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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Die Knnstangelegenheiten in Preußen unter dem
Ministerium Ladenberg.

Im deutschen Kunstblatte läßt der Redacteur desselben, ",'. Eggers, eben jetzt
die Denkschrift über eine Gesammt-Organisation der Knnstangelegenheitcn crschei-
"en, welche er im Jahre 1849 im Auftrage des damaligen preußischen Cultus-
"uuisters, Herrn v. Ladenberg, ausgearbeitet hatte. Uuter dem 14. Juli 18i8
war von Seiten des Ministeriums eine öffentliche Aufforderung an Künstler und
Kunstverwandte ergangen, daß sie hilfreiche Hand leisten möchten zur Herbeitraguug
eines möglichst vollständigen Materials sür die Beurtheilung sowol als die zweck¬
mäßigen Reformen in den Zuständen, wie in der Verwaltung 'der Kunst. Zahl¬
reiche Eingaben aller Art waren die Folge dieser Aufforderung, und der Stoff
wuchs im Zeitraum eines Jahres zu einer solchen Fülle heran, daß es nothwen¬
dig schien, den geordneten Inhalt desselben, mit Hinblick auf gleichzeitig oder
su'iher erschienene 'Druckschriften, so wie mit Berücksichtigung mündlich überlieferter
Winke und Andeutungen, zu einer Denkschrift zusammenzufassen. Wer sich darüber
des Genauern zu unterrichten wünscht, den verweisen wir auf das deutsche Kunst¬
blatt. Uns soll hier in einer kurzen Uebersicht uur dasjenige beschäftigen, was
Machst M Project im Ministerium bereits'bearbeitet war, und, wenn auch vielleicht
>"it mancherlei Modificationen, seinem wesentlichen Inhalt nach auf dem Wege
Gesetzgebung und der Verordnung in das Leben geführt werden sollte. Es
war freilich zum vollen Abschluß noch nicht gelangt, als eine tiefgreifende politi¬
sche Differenz im November -I8!>0 den kunstliebenden Protector dieses Organi¬
sationswerkes ans sein Amt zu verzichten zwang, wollte er nicht seine Ueberzeu¬
gung zum Opfer bringen. Die Pläne hatten also noch viel weniger die parla¬
mentarischen Stadien durchlaufen, und ruhen jetzt, seitdem Herr v. Raumer preu¬
ßischer Cultusminister geworden, bei denselben Nctenstößen, in denen so mancher
schöne Reformplan begraben liegt. Aber dennoch wird es von allgemeinem In¬
teresse sein, die Grundzüge derselben zusmumenzustellcu. Mau wird erkennen, wie


Grenzboten. IV. -!et"->. Ü1
Die Knnstangelegenheiten in Preußen unter dem
Ministerium Ladenberg.

Im deutschen Kunstblatte läßt der Redacteur desselben, »,'. Eggers, eben jetzt
die Denkschrift über eine Gesammt-Organisation der Knnstangelegenheitcn crschei-
»en, welche er im Jahre 1849 im Auftrage des damaligen preußischen Cultus-
"uuisters, Herrn v. Ladenberg, ausgearbeitet hatte. Uuter dem 14. Juli 18i8
war von Seiten des Ministeriums eine öffentliche Aufforderung an Künstler und
Kunstverwandte ergangen, daß sie hilfreiche Hand leisten möchten zur Herbeitraguug
eines möglichst vollständigen Materials sür die Beurtheilung sowol als die zweck¬
mäßigen Reformen in den Zuständen, wie in der Verwaltung 'der Kunst. Zahl¬
reiche Eingaben aller Art waren die Folge dieser Aufforderung, und der Stoff
wuchs im Zeitraum eines Jahres zu einer solchen Fülle heran, daß es nothwen¬
dig schien, den geordneten Inhalt desselben, mit Hinblick auf gleichzeitig oder
su'iher erschienene 'Druckschriften, so wie mit Berücksichtigung mündlich überlieferter
Winke und Andeutungen, zu einer Denkschrift zusammenzufassen. Wer sich darüber
des Genauern zu unterrichten wünscht, den verweisen wir auf das deutsche Kunst¬
blatt. Uns soll hier in einer kurzen Uebersicht uur dasjenige beschäftigen, was
Machst M Project im Ministerium bereits'bearbeitet war, und, wenn auch vielleicht
>»it mancherlei Modificationen, seinem wesentlichen Inhalt nach auf dem Wege
Gesetzgebung und der Verordnung in das Leben geführt werden sollte. Es
war freilich zum vollen Abschluß noch nicht gelangt, als eine tiefgreifende politi¬
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sationswerkes ans sein Amt zu verzichten zwang, wollte er nicht seine Ueberzeu¬
gung zum Opfer bringen. Die Pläne hatten also noch viel weniger die parla¬
mentarischen Stadien durchlaufen, und ruhen jetzt, seitdem Herr v. Raumer preu¬
ßischer Cultusminister geworden, bei denselben Nctenstößen, in denen so mancher
schöne Reformplan begraben liegt. Aber dennoch wird es von allgemeinem In¬
teresse sein, die Grundzüge derselben zusmumenzustellcu. Mau wird erkennen, wie


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[0405] Die Knnstangelegenheiten in Preußen unter dem Ministerium Ladenberg. Im deutschen Kunstblatte läßt der Redacteur desselben, »,'. Eggers, eben jetzt die Denkschrift über eine Gesammt-Organisation der Knnstangelegenheitcn crschei- »en, welche er im Jahre 1849 im Auftrage des damaligen preußischen Cultus- "uuisters, Herrn v. Ladenberg, ausgearbeitet hatte. Uuter dem 14. Juli 18i8 war von Seiten des Ministeriums eine öffentliche Aufforderung an Künstler und Kunstverwandte ergangen, daß sie hilfreiche Hand leisten möchten zur Herbeitraguug eines möglichst vollständigen Materials sür die Beurtheilung sowol als die zweck¬ mäßigen Reformen in den Zuständen, wie in der Verwaltung 'der Kunst. Zahl¬ reiche Eingaben aller Art waren die Folge dieser Aufforderung, und der Stoff wuchs im Zeitraum eines Jahres zu einer solchen Fülle heran, daß es nothwen¬ dig schien, den geordneten Inhalt desselben, mit Hinblick auf gleichzeitig oder su'iher erschienene 'Druckschriften, so wie mit Berücksichtigung mündlich überlieferter Winke und Andeutungen, zu einer Denkschrift zusammenzufassen. Wer sich darüber des Genauern zu unterrichten wünscht, den verweisen wir auf das deutsche Kunst¬ blatt. Uns soll hier in einer kurzen Uebersicht uur dasjenige beschäftigen, was Machst M Project im Ministerium bereits'bearbeitet war, und, wenn auch vielleicht >»it mancherlei Modificationen, seinem wesentlichen Inhalt nach auf dem Wege Gesetzgebung und der Verordnung in das Leben geführt werden sollte. Es war freilich zum vollen Abschluß noch nicht gelangt, als eine tiefgreifende politi¬ sche Differenz im November -I8!>0 den kunstliebenden Protector dieses Organi¬ sationswerkes ans sein Amt zu verzichten zwang, wollte er nicht seine Ueberzeu¬ gung zum Opfer bringen. Die Pläne hatten also noch viel weniger die parla¬ mentarischen Stadien durchlaufen, und ruhen jetzt, seitdem Herr v. Raumer preu¬ ßischer Cultusminister geworden, bei denselben Nctenstößen, in denen so mancher schöne Reformplan begraben liegt. Aber dennoch wird es von allgemeinem In¬ teresse sein, die Grundzüge derselben zusmumenzustellcu. Mau wird erkennen, wie Grenzboten. IV. -!et»->. Ü1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/405>, abgerufen am 29.03.2024.