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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Bei Postämtern an größeren Orten, wo der Verkehr mannichfaltiger, ein größeres
Personal zu leiten und die Gcschästövcrthciluug künstlicher ist, haben die Post-Expcdicn-
ten nicht den Amtsvorsteher zu vertreten, sondern in dem technischen Expcditionsdienste
mitzuwirken, theils um zu mehr mechanischen Verrichtungen nicht höher besoldete Be¬
amte verwenden zu müssen, theils um sich zur Erlangung einer Post-Expedition erster
Klasse auszubilden und reif und würdig zu machen.

Die Annahme der Post-Expcdicntcnstclle darf von den Beamten, welche sich durch
innere Anregung und Thatkraft berufen sühlen, nach einer höhern und lohnendem
Dienststellungen streben und ihre Qualifikation dazu nachzuweisen, nicht als ein Hinder¬
niß, sondern als ein Hilfsmittel zur Verbesserung ihrer Lage angesehen werden, denn
ein großer Theil der den Keim der höhern Fortbildung leicht danieder haltenden mecha¬
nischen Geschäfte geht auf die Post-Expedienten über.

Beamte dagegen, welche sich zwar hoher gebildet nennen, dem Dienste jedoch eint
höhere Kraft und Umsicht nicht widmen, vielmehr kaum ein gewöhnliches Pensum lei¬
sten, aber durch hohe Ansprüche sich bemerkbar machen, mögen in den neuesten Refor¬
men der Post-Verwaltung manche unbequeme Schattirungen finden, und betroffen sein,
wenn sie ihre Dienstgeschäfte durch Post-Expedienten gut wahrgenommen sehen, ihnen
selbst aber der Eifer und die Lust nicht beiwohnt, sich durch Anstrengungen eine auf die
höher gebildeten Beamten berechnete Dienststellung, zu deren Erlangung es an Gelegen¬
heit nicht fehlt, zu verdienen.




Wochenschau.
Die Reife des Propheten Mohammed in den siebenten

Himmel. *)

-- Die Nacht, in welcher sie sich ereignete, wird als eine der finsterste"
und furchtbar stillsten, die man je gesehen, beschrieben. Man vernahm keinen Hahncnruf,
kein Hundegebell, weder das Geheul wilder Thiere, noch den Schrei der Eulen; selbst
das Wasser hörte auf zu murmeln und der Wind zu brausen; die ganze Natur fehle"
bewegungslos und todt zu sein. In der Mittelwände der Nacht wurde Mohammed durch
eine Stimme erweckt, welche rief: "Wache aus. Du Schläfer." Der Engel Gabriel
stand vor ihm. Seine Stirn war klar und heiter, seine Gesichtsfarbe weiß wie Schnee,
sein Haar rollte über die Schultern herab, er hatte Flügel von blendend bunter Fär¬
bung, und seine Gewänder waren mit Perlen übersäet und mit Gold gestickt.

Er brachte Mohammed ein weißes Roß von wunderbarer Form und Eigenschaften'
das keinem Wesen, welches er je gesehen hatte, ähnlich war,'und in der That weicht
es von jedem früher beschriebenen Thiere ab. Es hatte ein menschliches Gesicht, aber
die Backen eines Pferdes, seine Augen waren wie Hyacinthen, und schimmerten wie
Sterne. Es besaß Adlcrflngcl, die von Lichtstrahlen erglänzten, und seine ganze Gestalt



*) Mitgetheilt aus dem ,,Leben Mohammed'o von Washington Irving" in der vortr
liebe" "Übersetzung, die bei <5. Lorck in Leipzig erschienen ist, und den 'töten Band der h>
n>es-n Handbibliothek bildet. Ueber das.Buch selbst haben wir uns bereit" ausgesprochen, >
wu'den noch einmal bei der Charakteristik In'ingS darauf zurückkommen.

Bei Postämtern an größeren Orten, wo der Verkehr mannichfaltiger, ein größeres
Personal zu leiten und die Gcschästövcrthciluug künstlicher ist, haben die Post-Expcdicn-
ten nicht den Amtsvorsteher zu vertreten, sondern in dem technischen Expcditionsdienste
mitzuwirken, theils um zu mehr mechanischen Verrichtungen nicht höher besoldete Be¬
amte verwenden zu müssen, theils um sich zur Erlangung einer Post-Expedition erster
Klasse auszubilden und reif und würdig zu machen.

Die Annahme der Post-Expcdicntcnstclle darf von den Beamten, welche sich durch
innere Anregung und Thatkraft berufen sühlen, nach einer höhern und lohnendem
Dienststellungen streben und ihre Qualifikation dazu nachzuweisen, nicht als ein Hinder¬
niß, sondern als ein Hilfsmittel zur Verbesserung ihrer Lage angesehen werden, denn
ein großer Theil der den Keim der höhern Fortbildung leicht danieder haltenden mecha¬
nischen Geschäfte geht auf die Post-Expedienten über.

Beamte dagegen, welche sich zwar hoher gebildet nennen, dem Dienste jedoch eint
höhere Kraft und Umsicht nicht widmen, vielmehr kaum ein gewöhnliches Pensum lei¬
sten, aber durch hohe Ansprüche sich bemerkbar machen, mögen in den neuesten Refor¬
men der Post-Verwaltung manche unbequeme Schattirungen finden, und betroffen sein,
wenn sie ihre Dienstgeschäfte durch Post-Expedienten gut wahrgenommen sehen, ihnen
selbst aber der Eifer und die Lust nicht beiwohnt, sich durch Anstrengungen eine auf die
höher gebildeten Beamten berechnete Dienststellung, zu deren Erlangung es an Gelegen¬
heit nicht fehlt, zu verdienen.




Wochenschau.
Die Reife des Propheten Mohammed in den siebenten

Himmel. *)

— Die Nacht, in welcher sie sich ereignete, wird als eine der finsterste»
und furchtbar stillsten, die man je gesehen, beschrieben. Man vernahm keinen Hahncnruf,
kein Hundegebell, weder das Geheul wilder Thiere, noch den Schrei der Eulen; selbst
das Wasser hörte auf zu murmeln und der Wind zu brausen; die ganze Natur fehle"
bewegungslos und todt zu sein. In der Mittelwände der Nacht wurde Mohammed durch
eine Stimme erweckt, welche rief: „Wache aus. Du Schläfer." Der Engel Gabriel
stand vor ihm. Seine Stirn war klar und heiter, seine Gesichtsfarbe weiß wie Schnee,
sein Haar rollte über die Schultern herab, er hatte Flügel von blendend bunter Fär¬
bung, und seine Gewänder waren mit Perlen übersäet und mit Gold gestickt.

Er brachte Mohammed ein weißes Roß von wunderbarer Form und Eigenschaften'
das keinem Wesen, welches er je gesehen hatte, ähnlich war,'und in der That weicht
es von jedem früher beschriebenen Thiere ab. Es hatte ein menschliches Gesicht, aber
die Backen eines Pferdes, seine Augen waren wie Hyacinthen, und schimmerten wie
Sterne. Es besaß Adlcrflngcl, die von Lichtstrahlen erglänzten, und seine ganze Gestalt



*) Mitgetheilt aus dem ,,Leben Mohammed'o von Washington Irving" in der vortr
liebe» »Übersetzung, die bei <5. Lorck in Leipzig erschienen ist, und den 'töten Band der h>
n>es-n Handbibliothek bildet. Ueber das.Buch selbst haben wir uns bereit» ausgesprochen, >
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/78>, abgerufen am 28.03.2024.