Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.Die Revolution in Glacehandschuhe". Herr von der Pfordten hat in seiner neuesten, gegen uns gerichteten Wir könnten nun zunächst sagen, daß es nicht schon ist von Herrn v. d. Wir wollen das nicht thun; wir wollen uns damit begnügen, den. k. bayri¬ Gvcnjbotc" II. I8öl>- 61
Die Revolution in Glacehandschuhe«. Herr von der Pfordten hat in seiner neuesten, gegen uns gerichteten Wir könnten nun zunächst sagen, daß es nicht schon ist von Herrn v. d. Wir wollen das nicht thun; wir wollen uns damit begnügen, den. k. bayri¬ Gvcnjbotc» II. I8öl>- 61
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Die Revolution in Glacehandschuhe«.
Herr von der Pfordten hat in seiner neuesten, gegen uns gerichteten
Philippika seinen „offenen" Gegnern, den Helden der Barrikade versprochen, er
wolle gegen sie die größte Mäßigung anwenden; gegen die liberalen Heuchler
dagegen, die ,,Wölfe in Schafskleidern", die „Revolutionärs in Glace'chandschuhcn"
— der Freund Sr. Excellenz, Herr Marbach, Censor a. D., hat zu diesen Jn-
dicien noch den „Fuchsschwanz" hinzugefügt — gegen diese werde er unerbittlich
sein, er werde sie mit Feuer und Schwert vertilgen.
Wir könnten nun zunächst sagen, daß es nicht schon ist von Herrn v. d.
Pfordten, mit alten Freunden, denen er seine Excellenz verdankt, so übel um¬
zugehen. Deun es warm doch wohl die Revolutionärs in Glacehandschuhen, die
ihn vom Leipziger Professor zum sächsischen Minister gemacht haben. Wir konnten
serner sagen, daß es hart ist, eine Partei nach einer äußerlichen Eigenschaft ein¬
zelner ihrer Anhänger zu charakterisiren, und sie dadurch bei dem. Volk, welches
keine Handschuhe trägt, in Mißcredit zu bringen — deun das Wvlfsgesicht, der
Fuchsschwanz und der Schafpelz sind doch wohl nnr allegorische Bezeichnungen.
Ja, wenn wir Repressalien anwenden wollten, so könnten wir weiter gehen, und
z. B. die immerhin einflußreiche Classe der Seifensieder für uns gewinnen, indem
wir sie auf einzelne der hervorragendsten großdentschen Agenten aufmerksam machten,
und ihnen vorstellten, daß sie bei einem Sieg der großdentschen Partei brodlos
werden müßten.
Wir wollen das nicht thun; wir wollen uns damit begnügen, den. k. bayri¬
schen Staatsminister zu fragen, was er eigentlich mit nus vorhat? auf welche
Weise er gegen uns „unmäßig" und „terroristisch" zu verfahren gedenkt? — Daß
er gegen die Eiueute Mäßigung anzuwenden verspricht, läßt sich begreifen. In
Folge richterlicher Entscheidung sitzen viele Demokraten in den Gefängnissen.
Diese kann er freilassen. Die demokratische Presse überschreitet mitunter die Be¬
stimmungen des Strascodex. Diese Überschreitungen kann er ignoriren. Das
Alles ist verständlich; aber wie will er gegen uns „unmäßig" sein? da er sich dock)
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