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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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alte ehrliche Kriegsknecht, den ein Zufall in die Hände des Volks führte, soll sich dort
recht wohl fühlen und gesteht mit der größten Offenherzigkeit ein, daß er als alter an
Subordination gewöhnter Soldat das verhängnißvolle Manifest unterzeichnet hat, ohne
recht zu wissen um was es sich handelt. Man muß es übrigens der akademischen Le¬
gion und ihren Führern lassen, daß sie ihren Einfluß mit großer Mäßigung benutzen,
und wenn man sich des Gedankens kaum erwehren kann, daß die Weltgeschichte etwas
betrunken sein muß, um das Geschick eines großen Reiches in die Hände einiger jun¬
gen unerfahrenen Leute zu legen, so muß man wenigstens zugeben, daß dieser Rausch
auch seinen Humor hat. So wurden am ki. Oktober einige Gefangene, die man bei
dem erbitterten Kampf ans dem Stephansplatz gemacht, nach der Aula transportirt;
sie erwarteten wenigstens snsillirt zu werden und siehe da -- man kam ihnen mit vol¬
len Bierhnmpen entgegen und ließ sie nach einem tüchtigen Trunk ruhig ihre Wege
ziehn. Einzelne Fälle von Ueberhebungen mögen wohl vorkommen; man erzählte mir
unter andern von einem Studenten, er habe nach Hause geschrieben: "Liebe Mutter.
Ich bin sehr mächtig; wenn ich Nachts um zwölf komme, muß der Dobblhof ausste¬
hen." -- Das Verhältniß des Reichstagsausschusses zu den übrigen Behörden, dem
Gemeinderath, dem Oberkommando der Nationalgarde und dem Studentenausschüsse ist
ungefähr das der deutschen Centralgewalt zu den Regierungen der Einzelstaaten; er ist
theoretisch das Haupt, muß aber die andern Behörden doch etwas menagireu, wiewohl
Competenzstreitigkeitcn bis jetzt nicht vorgekommen sind, da der Reichstag sich mit vie¬
lem Takt benimmt; daß aber die Centralisation nicht vollkommen ist, sah mau z. B.
aus einem Plakat des Studentenausschusses. " Den Anordnungen des Nationalobercom-
mando's ist unbedingt Folge zu leisten." Der gegenwärtige Obercommandant der Na¬
tionalgarde, frühere Oberlicutnant Messenhau her (Ihnen vielleicht als Verfasser der
"Polengräber" bekannt) hat einen sehr günstigen Eindruck gemacht; es ist ihm gelungen,
den fortwährenden Plänkeleien der kampflustigen Vorftädtcr mit den Kroatcnvorposten,
die einmal sehr ernste Folgen haben könnten und die Stadt beständig allarmirten, ein
Ende zu machen; namentlich ist auch die Rhetorik seiner energischen Proklamationen
sehr gut aus den Geist der Wiener Bevölkerung berechnet. In seinem Generalstab
befindet sich jetzt auch der berühmte polnische Ncvolulionsgcneral Bein, und ich kann
Sie versichern, daß die Nationalgarde eine sehr respektable Macht bildet, wenn ich auch
bei aller Achtung vor ihrer Tapferkeit, nicht so sanguinisch bin zu glauben, daß sie
einer gleichen Anzahl regulärer Truppen im offnen Felde gewachsen sein würde.

Immerhin zeichnen sich die Wiener durch jene Offenheit und Ehrlichkeit, durch diese
gläubige Naivität vor andern Ultra's, z. B. vor den Berlinern und namentlich den
Ultraczechen vortheilhaft aus. Die Czechen wollen die Integrität des östreichischen
Staates erhalten wissen, das ist an und für sich ein sehr vernünftiger Zweck, wiewohl
man das hier kaum sagen darf, ohne sich des Schwarzgelbthums verdächtig zu machen;
aber die Czechen wollen den Kaiserstaat, um ihn für ihre wahrhaft barbarischen Ideen
von Nationalitätshegemonie zu escamotircn: sie scheuen zur Erreichung ihres Zweckes
kein Mittel; und so kommt es, daß eine an und für sich vollkommen berechtigte Partei
durch die Schlechtigkeit ihrer Bundesgenossen discreditirt wird.


^ '
Äus Leipzig.

Des Merzen Idus sind nun vorüber - d. h., die Meßbndcn sind abgebrochen --
und noch haben wir keinen Nationalconvent. Es hieß, man wolle mit der Einführung
der Republik nur so lange warten, bis die Comtoirgeschäste zu Ende wären aus Pa¬
triotismus, denn wie sehr man auch Mensch zu sein sich rühmt, ist man doch daneben
Leipziger, auch unter dem rothen Bande schlägt ein fühlendes Herz, und die rothe
Hahnenfeder auf dem Hut deutet nicht geradezu auf Mordbrand. Wenn aber die
Bretter, welche Indiens Schätze umschlossen, fielen, hg sollte sich der Schlachtruf der


alte ehrliche Kriegsknecht, den ein Zufall in die Hände des Volks führte, soll sich dort
recht wohl fühlen und gesteht mit der größten Offenherzigkeit ein, daß er als alter an
Subordination gewöhnter Soldat das verhängnißvolle Manifest unterzeichnet hat, ohne
recht zu wissen um was es sich handelt. Man muß es übrigens der akademischen Le¬
gion und ihren Führern lassen, daß sie ihren Einfluß mit großer Mäßigung benutzen,
und wenn man sich des Gedankens kaum erwehren kann, daß die Weltgeschichte etwas
betrunken sein muß, um das Geschick eines großen Reiches in die Hände einiger jun¬
gen unerfahrenen Leute zu legen, so muß man wenigstens zugeben, daß dieser Rausch
auch seinen Humor hat. So wurden am ki. Oktober einige Gefangene, die man bei
dem erbitterten Kampf ans dem Stephansplatz gemacht, nach der Aula transportirt;
sie erwarteten wenigstens snsillirt zu werden und siehe da — man kam ihnen mit vol¬
len Bierhnmpen entgegen und ließ sie nach einem tüchtigen Trunk ruhig ihre Wege
ziehn. Einzelne Fälle von Ueberhebungen mögen wohl vorkommen; man erzählte mir
unter andern von einem Studenten, er habe nach Hause geschrieben: „Liebe Mutter.
Ich bin sehr mächtig; wenn ich Nachts um zwölf komme, muß der Dobblhof ausste¬
hen." — Das Verhältniß des Reichstagsausschusses zu den übrigen Behörden, dem
Gemeinderath, dem Oberkommando der Nationalgarde und dem Studentenausschüsse ist
ungefähr das der deutschen Centralgewalt zu den Regierungen der Einzelstaaten; er ist
theoretisch das Haupt, muß aber die andern Behörden doch etwas menagireu, wiewohl
Competenzstreitigkeitcn bis jetzt nicht vorgekommen sind, da der Reichstag sich mit vie¬
lem Takt benimmt; daß aber die Centralisation nicht vollkommen ist, sah mau z. B.
aus einem Plakat des Studentenausschusses. „ Den Anordnungen des Nationalobercom-
mando's ist unbedingt Folge zu leisten." Der gegenwärtige Obercommandant der Na¬
tionalgarde, frühere Oberlicutnant Messenhau her (Ihnen vielleicht als Verfasser der
„Polengräber" bekannt) hat einen sehr günstigen Eindruck gemacht; es ist ihm gelungen,
den fortwährenden Plänkeleien der kampflustigen Vorftädtcr mit den Kroatcnvorposten,
die einmal sehr ernste Folgen haben könnten und die Stadt beständig allarmirten, ein
Ende zu machen; namentlich ist auch die Rhetorik seiner energischen Proklamationen
sehr gut aus den Geist der Wiener Bevölkerung berechnet. In seinem Generalstab
befindet sich jetzt auch der berühmte polnische Ncvolulionsgcneral Bein, und ich kann
Sie versichern, daß die Nationalgarde eine sehr respektable Macht bildet, wenn ich auch
bei aller Achtung vor ihrer Tapferkeit, nicht so sanguinisch bin zu glauben, daß sie
einer gleichen Anzahl regulärer Truppen im offnen Felde gewachsen sein würde.

Immerhin zeichnen sich die Wiener durch jene Offenheit und Ehrlichkeit, durch diese
gläubige Naivität vor andern Ultra's, z. B. vor den Berlinern und namentlich den
Ultraczechen vortheilhaft aus. Die Czechen wollen die Integrität des östreichischen
Staates erhalten wissen, das ist an und für sich ein sehr vernünftiger Zweck, wiewohl
man das hier kaum sagen darf, ohne sich des Schwarzgelbthums verdächtig zu machen;
aber die Czechen wollen den Kaiserstaat, um ihn für ihre wahrhaft barbarischen Ideen
von Nationalitätshegemonie zu escamotircn: sie scheuen zur Erreichung ihres Zweckes
kein Mittel; und so kommt es, daß eine an und für sich vollkommen berechtigte Partei
durch die Schlechtigkeit ihrer Bundesgenossen discreditirt wird.


^ '
Äus Leipzig.

Des Merzen Idus sind nun vorüber - d. h., die Meßbndcn sind abgebrochen —
und noch haben wir keinen Nationalconvent. Es hieß, man wolle mit der Einführung
der Republik nur so lange warten, bis die Comtoirgeschäste zu Ende wären aus Pa¬
triotismus, denn wie sehr man auch Mensch zu sein sich rühmt, ist man doch daneben
Leipziger, auch unter dem rothen Bande schlägt ein fühlendes Herz, und die rothe
Hahnenfeder auf dem Hut deutet nicht geradezu auf Mordbrand. Wenn aber die
Bretter, welche Indiens Schätze umschlossen, fielen, hg sollte sich der Schlachtruf der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/135>, abgerufen am 25.05.2024.