Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Anekdote von der Artigkeit des französischen Bürgerkönigs. Der jetzt regierende
König von Preußen sah den Tisch von Beham im Louvre, und ersuchte Louis
Philippe, ihm das Original für einige Zeit zu leihen, damit er es für sich könne
copireu lassen. Louis Philippe bedauerte, das Kunstwerk nicht aus dem Louvre
entfernen zu dürfen, ließ jedoch eine Copie davon anfertigen, und überraschte
Friedrich Wilhelm mit dem Geschenk derselben. Unzweifelhaft eine feine Aufmerk¬
samkeit; aber um welchen Preis besitzt Deutschland die Nachbildung? Das Ori¬
ginal wurde in der Revolutionszeit von den Franzosen aus Mainz fort und nach
Paris geschleppt, und prangt im Louvre durch eine Vergeßlichkeit oder Achtlosig¬
keit der Diplomaten zur Zeit, als die Verbündeten im Siege waren. Das
System der Kunstplünderung hat überhaupt die französischen Sammlungen ungemein
bereichert.

Wir befinden uus am Ende des Cabinets, kehren durch die geschilderten
Räume zu dem gemeinsamen Ein- und Ausgange zurück, und werfen nnr im Vor¬
gemach schnell noch einen Blick auf ein altes Aquarell, das vermuthlich von dem
Meister Karch herrührt: Geschlechtertauz der freien Reichsstadt Augsburg mit der
Aufschrift: ,,untersckid der alten und newen Welt von 1200 bis 1S22". Dann
treten wir hinaus auf die Galerie des Treppenhauses, die Thür fällt hinter uns
dröhnend in's Schloß, und tragt die Schwingungen des Tons durch die weite
Halle, in der uus die Farbenpracht der Kaulbach'schen Wandgemälde entgegen¬
A. G. glänzt.




Die echten Töchter des Regiments
in Algerien.

Schon aus weiter Feine klang der lustige Gesang. Eine Frau trug das
Solo allein mit starker, aber nicht übler Stimme vor, und in voller Kraft wieder¬
holte der Chor der Soldaten die Schlußstrophen:

,, Vivancliere "In reFiment
K'est Kalin am'on me nomme.
.Je venais, clonno el Kois gaiment
Non vin et mon ragomme.
Li ^'s vois cle nos vieux Auerriers,
piir I" soullrsnev,
s)ni n'ont plus, mslgrö leurs lauriors,
ve yuoi doll-e " 1u I'"r"ne!<z,
^öl i'elleuris encore leur keine
^mein, einem, einem, r'Jm, einem,
^e relleuri" encore leur keine
Lolcluts, voila Kalin."

Anekdote von der Artigkeit des französischen Bürgerkönigs. Der jetzt regierende
König von Preußen sah den Tisch von Beham im Louvre, und ersuchte Louis
Philippe, ihm das Original für einige Zeit zu leihen, damit er es für sich könne
copireu lassen. Louis Philippe bedauerte, das Kunstwerk nicht aus dem Louvre
entfernen zu dürfen, ließ jedoch eine Copie davon anfertigen, und überraschte
Friedrich Wilhelm mit dem Geschenk derselben. Unzweifelhaft eine feine Aufmerk¬
samkeit; aber um welchen Preis besitzt Deutschland die Nachbildung? Das Ori¬
ginal wurde in der Revolutionszeit von den Franzosen aus Mainz fort und nach
Paris geschleppt, und prangt im Louvre durch eine Vergeßlichkeit oder Achtlosig¬
keit der Diplomaten zur Zeit, als die Verbündeten im Siege waren. Das
System der Kunstplünderung hat überhaupt die französischen Sammlungen ungemein
bereichert.

Wir befinden uus am Ende des Cabinets, kehren durch die geschilderten
Räume zu dem gemeinsamen Ein- und Ausgange zurück, und werfen nnr im Vor¬
gemach schnell noch einen Blick auf ein altes Aquarell, das vermuthlich von dem
Meister Karch herrührt: Geschlechtertauz der freien Reichsstadt Augsburg mit der
Aufschrift: ,,untersckid der alten und newen Welt von 1200 bis 1S22". Dann
treten wir hinaus auf die Galerie des Treppenhauses, die Thür fällt hinter uns
dröhnend in's Schloß, und tragt die Schwingungen des Tons durch die weite
Halle, in der uus die Farbenpracht der Kaulbach'schen Wandgemälde entgegen¬
A. G. glänzt.




Die echten Töchter des Regiments
in Algerien.

Schon aus weiter Feine klang der lustige Gesang. Eine Frau trug das
Solo allein mit starker, aber nicht übler Stimme vor, und in voller Kraft wieder¬
holte der Chor der Soldaten die Schlußstrophen:

,, Vivancliere «In reFiment
K'est Kalin am'on me nomme.
.Je venais, clonno el Kois gaiment
Non vin et mon ragomme.
Li ^'s vois cle nos vieux Auerriers,
piir I» soullrsnev,
s)ni n'ont plus, mslgrö leurs lauriors,
ve yuoi doll-e » 1u I'"r»ne!<z,
^öl i'elleuris encore leur keine
^mein, einem, einem, r'Jm, einem,
^e relleuri» encore leur keine
Lolcluts, voila Kalin."

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93665"/>
          <p xml:id="ID_800" prev="#ID_799"> Anekdote von der Artigkeit des französischen Bürgerkönigs. Der jetzt regierende<lb/>
König von Preußen sah den Tisch von Beham im Louvre, und ersuchte Louis<lb/>
Philippe, ihm das Original für einige Zeit zu leihen, damit er es für sich könne<lb/>
copireu lassen. Louis Philippe bedauerte, das Kunstwerk nicht aus dem Louvre<lb/>
entfernen zu dürfen, ließ jedoch eine Copie davon anfertigen, und überraschte<lb/>
Friedrich Wilhelm mit dem Geschenk derselben. Unzweifelhaft eine feine Aufmerk¬<lb/>
samkeit; aber um welchen Preis besitzt Deutschland die Nachbildung? Das Ori¬<lb/>
ginal wurde in der Revolutionszeit von den Franzosen aus Mainz fort und nach<lb/>
Paris geschleppt, und prangt im Louvre durch eine Vergeßlichkeit oder Achtlosig¬<lb/>
keit der Diplomaten zur Zeit, als die Verbündeten im Siege waren. Das<lb/>
System der Kunstplünderung hat überhaupt die französischen Sammlungen ungemein<lb/>
bereichert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_801"> Wir befinden uus am Ende des Cabinets, kehren durch die geschilderten<lb/>
Räume zu dem gemeinsamen Ein- und Ausgange zurück, und werfen nnr im Vor¬<lb/>
gemach schnell noch einen Blick auf ein altes Aquarell, das vermuthlich von dem<lb/>
Meister Karch herrührt: Geschlechtertauz der freien Reichsstadt Augsburg mit der<lb/>
Aufschrift: ,,untersckid der alten und newen Welt von 1200 bis 1S22". Dann<lb/>
treten wir hinaus auf die Galerie des Treppenhauses, die Thür fällt hinter uns<lb/>
dröhnend in's Schloß, und tragt die Schwingungen des Tons durch die weite<lb/>
Halle, in der uus die Farbenpracht der Kaulbach'schen Wandgemälde entgegen¬<lb/><note type="byline"> A. G.</note> glänzt. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die echten Töchter des Regiments<lb/>
in Algerien.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_802" next="#ID_803"> Schon aus weiter Feine klang der lustige Gesang. Eine Frau trug das<lb/>
Solo allein mit starker, aber nicht übler Stimme vor, und in voller Kraft wieder¬<lb/>
holte der Chor der Soldaten die Schlußstrophen:</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_4" type="poem">
            <l> ,, Vivancliere «In reFiment<lb/>
K'est Kalin am'on me nomme.<lb/>
.Je venais,   clonno el Kois gaiment<lb/>
Non vin et mon ragomme.<lb/>
Li ^'s vois cle nos vieux Auerriers,<lb/>
piir I» soullrsnev,<lb/>
s)ni n'ont plus, mslgrö leurs lauriors,<lb/>
ve yuoi doll-e » 1u I'"r»ne!&lt;z,<lb/>
^öl i'elleuris encore leur keine<lb/>
^mein, einem, einem, r'Jm, einem,<lb/>
^e relleuri» encore leur keine<lb/>
Lolcluts, voila Kalin."</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0300] Anekdote von der Artigkeit des französischen Bürgerkönigs. Der jetzt regierende König von Preußen sah den Tisch von Beham im Louvre, und ersuchte Louis Philippe, ihm das Original für einige Zeit zu leihen, damit er es für sich könne copireu lassen. Louis Philippe bedauerte, das Kunstwerk nicht aus dem Louvre entfernen zu dürfen, ließ jedoch eine Copie davon anfertigen, und überraschte Friedrich Wilhelm mit dem Geschenk derselben. Unzweifelhaft eine feine Aufmerk¬ samkeit; aber um welchen Preis besitzt Deutschland die Nachbildung? Das Ori¬ ginal wurde in der Revolutionszeit von den Franzosen aus Mainz fort und nach Paris geschleppt, und prangt im Louvre durch eine Vergeßlichkeit oder Achtlosig¬ keit der Diplomaten zur Zeit, als die Verbündeten im Siege waren. Das System der Kunstplünderung hat überhaupt die französischen Sammlungen ungemein bereichert. Wir befinden uus am Ende des Cabinets, kehren durch die geschilderten Räume zu dem gemeinsamen Ein- und Ausgange zurück, und werfen nnr im Vor¬ gemach schnell noch einen Blick auf ein altes Aquarell, das vermuthlich von dem Meister Karch herrührt: Geschlechtertauz der freien Reichsstadt Augsburg mit der Aufschrift: ,,untersckid der alten und newen Welt von 1200 bis 1S22". Dann treten wir hinaus auf die Galerie des Treppenhauses, die Thür fällt hinter uns dröhnend in's Schloß, und tragt die Schwingungen des Tons durch die weite Halle, in der uus die Farbenpracht der Kaulbach'schen Wandgemälde entgegen¬ A. G. glänzt. Die echten Töchter des Regiments in Algerien. Schon aus weiter Feine klang der lustige Gesang. Eine Frau trug das Solo allein mit starker, aber nicht übler Stimme vor, und in voller Kraft wieder¬ holte der Chor der Soldaten die Schlußstrophen: ,, Vivancliere «In reFiment K'est Kalin am'on me nomme. .Je venais, clonno el Kois gaiment Non vin et mon ragomme. Li ^'s vois cle nos vieux Auerriers, piir I» soullrsnev, s)ni n'ont plus, mslgrö leurs lauriors, ve yuoi doll-e » 1u I'"r»ne!<z, ^öl i'elleuris encore leur keine ^mein, einem, einem, r'Jm, einem, ^e relleuri» encore leur keine Lolcluts, voila Kalin."

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/300
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/300>, abgerufen am 28.04.2024.