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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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Hauptheld, für den sich nicht nur alle weiblichen Personen des Romans, sondern
anch der Verfasser selbst mit vollstem Herzen interessiren, ein ganz gemeiner Ver¬
brecher ist, Näuber und Mörder, das Vorbild des spätern Vantrin. In die
Jahre 1827--1829 fallen seine buchhändlerischen und kausmämüschen Specula-
tionen. Dann zieht er sich in die Vendoe zurück, und dort erscheint: (1829) los
(^Kouans; la ?eun do olragrin (1831) und der Reihe nach seine desto.. Schrif¬
ten: los eontos ^lülosoplüciuos, 1a l^ookoredo av l'absola, 1'distoiro IntoUoo-
tuollo alö I^ouis I^aiitdoit, I^ugönio (iranclot, 1o niocloeln no camp^gro, ?oro
(Zorlot, endlich 1o 1.ys clans 1a vallöo (1836). Dann folgt, gleichzeitig mit dein
Ueberhandnehmen des Feuilleton-Romans, eine Periode der Vcrwässeruug. --
Es eMireu auch von ihm mehrere Theaterstücke, von denen aber nur eitles: 1a
maratio durchgedrungen ist; ich kenne nur Vuntrin, ein ganz schlechtes Stück. --
Ein französischer Kritiker sagt von seiner Darstellung: los tadloaux on xa^sag-os
sont pastos, llouris, onedantos; los intorieurs sont xoints avoo 1a prooision
Namancle, wils oliaaüs ot luminoux, toaolio largo ot vraio .jaL^n'a 1'itlaslon,
los o1>>oth vionaont ä vous .... los posslons, los vortus, los vleos, 11 los
closliadlllo eommo clef mannocjums. Il amal^so .juscia'aux instincts, 11 aimo
a äooomposor 1o coeur dumain i)0ur 1o reoonstiuiro, ot ciaolciuokols 11 penso
si kort ot si prolonäomont a ^ropos 6a moclölv, c>u'11 oadllo av 1o polnclre.




Flüchtige Skizzen über russische Literatur und russisches
Theater.

Ich finde in Ur. 29 der Grenzboten einen interessanten Artikel über die
Theaterbildnng in Rußland, dessen sachkundiger Verfasser aber eine mit besonderer
Animosität gegen alles Russische durchgeführte Parallele zwischen dem russischen
und polnischen Volte zieht. Es ist hier nicht meine Absicht, die den Polen vindi-
cirten Tugenden in Abrede zu stellen, eben so wenig, mich zum Anwälte der rus¬
sischen Regierungsform aufzuwerfen. Aber wenn man den Druck, den das rus¬
sische Volk von der Unterdrückung durch das Tatareujoch bis ans die Willkür-
Herrschaft seiner eigenen Fürsten Jahrhunderte lang zu erdulden hatte, in Betracht
zieht, so wird man eher scannen, daß der russische Geist so viel Elasticität und
Widerstandskraft behalten kounte, um das zu leisten, was er uicht durch die Pflege,
souderu den ungünstigen Einwirkungen der Negierung zum Trotze, in socialer und
literarischer Beziehung geleistet hat.

Wir haben noch immer gefunden, daß das Drama seine eigentliche Ent¬
wicklung bei Völkern gefunden, die sich auf einem Ruhepunkte befanden, von wo
sie das vollbrachte Werk überschauten, oder wo der Staat von einer großen Idee


Hauptheld, für den sich nicht nur alle weiblichen Personen des Romans, sondern
anch der Verfasser selbst mit vollstem Herzen interessiren, ein ganz gemeiner Ver¬
brecher ist, Näuber und Mörder, das Vorbild des spätern Vantrin. In die
Jahre 1827—1829 fallen seine buchhändlerischen und kausmämüschen Specula-
tionen. Dann zieht er sich in die Vendoe zurück, und dort erscheint: (1829) los
(^Kouans; la ?eun do olragrin (1831) und der Reihe nach seine desto.. Schrif¬
ten: los eontos ^lülosoplüciuos, 1a l^ookoredo av l'absola, 1'distoiro IntoUoo-
tuollo alö I^ouis I^aiitdoit, I^ugönio (iranclot, 1o niocloeln no camp^gro, ?oro
(Zorlot, endlich 1o 1.ys clans 1a vallöo (1836). Dann folgt, gleichzeitig mit dein
Ueberhandnehmen des Feuilleton-Romans, eine Periode der Vcrwässeruug. —
Es eMireu auch von ihm mehrere Theaterstücke, von denen aber nur eitles: 1a
maratio durchgedrungen ist; ich kenne nur Vuntrin, ein ganz schlechtes Stück. —
Ein französischer Kritiker sagt von seiner Darstellung: los tadloaux on xa^sag-os
sont pastos, llouris, onedantos; los intorieurs sont xoints avoo 1a prooision
Namancle, wils oliaaüs ot luminoux, toaolio largo ot vraio .jaL^n'a 1'itlaslon,
los o1>>oth vionaont ä vous .... los posslons, los vortus, los vleos, 11 los
closliadlllo eommo clef mannocjums. Il amal^so .juscia'aux instincts, 11 aimo
a äooomposor 1o coeur dumain i)0ur 1o reoonstiuiro, ot ciaolciuokols 11 penso
si kort ot si prolonäomont a ^ropos 6a moclölv, c>u'11 oadllo av 1o polnclre.




Flüchtige Skizzen über russische Literatur und russisches
Theater.

Ich finde in Ur. 29 der Grenzboten einen interessanten Artikel über die
Theaterbildnng in Rußland, dessen sachkundiger Verfasser aber eine mit besonderer
Animosität gegen alles Russische durchgeführte Parallele zwischen dem russischen
und polnischen Volte zieht. Es ist hier nicht meine Absicht, die den Polen vindi-
cirten Tugenden in Abrede zu stellen, eben so wenig, mich zum Anwälte der rus¬
sischen Regierungsform aufzuwerfen. Aber wenn man den Druck, den das rus¬
sische Volk von der Unterdrückung durch das Tatareujoch bis ans die Willkür-
Herrschaft seiner eigenen Fürsten Jahrhunderte lang zu erdulden hatte, in Betracht
zieht, so wird man eher scannen, daß der russische Geist so viel Elasticität und
Widerstandskraft behalten kounte, um das zu leisten, was er uicht durch die Pflege,
souderu den ungünstigen Einwirkungen der Negierung zum Trotze, in socialer und
literarischer Beziehung geleistet hat.

Wir haben noch immer gefunden, daß das Drama seine eigentliche Ent¬
wicklung bei Völkern gefunden, die sich auf einem Ruhepunkte befanden, von wo
sie das vollbrachte Werk überschauten, oder wo der Staat von einer großen Idee


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[0024] Hauptheld, für den sich nicht nur alle weiblichen Personen des Romans, sondern anch der Verfasser selbst mit vollstem Herzen interessiren, ein ganz gemeiner Ver¬ brecher ist, Näuber und Mörder, das Vorbild des spätern Vantrin. In die Jahre 1827—1829 fallen seine buchhändlerischen und kausmämüschen Specula- tionen. Dann zieht er sich in die Vendoe zurück, und dort erscheint: (1829) los (^Kouans; la ?eun do olragrin (1831) und der Reihe nach seine desto.. Schrif¬ ten: los eontos ^lülosoplüciuos, 1a l^ookoredo av l'absola, 1'distoiro IntoUoo- tuollo alö I^ouis I^aiitdoit, I^ugönio (iranclot, 1o niocloeln no camp^gro, ?oro (Zorlot, endlich 1o 1.ys clans 1a vallöo (1836). Dann folgt, gleichzeitig mit dein Ueberhandnehmen des Feuilleton-Romans, eine Periode der Vcrwässeruug. — Es eMireu auch von ihm mehrere Theaterstücke, von denen aber nur eitles: 1a maratio durchgedrungen ist; ich kenne nur Vuntrin, ein ganz schlechtes Stück. — Ein französischer Kritiker sagt von seiner Darstellung: los tadloaux on xa^sag-os sont pastos, llouris, onedantos; los intorieurs sont xoints avoo 1a prooision Namancle, wils oliaaüs ot luminoux, toaolio largo ot vraio .jaL^n'a 1'itlaslon, los o1>>oth vionaont ä vous .... los posslons, los vortus, los vleos, 11 los closliadlllo eommo clef mannocjums. Il amal^so .juscia'aux instincts, 11 aimo a äooomposor 1o coeur dumain i)0ur 1o reoonstiuiro, ot ciaolciuokols 11 penso si kort ot si prolonäomont a ^ropos 6a moclölv, c>u'11 oadllo av 1o polnclre. Flüchtige Skizzen über russische Literatur und russisches Theater. Ich finde in Ur. 29 der Grenzboten einen interessanten Artikel über die Theaterbildnng in Rußland, dessen sachkundiger Verfasser aber eine mit besonderer Animosität gegen alles Russische durchgeführte Parallele zwischen dem russischen und polnischen Volte zieht. Es ist hier nicht meine Absicht, die den Polen vindi- cirten Tugenden in Abrede zu stellen, eben so wenig, mich zum Anwälte der rus¬ sischen Regierungsform aufzuwerfen. Aber wenn man den Druck, den das rus¬ sische Volk von der Unterdrückung durch das Tatareujoch bis ans die Willkür- Herrschaft seiner eigenen Fürsten Jahrhunderte lang zu erdulden hatte, in Betracht zieht, so wird man eher scannen, daß der russische Geist so viel Elasticität und Widerstandskraft behalten kounte, um das zu leisten, was er uicht durch die Pflege, souderu den ungünstigen Einwirkungen der Negierung zum Trotze, in socialer und literarischer Beziehung geleistet hat. Wir haben noch immer gefunden, daß das Drama seine eigentliche Ent¬ wicklung bei Völkern gefunden, die sich auf einem Ruhepunkte befanden, von wo sie das vollbrachte Werk überschauten, oder wo der Staat von einer großen Idee

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/24>, abgerufen am 04.05.2024.