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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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sten Häuptern der dortigen constitutionellen Partei zuschreibt. Aus Hannover
dagegen bringt sie nur selten selbstständige Berichte.

Die Weserzeitung ist seit einiger Zeit ohne Frage wieder das.bedeutendste
Blatt des nordwestlichen Deutschlands. Ihre Leitartikel sind fast niemals von so
leichtem Stoff, daß sie mit dem Winde des Tages, der sie brachte, auch wieder
zu verwehen verdientem Unsrem Lande wäre es sehr zu wünschen, daß dieses
treffliche Organ ihm eine regelmäßige und beharrliche Theilnahme schenkte, die
seinen Einfluß bald dem der einheimischen Blättern gleichsetzen würde. Nur den Ton
einer selbstbewußten Ueberlegenheit, den die Wescrzeitnng nicht streng genng ver¬
meidet, würden wir auf unsre Angelegenheiten nicht gern übertragen sehen.
Ueber ihre Auffassung des französischen Staatsstreichs ist sie von einigen Gliedern
unsrer Partei hart genng verklagt morden. Jedenfalls hatte ihre Darstellung die
Absicht, uicht die That des Abenteurers, sondern die politischen Ansprüche der
Massen, die ihn wählten, zu vertheidigen. Ihre Zurückweisung der Ankläger war
wiederum zu schroff gegen alte und treue Parteigenossen: sie hatte nur zur Entschul¬
digung, daß man ihre ganze politische Stellung angegriffen und ohne Rückhalt
verdächtigt hatte.

Gelingt es der Weserzeitung nicht, die entstehenden Elemente einer constitu-
tionellen und liberalen Partei in Hannover uuter ihrer Fahne zu vereinigen, oder
verschmäht sie es, die dahin führenden Wege einzuschlagen, so ist gegründete Aus¬
sicht vorhanden, daß uoch in diesem Jahre ein neues einheimisches Blatt diesen
Platz einnimmt. Dem werden dann von allen Seiten her sowol die Leser als
die mitarbeitenden Kräfte zuströmen. Seine Aufgabe aber wird vor Allem eine
doppelte sein: einmal, die gerechten und nicht länger zu verweigernden Forderun¬
gen des gauzen hannoverischen Volks gegen den eigensinnigen Widerstand ver¬
einzelter Coterien Puukt für Punkt durchzusetzen; und daun, allen östreichischen
Sympathien und particularistischen Engherzigkeiten zum Trotz, seiue Stimme für
die Zukunft des deutschen Vaterlands zu erheben, die nur auf der starken Grund¬
lage des preußische" Staats erblühen kann.




Eine gute F r a ,".*)

Es war im Jahre 1833, also einige Jahre nach der Warschauer Revolu¬
tion, als der junge W...Ski in Gesellschaft einiger seiner Leidensbrüder von



Die folgende Geschichte ist der Red. mit einem Blatt des Lemberger vivmiiK
eingesandt worden, wo dieselbe Erzählung in polnischer Sprache erzählt wird. Der Einsender
verbürgte sich für die Wahrheit. Uns möge er nicht zürnen, wenn wir seine Einleitung dem
Publicum vorenthalten und sogleich mit der Erzählung selbst anfangen.
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sten Häuptern der dortigen constitutionellen Partei zuschreibt. Aus Hannover
dagegen bringt sie nur selten selbstständige Berichte.

Die Weserzeitung ist seit einiger Zeit ohne Frage wieder das.bedeutendste
Blatt des nordwestlichen Deutschlands. Ihre Leitartikel sind fast niemals von so
leichtem Stoff, daß sie mit dem Winde des Tages, der sie brachte, auch wieder
zu verwehen verdientem Unsrem Lande wäre es sehr zu wünschen, daß dieses
treffliche Organ ihm eine regelmäßige und beharrliche Theilnahme schenkte, die
seinen Einfluß bald dem der einheimischen Blättern gleichsetzen würde. Nur den Ton
einer selbstbewußten Ueberlegenheit, den die Wescrzeitnng nicht streng genng ver¬
meidet, würden wir auf unsre Angelegenheiten nicht gern übertragen sehen.
Ueber ihre Auffassung des französischen Staatsstreichs ist sie von einigen Gliedern
unsrer Partei hart genng verklagt morden. Jedenfalls hatte ihre Darstellung die
Absicht, uicht die That des Abenteurers, sondern die politischen Ansprüche der
Massen, die ihn wählten, zu vertheidigen. Ihre Zurückweisung der Ankläger war
wiederum zu schroff gegen alte und treue Parteigenossen: sie hatte nur zur Entschul¬
digung, daß man ihre ganze politische Stellung angegriffen und ohne Rückhalt
verdächtigt hatte.

Gelingt es der Weserzeitung nicht, die entstehenden Elemente einer constitu-
tionellen und liberalen Partei in Hannover uuter ihrer Fahne zu vereinigen, oder
verschmäht sie es, die dahin führenden Wege einzuschlagen, so ist gegründete Aus¬
sicht vorhanden, daß uoch in diesem Jahre ein neues einheimisches Blatt diesen
Platz einnimmt. Dem werden dann von allen Seiten her sowol die Leser als
die mitarbeitenden Kräfte zuströmen. Seine Aufgabe aber wird vor Allem eine
doppelte sein: einmal, die gerechten und nicht länger zu verweigernden Forderun¬
gen des gauzen hannoverischen Volks gegen den eigensinnigen Widerstand ver¬
einzelter Coterien Puukt für Punkt durchzusetzen; und daun, allen östreichischen
Sympathien und particularistischen Engherzigkeiten zum Trotz, seiue Stimme für
die Zukunft des deutschen Vaterlands zu erheben, die nur auf der starken Grund¬
lage des preußische» Staats erblühen kann.




Eine gute F r a ,».*)

Es war im Jahre 1833, also einige Jahre nach der Warschauer Revolu¬
tion, als der junge W...Ski in Gesellschaft einiger seiner Leidensbrüder von



Die folgende Geschichte ist der Red. mit einem Blatt des Lemberger vivmiiK
eingesandt worden, wo dieselbe Erzählung in polnischer Sprache erzählt wird. Der Einsender
verbürgte sich für die Wahrheit. Uns möge er nicht zürnen, wenn wir seine Einleitung dem
Publicum vorenthalten und sogleich mit der Erzählung selbst anfangen.
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[0437] sten Häuptern der dortigen constitutionellen Partei zuschreibt. Aus Hannover dagegen bringt sie nur selten selbstständige Berichte. Die Weserzeitung ist seit einiger Zeit ohne Frage wieder das.bedeutendste Blatt des nordwestlichen Deutschlands. Ihre Leitartikel sind fast niemals von so leichtem Stoff, daß sie mit dem Winde des Tages, der sie brachte, auch wieder zu verwehen verdientem Unsrem Lande wäre es sehr zu wünschen, daß dieses treffliche Organ ihm eine regelmäßige und beharrliche Theilnahme schenkte, die seinen Einfluß bald dem der einheimischen Blättern gleichsetzen würde. Nur den Ton einer selbstbewußten Ueberlegenheit, den die Wescrzeitnng nicht streng genng ver¬ meidet, würden wir auf unsre Angelegenheiten nicht gern übertragen sehen. Ueber ihre Auffassung des französischen Staatsstreichs ist sie von einigen Gliedern unsrer Partei hart genng verklagt morden. Jedenfalls hatte ihre Darstellung die Absicht, uicht die That des Abenteurers, sondern die politischen Ansprüche der Massen, die ihn wählten, zu vertheidigen. Ihre Zurückweisung der Ankläger war wiederum zu schroff gegen alte und treue Parteigenossen: sie hatte nur zur Entschul¬ digung, daß man ihre ganze politische Stellung angegriffen und ohne Rückhalt verdächtigt hatte. Gelingt es der Weserzeitung nicht, die entstehenden Elemente einer constitu- tionellen und liberalen Partei in Hannover uuter ihrer Fahne zu vereinigen, oder verschmäht sie es, die dahin führenden Wege einzuschlagen, so ist gegründete Aus¬ sicht vorhanden, daß uoch in diesem Jahre ein neues einheimisches Blatt diesen Platz einnimmt. Dem werden dann von allen Seiten her sowol die Leser als die mitarbeitenden Kräfte zuströmen. Seine Aufgabe aber wird vor Allem eine doppelte sein: einmal, die gerechten und nicht länger zu verweigernden Forderun¬ gen des gauzen hannoverischen Volks gegen den eigensinnigen Widerstand ver¬ einzelter Coterien Puukt für Punkt durchzusetzen; und daun, allen östreichischen Sympathien und particularistischen Engherzigkeiten zum Trotz, seiue Stimme für die Zukunft des deutschen Vaterlands zu erheben, die nur auf der starken Grund¬ lage des preußische» Staats erblühen kann. Eine gute F r a ,».*) Es war im Jahre 1833, also einige Jahre nach der Warschauer Revolu¬ tion, als der junge W...Ski in Gesellschaft einiger seiner Leidensbrüder von Die folgende Geschichte ist der Red. mit einem Blatt des Lemberger vivmiiK eingesandt worden, wo dieselbe Erzählung in polnischer Sprache erzählt wird. Der Einsender verbürgte sich für die Wahrheit. Uns möge er nicht zürnen, wenn wir seine Einleitung dem Publicum vorenthalten und sogleich mit der Erzählung selbst anfangen. 34*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/437>, abgerufen am 28.04.2024.