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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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großen Nation; eine eigentliche Kolonie mit eigener Kirche und Schule besteht
nicht; selbst die Köche und die zahllosen Parruchieri sind hier Italiener, und
man würde verhältnißmäßig selten Französische Lante vernehmen, wenn es nicht
hier wie überall zum guten Tone gehörte, auch ""nöthiger Weise Französisch zu
reden, eine Französische Komödie zu hören oder gar, welcher Genuß uns eben be¬
vorsteht, Mademoiselle Rachel zu bewundern und Monsieur Rafael Felix zu be¬
reichern.

Anders ist es mit den Engländern. Zwar sagt mau, daß sie als große
Handelsherren hier kein rechtes Glück gemacht haben, vielleicht weil der Triestiner
selbst eine Art von Deutschem Engländer ist, was Speculation, Geschäfte und Be¬
nutzung von Zeit und Geld anlangt; gewiß ist kaum ein oder das andere größere "Hans
des Platzes" ein Englisches. Allein schon der bloßen Zahl nach sind sie nicht
unbedeutend vertreten; die lebhafte Verbindung Triests mit ihrem Vaterlande, der
Weg uach Italien und den Ionischen Inseln, nach Aepypten und Ostindien führt
viele Hieher; die Werkstätten, Fabriken und Werfte können bekanntlich noch immer
nicht ganz der Englischen Arbeiter entbehren. Ihr Nationalstolz schließt sie eng
zusammen; sie bilden eine Art Niederlassung mit eigener Kirche; sie sind am Wellig¬
sten geneigt, auch als Gäste in Haltung und Tracht, in Sprache und Gebrauch
ihren Ursprung zu verläugnen oder fremde Sitte anzunehmen.

Während Franzosen und Engländer so wenigstens noch einige, wenn auch
minder scharfe Züge und nur verschwimmende Farben für das bunte Bild der
Triestiner Bevölkerung liefern, so sind Vertreter der übrigen Germanischen oder
Romanischen Völker natürlich nur vereinzelte oder vorübergehende Erscheinungen,
wie wenn ein Holländer etwa seine Fracht hier nimmt, die Norweger ihre Stock¬
fische bringen, eine Fregatte der vereinigten Staaten einmal im Hafen das Ster-
nen denner entfaltet, oder ein legitimer Spanier kommt, um dem Don Carlos
seine Aufwartung zu machen.

Dagegen haben wir im Folgenden auf die Slaven verschiedener Stämme,
"us die Griechen und Orientalen unsern Blick zu richten.




Die Preußische Postreform.
(Eingesandt.)

Beantwortung des Artikels in Ur. 3i der Grenzboten: "Schattenseiten der
neuesten Reformen in der innern Organisation des Preußischen Post-Instituts."

Indem wir versuchen wollen, Licht in die Schatten zu bringen, welche der Ver¬
fasser des Artikels in Ur. 3t. auf die neuesten Reformen in der innern Organisation
des Preußischen Post-Instituts zu verbreiten suchte, leitet uns lediglich die Ansicht, daß
das größere Publicum, im Allgemeinen befriedigt durch die Leistungen des Post-Instituts


großen Nation; eine eigentliche Kolonie mit eigener Kirche und Schule besteht
nicht; selbst die Köche und die zahllosen Parruchieri sind hier Italiener, und
man würde verhältnißmäßig selten Französische Lante vernehmen, wenn es nicht
hier wie überall zum guten Tone gehörte, auch »»nöthiger Weise Französisch zu
reden, eine Französische Komödie zu hören oder gar, welcher Genuß uns eben be¬
vorsteht, Mademoiselle Rachel zu bewundern und Monsieur Rafael Felix zu be¬
reichern.

Anders ist es mit den Engländern. Zwar sagt mau, daß sie als große
Handelsherren hier kein rechtes Glück gemacht haben, vielleicht weil der Triestiner
selbst eine Art von Deutschem Engländer ist, was Speculation, Geschäfte und Be¬
nutzung von Zeit und Geld anlangt; gewiß ist kaum ein oder das andere größere „Hans
des Platzes" ein Englisches. Allein schon der bloßen Zahl nach sind sie nicht
unbedeutend vertreten; die lebhafte Verbindung Triests mit ihrem Vaterlande, der
Weg uach Italien und den Ionischen Inseln, nach Aepypten und Ostindien führt
viele Hieher; die Werkstätten, Fabriken und Werfte können bekanntlich noch immer
nicht ganz der Englischen Arbeiter entbehren. Ihr Nationalstolz schließt sie eng
zusammen; sie bilden eine Art Niederlassung mit eigener Kirche; sie sind am Wellig¬
sten geneigt, auch als Gäste in Haltung und Tracht, in Sprache und Gebrauch
ihren Ursprung zu verläugnen oder fremde Sitte anzunehmen.

Während Franzosen und Engländer so wenigstens noch einige, wenn auch
minder scharfe Züge und nur verschwimmende Farben für das bunte Bild der
Triestiner Bevölkerung liefern, so sind Vertreter der übrigen Germanischen oder
Romanischen Völker natürlich nur vereinzelte oder vorübergehende Erscheinungen,
wie wenn ein Holländer etwa seine Fracht hier nimmt, die Norweger ihre Stock¬
fische bringen, eine Fregatte der vereinigten Staaten einmal im Hafen das Ster-
nen denner entfaltet, oder ein legitimer Spanier kommt, um dem Don Carlos
seine Aufwartung zu machen.

Dagegen haben wir im Folgenden auf die Slaven verschiedener Stämme,
"us die Griechen und Orientalen unsern Blick zu richten.




Die Preußische Postreform.
(Eingesandt.)

Beantwortung des Artikels in Ur. 3i der Grenzboten: „Schattenseiten der
neuesten Reformen in der innern Organisation des Preußischen Post-Instituts."

Indem wir versuchen wollen, Licht in die Schatten zu bringen, welche der Ver¬
fasser des Artikels in Ur. 3t. auf die neuesten Reformen in der innern Organisation
des Preußischen Post-Instituts zu verbreiten suchte, leitet uns lediglich die Ansicht, daß
das größere Publicum, im Allgemeinen befriedigt durch die Leistungen des Post-Instituts


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[0073] großen Nation; eine eigentliche Kolonie mit eigener Kirche und Schule besteht nicht; selbst die Köche und die zahllosen Parruchieri sind hier Italiener, und man würde verhältnißmäßig selten Französische Lante vernehmen, wenn es nicht hier wie überall zum guten Tone gehörte, auch »»nöthiger Weise Französisch zu reden, eine Französische Komödie zu hören oder gar, welcher Genuß uns eben be¬ vorsteht, Mademoiselle Rachel zu bewundern und Monsieur Rafael Felix zu be¬ reichern. Anders ist es mit den Engländern. Zwar sagt mau, daß sie als große Handelsherren hier kein rechtes Glück gemacht haben, vielleicht weil der Triestiner selbst eine Art von Deutschem Engländer ist, was Speculation, Geschäfte und Be¬ nutzung von Zeit und Geld anlangt; gewiß ist kaum ein oder das andere größere „Hans des Platzes" ein Englisches. Allein schon der bloßen Zahl nach sind sie nicht unbedeutend vertreten; die lebhafte Verbindung Triests mit ihrem Vaterlande, der Weg uach Italien und den Ionischen Inseln, nach Aepypten und Ostindien führt viele Hieher; die Werkstätten, Fabriken und Werfte können bekanntlich noch immer nicht ganz der Englischen Arbeiter entbehren. Ihr Nationalstolz schließt sie eng zusammen; sie bilden eine Art Niederlassung mit eigener Kirche; sie sind am Wellig¬ sten geneigt, auch als Gäste in Haltung und Tracht, in Sprache und Gebrauch ihren Ursprung zu verläugnen oder fremde Sitte anzunehmen. Während Franzosen und Engländer so wenigstens noch einige, wenn auch minder scharfe Züge und nur verschwimmende Farben für das bunte Bild der Triestiner Bevölkerung liefern, so sind Vertreter der übrigen Germanischen oder Romanischen Völker natürlich nur vereinzelte oder vorübergehende Erscheinungen, wie wenn ein Holländer etwa seine Fracht hier nimmt, die Norweger ihre Stock¬ fische bringen, eine Fregatte der vereinigten Staaten einmal im Hafen das Ster- nen denner entfaltet, oder ein legitimer Spanier kommt, um dem Don Carlos seine Aufwartung zu machen. Dagegen haben wir im Folgenden auf die Slaven verschiedener Stämme, "us die Griechen und Orientalen unsern Blick zu richten. Die Preußische Postreform. (Eingesandt.) Beantwortung des Artikels in Ur. 3i der Grenzboten: „Schattenseiten der neuesten Reformen in der innern Organisation des Preußischen Post-Instituts." Indem wir versuchen wollen, Licht in die Schatten zu bringen, welche der Ver¬ fasser des Artikels in Ur. 3t. auf die neuesten Reformen in der innern Organisation des Preußischen Post-Instituts zu verbreiten suchte, leitet uns lediglich die Ansicht, daß das größere Publicum, im Allgemeinen befriedigt durch die Leistungen des Post-Instituts

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/73>, abgerufen am 27.04.2024.