Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.Rechts, die Grundlage alles Knien und Edlen. Indem er aber dieses Evangelium der Ein bequemer und lockender Vorschlag, aber mehr pikant als nützlich, wie Geschichten ans Siebenbürgen. Eine Familie zu Nagy Enyed. 4. Acht Tage lag der Bergmann im Hanse der Walachin, zuerst matt, häufig Ein Wagen hielt vor der Thür. In dem jungen Mann, der vom Sitze Nachdem dieser Wage" und Pferde untergebracht, trat er mit freundlichem Große Rechts, die Grundlage alles Knien und Edlen. Indem er aber dieses Evangelium der Ein bequemer und lockender Vorschlag, aber mehr pikant als nützlich, wie Geschichten ans Siebenbürgen. Eine Familie zu Nagy Enyed. 4. Acht Tage lag der Bergmann im Hanse der Walachin, zuerst matt, häufig Ein Wagen hielt vor der Thür. In dem jungen Mann, der vom Sitze Nachdem dieser Wage» und Pferde untergebracht, trat er mit freundlichem Große <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185648"/> <p xml:id="ID_1118" prev="#ID_1117"> Rechts, die Grundlage alles Knien und Edlen. Indem er aber dieses Evangelium der<lb/> göttlichen Gerechtigkeit zergliedert, findet es sich, daß diejenigen Männer, die<lb/> man bisher als seine Helden und Märtyrer betrachtet hat, nichts weniger als gut<lb/> und weise waren; sie sind zum größten Theil entweder Schwachköpse oder Böse-<lb/> wichter gewesen. Dagegen hat er einen neuen Helden der Revolution entdeckt:<lb/> das Volk; deu Heros ohne Namen, ohne Charakter, ohne Bestimmtheit; den<lb/> Mythus der eitlen Selbstanbetung, mit welcher die moderne Menschheit sich selber<lb/> berauscht. Diesen Helden kann man freilich in der Glorie der heiligsten Reinheit<lb/> erhalten, weil bei jeder bestimmten Erscheinung, an der man etwas auszusetzen<lb/> findet, gesagt werdeu kann: das war nicht das rechte Volk — das Jenseits der<lb/> materialistische» Phantasie. Es kostet Michelet dann auch wenig, diesen Heros<lb/> der befreiten Menschheit geradezu Altare zu errichten. „Euer Gesanuntwille",<lb/> ruft er den Völkern zu, „ist die Vernunft selbst. Mit andern Worten: ihr seid<lb/> Gott! Und wer, ohne zu glauben, Gott zu sein, könnte etwas Großes thun?<lb/> An dem Tage, wo man diesen Glauben gewonnen, reißt man sich, im Namen<lb/> der Pflicht, seine theuerste Liebe, sein Herz aus. Seien wir also Gott!<lb/> Das Unmögliche wird dann möglich nud leicht. Eine Welt umzustürzen, ist dann<lb/> wenig; aber man schafft dann eine Welt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Ein bequemer und lockender Vorschlag, aber mehr pikant als nützlich, wie<lb/> Alles, was die Romantik zum Beste» der leidenden Menschheit geträumt und<lb/> gesungen hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Geschichten ans Siebenbürgen.<lb/> Eine Familie zu Nagy Enyed.</head><lb/> <div n="2"> <head> 4. </head><lb/> <p xml:id="ID_1120"> Acht Tage lag der Bergmann im Hanse der Walachin, zuerst matt, häufig<lb/> in unruhigem Schlaf; das Mädchen wachte an seinem Lager und sah ihm Stunden<lb/> lang unverrückt in das blasse Gesicht und auf seine geschlossenen Angen. Wenn<lb/> er sie aufschlug, pflegte Marie zu erröthen. Am 17ten Tage seiner Gefangen¬<lb/> nehmung ging Oedön endlich fast ganz genesen im Zimmer aus und ab, schaute<lb/> hinaus auf die beschneite Straße und warf dann nud wann einen dankbaren<lb/> Blick auf Marie, die ab- und zuging.</p><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Ein Wagen hielt vor der Thür. In dem jungen Mann, der vom Sitze<lb/> herabsprang und das Hofthor öffnete, erkannte Oedön seinen Retter, den Cen¬<lb/> turionen Mieareöeu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1122" next="#ID_1123"> Nachdem dieser Wage» und Pferde untergebracht, trat er mit freundlichem Große<lb/> herein und nahm Oedön's Hand zwischen die seinigen. „Ich komme zu sehen, wie es</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
Rechts, die Grundlage alles Knien und Edlen. Indem er aber dieses Evangelium der
göttlichen Gerechtigkeit zergliedert, findet es sich, daß diejenigen Männer, die
man bisher als seine Helden und Märtyrer betrachtet hat, nichts weniger als gut
und weise waren; sie sind zum größten Theil entweder Schwachköpse oder Böse-
wichter gewesen. Dagegen hat er einen neuen Helden der Revolution entdeckt:
das Volk; deu Heros ohne Namen, ohne Charakter, ohne Bestimmtheit; den
Mythus der eitlen Selbstanbetung, mit welcher die moderne Menschheit sich selber
berauscht. Diesen Helden kann man freilich in der Glorie der heiligsten Reinheit
erhalten, weil bei jeder bestimmten Erscheinung, an der man etwas auszusetzen
findet, gesagt werdeu kann: das war nicht das rechte Volk — das Jenseits der
materialistische» Phantasie. Es kostet Michelet dann auch wenig, diesen Heros
der befreiten Menschheit geradezu Altare zu errichten. „Euer Gesanuntwille",
ruft er den Völkern zu, „ist die Vernunft selbst. Mit andern Worten: ihr seid
Gott! Und wer, ohne zu glauben, Gott zu sein, könnte etwas Großes thun?
An dem Tage, wo man diesen Glauben gewonnen, reißt man sich, im Namen
der Pflicht, seine theuerste Liebe, sein Herz aus. Seien wir also Gott!
Das Unmögliche wird dann möglich nud leicht. Eine Welt umzustürzen, ist dann
wenig; aber man schafft dann eine Welt."
Ein bequemer und lockender Vorschlag, aber mehr pikant als nützlich, wie
Alles, was die Romantik zum Beste» der leidenden Menschheit geträumt und
gesungen hat.
Geschichten ans Siebenbürgen.
Eine Familie zu Nagy Enyed.
4.
Acht Tage lag der Bergmann im Hanse der Walachin, zuerst matt, häufig
in unruhigem Schlaf; das Mädchen wachte an seinem Lager und sah ihm Stunden
lang unverrückt in das blasse Gesicht und auf seine geschlossenen Angen. Wenn
er sie aufschlug, pflegte Marie zu erröthen. Am 17ten Tage seiner Gefangen¬
nehmung ging Oedön endlich fast ganz genesen im Zimmer aus und ab, schaute
hinaus auf die beschneite Straße und warf dann nud wann einen dankbaren
Blick auf Marie, die ab- und zuging.
Ein Wagen hielt vor der Thür. In dem jungen Mann, der vom Sitze
herabsprang und das Hofthor öffnete, erkannte Oedön seinen Retter, den Cen¬
turionen Mieareöeu.
Nachdem dieser Wage» und Pferde untergebracht, trat er mit freundlichem Große
herein und nahm Oedön's Hand zwischen die seinigen. „Ich komme zu sehen, wie es
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