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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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vom Militärkommando aufoctroyirten Senator Hüttner und Consorten zu ver¬
weigern, und die Beschwerden" der Nation vor den Stufen des Thrones nieder-
zulegen. Mund ist eine Tugend, die der Magyar auch bei seinen Gegnern zu
schätzen weiß, und die Bürger vou Herrmannstadt hätten kein besseres Mittel als
jene männliche Worte wählen können, "in sich in der Achtung ihrer Nachbarn zu
rchabilitiren, zwar können diese jetzt ihren Beifall nur durch ein halblautes
,M<zu<zcI a äervk sri^ok" "Hoch die wackern Sachsen!" äußern, aber beide
Nationen haben, trotz der vielen innern Gegensätze, doch das Eine gemein, daß
sie eine unzerstörbare Kraft in sich bergen, und das gemeinsame Leiden wird auch
gemeinsame Interessen hervorrufen. Haben wir es doch erlebt, daß die Türken
mit den Magyaren sympathisiren!




Hayna"" und Andrassy.

Haynan der große, der mächtige, der unumschränkte, der gepriesene und
verfluchte, geliebte und gehaßte, der unsterbliche Haynan ist nicht mehr! Der
Mann, der noch vor Tagen das Beil über 15 Millionen Menschen geschwungen
hielt, dem noch vor einigen Stunden 26 Vertreter einer großen Nation ihren
zerknirschten Dank für die erlassene Zuchtruthe darbrachte"; der Maun, der wirklich
sein Jahrhundert in die Schranken forderte, ist nun von dem Hauche eines hypo¬
chondrischen BureaumanueS weggeblasen, um vielleicht gänzlich von der Oberfläche
dieser Erde zu verschwinden! Merkwürdig, bis jetzt fast unerklärlich!

" Vielleicht haben die Schatten Batthyaui's, Pervuyi's, Jessenak's und Anderer
den jungen Blitze schleudernden Jupiter auf dem Throne zu Wien ans den weichen
Träumen gerüttelt, in welche er durch die Hymnen der Gutgesinnten gewiegt
wordeu war?" so schwärmen unsere romantischen Patriotinnen; oder "Haynan
ist von dem Hexenchor von D6ez") heimgesucht worden, daß er seit der Flucht
seines Adjutanten und Helfershelfers Andrassy kein Todesurtheil mehr zu unter¬
schreiben wagte, und man ist oben zur Einsicht gekommen, daß Haynan doch
nicht der Mann sei, der das große Werk vollenden kann?" fragen die
verwaisten Söhne des lorralZalmi e,?amok ^). " So mußte es kommen! .der liebe
Gott kounte es nicht dulden, daß das Ungethüm noch lauger in den Eingeweiden
einer edlen Nation herumwühle," so spricht die große Menge. --

Manche behaupten, die Uebergriffe der Soldaten hätten dem Hofe selbst
diese gefährliche Macht furchtbar erscheinen lassen, und man hätte sich daher ent¬
schlossen, .durch einen Streich auf den Unpopulärsten diese Macht zu brechen.




*) Ein ungarischer "Brocken."
"Rtvolutionöhalle," früher "Fillinger Kaffeehaus," bekannt durch die Zusammen¬
künfte der radikalen Studenten, während der Revolution.
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vom Militärkommando aufoctroyirten Senator Hüttner und Consorten zu ver¬
weigern, und die Beschwerden" der Nation vor den Stufen des Thrones nieder-
zulegen. Mund ist eine Tugend, die der Magyar auch bei seinen Gegnern zu
schätzen weiß, und die Bürger vou Herrmannstadt hätten kein besseres Mittel als
jene männliche Worte wählen können, »in sich in der Achtung ihrer Nachbarn zu
rchabilitiren, zwar können diese jetzt ihren Beifall nur durch ein halblautes
,M<zu<zcI a äervk sri^ok" „Hoch die wackern Sachsen!" äußern, aber beide
Nationen haben, trotz der vielen innern Gegensätze, doch das Eine gemein, daß
sie eine unzerstörbare Kraft in sich bergen, und das gemeinsame Leiden wird auch
gemeinsame Interessen hervorrufen. Haben wir es doch erlebt, daß die Türken
mit den Magyaren sympathisiren!




Hayna»» und Andrassy.

Haynan der große, der mächtige, der unumschränkte, der gepriesene und
verfluchte, geliebte und gehaßte, der unsterbliche Haynan ist nicht mehr! Der
Mann, der noch vor Tagen das Beil über 15 Millionen Menschen geschwungen
hielt, dem noch vor einigen Stunden 26 Vertreter einer großen Nation ihren
zerknirschten Dank für die erlassene Zuchtruthe darbrachte»; der Maun, der wirklich
sein Jahrhundert in die Schranken forderte, ist nun von dem Hauche eines hypo¬
chondrischen BureaumanueS weggeblasen, um vielleicht gänzlich von der Oberfläche
dieser Erde zu verschwinden! Merkwürdig, bis jetzt fast unerklärlich!

„ Vielleicht haben die Schatten Batthyaui's, Pervuyi's, Jessenak's und Anderer
den jungen Blitze schleudernden Jupiter auf dem Throne zu Wien ans den weichen
Träumen gerüttelt, in welche er durch die Hymnen der Gutgesinnten gewiegt
wordeu war?" so schwärmen unsere romantischen Patriotinnen; oder „Haynan
ist von dem Hexenchor von D6ez") heimgesucht worden, daß er seit der Flucht
seines Adjutanten und Helfershelfers Andrassy kein Todesurtheil mehr zu unter¬
schreiben wagte, und man ist oben zur Einsicht gekommen, daß Haynan doch
nicht der Mann sei, der das große Werk vollenden kann?" fragen die
verwaisten Söhne des lorralZalmi e,?amok ^). „ So mußte es kommen! .der liebe
Gott kounte es nicht dulden, daß das Ungethüm noch lauger in den Eingeweiden
einer edlen Nation herumwühle," so spricht die große Menge. —

Manche behaupten, die Uebergriffe der Soldaten hätten dem Hofe selbst
diese gefährliche Macht furchtbar erscheinen lassen, und man hätte sich daher ent¬
schlossen, .durch einen Streich auf den Unpopulärsten diese Macht zu brechen.




*) Ein ungarischer „Brocken."
„Rtvolutionöhalle," früher „Fillinger Kaffeehaus," bekannt durch die Zusammen¬
künfte der radikalen Studenten, während der Revolution.
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[0163] vom Militärkommando aufoctroyirten Senator Hüttner und Consorten zu ver¬ weigern, und die Beschwerden" der Nation vor den Stufen des Thrones nieder- zulegen. Mund ist eine Tugend, die der Magyar auch bei seinen Gegnern zu schätzen weiß, und die Bürger vou Herrmannstadt hätten kein besseres Mittel als jene männliche Worte wählen können, »in sich in der Achtung ihrer Nachbarn zu rchabilitiren, zwar können diese jetzt ihren Beifall nur durch ein halblautes ,M<zu<zcI a äervk sri^ok" „Hoch die wackern Sachsen!" äußern, aber beide Nationen haben, trotz der vielen innern Gegensätze, doch das Eine gemein, daß sie eine unzerstörbare Kraft in sich bergen, und das gemeinsame Leiden wird auch gemeinsame Interessen hervorrufen. Haben wir es doch erlebt, daß die Türken mit den Magyaren sympathisiren! Hayna»» und Andrassy. Haynan der große, der mächtige, der unumschränkte, der gepriesene und verfluchte, geliebte und gehaßte, der unsterbliche Haynan ist nicht mehr! Der Mann, der noch vor Tagen das Beil über 15 Millionen Menschen geschwungen hielt, dem noch vor einigen Stunden 26 Vertreter einer großen Nation ihren zerknirschten Dank für die erlassene Zuchtruthe darbrachte»; der Maun, der wirklich sein Jahrhundert in die Schranken forderte, ist nun von dem Hauche eines hypo¬ chondrischen BureaumanueS weggeblasen, um vielleicht gänzlich von der Oberfläche dieser Erde zu verschwinden! Merkwürdig, bis jetzt fast unerklärlich! „ Vielleicht haben die Schatten Batthyaui's, Pervuyi's, Jessenak's und Anderer den jungen Blitze schleudernden Jupiter auf dem Throne zu Wien ans den weichen Träumen gerüttelt, in welche er durch die Hymnen der Gutgesinnten gewiegt wordeu war?" so schwärmen unsere romantischen Patriotinnen; oder „Haynan ist von dem Hexenchor von D6ez") heimgesucht worden, daß er seit der Flucht seines Adjutanten und Helfershelfers Andrassy kein Todesurtheil mehr zu unter¬ schreiben wagte, und man ist oben zur Einsicht gekommen, daß Haynan doch nicht der Mann sei, der das große Werk vollenden kann?" fragen die verwaisten Söhne des lorralZalmi e,?amok ^). „ So mußte es kommen! .der liebe Gott kounte es nicht dulden, daß das Ungethüm noch lauger in den Eingeweiden einer edlen Nation herumwühle," so spricht die große Menge. — Manche behaupten, die Uebergriffe der Soldaten hätten dem Hofe selbst diese gefährliche Macht furchtbar erscheinen lassen, und man hätte sich daher ent¬ schlossen, .durch einen Streich auf den Unpopulärsten diese Macht zu brechen. *) Ein ungarischer „Brocken." „Rtvolutionöhalle," früher „Fillinger Kaffeehaus," bekannt durch die Zusammen¬ künfte der radikalen Studenten, während der Revolution. 20*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/163>, abgerufen am 07.05.2024.