Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

hat sich aber bitter getäuscht: denn mit ungetheilter Bereitwilligkeit wurden die Gewehre
i" solcher Menge an die Depots abgeliefert, daß der Herr Oberst, um am 18. August
nicht allein ausrücken zu müssen, über das Fehlschlagen seiner Ruhe erbittert, sich in
das Pantheon der Unsterblichen zurückzog.

Hayna" abgetreten, unser Gardeoberst abgetreten, ich zittere für Oestreichs Zukunft.


-- Ir --


Zur neuen Postreform in Bestreich.

Als eifriger Leser Ihres Blattes erlaube ich mir zu dem Artikel "aus Pesch" in
Ur. 25 dieser Zeitschrift eine kleine Berichtigung.

Es ist ein Jrrthum, wenn der /xCorrcspondent erzählt, daß in Oestreich jeder
Brief bei der Aufgabe frankirt werden müsse.

Allerdings heißt es in ez. 12. der Bestimmungen über die Briesportotaxcn: "Alle
im Inlande aufgegebenen für das Inland bestimmten Briefpostscndnngen müssen
frankirt werden." Dahingegen lautet aber §. Ili. "Sendungen, welche sich ohne oder
mit zur vollständigen Frankirung unzureichenden Marken in den Briefkasten vorfinden,
werden zwar unaufg eh alten abgefertigt, doch wird der fehlende Betrag als Porto
und außerdem eine nach dem Bricsgewichte steigende Zntaxc von 3 Kr. für den einfachen
Brief von den Adressaten cingehoben." Es würde daher ein unfrankirter Brief an Porto
sammt Zuschlag gegen die frühere Taxe immer noch nicht vertheucrt erscheinen. In
andern Staaten besteht diese Einrichtung schon längst und Oestreich hat sie mir adoptirt.
Ueberhaupt aber ist diese Maßregel nicht im Interesse des PostdicnsteS allein -- nein,
auch in dem des Publikums angeordnet worden. Der ni'sauber eines Briefes ist
durch Hilfe des Meilenzcigcrs") in den Stand gesetzt, aus jede Entfernung das Porto
selbst zu berechnen und aus diese Weise den Brief frankirt zur Post zu bringen. Hierbei
ist er nicht mehr -- wie so häufig früher geschehen -- den Betrügereien und Verun-
trauungcn seines Dienstpersonals ausgesetzt.

Wem es nicht entgangen ist, welche enorme Vermehrung im Briefverkehr seit den
letzten 10 Jahren stattgefunden hat und täglich und stündlich noch stattfindet, dem wird
es einleuchtend sein daß Seitens der Verwaltungen Vorkehrungen getroffen werden mußten,
den Manipulationsdienst, wie nicht minder das Ncchnungswcrk der Postanstalten größt¬
möglichst zu vereinfachen.

Die Erfindung der sogenannten Frankomarkcn, welche das Bricfannahmegeschäst um
ein Bedeutendes vereinfachen, verdanken wir dem großen englischen Postrefonnatcr
Rowland Hill, dem es hierbei gewiß am allerwenigsten eingefallen ist, der östreichischen
Polizei in die Hände zu arbeiten. Die -angeblichen Schwierigkeiten, welche diese neue
Einrichtung in der Handelswelt verursachen soll, liegen mehr in der Einbildung, und
nächstens werde ich mir die Gelegenheit nehmen solche ausführlich zu widerlegen. Nur
so viel zum Schluß: alle neuen Einrichtungen, mögen sie in ihrer Anwendung gut oder
nicht gut sich bewähren, führen im Anfange stets Unbequemlichkeiten im Gefolge, die
aber von denjenigen, welche den Nutzen begreifen, leicht überwunden werden.


Peter.





') Die Meilenzeiger sind bei jeder Postanstalt um ein Geringes zu erhalten.

hat sich aber bitter getäuscht: denn mit ungetheilter Bereitwilligkeit wurden die Gewehre
i» solcher Menge an die Depots abgeliefert, daß der Herr Oberst, um am 18. August
nicht allein ausrücken zu müssen, über das Fehlschlagen seiner Ruhe erbittert, sich in
das Pantheon der Unsterblichen zurückzog.

Hayna» abgetreten, unser Gardeoberst abgetreten, ich zittere für Oestreichs Zukunft.


— Ir —


Zur neuen Postreform in Bestreich.

Als eifriger Leser Ihres Blattes erlaube ich mir zu dem Artikel „aus Pesch" in
Ur. 25 dieser Zeitschrift eine kleine Berichtigung.

Es ist ein Jrrthum, wenn der /xCorrcspondent erzählt, daß in Oestreich jeder
Brief bei der Aufgabe frankirt werden müsse.

Allerdings heißt es in ez. 12. der Bestimmungen über die Briesportotaxcn: „Alle
im Inlande aufgegebenen für das Inland bestimmten Briefpostscndnngen müssen
frankirt werden." Dahingegen lautet aber §. Ili. „Sendungen, welche sich ohne oder
mit zur vollständigen Frankirung unzureichenden Marken in den Briefkasten vorfinden,
werden zwar unaufg eh alten abgefertigt, doch wird der fehlende Betrag als Porto
und außerdem eine nach dem Bricsgewichte steigende Zntaxc von 3 Kr. für den einfachen
Brief von den Adressaten cingehoben." Es würde daher ein unfrankirter Brief an Porto
sammt Zuschlag gegen die frühere Taxe immer noch nicht vertheucrt erscheinen. In
andern Staaten besteht diese Einrichtung schon längst und Oestreich hat sie mir adoptirt.
Ueberhaupt aber ist diese Maßregel nicht im Interesse des PostdicnsteS allein — nein,
auch in dem des Publikums angeordnet worden. Der ni'sauber eines Briefes ist
durch Hilfe des Meilenzcigcrs") in den Stand gesetzt, aus jede Entfernung das Porto
selbst zu berechnen und aus diese Weise den Brief frankirt zur Post zu bringen. Hierbei
ist er nicht mehr — wie so häufig früher geschehen — den Betrügereien und Verun-
trauungcn seines Dienstpersonals ausgesetzt.

Wem es nicht entgangen ist, welche enorme Vermehrung im Briefverkehr seit den
letzten 10 Jahren stattgefunden hat und täglich und stündlich noch stattfindet, dem wird
es einleuchtend sein daß Seitens der Verwaltungen Vorkehrungen getroffen werden mußten,
den Manipulationsdienst, wie nicht minder das Ncchnungswcrk der Postanstalten größt¬
möglichst zu vereinfachen.

Die Erfindung der sogenannten Frankomarkcn, welche das Bricfannahmegeschäst um
ein Bedeutendes vereinfachen, verdanken wir dem großen englischen Postrefonnatcr
Rowland Hill, dem es hierbei gewiß am allerwenigsten eingefallen ist, der östreichischen
Polizei in die Hände zu arbeiten. Die -angeblichen Schwierigkeiten, welche diese neue
Einrichtung in der Handelswelt verursachen soll, liegen mehr in der Einbildung, und
nächstens werde ich mir die Gelegenheit nehmen solche ausführlich zu widerlegen. Nur
so viel zum Schluß: alle neuen Einrichtungen, mögen sie in ihrer Anwendung gut oder
nicht gut sich bewähren, führen im Anfange stets Unbequemlichkeiten im Gefolge, die
aber von denjenigen, welche den Nutzen begreifen, leicht überwunden werden.


Peter.





') Die Meilenzeiger sind bei jeder Postanstalt um ein Geringes zu erhalten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85788"/>
          <p xml:id="ID_675" prev="#ID_674"> hat sich aber bitter getäuscht: denn mit ungetheilter Bereitwilligkeit wurden die Gewehre<lb/>
i» solcher Menge an die Depots abgeliefert, daß der Herr Oberst, um am 18. August<lb/>
nicht allein ausrücken zu müssen, über das Fehlschlagen seiner Ruhe erbittert, sich in<lb/>
das Pantheon der Unsterblichen zurückzog.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_676"> Hayna» abgetreten, unser Gardeoberst abgetreten, ich zittere für Oestreichs Zukunft.</p><lb/>
          <note type="byline"> &#x2014; Ir &#x2014;</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Zur neuen Postreform in Bestreich.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_677"> Als eifriger Leser Ihres Blattes erlaube ich mir zu dem Artikel &#x201E;aus Pesch" in<lb/>
Ur. 25 dieser Zeitschrift eine kleine Berichtigung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_678"> Es ist ein Jrrthum, wenn der /xCorrcspondent erzählt, daß in Oestreich jeder<lb/>
Brief bei der Aufgabe frankirt werden müsse.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_679"> Allerdings heißt es in ez. 12. der Bestimmungen über die Briesportotaxcn: &#x201E;Alle<lb/>
im Inlande aufgegebenen für das Inland bestimmten Briefpostscndnngen müssen<lb/>
frankirt werden." Dahingegen lautet aber §. Ili. &#x201E;Sendungen, welche sich ohne oder<lb/>
mit zur vollständigen Frankirung unzureichenden Marken in den Briefkasten vorfinden,<lb/>
werden zwar unaufg eh alten abgefertigt, doch wird der fehlende Betrag als Porto<lb/>
und außerdem eine nach dem Bricsgewichte steigende Zntaxc von 3 Kr. für den einfachen<lb/>
Brief von den Adressaten cingehoben." Es würde daher ein unfrankirter Brief an Porto<lb/>
sammt Zuschlag gegen die frühere Taxe immer noch nicht vertheucrt erscheinen. In<lb/>
andern Staaten besteht diese Einrichtung schon längst und Oestreich hat sie mir adoptirt.<lb/>
Ueberhaupt aber ist diese Maßregel nicht im Interesse des PostdicnsteS allein &#x2014; nein,<lb/>
auch in dem des Publikums angeordnet worden. Der ni'sauber eines Briefes ist<lb/>
durch Hilfe des Meilenzcigcrs") in den Stand gesetzt, aus jede Entfernung das Porto<lb/>
selbst zu berechnen und aus diese Weise den Brief frankirt zur Post zu bringen. Hierbei<lb/>
ist er nicht mehr &#x2014; wie so häufig früher geschehen &#x2014; den Betrügereien und Verun-<lb/>
trauungcn seines Dienstpersonals ausgesetzt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_680"> Wem es nicht entgangen ist, welche enorme Vermehrung im Briefverkehr seit den<lb/>
letzten 10 Jahren stattgefunden hat und täglich und stündlich noch stattfindet, dem wird<lb/>
es einleuchtend sein daß Seitens der Verwaltungen Vorkehrungen getroffen werden mußten,<lb/>
den Manipulationsdienst, wie nicht minder das Ncchnungswcrk der Postanstalten größt¬<lb/>
möglichst zu vereinfachen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_681"> Die Erfindung der sogenannten Frankomarkcn, welche das Bricfannahmegeschäst um<lb/>
ein Bedeutendes vereinfachen, verdanken wir dem großen englischen Postrefonnatcr<lb/>
Rowland Hill, dem es hierbei gewiß am allerwenigsten eingefallen ist, der östreichischen<lb/>
Polizei in die Hände zu arbeiten. Die -angeblichen Schwierigkeiten, welche diese neue<lb/>
Einrichtung in der Handelswelt verursachen soll, liegen mehr in der Einbildung, und<lb/>
nächstens werde ich mir die Gelegenheit nehmen solche ausführlich zu widerlegen. Nur<lb/>
so viel zum Schluß: alle neuen Einrichtungen, mögen sie in ihrer Anwendung gut oder<lb/>
nicht gut sich bewähren, führen im Anfange stets Unbequemlichkeiten im Gefolge, die<lb/>
aber von denjenigen, welche den Nutzen begreifen, leicht überwunden werden.</p><lb/>
          <note type="byline"> Peter.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_682"> </p><lb/>
          <note xml:id="FID_24" place="foot"> ') Die Meilenzeiger sind bei jeder Postanstalt um ein Geringes zu erhalten.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0205] hat sich aber bitter getäuscht: denn mit ungetheilter Bereitwilligkeit wurden die Gewehre i» solcher Menge an die Depots abgeliefert, daß der Herr Oberst, um am 18. August nicht allein ausrücken zu müssen, über das Fehlschlagen seiner Ruhe erbittert, sich in das Pantheon der Unsterblichen zurückzog. Hayna» abgetreten, unser Gardeoberst abgetreten, ich zittere für Oestreichs Zukunft. — Ir — Zur neuen Postreform in Bestreich. Als eifriger Leser Ihres Blattes erlaube ich mir zu dem Artikel „aus Pesch" in Ur. 25 dieser Zeitschrift eine kleine Berichtigung. Es ist ein Jrrthum, wenn der /xCorrcspondent erzählt, daß in Oestreich jeder Brief bei der Aufgabe frankirt werden müsse. Allerdings heißt es in ez. 12. der Bestimmungen über die Briesportotaxcn: „Alle im Inlande aufgegebenen für das Inland bestimmten Briefpostscndnngen müssen frankirt werden." Dahingegen lautet aber §. Ili. „Sendungen, welche sich ohne oder mit zur vollständigen Frankirung unzureichenden Marken in den Briefkasten vorfinden, werden zwar unaufg eh alten abgefertigt, doch wird der fehlende Betrag als Porto und außerdem eine nach dem Bricsgewichte steigende Zntaxc von 3 Kr. für den einfachen Brief von den Adressaten cingehoben." Es würde daher ein unfrankirter Brief an Porto sammt Zuschlag gegen die frühere Taxe immer noch nicht vertheucrt erscheinen. In andern Staaten besteht diese Einrichtung schon längst und Oestreich hat sie mir adoptirt. Ueberhaupt aber ist diese Maßregel nicht im Interesse des PostdicnsteS allein — nein, auch in dem des Publikums angeordnet worden. Der ni'sauber eines Briefes ist durch Hilfe des Meilenzcigcrs") in den Stand gesetzt, aus jede Entfernung das Porto selbst zu berechnen und aus diese Weise den Brief frankirt zur Post zu bringen. Hierbei ist er nicht mehr — wie so häufig früher geschehen — den Betrügereien und Verun- trauungcn seines Dienstpersonals ausgesetzt. Wem es nicht entgangen ist, welche enorme Vermehrung im Briefverkehr seit den letzten 10 Jahren stattgefunden hat und täglich und stündlich noch stattfindet, dem wird es einleuchtend sein daß Seitens der Verwaltungen Vorkehrungen getroffen werden mußten, den Manipulationsdienst, wie nicht minder das Ncchnungswcrk der Postanstalten größt¬ möglichst zu vereinfachen. Die Erfindung der sogenannten Frankomarkcn, welche das Bricfannahmegeschäst um ein Bedeutendes vereinfachen, verdanken wir dem großen englischen Postrefonnatcr Rowland Hill, dem es hierbei gewiß am allerwenigsten eingefallen ist, der östreichischen Polizei in die Hände zu arbeiten. Die -angeblichen Schwierigkeiten, welche diese neue Einrichtung in der Handelswelt verursachen soll, liegen mehr in der Einbildung, und nächstens werde ich mir die Gelegenheit nehmen solche ausführlich zu widerlegen. Nur so viel zum Schluß: alle neuen Einrichtungen, mögen sie in ihrer Anwendung gut oder nicht gut sich bewähren, führen im Anfange stets Unbequemlichkeiten im Gefolge, die aber von denjenigen, welche den Nutzen begreifen, leicht überwunden werden. Peter. ') Die Meilenzeiger sind bei jeder Postanstalt um ein Geringes zu erhalten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/205
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/205>, abgerufen am 07.05.2024.