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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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die Errungenschaften des Freiheitskampfcs zu schmälern sucht, und jeden Fuß breit Rechts
streitig macht, es auch nicht an Versuchen mangeln läßt, durch Ausdauer und portion-
weise wieder zu bekommen, was ihr im Sturm und durch Schnelligkeit genommen wor¬
den, die aber in der Studentenschaft aufmerksame Beobachter sieht, die die geringste
Bewegung nach Rückwärts eifersüchtig zu hindern suchen und bei jedem Eingriff in
ihr gutes Recht den Herren auf die Finger klopfen. Es ist ein höchst beschwerlicher
Campagnedienst. Immerwährend angegriffen, von vorn und rückwärts geneckt, tut sie
unaufhörlich auf der Hut zu sein -- diese Leibgarde der Freiheit. Sie darf nicht
schlafen! Und diese ihre Stellung muß sie, unterstützt von allen Wohldeukenden, so
lange behaupten, bis das constitutionelle Leben in Oestreich geregelt sein wird, und eine
Opposition auf gesetzlichem Wege sich wird gebildet haben, bis dahin wünschen wir ihr
SS Glück als dem Vorposten der k. k. östreichischen Opposttionsarmee!



Symptome der Reaction. -- Eine Hurter'sehe Polizciphrasc. -- Maßregeln gegen ">>. Schütte, den es.tuo
der Volksfreunde n. A. -- Das SichcchcitScomilv i-er "gute" Bürger." --- Die PculamcntSwlchlen. --
Bundesstaat oder Staatcnl'und, -- Sendbote,: mich Julien. -- Geburtstag des Kaisers. --
Laube'S K->rlSschül-r.

Die Reaction ist in vollem Gang! -- Es thut mir weh, indem ich diese Zeilen
niederschreibe, aber leider weisen alle Symptome daraus hin.
Einer der ersten Schritte in dieser Beziehung war die Entfernung des Dr. Schütte.
Ich habe schon das letzte Mal berichtet, daß er der Regierung ein Dorn im Auge war,
weil er die' freieste ungeschmälertste Entwicklung unserer constitutionellen Institutionen
mit beredten Worten predigte. Man warf ihm anch Communismus vor; ob der ge¬
gründet ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war die Art und Weise, wie mau ihn entfernte,
eine vollkommene Mißachtung aller constitutionellen Freiheit. Er wurde zur Polizei
vorgeladen, und als er dahin fuhr, setzten sich plötzlich "Polizcivcrtrante," wie man sie
hier nennt, mmuiliunl", in seinen Wagen, escortirten ihn, und alle Anzeichen sprechen
dasür, daß er über die Grenze geschickt worden ist. Die Wiener Zeitung spricht zwar
in einem amtlichen Artikel davon, daß er aus polizeilichen Vorschlag eingewilligt habe,
nach Prag abzureisen. Allein wir ten"en diese Freiwilligkeit sehr gut; und jener Aus¬
druck erinnert gar sehr an die prächtigen Tiraden Hurter'S und Jarle's aus dem -melen
i'v^im". Es steckt etwas Hurtersches in dieser "polizeilichen Freiwilligkeit." ..... Die
Rechtsverletzung liegt nun in der Entfernung von Wien und ans Oestreich ohne Verhör,
Vertheidigung, gerichtliche Procedur, Urtheil. Es ist eine Strafe ox imjii-oviso, ein
Stand-recht ohne vorhergegangene Erklärung desselben. Daß diese Entfernung an einem
Ausländer geschehen sei, klingt gar schlecht, wenn man die Begeisterung der Bureau¬
kratie für das "einige Deutschland" bemerkt hat. Ein guter Anfang zum "deutschen
Staatsbürgerrecht," wenn man einen Deutschen "Ausländer" nennt. Das Unpolitische
des Schrittes lag darin, daß erst jetzt Schütte zu einer Bedeutendheit, zu einer Cele-
brität geworden ist, daß mau ihn zum politischen Märtyrer gemacht hat, und das war
gewiß das Unklugste, was unser Ministerium: mir irgend thun konnte. -- Dieser Schritt
erregte die heftigste Erbitterung, namentlich bei den Studenten, die sich sogleich an
Pillersdorff deshalb mit der Bitte um Erklärung diese" inconstituüouellcn Schrittes
wandten, und darauf, als diese Erklärung nicht genügte, einen sehr heftigen und scharfen
Protest gegen diese Verfahrungsweise bei dem Ministerium selbst und beim Erzherzog
Franz Carl einlegten. PillcrSdorff entließ sie mit dem Endresultat, er werde die Sache
untersuchen lassen, könne aber nicht versprechen, daß er das Resultat dieser Untersuchung
bekannt machen werde. Zum Kaiser konnten sie nach mehrfachen vergeblichen Versuchen
nicht gelangen. Uebrigens hielten sie sich bei diesem Protest durchaus nur an das Princip
und die Verfahrungsweise, indem sie von der Person, an der diese Rechtsverletzung be-


die Errungenschaften des Freiheitskampfcs zu schmälern sucht, und jeden Fuß breit Rechts
streitig macht, es auch nicht an Versuchen mangeln läßt, durch Ausdauer und portion-
weise wieder zu bekommen, was ihr im Sturm und durch Schnelligkeit genommen wor¬
den, die aber in der Studentenschaft aufmerksame Beobachter sieht, die die geringste
Bewegung nach Rückwärts eifersüchtig zu hindern suchen und bei jedem Eingriff in
ihr gutes Recht den Herren auf die Finger klopfen. Es ist ein höchst beschwerlicher
Campagnedienst. Immerwährend angegriffen, von vorn und rückwärts geneckt, tut sie
unaufhörlich auf der Hut zu sein — diese Leibgarde der Freiheit. Sie darf nicht
schlafen! Und diese ihre Stellung muß sie, unterstützt von allen Wohldeukenden, so
lange behaupten, bis das constitutionelle Leben in Oestreich geregelt sein wird, und eine
Opposition auf gesetzlichem Wege sich wird gebildet haben, bis dahin wünschen wir ihr
SS Glück als dem Vorposten der k. k. östreichischen Opposttionsarmee!



Symptome der Reaction. — Eine Hurter'sehe Polizciphrasc. — Maßregeln gegen »>>. Schütte, den es.tuo
der Volksfreunde n. A. — Das SichcchcitScomilv i-er „gute» Bürger." —- Die PculamcntSwlchlen. —
Bundesstaat oder Staatcnl'und, — Sendbote,: mich Julien. — Geburtstag des Kaisers. —
Laube'S K->rlSschül-r.

Die Reaction ist in vollem Gang! — Es thut mir weh, indem ich diese Zeilen
niederschreibe, aber leider weisen alle Symptome daraus hin.
Einer der ersten Schritte in dieser Beziehung war die Entfernung des Dr. Schütte.
Ich habe schon das letzte Mal berichtet, daß er der Regierung ein Dorn im Auge war,
weil er die' freieste ungeschmälertste Entwicklung unserer constitutionellen Institutionen
mit beredten Worten predigte. Man warf ihm anch Communismus vor; ob der ge¬
gründet ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war die Art und Weise, wie mau ihn entfernte,
eine vollkommene Mißachtung aller constitutionellen Freiheit. Er wurde zur Polizei
vorgeladen, und als er dahin fuhr, setzten sich plötzlich „Polizcivcrtrante," wie man sie
hier nennt, mmuiliunl», in seinen Wagen, escortirten ihn, und alle Anzeichen sprechen
dasür, daß er über die Grenze geschickt worden ist. Die Wiener Zeitung spricht zwar
in einem amtlichen Artikel davon, daß er aus polizeilichen Vorschlag eingewilligt habe,
nach Prag abzureisen. Allein wir ten»en diese Freiwilligkeit sehr gut; und jener Aus¬
druck erinnert gar sehr an die prächtigen Tiraden Hurter'S und Jarle's aus dem -melen
i'v^im«. Es steckt etwas Hurtersches in dieser „polizeilichen Freiwilligkeit." ..... Die
Rechtsverletzung liegt nun in der Entfernung von Wien und ans Oestreich ohne Verhör,
Vertheidigung, gerichtliche Procedur, Urtheil. Es ist eine Strafe ox imjii-oviso, ein
Stand-recht ohne vorhergegangene Erklärung desselben. Daß diese Entfernung an einem
Ausländer geschehen sei, klingt gar schlecht, wenn man die Begeisterung der Bureau¬
kratie für das „einige Deutschland" bemerkt hat. Ein guter Anfang zum „deutschen
Staatsbürgerrecht," wenn man einen Deutschen „Ausländer" nennt. Das Unpolitische
des Schrittes lag darin, daß erst jetzt Schütte zu einer Bedeutendheit, zu einer Cele-
brität geworden ist, daß mau ihn zum politischen Märtyrer gemacht hat, und das war
gewiß das Unklugste, was unser Ministerium: mir irgend thun konnte. — Dieser Schritt
erregte die heftigste Erbitterung, namentlich bei den Studenten, die sich sogleich an
Pillersdorff deshalb mit der Bitte um Erklärung diese« inconstituüouellcn Schrittes
wandten, und darauf, als diese Erklärung nicht genügte, einen sehr heftigen und scharfen
Protest gegen diese Verfahrungsweise bei dem Ministerium selbst und beim Erzherzog
Franz Carl einlegten. PillcrSdorff entließ sie mit dem Endresultat, er werde die Sache
untersuchen lassen, könne aber nicht versprechen, daß er das Resultat dieser Untersuchung
bekannt machen werde. Zum Kaiser konnten sie nach mehrfachen vergeblichen Versuchen
nicht gelangen. Uebrigens hielten sie sich bei diesem Protest durchaus nur an das Princip
und die Verfahrungsweise, indem sie von der Person, an der diese Rechtsverletzung be-


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[0165] die Errungenschaften des Freiheitskampfcs zu schmälern sucht, und jeden Fuß breit Rechts streitig macht, es auch nicht an Versuchen mangeln läßt, durch Ausdauer und portion- weise wieder zu bekommen, was ihr im Sturm und durch Schnelligkeit genommen wor¬ den, die aber in der Studentenschaft aufmerksame Beobachter sieht, die die geringste Bewegung nach Rückwärts eifersüchtig zu hindern suchen und bei jedem Eingriff in ihr gutes Recht den Herren auf die Finger klopfen. Es ist ein höchst beschwerlicher Campagnedienst. Immerwährend angegriffen, von vorn und rückwärts geneckt, tut sie unaufhörlich auf der Hut zu sein — diese Leibgarde der Freiheit. Sie darf nicht schlafen! Und diese ihre Stellung muß sie, unterstützt von allen Wohldeukenden, so lange behaupten, bis das constitutionelle Leben in Oestreich geregelt sein wird, und eine Opposition auf gesetzlichem Wege sich wird gebildet haben, bis dahin wünschen wir ihr SS Glück als dem Vorposten der k. k. östreichischen Opposttionsarmee! Symptome der Reaction. — Eine Hurter'sehe Polizciphrasc. — Maßregeln gegen »>>. Schütte, den es.tuo der Volksfreunde n. A. — Das SichcchcitScomilv i-er „gute» Bürger." —- Die PculamcntSwlchlen. — Bundesstaat oder Staatcnl'und, — Sendbote,: mich Julien. — Geburtstag des Kaisers. — Laube'S K->rlSschül-r. Die Reaction ist in vollem Gang! — Es thut mir weh, indem ich diese Zeilen niederschreibe, aber leider weisen alle Symptome daraus hin. Einer der ersten Schritte in dieser Beziehung war die Entfernung des Dr. Schütte. Ich habe schon das letzte Mal berichtet, daß er der Regierung ein Dorn im Auge war, weil er die' freieste ungeschmälertste Entwicklung unserer constitutionellen Institutionen mit beredten Worten predigte. Man warf ihm anch Communismus vor; ob der ge¬ gründet ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war die Art und Weise, wie mau ihn entfernte, eine vollkommene Mißachtung aller constitutionellen Freiheit. Er wurde zur Polizei vorgeladen, und als er dahin fuhr, setzten sich plötzlich „Polizcivcrtrante," wie man sie hier nennt, mmuiliunl», in seinen Wagen, escortirten ihn, und alle Anzeichen sprechen dasür, daß er über die Grenze geschickt worden ist. Die Wiener Zeitung spricht zwar in einem amtlichen Artikel davon, daß er aus polizeilichen Vorschlag eingewilligt habe, nach Prag abzureisen. Allein wir ten»en diese Freiwilligkeit sehr gut; und jener Aus¬ druck erinnert gar sehr an die prächtigen Tiraden Hurter'S und Jarle's aus dem -melen i'v^im«. Es steckt etwas Hurtersches in dieser „polizeilichen Freiwilligkeit." ..... Die Rechtsverletzung liegt nun in der Entfernung von Wien und ans Oestreich ohne Verhör, Vertheidigung, gerichtliche Procedur, Urtheil. Es ist eine Strafe ox imjii-oviso, ein Stand-recht ohne vorhergegangene Erklärung desselben. Daß diese Entfernung an einem Ausländer geschehen sei, klingt gar schlecht, wenn man die Begeisterung der Bureau¬ kratie für das „einige Deutschland" bemerkt hat. Ein guter Anfang zum „deutschen Staatsbürgerrecht," wenn man einen Deutschen „Ausländer" nennt. Das Unpolitische des Schrittes lag darin, daß erst jetzt Schütte zu einer Bedeutendheit, zu einer Cele- brität geworden ist, daß mau ihn zum politischen Märtyrer gemacht hat, und das war gewiß das Unklugste, was unser Ministerium: mir irgend thun konnte. — Dieser Schritt erregte die heftigste Erbitterung, namentlich bei den Studenten, die sich sogleich an Pillersdorff deshalb mit der Bitte um Erklärung diese« inconstituüouellcn Schrittes wandten, und darauf, als diese Erklärung nicht genügte, einen sehr heftigen und scharfen Protest gegen diese Verfahrungsweise bei dem Ministerium selbst und beim Erzherzog Franz Carl einlegten. PillcrSdorff entließ sie mit dem Endresultat, er werde die Sache untersuchen lassen, könne aber nicht versprechen, daß er das Resultat dieser Untersuchung bekannt machen werde. Zum Kaiser konnten sie nach mehrfachen vergeblichen Versuchen nicht gelangen. Uebrigens hielten sie sich bei diesem Protest durchaus nur an das Princip und die Verfahrungsweise, indem sie von der Person, an der diese Rechtsverletzung be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/165>, abgerufen am 06.05.2024.