Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sprach: "so lange der Minister Adel das Ruder des Staates in seinen Händen
entweihe, könne kein Vertrauen zwischen dem Volke und der Regierung bestehen,"
sowohl sehr viele Abgeordneten selbst, als auch sämmtliche Zuhörer ans den
Tribunen, darunter Prinzen des königlichen Hauses lauten Beifall
klatschten! Seit jener Zeit war das Vertrauen des Königs zu seinem Ministerium,
oder eigentlich zu Herrn von Adel, denn von diesem kann nur die Rede sein, da
er seine übrigen Kollegen vollkommen beherrschte, erschüttert und es bedürfte nur
eines kleinen Anstoßes zu seinem gänzlichen Fall. Diesen gab der bekannte Bries
des Ministeriums an den König wegen seines Verhältnisses zur Moutez, und die
"unbegreifliche" Veröffentlichung desselben, Herr von ndet, der seine schwankende
Stellung schon seit dem Landtage geahnt, hatte sie dadurch befestigen wollen,
indem er dem Könige imponirte, ja sich ihm trotzend und selbst furchtbar zeigte.
Er hatte sich verrechnet, seine Macht zu hoch, die Selbstständigkeit des Königs
viel zu gering angeschlagen. So sehr wir aber den Fall des vorigen Mini¬
steriums als das größte Glück für ganz Baiern halten, so können wir doch
nicht leugnen, eine andere Veranlassung zu jener Veränderung viel lieber gesehen
z" haben. Es wäre sür die gute Sache besser gewesen, wenn der Name der
Montez bei dieser Gelegenheit nicht genannt worden wäre! Doch dem sei wie
ihm wolle, daß diese Veränderung selbst sür ganz Baiern von den heilsamsten
Folgen sein wird, kann Niemand leugnen. Es stehen jetzt Männer an der Spitze,
und besonders gilt dies von dem Freiherrn von Zu Rhein, die das volle Ver¬
trauen des Volkes verdienen. Freilich bedürfen sie dasselbe auch im vollen Maaße,
denn gar ein schweres Amt ist auf ihre Schultern gcbürdet. Sie haben viel, viel
bösen Saamen auszurotten, und alles das wieder nachzuholen, was in den letzten
Jahren so gröblich vernachlässigt worden. Bisher haben sie rüstig hiemit begon¬
nen und eine ganz andere frischere Lebenslust weht schon jetzt im Lande der
Baiern, als noch vor wenigen Monden. Dies zeigt sich in der Auswahl bei Be¬
setzung der Lehrerstellen, in den Ansichten über die baldige Reform des Gerichts¬
wesens, in der Aufmerksamkeit auf Erleichterung des Handels und Wandels und
gemeinnützigen öffentlichen Anstalten, der Aufhebung des Spionirwescns, das Herr
von Adel so sehr betrieb u. s. w. Wird dies Prinzip nur sortgesetzt, so wie
man es bisher begonnen, dann kann auch daS Resultat nicht fehlen, Volk und
Regierung werden Beide auf gleiche Weise sich gut dabei stehen, und eins wird
seine Stärke in dem Andern suchen und finden.


I. v. w.
II.

Der Proceß Cubiöres, -- Unschuld von allen Seiten. -- Verwickelungen und Hinder¬
nisse. -- Das Ende steht zu erwarten.

Die Thatsachen, die aus dem Rapport des Herrn Rcnouard über die An¬
klagen gegen die Herren Cubiizrcs, Teste, Parmcnticr und Pellapra hervorgehe",
sind in Kurzem folgende:


sprach: „so lange der Minister Adel das Ruder des Staates in seinen Händen
entweihe, könne kein Vertrauen zwischen dem Volke und der Regierung bestehen,"
sowohl sehr viele Abgeordneten selbst, als auch sämmtliche Zuhörer ans den
Tribunen, darunter Prinzen des königlichen Hauses lauten Beifall
klatschten! Seit jener Zeit war das Vertrauen des Königs zu seinem Ministerium,
oder eigentlich zu Herrn von Adel, denn von diesem kann nur die Rede sein, da
er seine übrigen Kollegen vollkommen beherrschte, erschüttert und es bedürfte nur
eines kleinen Anstoßes zu seinem gänzlichen Fall. Diesen gab der bekannte Bries
des Ministeriums an den König wegen seines Verhältnisses zur Moutez, und die
„unbegreifliche" Veröffentlichung desselben, Herr von ndet, der seine schwankende
Stellung schon seit dem Landtage geahnt, hatte sie dadurch befestigen wollen,
indem er dem Könige imponirte, ja sich ihm trotzend und selbst furchtbar zeigte.
Er hatte sich verrechnet, seine Macht zu hoch, die Selbstständigkeit des Königs
viel zu gering angeschlagen. So sehr wir aber den Fall des vorigen Mini¬
steriums als das größte Glück für ganz Baiern halten, so können wir doch
nicht leugnen, eine andere Veranlassung zu jener Veränderung viel lieber gesehen
z» haben. Es wäre sür die gute Sache besser gewesen, wenn der Name der
Montez bei dieser Gelegenheit nicht genannt worden wäre! Doch dem sei wie
ihm wolle, daß diese Veränderung selbst sür ganz Baiern von den heilsamsten
Folgen sein wird, kann Niemand leugnen. Es stehen jetzt Männer an der Spitze,
und besonders gilt dies von dem Freiherrn von Zu Rhein, die das volle Ver¬
trauen des Volkes verdienen. Freilich bedürfen sie dasselbe auch im vollen Maaße,
denn gar ein schweres Amt ist auf ihre Schultern gcbürdet. Sie haben viel, viel
bösen Saamen auszurotten, und alles das wieder nachzuholen, was in den letzten
Jahren so gröblich vernachlässigt worden. Bisher haben sie rüstig hiemit begon¬
nen und eine ganz andere frischere Lebenslust weht schon jetzt im Lande der
Baiern, als noch vor wenigen Monden. Dies zeigt sich in der Auswahl bei Be¬
setzung der Lehrerstellen, in den Ansichten über die baldige Reform des Gerichts¬
wesens, in der Aufmerksamkeit auf Erleichterung des Handels und Wandels und
gemeinnützigen öffentlichen Anstalten, der Aufhebung des Spionirwescns, das Herr
von Adel so sehr betrieb u. s. w. Wird dies Prinzip nur sortgesetzt, so wie
man es bisher begonnen, dann kann auch daS Resultat nicht fehlen, Volk und
Regierung werden Beide auf gleiche Weise sich gut dabei stehen, und eins wird
seine Stärke in dem Andern suchen und finden.


I. v. w.
II.

Der Proceß Cubiöres, — Unschuld von allen Seiten. — Verwickelungen und Hinder¬
nisse. — Das Ende steht zu erwarten.

Die Thatsachen, die aus dem Rapport des Herrn Rcnouard über die An¬
klagen gegen die Herren Cubiizrcs, Teste, Parmcnticr und Pellapra hervorgehe»,
sind in Kurzem folgende:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0043" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184203"/>
              <p xml:id="ID_100" prev="#ID_99"> sprach: &#x201E;so lange der Minister Adel das Ruder des Staates in seinen Händen<lb/>
entweihe, könne kein Vertrauen zwischen dem Volke und der Regierung bestehen,"<lb/>
sowohl sehr viele Abgeordneten selbst, als auch sämmtliche Zuhörer ans den<lb/>
Tribunen, darunter Prinzen des königlichen Hauses lauten Beifall<lb/>
klatschten! Seit jener Zeit war das Vertrauen des Königs zu seinem Ministerium,<lb/>
oder eigentlich zu Herrn von Adel, denn von diesem kann nur die Rede sein, da<lb/>
er seine übrigen Kollegen vollkommen beherrschte, erschüttert und es bedürfte nur<lb/>
eines kleinen Anstoßes zu seinem gänzlichen Fall. Diesen gab der bekannte Bries<lb/>
des Ministeriums an den König wegen seines Verhältnisses zur Moutez, und die<lb/>
&#x201E;unbegreifliche" Veröffentlichung desselben, Herr von ndet, der seine schwankende<lb/>
Stellung schon seit dem Landtage geahnt, hatte sie dadurch befestigen wollen,<lb/>
indem er dem Könige imponirte, ja sich ihm trotzend und selbst furchtbar zeigte.<lb/>
Er hatte sich verrechnet, seine Macht zu hoch, die Selbstständigkeit des Königs<lb/>
viel zu gering angeschlagen. So sehr wir aber den Fall des vorigen Mini¬<lb/>
steriums als das größte Glück für ganz Baiern halten, so können wir doch<lb/>
nicht leugnen, eine andere Veranlassung zu jener Veränderung viel lieber gesehen<lb/>
z» haben. Es wäre sür die gute Sache besser gewesen, wenn der Name der<lb/>
Montez bei dieser Gelegenheit nicht genannt worden wäre! Doch dem sei wie<lb/>
ihm wolle, daß diese Veränderung selbst sür ganz Baiern von den heilsamsten<lb/>
Folgen sein wird, kann Niemand leugnen. Es stehen jetzt Männer an der Spitze,<lb/>
und besonders gilt dies von dem Freiherrn von Zu Rhein, die das volle Ver¬<lb/>
trauen des Volkes verdienen. Freilich bedürfen sie dasselbe auch im vollen Maaße,<lb/>
denn gar ein schweres Amt ist auf ihre Schultern gcbürdet. Sie haben viel, viel<lb/>
bösen Saamen auszurotten, und alles das wieder nachzuholen, was in den letzten<lb/>
Jahren so gröblich vernachlässigt worden. Bisher haben sie rüstig hiemit begon¬<lb/>
nen und eine ganz andere frischere Lebenslust weht schon jetzt im Lande der<lb/>
Baiern, als noch vor wenigen Monden. Dies zeigt sich in der Auswahl bei Be¬<lb/>
setzung der Lehrerstellen, in den Ansichten über die baldige Reform des Gerichts¬<lb/>
wesens, in der Aufmerksamkeit auf Erleichterung des Handels und Wandels und<lb/>
gemeinnützigen öffentlichen Anstalten, der Aufhebung des Spionirwescns, das Herr<lb/>
von Adel so sehr betrieb u. s. w. Wird dies Prinzip nur sortgesetzt, so wie<lb/>
man es bisher begonnen, dann kann auch daS Resultat nicht fehlen, Volk und<lb/>
Regierung werden Beide auf gleiche Weise sich gut dabei stehen, und eins wird<lb/>
seine Stärke in dem Andern suchen und finden.</p><lb/>
              <note type="byline"> I. v. w.</note><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="2">
            <head> II.<lb/></head><lb/>
            <note type="argument"> Der Proceß Cubiöres, &#x2014; Unschuld von allen Seiten. &#x2014; Verwickelungen und Hinder¬<lb/>
nisse. &#x2014; Das Ende steht zu erwarten.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_101"> Die Thatsachen, die aus dem Rapport des Herrn Rcnouard über die An¬<lb/>
klagen gegen die Herren Cubiizrcs, Teste, Parmcnticr und Pellapra hervorgehe»,<lb/>
sind in Kurzem folgende:</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0043] sprach: „so lange der Minister Adel das Ruder des Staates in seinen Händen entweihe, könne kein Vertrauen zwischen dem Volke und der Regierung bestehen," sowohl sehr viele Abgeordneten selbst, als auch sämmtliche Zuhörer ans den Tribunen, darunter Prinzen des königlichen Hauses lauten Beifall klatschten! Seit jener Zeit war das Vertrauen des Königs zu seinem Ministerium, oder eigentlich zu Herrn von Adel, denn von diesem kann nur die Rede sein, da er seine übrigen Kollegen vollkommen beherrschte, erschüttert und es bedürfte nur eines kleinen Anstoßes zu seinem gänzlichen Fall. Diesen gab der bekannte Bries des Ministeriums an den König wegen seines Verhältnisses zur Moutez, und die „unbegreifliche" Veröffentlichung desselben, Herr von ndet, der seine schwankende Stellung schon seit dem Landtage geahnt, hatte sie dadurch befestigen wollen, indem er dem Könige imponirte, ja sich ihm trotzend und selbst furchtbar zeigte. Er hatte sich verrechnet, seine Macht zu hoch, die Selbstständigkeit des Königs viel zu gering angeschlagen. So sehr wir aber den Fall des vorigen Mini¬ steriums als das größte Glück für ganz Baiern halten, so können wir doch nicht leugnen, eine andere Veranlassung zu jener Veränderung viel lieber gesehen z» haben. Es wäre sür die gute Sache besser gewesen, wenn der Name der Montez bei dieser Gelegenheit nicht genannt worden wäre! Doch dem sei wie ihm wolle, daß diese Veränderung selbst sür ganz Baiern von den heilsamsten Folgen sein wird, kann Niemand leugnen. Es stehen jetzt Männer an der Spitze, und besonders gilt dies von dem Freiherrn von Zu Rhein, die das volle Ver¬ trauen des Volkes verdienen. Freilich bedürfen sie dasselbe auch im vollen Maaße, denn gar ein schweres Amt ist auf ihre Schultern gcbürdet. Sie haben viel, viel bösen Saamen auszurotten, und alles das wieder nachzuholen, was in den letzten Jahren so gröblich vernachlässigt worden. Bisher haben sie rüstig hiemit begon¬ nen und eine ganz andere frischere Lebenslust weht schon jetzt im Lande der Baiern, als noch vor wenigen Monden. Dies zeigt sich in der Auswahl bei Be¬ setzung der Lehrerstellen, in den Ansichten über die baldige Reform des Gerichts¬ wesens, in der Aufmerksamkeit auf Erleichterung des Handels und Wandels und gemeinnützigen öffentlichen Anstalten, der Aufhebung des Spionirwescns, das Herr von Adel so sehr betrieb u. s. w. Wird dies Prinzip nur sortgesetzt, so wie man es bisher begonnen, dann kann auch daS Resultat nicht fehlen, Volk und Regierung werden Beide auf gleiche Weise sich gut dabei stehen, und eins wird seine Stärke in dem Andern suchen und finden. I. v. w. II. Der Proceß Cubiöres, — Unschuld von allen Seiten. — Verwickelungen und Hinder¬ nisse. — Das Ende steht zu erwarten. Die Thatsachen, die aus dem Rapport des Herrn Rcnouard über die An¬ klagen gegen die Herren Cubiizrcs, Teste, Parmcnticr und Pellapra hervorgehe», sind in Kurzem folgende:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/43
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/43>, abgerufen am 07.05.2024.