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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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um das Gesetz geschaart? Würde man die Konstitution nicht gegen jeden Gewaltstreich
und somit die Gesellschaft vor jeder tiefern Erschütterung bewahrt haben? Das allge¬
meine Stimmrecht allem hätte einen Staatsstreich machen können, aber dessen freiem
Nusspruche würde sich auch Alles gefügt haben, weil man darin die eigentliche Rettung
aus jeder Gefahr begrüßt hätte. Die Gesellschaft hätte eine moralische Stütze gehabt,
aber wer soll denn jetzt Vertrauen haben? worauf soll sich dieses gründen? Wer bürgt
uns denn dafür, daß die Generäle Buo'naparte's, die heute mit ihm verschworen sind,
sich nicht wagen, gegen ihn zu verschwören? -- warum sollten sie es nicht thun, was
kann sie zurückhalten, wenn es ihr persönliches Interesse, ihr Ehrgeiz erheischen würde?
Nichts. Und die anderen Parteien, welche der Republik den Athem zu nehmen suchten,
und ihr jede Regung verwehrten, sind sie befriedigt, sind sie versöhnt? Haben sie ihre Hoff¬
nungen, ihre Pläne ausgegeben? Fragen Sie die prcuß. Wehrzcitung, sie wird es Ihnen
sagen. Was haben wir also gewonnen? Vorläufig eine moralische Niederlage, eine
Erschütterung der Rechtsgrundsätze, und als Ersatz dasür statt eines bestimmten Termines,
auf den Alles vorbereitet sein konnte, um die Katastrophe durch einen friedlichen
Vergleich zu umgehen, einen Wechsel aus eine Revolution ohne Datum, die nur
überraschen kann, aber nicht wie der Staatsstreich. Die öffentliche Meinung wird
irre geleitet, der Sclbstverthcidigungsinstinct ist getödtet, und wenn es morgen ein
Paar Generalen einfällt. Louis Buonaparte's Staatsstreich nachzucchimn, läuft man ihnen
vielleicht eben so ergeben und furchtsam zu, als Diesem. -- Montalembert hat es
ja auf der Tribune gesagt: was ist, ist gut, und der Erfolg "U: Im!/' ist die einzige Re¬
ligion des Politikers. Und der Kontinent und Deutschland, was hat es gewonnen --
ich weiß nicht, ob man diese brennende Frage berühren darf; ich weiß auch gar nicht,
ob es nöthig ist, dies zu thun, da die etwaige Neugierde Ihrer guten Landsleute wol
zeitig genug befriedigt werden dürfte -- aber eine Thatsache will ich in Erinnerung
bringen, die genug Erklärung liefern dürfte. Als die Februarrevolution ausbrach, schrieb
der damalige östreichische Beobachter: "Louis Philipp ist gestürzt, die Republik procla-
mirt, das kann Niemand wundern, nach Eonstitution kommt Republik, das ist un¬
vermeidlich," nun bitte ich, einen Rückschluß zu machen, und Alles klärt sich auf's
Schönste aus. Haben Sie vielleicht einen Zweifel, indem sie glauben, daß es in Deutsch¬
land auch nur einen einzigen Minister gebe, der über diese Frage officiell anders
denke als Metternich? Wenn Sie ihn wirklich haben, so kann ich Ihnen nicht helfen
-- und wir können blos Beide an die Zukunft appelliren.

Eines steht fest -- das nämlich, daß der Staatsstreich nicht auf festen Füßen stehe;
wie lange es dauern werde, das ist nicht zu bestimmen, aber das Ganze ist eine
'InküUan to tonus geworden, und darum wollen wir auch abwarten, was die Zeit
bringt. "ttoiuwu werde ich mich freiwillig aus der Politik exiliren, und werde Ihnen
vom Theater, von den Opertänzerinncn, von den Maskenbällen, von neuen Romanen
u- s. w. schreiben. Die Politik ist gar zu ekelhaft!


Ans Berlin


den Sie werden von mir keinen ausführlichen
Bericht über unsre Originalpolitik erwarten, so lange noch die Vorgänge in Frank¬
reich jede Faser politischen Denkens und Empfindens fast ausschließlich in Anspruch
nehmen; noch ist, sicher nicht, die letzte Patrone abgebrannt in dem Kampfe, den dort
das parlamentarische Leben des gesammten Kontinents gegen die egoistischen Interessen
eines Einzelnen zu bestehen hat; bis dahin werden unsre Kammern sich bescheiden
wüssen, etwas in den Hintergrund zurückzutreten. In der That haben sie bis jetzt
wenig gethan, was selbst in ^wöhnlichen Zeiten eine specielle Erwähnung nöthig machen
würde; die eigentliche GcschäMhätigkcit hat noch gar nicht begonnen. Indessen haben
sich die Parteien bei den verschiedenen Wahlen wenigstens vorläufig gezählt, und es
hat sich dabei als unläugbares Resultat herausgestellt, daß die Rechte gegen die vorige
Session noch an Terrain gewonnen hat. Damit ist aber auch zugleich gesagt, daß


um das Gesetz geschaart? Würde man die Konstitution nicht gegen jeden Gewaltstreich
und somit die Gesellschaft vor jeder tiefern Erschütterung bewahrt haben? Das allge¬
meine Stimmrecht allem hätte einen Staatsstreich machen können, aber dessen freiem
Nusspruche würde sich auch Alles gefügt haben, weil man darin die eigentliche Rettung
aus jeder Gefahr begrüßt hätte. Die Gesellschaft hätte eine moralische Stütze gehabt,
aber wer soll denn jetzt Vertrauen haben? worauf soll sich dieses gründen? Wer bürgt
uns denn dafür, daß die Generäle Buo'naparte's, die heute mit ihm verschworen sind,
sich nicht wagen, gegen ihn zu verschwören? — warum sollten sie es nicht thun, was
kann sie zurückhalten, wenn es ihr persönliches Interesse, ihr Ehrgeiz erheischen würde?
Nichts. Und die anderen Parteien, welche der Republik den Athem zu nehmen suchten,
und ihr jede Regung verwehrten, sind sie befriedigt, sind sie versöhnt? Haben sie ihre Hoff¬
nungen, ihre Pläne ausgegeben? Fragen Sie die prcuß. Wehrzcitung, sie wird es Ihnen
sagen. Was haben wir also gewonnen? Vorläufig eine moralische Niederlage, eine
Erschütterung der Rechtsgrundsätze, und als Ersatz dasür statt eines bestimmten Termines,
auf den Alles vorbereitet sein konnte, um die Katastrophe durch einen friedlichen
Vergleich zu umgehen, einen Wechsel aus eine Revolution ohne Datum, die nur
überraschen kann, aber nicht wie der Staatsstreich. Die öffentliche Meinung wird
irre geleitet, der Sclbstverthcidigungsinstinct ist getödtet, und wenn es morgen ein
Paar Generalen einfällt. Louis Buonaparte's Staatsstreich nachzucchimn, läuft man ihnen
vielleicht eben so ergeben und furchtsam zu, als Diesem. — Montalembert hat es
ja auf der Tribune gesagt: was ist, ist gut, und der Erfolg „U: Im!/' ist die einzige Re¬
ligion des Politikers. Und der Kontinent und Deutschland, was hat es gewonnen —
ich weiß nicht, ob man diese brennende Frage berühren darf; ich weiß auch gar nicht,
ob es nöthig ist, dies zu thun, da die etwaige Neugierde Ihrer guten Landsleute wol
zeitig genug befriedigt werden dürfte — aber eine Thatsache will ich in Erinnerung
bringen, die genug Erklärung liefern dürfte. Als die Februarrevolution ausbrach, schrieb
der damalige östreichische Beobachter: „Louis Philipp ist gestürzt, die Republik procla-
mirt, das kann Niemand wundern, nach Eonstitution kommt Republik, das ist un¬
vermeidlich," nun bitte ich, einen Rückschluß zu machen, und Alles klärt sich auf's
Schönste aus. Haben Sie vielleicht einen Zweifel, indem sie glauben, daß es in Deutsch¬
land auch nur einen einzigen Minister gebe, der über diese Frage officiell anders
denke als Metternich? Wenn Sie ihn wirklich haben, so kann ich Ihnen nicht helfen
— und wir können blos Beide an die Zukunft appelliren.

Eines steht fest -- das nämlich, daß der Staatsstreich nicht auf festen Füßen stehe;
wie lange es dauern werde, das ist nicht zu bestimmen, aber das Ganze ist eine
'InküUan to tonus geworden, und darum wollen wir auch abwarten, was die Zeit
bringt. »ttoiuwu werde ich mich freiwillig aus der Politik exiliren, und werde Ihnen
vom Theater, von den Opertänzerinncn, von den Maskenbällen, von neuen Romanen
u- s. w. schreiben. Die Politik ist gar zu ekelhaft!


Ans Berlin


den Sie werden von mir keinen ausführlichen
Bericht über unsre Originalpolitik erwarten, so lange noch die Vorgänge in Frank¬
reich jede Faser politischen Denkens und Empfindens fast ausschließlich in Anspruch
nehmen; noch ist, sicher nicht, die letzte Patrone abgebrannt in dem Kampfe, den dort
das parlamentarische Leben des gesammten Kontinents gegen die egoistischen Interessen
eines Einzelnen zu bestehen hat; bis dahin werden unsre Kammern sich bescheiden
wüssen, etwas in den Hintergrund zurückzutreten. In der That haben sie bis jetzt
wenig gethan, was selbst in ^wöhnlichen Zeiten eine specielle Erwähnung nöthig machen
würde; die eigentliche GcschäMhätigkcit hat noch gar nicht begonnen. Indessen haben
sich die Parteien bei den verschiedenen Wahlen wenigstens vorläufig gezählt, und es
hat sich dabei als unläugbares Resultat herausgestellt, daß die Rechte gegen die vorige
Session noch an Terrain gewonnen hat. Damit ist aber auch zugleich gesagt, daß


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[0483] um das Gesetz geschaart? Würde man die Konstitution nicht gegen jeden Gewaltstreich und somit die Gesellschaft vor jeder tiefern Erschütterung bewahrt haben? Das allge¬ meine Stimmrecht allem hätte einen Staatsstreich machen können, aber dessen freiem Nusspruche würde sich auch Alles gefügt haben, weil man darin die eigentliche Rettung aus jeder Gefahr begrüßt hätte. Die Gesellschaft hätte eine moralische Stütze gehabt, aber wer soll denn jetzt Vertrauen haben? worauf soll sich dieses gründen? Wer bürgt uns denn dafür, daß die Generäle Buo'naparte's, die heute mit ihm verschworen sind, sich nicht wagen, gegen ihn zu verschwören? — warum sollten sie es nicht thun, was kann sie zurückhalten, wenn es ihr persönliches Interesse, ihr Ehrgeiz erheischen würde? Nichts. Und die anderen Parteien, welche der Republik den Athem zu nehmen suchten, und ihr jede Regung verwehrten, sind sie befriedigt, sind sie versöhnt? Haben sie ihre Hoff¬ nungen, ihre Pläne ausgegeben? Fragen Sie die prcuß. Wehrzcitung, sie wird es Ihnen sagen. Was haben wir also gewonnen? Vorläufig eine moralische Niederlage, eine Erschütterung der Rechtsgrundsätze, und als Ersatz dasür statt eines bestimmten Termines, auf den Alles vorbereitet sein konnte, um die Katastrophe durch einen friedlichen Vergleich zu umgehen, einen Wechsel aus eine Revolution ohne Datum, die nur überraschen kann, aber nicht wie der Staatsstreich. Die öffentliche Meinung wird irre geleitet, der Sclbstverthcidigungsinstinct ist getödtet, und wenn es morgen ein Paar Generalen einfällt. Louis Buonaparte's Staatsstreich nachzucchimn, läuft man ihnen vielleicht eben so ergeben und furchtsam zu, als Diesem. — Montalembert hat es ja auf der Tribune gesagt: was ist, ist gut, und der Erfolg „U: Im!/' ist die einzige Re¬ ligion des Politikers. Und der Kontinent und Deutschland, was hat es gewonnen — ich weiß nicht, ob man diese brennende Frage berühren darf; ich weiß auch gar nicht, ob es nöthig ist, dies zu thun, da die etwaige Neugierde Ihrer guten Landsleute wol zeitig genug befriedigt werden dürfte — aber eine Thatsache will ich in Erinnerung bringen, die genug Erklärung liefern dürfte. Als die Februarrevolution ausbrach, schrieb der damalige östreichische Beobachter: „Louis Philipp ist gestürzt, die Republik procla- mirt, das kann Niemand wundern, nach Eonstitution kommt Republik, das ist un¬ vermeidlich," nun bitte ich, einen Rückschluß zu machen, und Alles klärt sich auf's Schönste aus. Haben Sie vielleicht einen Zweifel, indem sie glauben, daß es in Deutsch¬ land auch nur einen einzigen Minister gebe, der über diese Frage officiell anders denke als Metternich? Wenn Sie ihn wirklich haben, so kann ich Ihnen nicht helfen — und wir können blos Beide an die Zukunft appelliren. Eines steht fest -- das nämlich, daß der Staatsstreich nicht auf festen Füßen stehe; wie lange es dauern werde, das ist nicht zu bestimmen, aber das Ganze ist eine 'InküUan to tonus geworden, und darum wollen wir auch abwarten, was die Zeit bringt. »ttoiuwu werde ich mich freiwillig aus der Politik exiliren, und werde Ihnen vom Theater, von den Opertänzerinncn, von den Maskenbällen, von neuen Romanen u- s. w. schreiben. Die Politik ist gar zu ekelhaft! Ans Berlin den Sie werden von mir keinen ausführlichen Bericht über unsre Originalpolitik erwarten, so lange noch die Vorgänge in Frank¬ reich jede Faser politischen Denkens und Empfindens fast ausschließlich in Anspruch nehmen; noch ist, sicher nicht, die letzte Patrone abgebrannt in dem Kampfe, den dort das parlamentarische Leben des gesammten Kontinents gegen die egoistischen Interessen eines Einzelnen zu bestehen hat; bis dahin werden unsre Kammern sich bescheiden wüssen, etwas in den Hintergrund zurückzutreten. In der That haben sie bis jetzt wenig gethan, was selbst in ^wöhnlichen Zeiten eine specielle Erwähnung nöthig machen würde; die eigentliche GcschäMhätigkcit hat noch gar nicht begonnen. Indessen haben sich die Parteien bei den verschiedenen Wahlen wenigstens vorläufig gezählt, und es hat sich dabei als unläugbares Resultat herausgestellt, daß die Rechte gegen die vorige Session noch an Terrain gewonnen hat. Damit ist aber auch zugleich gesagt, daß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/483>, abgerufen am 20.04.2024.