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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Ludwig Miehter.

Richter-Album. Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von Ludwig
Richter in Dresden.-1. Sammlung 2. Aufl. Leipzig, 1831. Veranstaltet und
verlegt durch Georg Wigand. Elcg. geb. 2 Thlr. 20 Sgr.
--, Zweite Sammlung. Mit dem in Kupfer geht. Portrait Richter's. Eleg. geb.
3 Thlr. 10 Sgr.
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Das Richteralbum, das kürzlich in zweiter Auflage um einen starken Band

vermehrt und glänzender ausgestattet erschienen ist, hat eine reiche Fülle reizender
Kompositionen Richter's vor den Kunstfreunden ausgebreitet, von denen wenige
alle die Werke kennen werden, aus deren Terten man sich dieselben zusammen¬
lesen muß. Wer sich in Richter's Bilder und Zeichnungen hineingesehen und
gelebt hat, der wird ihn bald wie einen Freund lieb gewinnen, und sich in
einem persönlichen Verhältniß zu einem Künstler fühlen, der sein Inneres so
wahr und unbefangen ausspricht; Vielen wird es daher wohl erwünscht sein,
über ihn etwas Näheres zu erfahren.

Adrian Ludwig Richter ist in Dresden den 28. September 1803 ge¬
boren, durch einen eigenen Zufall in demselben Hause, in welchem auch der
ausgezeichnete Landschaftsmaler Oehme geboren war. Der wenige Jahre ältere
Knabe pflegte und wartete ihn als Wickelkind, den er nach einer Reihe von
Jahren in Rom als Kunstgenossen wiederfinden sollte, mit dem er dann
durch nahe Freundschaft treu verbunden den gemeinsamen Weg verfolgt hat.

Den ersten Unterricht erhielt Richter durch seinen Vater, Carl August
Richter, einen geschickten Landschaftskupferftecher aus Zingg's Schule, der
auch ihn zum Kupferstecher bestimmte. Indeß veranlaßte ihn C. Wagner,
ein Sohn des bekannten Schriftstellers in Meiningen, welcher bei seinem Vater
eine Zeit lang studirte, sich der Malerei zu widmen; der Landschaftsmaler Graff
und Prof. Schubert gaben ihm nun einige Anleitung zum Oelmalen. Allein
der Druck, welchen die Kriegsjahre auch auf seine häuslichen Verhältnisse übten,
ließ keine frische und fröhliche Entwickelung zu, ja nicht einmal eine unge-
theilte Hingebung und ungehemmte Studien für seine Kunst. Fern von dem
lebendigen und anregenden Treiben der jüngeren Künstler, auf welche der in


Grenzboten. I. 4 832. 26
Ludwig Miehter.

Richter-Album. Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von Ludwig
Richter in Dresden.-1. Sammlung 2. Aufl. Leipzig, 1831. Veranstaltet und
verlegt durch Georg Wigand. Elcg. geb. 2 Thlr. 20 Sgr.
—, Zweite Sammlung. Mit dem in Kupfer geht. Portrait Richter's. Eleg. geb.
3 Thlr. 10 Sgr.
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Das Richteralbum, das kürzlich in zweiter Auflage um einen starken Band

vermehrt und glänzender ausgestattet erschienen ist, hat eine reiche Fülle reizender
Kompositionen Richter's vor den Kunstfreunden ausgebreitet, von denen wenige
alle die Werke kennen werden, aus deren Terten man sich dieselben zusammen¬
lesen muß. Wer sich in Richter's Bilder und Zeichnungen hineingesehen und
gelebt hat, der wird ihn bald wie einen Freund lieb gewinnen, und sich in
einem persönlichen Verhältniß zu einem Künstler fühlen, der sein Inneres so
wahr und unbefangen ausspricht; Vielen wird es daher wohl erwünscht sein,
über ihn etwas Näheres zu erfahren.

Adrian Ludwig Richter ist in Dresden den 28. September 1803 ge¬
boren, durch einen eigenen Zufall in demselben Hause, in welchem auch der
ausgezeichnete Landschaftsmaler Oehme geboren war. Der wenige Jahre ältere
Knabe pflegte und wartete ihn als Wickelkind, den er nach einer Reihe von
Jahren in Rom als Kunstgenossen wiederfinden sollte, mit dem er dann
durch nahe Freundschaft treu verbunden den gemeinsamen Weg verfolgt hat.

Den ersten Unterricht erhielt Richter durch seinen Vater, Carl August
Richter, einen geschickten Landschaftskupferftecher aus Zingg's Schule, der
auch ihn zum Kupferstecher bestimmte. Indeß veranlaßte ihn C. Wagner,
ein Sohn des bekannten Schriftstellers in Meiningen, welcher bei seinem Vater
eine Zeit lang studirte, sich der Malerei zu widmen; der Landschaftsmaler Graff
und Prof. Schubert gaben ihm nun einige Anleitung zum Oelmalen. Allein
der Druck, welchen die Kriegsjahre auch auf seine häuslichen Verhältnisse übten,
ließ keine frische und fröhliche Entwickelung zu, ja nicht einmal eine unge-
theilte Hingebung und ungehemmte Studien für seine Kunst. Fern von dem
lebendigen und anregenden Treiben der jüngeren Künstler, auf welche der in


Grenzboten. I. 4 832. 26
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[0211] Ludwig Miehter. Richter-Album. Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von Ludwig Richter in Dresden.-1. Sammlung 2. Aufl. Leipzig, 1831. Veranstaltet und verlegt durch Georg Wigand. Elcg. geb. 2 Thlr. 20 Sgr. —, Zweite Sammlung. Mit dem in Kupfer geht. Portrait Richter's. Eleg. geb. 3 Thlr. 10 Sgr. >''^''>" ,,>,, Das Richteralbum, das kürzlich in zweiter Auflage um einen starken Band vermehrt und glänzender ausgestattet erschienen ist, hat eine reiche Fülle reizender Kompositionen Richter's vor den Kunstfreunden ausgebreitet, von denen wenige alle die Werke kennen werden, aus deren Terten man sich dieselben zusammen¬ lesen muß. Wer sich in Richter's Bilder und Zeichnungen hineingesehen und gelebt hat, der wird ihn bald wie einen Freund lieb gewinnen, und sich in einem persönlichen Verhältniß zu einem Künstler fühlen, der sein Inneres so wahr und unbefangen ausspricht; Vielen wird es daher wohl erwünscht sein, über ihn etwas Näheres zu erfahren. Adrian Ludwig Richter ist in Dresden den 28. September 1803 ge¬ boren, durch einen eigenen Zufall in demselben Hause, in welchem auch der ausgezeichnete Landschaftsmaler Oehme geboren war. Der wenige Jahre ältere Knabe pflegte und wartete ihn als Wickelkind, den er nach einer Reihe von Jahren in Rom als Kunstgenossen wiederfinden sollte, mit dem er dann durch nahe Freundschaft treu verbunden den gemeinsamen Weg verfolgt hat. Den ersten Unterricht erhielt Richter durch seinen Vater, Carl August Richter, einen geschickten Landschaftskupferftecher aus Zingg's Schule, der auch ihn zum Kupferstecher bestimmte. Indeß veranlaßte ihn C. Wagner, ein Sohn des bekannten Schriftstellers in Meiningen, welcher bei seinem Vater eine Zeit lang studirte, sich der Malerei zu widmen; der Landschaftsmaler Graff und Prof. Schubert gaben ihm nun einige Anleitung zum Oelmalen. Allein der Druck, welchen die Kriegsjahre auch auf seine häuslichen Verhältnisse übten, ließ keine frische und fröhliche Entwickelung zu, ja nicht einmal eine unge- theilte Hingebung und ungehemmte Studien für seine Kunst. Fern von dem lebendigen und anregenden Treiben der jüngeren Künstler, auf welche der in Grenzboten. I. 4 832. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/211>, abgerufen am 28.04.2024.