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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Kenilwvrth und Theobaldö aus. Im Jahr gab es in England
schon drei Werke über die Gartenkunst, worunter sich das des berühmten Philo¬
sophen Bacon (Lord Verulam) auszeichnete und schon darum merkwürdig ist,
weil darin die damalige unnatürliche Mode augegriffen, und größere Einfachheit
und Nachahmung der Natur empfohlen wird. -- In Frankreich that erst Hein¬
rich IV. wieder etwas für Gärten. Er verschönerte die Anlage" von Saint-
Germain, Fontainebleau und legte die Gärten der Tuilerien, am Palast
Luxemburg und Snint-Cloud an, wobei besonders der Gärtner Claude Mottel,
(Erfinder der pirrwrevs coiupllrtinu;ut8 und Verfasser eines Werkes über Garten¬
kunst) thätig war. Auch unter Ludwig XU>. gewannen die Gärten sehr, namentlich
in Bezug auf Orangerie". 1630 waren in Frankreich schon mehrere große Kupfer¬
werke über Kunstgärten vorhanden. Uuter deu Privatgärten hatte der des Car¬
dinal Richelieu in Rückt (mit einem künstlichen, Grotten enthaltenden Felsen
von 6" Fuß Höhe und schönen Wasserkünste") und der Garten des Grafen
Liaucourt in Paris großen Nus. Eine Eigenthümlichkeit der kleineren Gärten
bildeten die Wandgemälde an deu Mauern, welche die Fortsetzung des Gartens
oder italienische Landschaften mit große" Bauwerke" vorstellte". Auch .eine Er¬
innerung an altrömische Sitte.

Bis Hieher waren es römische Traditionen und der italienische Styl, welche
in Europa herrschten.

(Fortsetzung im nächsten Heft.)




Pariser B o t s es> a f t e n.

Bisher hatten wir wenigstens das Verdienst, ans beiden Seiten, links sowol
als rechts, den Mund auf dem rechten Flecke zu haben. Selbst unser bitterste
Gegner konnte uns Beredtsamkeit nicht absprechen. Die gestrige Verhandlung hat
gezeigt, daß wir gut thun würden, in Zukunft auch in dieser Hinsicht bescheidener
zu thun. Es scheint wie ein Zeichen der Zeit, daß unsre Redner es selbst füh-
len, wie es im Grunde nur eine Ironie sei, zu reden und den Mund voll z"
nehmen, während die That, vielleicht die blutige That, schon hinter unsrem Nul¬
len la>ierl. Louis Bonaparte muß Reden halten, er muß Botschaften schreiben,
weil er dafür bezahlt wird, aber er glaubt darum doch nicht an seine eigenen Aus-
sprüche, und der Minister glaubt wieder ihm nicht. Was entschuldigte aber die
Nationalversammlung, sich noch ferner z" diesem Kinderspiele herzugeben und den
Badaudö und emotioussüchtigen politischen Flaneurs noch ferner zum Schanspu'in
zu dienen? Nichts, gar nichts, und es ist daher sehr begreiflich, daß die P"<"'


Kenilwvrth und Theobaldö aus. Im Jahr gab es in England
schon drei Werke über die Gartenkunst, worunter sich das des berühmten Philo¬
sophen Bacon (Lord Verulam) auszeichnete und schon darum merkwürdig ist,
weil darin die damalige unnatürliche Mode augegriffen, und größere Einfachheit
und Nachahmung der Natur empfohlen wird. — In Frankreich that erst Hein¬
rich IV. wieder etwas für Gärten. Er verschönerte die Anlage» von Saint-
Germain, Fontainebleau und legte die Gärten der Tuilerien, am Palast
Luxemburg und Snint-Cloud an, wobei besonders der Gärtner Claude Mottel,
(Erfinder der pirrwrevs coiupllrtinu;ut8 und Verfasser eines Werkes über Garten¬
kunst) thätig war. Auch unter Ludwig XU>. gewannen die Gärten sehr, namentlich
in Bezug auf Orangerie«. 1630 waren in Frankreich schon mehrere große Kupfer¬
werke über Kunstgärten vorhanden. Uuter deu Privatgärten hatte der des Car¬
dinal Richelieu in Rückt (mit einem künstlichen, Grotten enthaltenden Felsen
von 6» Fuß Höhe und schönen Wasserkünste») und der Garten des Grafen
Liaucourt in Paris großen Nus. Eine Eigenthümlichkeit der kleineren Gärten
bildeten die Wandgemälde an deu Mauern, welche die Fortsetzung des Gartens
oder italienische Landschaften mit große» Bauwerke» vorstellte». Auch .eine Er¬
innerung an altrömische Sitte.

Bis Hieher waren es römische Traditionen und der italienische Styl, welche
in Europa herrschten.

(Fortsetzung im nächsten Heft.)




Pariser B o t s es> a f t e n.

Bisher hatten wir wenigstens das Verdienst, ans beiden Seiten, links sowol
als rechts, den Mund auf dem rechten Flecke zu haben. Selbst unser bitterste
Gegner konnte uns Beredtsamkeit nicht absprechen. Die gestrige Verhandlung hat
gezeigt, daß wir gut thun würden, in Zukunft auch in dieser Hinsicht bescheidener
zu thun. Es scheint wie ein Zeichen der Zeit, daß unsre Redner es selbst füh-
len, wie es im Grunde nur eine Ironie sei, zu reden und den Mund voll z»
nehmen, während die That, vielleicht die blutige That, schon hinter unsrem Nul¬
len la>ierl. Louis Bonaparte muß Reden halten, er muß Botschaften schreiben,
weil er dafür bezahlt wird, aber er glaubt darum doch nicht an seine eigenen Aus-
sprüche, und der Minister glaubt wieder ihm nicht. Was entschuldigte aber die
Nationalversammlung, sich noch ferner z» diesem Kinderspiele herzugeben und den
Badaudö und emotioussüchtigen politischen Flaneurs noch ferner zum Schanspu'in
zu dienen? Nichts, gar nichts, und es ist daher sehr begreiflich, daß die P"<"'


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/318>, abgerufen am 25.04.2024.