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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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Resultate. Nach längerem Harren war die Deputation zwar angenommen wor¬
den, erhielt jedoch zum Bescheide, es bliebe bei der Zurückweisung ständischen
Antrags, das Nähere werde die Hofkanzlei den Ständen eröffnen.

Ueberhaupt war der Empfang kühl, ja frostig, nur der conciliatorischcn Gesin¬
nung des einen Ministeriums, war es zu danken, daß der Empfang überhaupt stattfand,
denn ein anderes Ministerium hatte Nichtannahme gewünscht, in dem schon vor
Abgang der Deputation, in dieser Tendenz den noch versammelten Ständen
ein kaiserliches Rescript des Jahres 1844 durch den Erzherzog Landeschef aus¬
drücklich in Erinnerung gebracht, und den einzelnen Deputaten intimiret wor¬
den war, in welchem der König das Recht der Stände zwar anerkennt, Deputa¬
tionen an den Thron zu senden, zugleich aber sich vorbehält, über die Zeitgc-
mäßheit der Annahme sich auszusprechen, indem von der ständischen Loyalität zu
erwarten sei, man werde Vor Abgang der Deputation vorerst wegen des Zeitpunk¬
tes der Annahme anfragen.

Jenes frostige Resultat der Annahme war vorauszusehen, ist auch voraus¬
gesehen worden, es war mehr eine Deputation überhaupt Zweck des Beschlusses
gewesen, in welchem wieder eine Art Kraftzersplittcrung, eine unangemessene De¬
monstration zu erkennen ist.

War übrigens der heute durch diese Blätter veröffentlichte Vortrag des
Grafen Morzin in Wien schon bekannt, welcher die Deputation hervorgerufen,
so kann der verfehlte Erfolg derselben nicht befremden, denn der Uebertreibungen
dieses Vortrags ist Legion (?) und unklug ist es, zu solchen Waffen zu greifen,
die so leicht sich abstumpfen, und etwa einem halb instniirten Journalisten, nim¬
mer aber einem Standesherrn anstehen, der sich an dem bedächtigen Regicrungs-
wcrke beteiligen will.

Wir sind simple Berichterstatter, nimmer aber würden wir es uns erlau¬
ben, Uebertreibungen solcher Art auszusprechen, ohne den Gegenstand sorgfältig
ergründet zu haben.

Wir zweifeln nicht, daß jener Vortrag in diesen Blättern gründliche Wider¬
legung findet.


S. 5.
VI.
Der Graf Morzln'sche Vortrag über das vvtto in Oesterreich.

Auf die Gefahr hiu etwa als Söldlinge des Beamtenthums verdächtiget zu
werden, fühlen wir uns nach dem Spruche sinum cuiqiiö, aufgefordert, aus die
grenzenlosen Uebertreibungen, widerlegend aufmerksam zu machen, welche ein in
Ur. 25 abgedruckter Vortrag eines Standesherrn, über das Lotto in Oesterreich,
übereilt ausspricht.

Ohne aus die Detailuumöglichkeiten vorerst einzugehen, genügt es wohl an
einen unbefangenen nur etwas praktischen Blicke in der Sache, um das offenbar
Unmögliche der in jenem Vortrage entwickelten Anklagen zu begreifen.


Resultate. Nach längerem Harren war die Deputation zwar angenommen wor¬
den, erhielt jedoch zum Bescheide, es bliebe bei der Zurückweisung ständischen
Antrags, das Nähere werde die Hofkanzlei den Ständen eröffnen.

Ueberhaupt war der Empfang kühl, ja frostig, nur der conciliatorischcn Gesin¬
nung des einen Ministeriums, war es zu danken, daß der Empfang überhaupt stattfand,
denn ein anderes Ministerium hatte Nichtannahme gewünscht, in dem schon vor
Abgang der Deputation, in dieser Tendenz den noch versammelten Ständen
ein kaiserliches Rescript des Jahres 1844 durch den Erzherzog Landeschef aus¬
drücklich in Erinnerung gebracht, und den einzelnen Deputaten intimiret wor¬
den war, in welchem der König das Recht der Stände zwar anerkennt, Deputa¬
tionen an den Thron zu senden, zugleich aber sich vorbehält, über die Zeitgc-
mäßheit der Annahme sich auszusprechen, indem von der ständischen Loyalität zu
erwarten sei, man werde Vor Abgang der Deputation vorerst wegen des Zeitpunk¬
tes der Annahme anfragen.

Jenes frostige Resultat der Annahme war vorauszusehen, ist auch voraus¬
gesehen worden, es war mehr eine Deputation überhaupt Zweck des Beschlusses
gewesen, in welchem wieder eine Art Kraftzersplittcrung, eine unangemessene De¬
monstration zu erkennen ist.

War übrigens der heute durch diese Blätter veröffentlichte Vortrag des
Grafen Morzin in Wien schon bekannt, welcher die Deputation hervorgerufen,
so kann der verfehlte Erfolg derselben nicht befremden, denn der Uebertreibungen
dieses Vortrags ist Legion (?) und unklug ist es, zu solchen Waffen zu greifen,
die so leicht sich abstumpfen, und etwa einem halb instniirten Journalisten, nim¬
mer aber einem Standesherrn anstehen, der sich an dem bedächtigen Regicrungs-
wcrke beteiligen will.

Wir sind simple Berichterstatter, nimmer aber würden wir es uns erlau¬
ben, Uebertreibungen solcher Art auszusprechen, ohne den Gegenstand sorgfältig
ergründet zu haben.

Wir zweifeln nicht, daß jener Vortrag in diesen Blättern gründliche Wider¬
legung findet.


S. 5.
VI.
Der Graf Morzln'sche Vortrag über das vvtto in Oesterreich.

Auf die Gefahr hiu etwa als Söldlinge des Beamtenthums verdächtiget zu
werden, fühlen wir uns nach dem Spruche sinum cuiqiiö, aufgefordert, aus die
grenzenlosen Uebertreibungen, widerlegend aufmerksam zu machen, welche ein in
Ur. 25 abgedruckter Vortrag eines Standesherrn, über das Lotto in Oesterreich,
übereilt ausspricht.

Ohne aus die Detailuumöglichkeiten vorerst einzugehen, genügt es wohl an
einen unbefangenen nur etwas praktischen Blicke in der Sache, um das offenbar
Unmögliche der in jenem Vortrage entwickelten Anklagen zu begreifen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/51>, abgerufen am 07.05.2024.