Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ja ein Kind derselben! Zu keiner Zeit also fand die ausgelassene Tollheit einen
1^'wohlvorbereiteten Boden als jetzt; aber man muß freilich fragen, ob das Heil¬
mit I. S. tel nicht schlimmer ist als die Krankheit').




Kaulbach's diesjährige Arbeiten in Berlin.
:i. Sage und Geschichte. Der große Fries.

In deu beideu ersten Artikeln über Kaulbach's diesjährige Arbeiten gab
ich Ihnen einen Ueberblick über den weit- und cnltnrgeschichtlichen Inhalt, welchen
^r Künstler in die erste Abtheilung seines Gemälde-Cyklus gearbeitet. Es
bleiben mir noch die allegorischen Gestalten zu betrachten, welche als Seitenstücke
über den Eckthüren der Treppeichallc nach rechts und links die geschilderte Ma-
^'el der ersten Langseite begrenzen. Es sind die Sage und die Geschichte,
">ni ebenfalls aus dem Carton in das sinnlich vollere Leben.der Farbe getreten.

Die Sage ist eine greise, im Antlitz gebräunte Frauengestalt von riesigen
Gliedern. Sie sitzt auf einer mit Pilzen und Epheuranken spärlich bewachsenen
^löbank. Ein Gewand von verschossenen Noth umhüllt ihren Körper. Ein
Schleier von falbem Grün fliegt um ihr Haupt und legt sich ihr breit auf den
Schooß. Das lange iveisic Haar ist über der Brust zusammengeholet, em
^pheuzweig schlingt sich als'Kranz um das Haupt. Die Raben Odin's, ein
^^>ßer und ein schwarzer, tragen die Kunde fernster Zeiten an das Ohr der
^^e, deren Ange wie im starren Schauen einer Vision sich öffnet, deu versteinten
"et in die Erinnerung zurückgewendet. Knudeud von den Wundern der Ver¬
legenheit ist der linke Arm halb erhöbe", halb ausgestreckt. Die Rechte hält
^ oben mit einem Ringe versehenen Stab. DaS untere Ende desselben greift



^ Ks wird n.ancheu unsrer ^eher interessiren. ein Urtheil ""dz^w - uhn P ^ a . d in
^ zu vergleiche.. "Herr Hin.-ist ein munterer Kopf, der 'duco.sMchast
in.-r meuig r p etischeu al- poe.isirenden Gabe an-g-stattet ^t- d>e 'hin e.la de an d
Di"üm ...ehr Sei. .. wa rzunehme... alt- sich der Beobachtung d°" "^sea . a ^n er
^kick darbie en Weniqer Poet als poetischer Dilettant aus der n'mant"-hin Z°.t. w.." .r d u Ge-
^"standen e!ne B TclMng ein! Phantastische Appretur zu geben. d.e en.em a.^ebornen
fiir das Natvo. da. Detail, da- "..wesentliche u..t°r,t.es w> - ^ ' " °
Ziehung, von den Schmeicheleien seiner Umgebungen ^us geha lebe" a w , ^"Ulm. die er nicht zu säen brauchte, ein on-nvohnte- K.ud der ^a.ni.en öde e es endeUe
" '"it nachlässiger Indifferenz durch ein menschliche- Da.en. da- eben der ^l. ause genngete-te. blieb bei jedlr Albernheit, die ihm da- Lebe" der ^tra,e b s ehe... in.d g ost.rde
Mensche... ihre Sitte", ihre Meinungen, ihre sah.et,ale .dren Glanben. N.e hat ^err
^me an- den. Kreis- des tleinlicl.se-u Kgoi-in"S heraustrete" tonnen n.e e.npsaud er ur
was der ganzen Menschheit zugetheilt ist^" Und .ve.te.h.n: "Kr se.ab. den faulen
'^e.schgernch d.nrch eine pikante Sauce zu verdecken/'

ja ein Kind derselben! Zu keiner Zeit also fand die ausgelassene Tollheit einen
1^'wohlvorbereiteten Boden als jetzt; aber man muß freilich fragen, ob das Heil¬
mit I. S. tel nicht schlimmer ist als die Krankheit').




Kaulbach's diesjährige Arbeiten in Berlin.
:i. Sage und Geschichte. Der große Fries.

In deu beideu ersten Artikeln über Kaulbach's diesjährige Arbeiten gab
ich Ihnen einen Ueberblick über den weit- und cnltnrgeschichtlichen Inhalt, welchen
^r Künstler in die erste Abtheilung seines Gemälde-Cyklus gearbeitet. Es
bleiben mir noch die allegorischen Gestalten zu betrachten, welche als Seitenstücke
über den Eckthüren der Treppeichallc nach rechts und links die geschilderte Ma-
^'el der ersten Langseite begrenzen. Es sind die Sage und die Geschichte,
">ni ebenfalls aus dem Carton in das sinnlich vollere Leben.der Farbe getreten.

Die Sage ist eine greise, im Antlitz gebräunte Frauengestalt von riesigen
Gliedern. Sie sitzt auf einer mit Pilzen und Epheuranken spärlich bewachsenen
^löbank. Ein Gewand von verschossenen Noth umhüllt ihren Körper. Ein
Schleier von falbem Grün fliegt um ihr Haupt und legt sich ihr breit auf den
Schooß. Das lange iveisic Haar ist über der Brust zusammengeholet, em
^pheuzweig schlingt sich als'Kranz um das Haupt. Die Raben Odin's, ein
^^>ßer und ein schwarzer, tragen die Kunde fernster Zeiten an das Ohr der
^^e, deren Ange wie im starren Schauen einer Vision sich öffnet, deu versteinten
"et in die Erinnerung zurückgewendet. Knudeud von den Wundern der Ver¬
legenheit ist der linke Arm halb erhöbe», halb ausgestreckt. Die Rechte hält
^ oben mit einem Ringe versehenen Stab. DaS untere Ende desselben greift



^ Ks wird n.ancheu unsrer ^eher interessiren. ein Urtheil ««dz^w - uhn P ^ a . d in
^ zu vergleiche.. „Herr Hin.-ist ein munterer Kopf, der 'duco.sMchast
in.-r meuig r p etischeu al- poe.isirenden Gabe an-g-stattet ^t- d>e 'hin e.la de an d
Di»üm ...ehr Sei. .. wa rzunehme... alt- sich der Beobachtung d°« «^sea . a ^n er
^kick darbie en Weniqer Poet als poetischer Dilettant aus der n'mant»-hin Z°.t. w..„ .r d u Ge-
^"standen e!ne B TclMng ein! Phantastische Appretur zu geben. d.e en.em a.^ebornen
fiir das Natvo. da. Detail, da- »..wesentliche u..t°r,t.es w> - ^ ' " °
Ziehung, von den Schmeicheleien seiner Umgebungen ^us geha lebe» a w , ^"Ulm. die er nicht zu säen brauchte, ein on-nvohnte- K.ud der ^a.ni.en öde e es endeUe
" '»it nachlässiger Indifferenz durch ein menschliche- Da.en. da- eben der ^l. ause genngete-te. blieb bei jedlr Albernheit, die ihm da- Lebe» der ^tra,e b s ehe... in.d g ost.rde
Mensche... ihre Sitte», ihre Meinungen, ihre sah.et,ale .dren Glanben. N.e hat ^err
^me an- den. Kreis- des tleinlicl.se-u Kgoi-in»S heraustrete» tonnen n.e e.npsaud er ur
was der ganzen Menschheit zugetheilt ist^" Und .ve.te.h.n: „Kr se.ab. den faulen
'^e.schgernch d.nrch eine pikante Sauce zu verdecken/'
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280868"/>
          <p xml:id="ID_765" prev="#ID_764"> ja ein Kind derselben! Zu keiner Zeit also fand die ausgelassene Tollheit einen<lb/>
1^'wohlvorbereiteten Boden als jetzt; aber man muß freilich fragen, ob das Heil¬<lb/>
mit<note type="byline"> I. S.</note> tel nicht schlimmer ist als die Krankheit'). </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Kaulbach's diesjährige Arbeiten in Berlin.<lb/>
:i.  Sage und Geschichte.  Der große Fries.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_766"> In deu beideu ersten Artikeln über Kaulbach's diesjährige Arbeiten gab<lb/>
ich Ihnen einen Ueberblick über den weit- und cnltnrgeschichtlichen Inhalt, welchen<lb/>
^r Künstler in die erste Abtheilung seines Gemälde-Cyklus gearbeitet. Es<lb/>
bleiben mir noch die allegorischen Gestalten zu betrachten, welche als Seitenstücke<lb/>
über den Eckthüren der Treppeichallc nach rechts und links die geschilderte Ma-<lb/>
^'el der ersten Langseite begrenzen. Es sind die Sage und die Geschichte,<lb/>
"&gt;ni ebenfalls aus dem Carton in das sinnlich vollere Leben.der Farbe getreten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_767" next="#ID_768"> Die Sage ist eine greise, im Antlitz gebräunte Frauengestalt von riesigen<lb/>
Gliedern. Sie sitzt auf einer mit Pilzen und Epheuranken spärlich bewachsenen<lb/>
^löbank. Ein Gewand von verschossenen Noth umhüllt ihren Körper. Ein<lb/>
Schleier von falbem Grün fliegt um ihr Haupt und legt sich ihr breit auf den<lb/>
Schooß. Das lange iveisic Haar ist über der Brust zusammengeholet, em<lb/>
^pheuzweig schlingt sich als'Kranz um das Haupt. Die Raben Odin's, ein<lb/>
^^&gt;ßer und ein schwarzer, tragen die Kunde fernster Zeiten an das Ohr der<lb/>
^^e, deren Ange wie im starren Schauen einer Vision sich öffnet, deu versteinten<lb/>
"et in die Erinnerung zurückgewendet. Knudeud von den Wundern der Ver¬<lb/>
legenheit ist der linke Arm halb erhöbe», halb ausgestreckt. Die Rechte hält<lb/>
^ oben mit einem Ringe versehenen Stab.  DaS untere Ende desselben greift</p><lb/>
          <note xml:id="FID_17" place="foot"> ^ Ks wird n.ancheu unsrer ^eher interessiren. ein Urtheil ««dz^w - uhn P ^ a . d in<lb/>
^    zu vergleiche.. &#x201E;Herr Hin.-ist ein munterer Kopf, der 'duco.sMchast<lb/>
in.-r meuig r p etischeu al- poe.isirenden Gabe an-g-stattet ^t- d&gt;e 'hin e.la de  an d<lb/>
Di»üm ...ehr Sei. .. wa rzunehme... alt- sich der Beobachtung d°« «^sea  . a  ^n er<lb/>
^kick darbie en Weniqer Poet als poetischer Dilettant aus der n'mant»-hin Z°.t. w..&#x201E; .r d u Ge-<lb/>
^"standen e!ne B TclMng ein! Phantastische Appretur zu geben. d.e   en.em a.^ebornen<lb/>
fiir das Natvo. da. Detail, da- »..wesentliche u..t°r,t.es w&gt; - ^   ' " °<lb/>
Ziehung, von den Schmeicheleien seiner Umgebungen ^us geha lebe» a  w , ^"Ulm. die er nicht zu säen brauchte, ein on-nvohnte- K.ud der ^a.ni.en öde e  es endeUe<lb/>
" '»it nachlässiger Indifferenz durch ein menschliche- Da.en. da- eben der ^l. ause genngete-te. blieb bei jedlr Albernheit, die ihm da- Lebe» der ^tra,e b   s ehe... in.d g ost.rde<lb/>
Mensche... ihre Sitte», ihre Meinungen, ihre sah.et,ale .dren Glanben.  N.e hat ^err<lb/>
^me an- den. Kreis- des tleinlicl.se-u Kgoi-in»S heraustrete» tonnen n.e e.npsaud er ur<lb/>
was der ganzen Menschheit zugetheilt ist^"   Und .ve.te.h.n: &#x201E;Kr se.ab. den faulen<lb/>
'^e.schgernch d.nrch eine pikante Sauce zu verdecken/'</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0251] ja ein Kind derselben! Zu keiner Zeit also fand die ausgelassene Tollheit einen 1^'wohlvorbereiteten Boden als jetzt; aber man muß freilich fragen, ob das Heil¬ mit I. S. tel nicht schlimmer ist als die Krankheit'). Kaulbach's diesjährige Arbeiten in Berlin. :i. Sage und Geschichte. Der große Fries. In deu beideu ersten Artikeln über Kaulbach's diesjährige Arbeiten gab ich Ihnen einen Ueberblick über den weit- und cnltnrgeschichtlichen Inhalt, welchen ^r Künstler in die erste Abtheilung seines Gemälde-Cyklus gearbeitet. Es bleiben mir noch die allegorischen Gestalten zu betrachten, welche als Seitenstücke über den Eckthüren der Treppeichallc nach rechts und links die geschilderte Ma- ^'el der ersten Langseite begrenzen. Es sind die Sage und die Geschichte, ">ni ebenfalls aus dem Carton in das sinnlich vollere Leben.der Farbe getreten. Die Sage ist eine greise, im Antlitz gebräunte Frauengestalt von riesigen Gliedern. Sie sitzt auf einer mit Pilzen und Epheuranken spärlich bewachsenen ^löbank. Ein Gewand von verschossenen Noth umhüllt ihren Körper. Ein Schleier von falbem Grün fliegt um ihr Haupt und legt sich ihr breit auf den Schooß. Das lange iveisic Haar ist über der Brust zusammengeholet, em ^pheuzweig schlingt sich als'Kranz um das Haupt. Die Raben Odin's, ein ^^>ßer und ein schwarzer, tragen die Kunde fernster Zeiten an das Ohr der ^^e, deren Ange wie im starren Schauen einer Vision sich öffnet, deu versteinten "et in die Erinnerung zurückgewendet. Knudeud von den Wundern der Ver¬ legenheit ist der linke Arm halb erhöbe», halb ausgestreckt. Die Rechte hält ^ oben mit einem Ringe versehenen Stab. DaS untere Ende desselben greift ^ Ks wird n.ancheu unsrer ^eher interessiren. ein Urtheil ««dz^w - uhn P ^ a . d in ^ zu vergleiche.. „Herr Hin.-ist ein munterer Kopf, der 'duco.sMchast in.-r meuig r p etischeu al- poe.isirenden Gabe an-g-stattet ^t- d>e 'hin e.la de an d Di»üm ...ehr Sei. .. wa rzunehme... alt- sich der Beobachtung d°« «^sea . a ^n er ^kick darbie en Weniqer Poet als poetischer Dilettant aus der n'mant»-hin Z°.t. w..„ .r d u Ge- ^"standen e!ne B TclMng ein! Phantastische Appretur zu geben. d.e en.em a.^ebornen fiir das Natvo. da. Detail, da- »..wesentliche u..t°r,t.es w> - ^ ' " ° Ziehung, von den Schmeicheleien seiner Umgebungen ^us geha lebe» a w , ^"Ulm. die er nicht zu säen brauchte, ein on-nvohnte- K.ud der ^a.ni.en öde e es endeUe " '»it nachlässiger Indifferenz durch ein menschliche- Da.en. da- eben der ^l. ause genngete-te. blieb bei jedlr Albernheit, die ihm da- Lebe» der ^tra,e b s ehe... in.d g ost.rde Mensche... ihre Sitte», ihre Meinungen, ihre sah.et,ale .dren Glanben. N.e hat ^err ^me an- den. Kreis- des tleinlicl.se-u Kgoi-in»S heraustrete» tonnen n.e e.npsaud er ur was der ganzen Menschheit zugetheilt ist^" Und .ve.te.h.n: „Kr se.ab. den faulen '^e.schgernch d.nrch eine pikante Sauce zu verdecken/'

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/251
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/251>, abgerufen am 28.03.2024.