Gründung einer solchen Bank für Böhmen unter ständischen Auspizien, und wahrscheinlich wird die ernannte Deputation, welche die Sache wiederholt zu solicitireu in der letzten Ständeversammlung beauftragt worden war, gar nicht abgehen, nachdem sie bisher ans uns unbekannten Gründen gezögert hat, ihre Mission anzutreten. Ein Curiosum aber bleibt es immer, daß die Staatsmaxi¬ men bei diesem Anlasse zweimal total gewechselt habe». Nämlich einmal hin¬ sichtlich der Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Filiale der Nationalbank in Prag, welche die Stände bei Einreichung des Hypvthckenbankprojccts zur Sprache brach¬ ten, und ein zweites Mal in Bezug ans die letztere Bank selbst; denn bezüglich des erstern wurde den Ständen eröffnet, daß nnr, sofern sie auf eine Filialbank verzichteten, ihr Project wegen Errichtung einer Hypothekenbank in Berathung genommen werden würde, worauf sechs Monate später die pcrhorrcS- zirte Filialbank von der Negierung in's Leben gerufen wurde, bezüglich des letzteren aber glaube ich ans zuverlässiger Quelle versichern zu kön¬ nen, daß Baron Kübel es war, welcher kurz nach Sanctionirung der galizischen Hypothekenbank zuerst die böhmische anregte, welche jetzt aus Staats¬ — x x. rücksichten nicht ausführbar erscheint. I>. 8. Wie man aus einer Mücke einen Elephanten macht, davon geben die deutschen Zeitungen jetzt einen vollen Beweis. Ein Wiener Korrespondent meldete in einem norddeutschen Journale, Erzherzog Stephan sei in Franzensbad und sähe kränklich aus — ein anderes Blatt spinnt die Nachricht fort und meldet, der Erzherzog gehe seiner Auslösung entgegen — ein drittes endlich meldet frisch weg, die Nachricht von seinem Tode sei bereits eingelaufen. Was ist nun Wah¬ res an der Sache? Hören Sie und lachen Sie. Der Erzherzog trug bisher als österreichischer General einen Backenbart nach der Art, wie er bei den Offi¬ zieren unserer Arme Norm ist. Seit seiner Ernennung zum Statthalter in Un¬ garn hat er den nationalen Schnurrbart, die cmillitin sino Pi:,, nnn des unga¬ rischen Magnaten, sich wachsen und den Backenbart wegrasircn lassen. Dadurch Grcnzbote». III. 1S47. 4l)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/307>, abgerufen am 08.05.2024.