Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Luxus und Schönheit des modernen Lebens.
2- >
Die Einrichtung von Hausgärten.^)

Frieden und Freude am Leben, milde Sitten und eine gewisse Feinheit des
Empfindens müssen in dem Volke heimisch geworden sein, bevor es daran denkt,
die Umgebung seiner Hänser zu schmücken, und die schonen Gestalten und For¬
men, welche der Mensch ans dem Pflanzenleben der Natur empfindet, um seine
Wohnungen zu sammeln. Lange Zeit hat man prächtige Häuser ausgeführt und
das Bedürfniß noch uicht gehabt, außerhalb der Steinwände sich dnrch Benutzung
der Matnrbilder die behaglichen Räume der Privatwohnung zu erweitern. Noch
jetzt ist in Deutschland der Sinn für Gartenschönheit wenig allgemein, und der
Maun von mäßigem Wohlstand versteht noch selten, die ihm gehörige Umgebung
seines Hauses geschmackvoll und schön zu verzieren. Ausgedehnte landschaftliche
Parkanlagen, welche mir der große Grundbesitzer z" unterhalten vermag, werden
bei uns in der Regel mit größerem Geschmack eingerichtet, als jene Hausgärten,
welche anch die Wohnung des Bauern umgeben sollte", und bei vielen Häusern
der Städte der beste Schmuck sein würden. Außer in Hamburg, Berlin und
mehreren Gegenden Thüringens ist der Sinn für solche kleine Gartenanlagen,
obgleich er nirgends ganz fehlt, doch noch wenig verfeinert. In späteren Arti¬
keln wird Gelegenheit sein, über die moderne Gartenkunst und ihre höchste"
Aufgaben in großem Style Weiteres mitzutheilen. Hier sei eine kurze Darstellung
einiger Grundsätze versucht, uach denen ein Hausgarten anzulegen ist, vorausgesetzt,
daß es dabei nicht sowol ans praktische Benutzung deö Bodens, zu Gemüseba"
u. s. w., als aus schöne Verzierung einer Bodenfläche ankommt.

Auch der kleinste Raum um ein Wohnhaus läßt sich nach den Gesetzen der
Kunst verziere", und hier gelte der Grundsatz: je kleiner der Bodenraum ist,
welcher ein Gebäude umgiebt, desto abhängiger ist er von den architektonischen
Formen des Gebändes. Der kleinste Gartenraum wird keine großen Ba"nu'
enthalten können, und wird sich begnügen, ein Entwe des Hauses zu sein, "Ub
in seiner Decoration den init Blumen gestickten Teppich darzustellen, welcher vor
der Hausthür liegt. Deshalb werden seine Blumenbeete noch den symmetrischen
Linien der Architektur entsprechen, aber bereits in dem Gegensatz, daß vor deu
geraden Linien "ut rechten Winkeln des Hauses im Garten schon runde gc-



Nach dein Wunsche der Grzb. schließt sich dieser Artikel in der Hauptsache einer vor¬
treffliche" und "och zu wenig gekannten Schrift an: Idccnmagazi" zur zweckmäßig"
Anlegung goschmackvvller Hans gärte" von Herr manu Jäger. Weimar. 16i!>,
B. F. Boigt (mit SS Plänen. Preis ^Sgr,), welches hierdurch allen Karteubcsitzeru an¬
D, N- gelegentlich empföhle" wird,
Luxus und Schönheit des modernen Lebens.
2- >
Die Einrichtung von Hausgärten.^)

Frieden und Freude am Leben, milde Sitten und eine gewisse Feinheit des
Empfindens müssen in dem Volke heimisch geworden sein, bevor es daran denkt,
die Umgebung seiner Hänser zu schmücken, und die schonen Gestalten und For¬
men, welche der Mensch ans dem Pflanzenleben der Natur empfindet, um seine
Wohnungen zu sammeln. Lange Zeit hat man prächtige Häuser ausgeführt und
das Bedürfniß noch uicht gehabt, außerhalb der Steinwände sich dnrch Benutzung
der Matnrbilder die behaglichen Räume der Privatwohnung zu erweitern. Noch
jetzt ist in Deutschland der Sinn für Gartenschönheit wenig allgemein, und der
Maun von mäßigem Wohlstand versteht noch selten, die ihm gehörige Umgebung
seines Hauses geschmackvoll und schön zu verzieren. Ausgedehnte landschaftliche
Parkanlagen, welche mir der große Grundbesitzer z» unterhalten vermag, werden
bei uns in der Regel mit größerem Geschmack eingerichtet, als jene Hausgärten,
welche anch die Wohnung des Bauern umgeben sollte», und bei vielen Häusern
der Städte der beste Schmuck sein würden. Außer in Hamburg, Berlin und
mehreren Gegenden Thüringens ist der Sinn für solche kleine Gartenanlagen,
obgleich er nirgends ganz fehlt, doch noch wenig verfeinert. In späteren Arti¬
keln wird Gelegenheit sein, über die moderne Gartenkunst und ihre höchste»
Aufgaben in großem Style Weiteres mitzutheilen. Hier sei eine kurze Darstellung
einiger Grundsätze versucht, uach denen ein Hausgarten anzulegen ist, vorausgesetzt,
daß es dabei nicht sowol ans praktische Benutzung deö Bodens, zu Gemüseba»
u. s. w., als aus schöne Verzierung einer Bodenfläche ankommt.

Auch der kleinste Raum um ein Wohnhaus läßt sich nach den Gesetzen der
Kunst verziere«, und hier gelte der Grundsatz: je kleiner der Bodenraum ist,
welcher ein Gebäude umgiebt, desto abhängiger ist er von den architektonischen
Formen des Gebändes. Der kleinste Gartenraum wird keine großen Ba»nu'
enthalten können, und wird sich begnügen, ein Entwe des Hauses zu sein, »Ub
in seiner Decoration den init Blumen gestickten Teppich darzustellen, welcher vor
der Hausthür liegt. Deshalb werden seine Blumenbeete noch den symmetrischen
Linien der Architektur entsprechen, aber bereits in dem Gegensatz, daß vor deu
geraden Linien »ut rechten Winkeln des Hauses im Garten schon runde gc-



Nach dein Wunsche der Grzb. schließt sich dieser Artikel in der Hauptsache einer vor¬
treffliche» und »och zu wenig gekannten Schrift an: Idccnmagazi» zur zweckmäßig"
Anlegung goschmackvvller Hans gärte» von Herr manu Jäger. Weimar. 16i!>,
B. F. Boigt (mit SS Plänen. Preis ^Sgr,), welches hierdurch allen Karteubcsitzeru an¬
D, N- gelegentlich empföhle» wird,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280751"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Luxus und Schönheit des modernen Lebens.<lb/>
2- &gt;<lb/>
Die Einrichtung von Hausgärten.^) </head><lb/>
          <p xml:id="ID_410"> Frieden und Freude am Leben, milde Sitten und eine gewisse Feinheit des<lb/>
Empfindens müssen in dem Volke heimisch geworden sein, bevor es daran denkt,<lb/>
die Umgebung seiner Hänser zu schmücken, und die schonen Gestalten und For¬<lb/>
men, welche der Mensch ans dem Pflanzenleben der Natur empfindet, um seine<lb/>
Wohnungen zu sammeln. Lange Zeit hat man prächtige Häuser ausgeführt und<lb/>
das Bedürfniß noch uicht gehabt, außerhalb der Steinwände sich dnrch Benutzung<lb/>
der Matnrbilder die behaglichen Räume der Privatwohnung zu erweitern. Noch<lb/>
jetzt ist in Deutschland der Sinn für Gartenschönheit wenig allgemein, und der<lb/>
Maun von mäßigem Wohlstand versteht noch selten, die ihm gehörige Umgebung<lb/>
seines Hauses geschmackvoll und schön zu verzieren. Ausgedehnte landschaftliche<lb/>
Parkanlagen, welche mir der große Grundbesitzer z» unterhalten vermag, werden<lb/>
bei uns in der Regel mit größerem Geschmack eingerichtet, als jene Hausgärten,<lb/>
welche anch die Wohnung des Bauern umgeben sollte», und bei vielen Häusern<lb/>
der Städte der beste Schmuck sein würden. Außer in Hamburg, Berlin und<lb/>
mehreren Gegenden Thüringens ist der Sinn für solche kleine Gartenanlagen,<lb/>
obgleich er nirgends ganz fehlt, doch noch wenig verfeinert. In späteren Arti¬<lb/>
keln wird Gelegenheit sein, über die moderne Gartenkunst und ihre höchste»<lb/>
Aufgaben in großem Style Weiteres mitzutheilen. Hier sei eine kurze Darstellung<lb/>
einiger Grundsätze versucht, uach denen ein Hausgarten anzulegen ist, vorausgesetzt,<lb/>
daß es dabei nicht sowol ans praktische Benutzung deö Bodens, zu Gemüseba»<lb/>
u. s. w., als aus schöne Verzierung einer Bodenfläche ankommt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_411" next="#ID_412"> Auch der kleinste Raum um ein Wohnhaus läßt sich nach den Gesetzen der<lb/>
Kunst verziere«, und hier gelte der Grundsatz: je kleiner der Bodenraum ist,<lb/>
welcher ein Gebäude umgiebt, desto abhängiger ist er von den architektonischen<lb/>
Formen des Gebändes. Der kleinste Gartenraum wird keine großen Ba»nu'<lb/>
enthalten können, und wird sich begnügen, ein Entwe des Hauses zu sein, »Ub<lb/>
in seiner Decoration den init Blumen gestickten Teppich darzustellen, welcher vor<lb/>
der Hausthür liegt. Deshalb werden seine Blumenbeete noch den symmetrischen<lb/>
Linien der Architektur entsprechen, aber bereits in dem Gegensatz, daß vor deu<lb/>
geraden Linien »ut rechten Winkeln des Hauses  im Garten schon runde gc-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_8" place="foot"> Nach dein Wunsche der Grzb. schließt sich dieser Artikel in der Hauptsache einer vor¬<lb/>
treffliche» und »och zu wenig gekannten Schrift an: Idccnmagazi» zur zweckmäßig"<lb/>
Anlegung goschmackvvller Hans gärte» von Herr manu Jäger. Weimar. 16i!&gt;,<lb/>
B. F. Boigt (mit SS Plänen. Preis ^Sgr,), welches hierdurch allen Karteubcsitzeru an¬<lb/><note type="byline"> D, N-</note> gelegentlich empföhle» wird, </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0134] Luxus und Schönheit des modernen Lebens. 2- > Die Einrichtung von Hausgärten.^) Frieden und Freude am Leben, milde Sitten und eine gewisse Feinheit des Empfindens müssen in dem Volke heimisch geworden sein, bevor es daran denkt, die Umgebung seiner Hänser zu schmücken, und die schonen Gestalten und For¬ men, welche der Mensch ans dem Pflanzenleben der Natur empfindet, um seine Wohnungen zu sammeln. Lange Zeit hat man prächtige Häuser ausgeführt und das Bedürfniß noch uicht gehabt, außerhalb der Steinwände sich dnrch Benutzung der Matnrbilder die behaglichen Räume der Privatwohnung zu erweitern. Noch jetzt ist in Deutschland der Sinn für Gartenschönheit wenig allgemein, und der Maun von mäßigem Wohlstand versteht noch selten, die ihm gehörige Umgebung seines Hauses geschmackvoll und schön zu verzieren. Ausgedehnte landschaftliche Parkanlagen, welche mir der große Grundbesitzer z» unterhalten vermag, werden bei uns in der Regel mit größerem Geschmack eingerichtet, als jene Hausgärten, welche anch die Wohnung des Bauern umgeben sollte», und bei vielen Häusern der Städte der beste Schmuck sein würden. Außer in Hamburg, Berlin und mehreren Gegenden Thüringens ist der Sinn für solche kleine Gartenanlagen, obgleich er nirgends ganz fehlt, doch noch wenig verfeinert. In späteren Arti¬ keln wird Gelegenheit sein, über die moderne Gartenkunst und ihre höchste» Aufgaben in großem Style Weiteres mitzutheilen. Hier sei eine kurze Darstellung einiger Grundsätze versucht, uach denen ein Hausgarten anzulegen ist, vorausgesetzt, daß es dabei nicht sowol ans praktische Benutzung deö Bodens, zu Gemüseba» u. s. w., als aus schöne Verzierung einer Bodenfläche ankommt. Auch der kleinste Raum um ein Wohnhaus läßt sich nach den Gesetzen der Kunst verziere«, und hier gelte der Grundsatz: je kleiner der Bodenraum ist, welcher ein Gebäude umgiebt, desto abhängiger ist er von den architektonischen Formen des Gebändes. Der kleinste Gartenraum wird keine großen Ba»nu' enthalten können, und wird sich begnügen, ein Entwe des Hauses zu sein, »Ub in seiner Decoration den init Blumen gestickten Teppich darzustellen, welcher vor der Hausthür liegt. Deshalb werden seine Blumenbeete noch den symmetrischen Linien der Architektur entsprechen, aber bereits in dem Gegensatz, daß vor deu geraden Linien »ut rechten Winkeln des Hauses im Garten schon runde gc- Nach dein Wunsche der Grzb. schließt sich dieser Artikel in der Hauptsache einer vor¬ treffliche» und »och zu wenig gekannten Schrift an: Idccnmagazi» zur zweckmäßig" Anlegung goschmackvvller Hans gärte» von Herr manu Jäger. Weimar. 16i!>, B. F. Boigt (mit SS Plänen. Preis ^Sgr,), welches hierdurch allen Karteubcsitzeru an¬ D, N- gelegentlich empföhle» wird,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/134
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/134>, abgerufen am 19.04.2024.