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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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City illuminirt. Die Preßfreiheit war definitiv erobert, wenn anch von schmutzigen
Händen. Wir werden in einem weitern Artikel sehen, zu welcher riesenhaften
Entwickelung dieser ihr letzter Sieg führte.




Geschichte des deutschen Städtewesens von
F. W. Barthold.
I. und II. Vaud.

Ju eiuer Sammluug culturhistorischcr Werke, welche die ehrenwerthe Buch¬
handlung von T. O. Weigel uuter dem Titel: "das deutsche Volk darge¬
stellt in Vergangenheit und Gegenwart" herausgibt, erschien neben
den Annalen von H. Rückert (vgl. No. ^9 der Grzb.) das Buch vou Bart¬
hold. Der 3. Theil sott in Kurzem folgen.

Die bedeutende Aufgabe des Werkes ist: die allmälige Entwicklung der deut¬
sches Städte darzustellen vom Chaos der Völkerwanderung ab, über die Glanz¬
periode des Mittelalters hinaus bis zu dem Eintritt der neuern Zeit, wo die
Privilegien und Versiissuugeu der Städte durch die Herrschaft des rö'mischen
Rechts, die Ausbildung der Fürstengewalt und der Bureaukratie überwunden wer¬
den, und die Ideale bürgerlicher Freiheit, welche das Mittelalter zu erfassen und
zu gestalten sähig war, verblichen, um modernen Bildungen Naum zu geben, in
welchen dieselben politischen Ideale sich in neuen Formen und weitem Kreisen zu
verwirkliche" streben. Es ist ein sehr mühsames und sehr verdienstliches Werk,
worin langjährige gründliche Studien verarbeitet und große Gesichtspunkte mit
Scharfsinn aufgesteckt siud; die Arbeit eines ächt deutschen Gelehrten. Denn auf
hunderterlei Weise bildet sich in dem verwickelten Kleinleben der deutschen Land¬
schaften das städtische Wesen aus, fast jede Stadt macht einen andern Weg bis
zu ihrer freien Verfassung durch, und sast jede dieser Verfassungen hat locale
Eigenthümlichkeiten, welche charakteristisch und bedeutend sind. Und so umfaßt
das Werk zugleich eine kurze Geschichte aller großem oder historisch merkwürdigen
Städte Deutschlands. Es gehörte Kraft dazu, über dem unendlichen Detail die
leitenden Grundsätze nicht zu vergessen, aus der Mannigfaltigkeit der Erschei-
nungen deu gemeinsamen Mittelpunkt herauszufinden.

Wir können unsere Hochachtung vor deu Leistungen des Verfassers nicht
besser ausdrücken, als wenn wir einzelne Resultate und Ausführungen desselben
unsern Lesern mittheilen: Wir beschränken uus auf solche Züge, welche ein Bild
vou dem Aussehn und Leben der deutschen Städte in der ältesten Zeit geben.


City illuminirt. Die Preßfreiheit war definitiv erobert, wenn anch von schmutzigen
Händen. Wir werden in einem weitern Artikel sehen, zu welcher riesenhaften
Entwickelung dieser ihr letzter Sieg führte.




Geschichte des deutschen Städtewesens von
F. W. Barthold.
I. und II. Vaud.

Ju eiuer Sammluug culturhistorischcr Werke, welche die ehrenwerthe Buch¬
handlung von T. O. Weigel uuter dem Titel: „das deutsche Volk darge¬
stellt in Vergangenheit und Gegenwart" herausgibt, erschien neben
den Annalen von H. Rückert (vgl. No. ^9 der Grzb.) das Buch vou Bart¬
hold. Der 3. Theil sott in Kurzem folgen.

Die bedeutende Aufgabe des Werkes ist: die allmälige Entwicklung der deut¬
sches Städte darzustellen vom Chaos der Völkerwanderung ab, über die Glanz¬
periode des Mittelalters hinaus bis zu dem Eintritt der neuern Zeit, wo die
Privilegien und Versiissuugeu der Städte durch die Herrschaft des rö'mischen
Rechts, die Ausbildung der Fürstengewalt und der Bureaukratie überwunden wer¬
den, und die Ideale bürgerlicher Freiheit, welche das Mittelalter zu erfassen und
zu gestalten sähig war, verblichen, um modernen Bildungen Naum zu geben, in
welchen dieselben politischen Ideale sich in neuen Formen und weitem Kreisen zu
verwirkliche« streben. Es ist ein sehr mühsames und sehr verdienstliches Werk,
worin langjährige gründliche Studien verarbeitet und große Gesichtspunkte mit
Scharfsinn aufgesteckt siud; die Arbeit eines ächt deutschen Gelehrten. Denn auf
hunderterlei Weise bildet sich in dem verwickelten Kleinleben der deutschen Land¬
schaften das städtische Wesen aus, fast jede Stadt macht einen andern Weg bis
zu ihrer freien Verfassung durch, und sast jede dieser Verfassungen hat locale
Eigenthümlichkeiten, welche charakteristisch und bedeutend sind. Und so umfaßt
das Werk zugleich eine kurze Geschichte aller großem oder historisch merkwürdigen
Städte Deutschlands. Es gehörte Kraft dazu, über dem unendlichen Detail die
leitenden Grundsätze nicht zu vergessen, aus der Mannigfaltigkeit der Erschei-
nungen deu gemeinsamen Mittelpunkt herauszufinden.

Wir können unsere Hochachtung vor deu Leistungen des Verfassers nicht
besser ausdrücken, als wenn wir einzelne Resultate und Ausführungen desselben
unsern Lesern mittheilen: Wir beschränken uus auf solche Züge, welche ein Bild
vou dem Aussehn und Leben der deutschen Städte in der ältesten Zeit geben.


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[0423] City illuminirt. Die Preßfreiheit war definitiv erobert, wenn anch von schmutzigen Händen. Wir werden in einem weitern Artikel sehen, zu welcher riesenhaften Entwickelung dieser ihr letzter Sieg führte. Geschichte des deutschen Städtewesens von F. W. Barthold. I. und II. Vaud. Ju eiuer Sammluug culturhistorischcr Werke, welche die ehrenwerthe Buch¬ handlung von T. O. Weigel uuter dem Titel: „das deutsche Volk darge¬ stellt in Vergangenheit und Gegenwart" herausgibt, erschien neben den Annalen von H. Rückert (vgl. No. ^9 der Grzb.) das Buch vou Bart¬ hold. Der 3. Theil sott in Kurzem folgen. Die bedeutende Aufgabe des Werkes ist: die allmälige Entwicklung der deut¬ sches Städte darzustellen vom Chaos der Völkerwanderung ab, über die Glanz¬ periode des Mittelalters hinaus bis zu dem Eintritt der neuern Zeit, wo die Privilegien und Versiissuugeu der Städte durch die Herrschaft des rö'mischen Rechts, die Ausbildung der Fürstengewalt und der Bureaukratie überwunden wer¬ den, und die Ideale bürgerlicher Freiheit, welche das Mittelalter zu erfassen und zu gestalten sähig war, verblichen, um modernen Bildungen Naum zu geben, in welchen dieselben politischen Ideale sich in neuen Formen und weitem Kreisen zu verwirkliche« streben. Es ist ein sehr mühsames und sehr verdienstliches Werk, worin langjährige gründliche Studien verarbeitet und große Gesichtspunkte mit Scharfsinn aufgesteckt siud; die Arbeit eines ächt deutschen Gelehrten. Denn auf hunderterlei Weise bildet sich in dem verwickelten Kleinleben der deutschen Land¬ schaften das städtische Wesen aus, fast jede Stadt macht einen andern Weg bis zu ihrer freien Verfassung durch, und sast jede dieser Verfassungen hat locale Eigenthümlichkeiten, welche charakteristisch und bedeutend sind. Und so umfaßt das Werk zugleich eine kurze Geschichte aller großem oder historisch merkwürdigen Städte Deutschlands. Es gehörte Kraft dazu, über dem unendlichen Detail die leitenden Grundsätze nicht zu vergessen, aus der Mannigfaltigkeit der Erschei- nungen deu gemeinsamen Mittelpunkt herauszufinden. Wir können unsere Hochachtung vor deu Leistungen des Verfassers nicht besser ausdrücken, als wenn wir einzelne Resultate und Ausführungen desselben unsern Lesern mittheilen: Wir beschränken uus auf solche Züge, welche ein Bild vou dem Aussehn und Leben der deutschen Städte in der ältesten Zeit geben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/423>, abgerufen am 04.05.2024.