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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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einem Decret im Moniteur bewerkstelligt. Das Motiv ist vielleicht nicht lobenswerth,
denn wahrscheinlich hat ihn seine Abneigung gegen den wohlhabenden und reichen
Mittelstand, gegen die unabhängigen Capitalien zu der Maßregel bewogen, aber die
Staatskasse und die Steuerpflichtigen werden ihm Dank wissen, daß er der Anomalie
ein Ende gemacht hat, daß ein reicher und sicherer Staat bezahlte, während jeder
Privatmann gegen hypothekarische Sicherheit Geld zu bekam.




Für Herrn Dr. Gutzkow und Herrn Heinrich Brockhaus.
3.

Die Fehde mit Dr. Gutzkow wird besonders darum so unfruchtbar, weil der Herr Ritter
vom Geist auf die unzweckmäßige Idee gekommen ist, in seinen Angriffen mit einer ge¬
wissen künstlerischen Freiheit zu erfinden, oder gerade herausgesagt, zu lügen. Er schiebt
der Redaction dieses Blattes Worte und Behauptungen unter, an die sie durchaus nicht ge¬
dacht hat, er thut dies entweder, um sich selbst im vortheilhaften Licht zu zeigen, oder um seinen
Gegnern Etwas zu sagen, das, wie er annimmt, diesen unangenehm sein wird. Ein
solches Verfahren ist nicht mehr interessant, weil es sehr gewöhnlich ist. Hr. Dr. Gutz¬
kow versetzt sich mit naivem Behagen in irgend ein Verhältniß zu den Grenzboten, das
er sich erfindet und ausmalt. Als er den unnützen Streit mit uns anfing, da sah er
sich hochaufgerichtet als ernsten, sittlichen Charakter, zu dessen Füßen die kleinen Grenz¬
boten als blasirte Gourmands Tabak rauchten; als ihm dies Blatt derb die Wahrheit
gesagt hatte, sah er sich auf dem Secirtisch als traurigen Leichnam, den die Redacteure
dieses Bl. aufschnitten, ohne Etwas in ihm zu finden; und als ihm auf diese verzwei¬
felte Betrachtung seiner selbst von uus bemerkt wurde, er lebe ja noch und könne noch
Gutes schreiben, da schwoll ihm schnell wieder der Muth, er wurde behaglich und gönner¬
haft. Er erklärt in seinem letzten Angriff mit einer kindlichen Freude, die Grenzboten
hätten die Courage verloren, nimmt eine wohlwollende und väterliche Miene an, und
geberdet sich als Rathgeber und Tröster. Um das zu können, muß er aber die aus¬
gezeichnete Unwahrheit erfinden, die Redacteure sprächen vom baldigen Eingehen ihres
Blattes- Vielleicht weiß auch er recht gut, daß die Grenzboten gerade jetzt Ur¬
sache haben, mit einigem Vertrauen auf ihre gegenwärtige und künftige Wirksamkeit zu
sehen. Aber es kommt ihm gar nicht daraus an, das Wahre auszusprechen, sondern
nur überhaupt eine Wirkung hervorzubringen. Welchem betrunkenen Junker oder welchem
Hanswurst der Fasching hat er den thörichten Scherz abgelernt, den er versucht?
Wenn der Pierrot im Carneval einen wohlbeleibten Mann ernsthaft beklagt, er
habe die Schwindsucht und werde sterben, und wenn der Betrauerte sich verführen läßt
dem Narren auseinanderzusetzen, er habe nicht die Schwindsucht, so mag das allerdings
komisch sein. Und wenn ein lustiger Trunkenbold auf der Straße an irgend einen Ge¬
schäftsmann herantritt, und ihn mit dem Schein der Ernsthaftigkeit bittet, sich doch
nicht das Leben zu nehmen, und wenn der erstaunte Fremde sich darauf einläßt, dem
lustigen Thoren zu versichern, er denke ja gar nicht daran, sich das Leben zu nehmen,
so mag auch das noch komische Wirkung hervorbringen. Aber wenn Dr. Gutzkow mit
demselben alten haben Scherz den Redacteuren der Grenzboten gegenüber treten will, so ist
das doch zu ungeschickt. Denn für jeden Spaßmacher giebt es eine kurze und schlagende
Antwort; für den Betrunkenen Stillschweigen, für den Hanswurst eiuen Tritt, und für
Herrn Dr. Gutzkow die artige Erklärung, daß die Grenzboten die sichere Aussicht haben,
zu gedeihen, so lange er selbst mit seines Gleichen unsrer ernsten Kritik so viele Schwä¬
chen und Fehler zur Besprechung darbietet.

Er selbst beschwert sich über die Fechterkünste der Grenzboten. Er findet es un¬
recht, daß sie während der Fehde ein neu erschienenes Buch von ihm besprechen (dann
wäre es allerdings einem schlechten Schriftsteller sehr bequem gemacht, jeder Kritik zu


einem Decret im Moniteur bewerkstelligt. Das Motiv ist vielleicht nicht lobenswerth,
denn wahrscheinlich hat ihn seine Abneigung gegen den wohlhabenden und reichen
Mittelstand, gegen die unabhängigen Capitalien zu der Maßregel bewogen, aber die
Staatskasse und die Steuerpflichtigen werden ihm Dank wissen, daß er der Anomalie
ein Ende gemacht hat, daß ein reicher und sicherer Staat bezahlte, während jeder
Privatmann gegen hypothekarische Sicherheit Geld zu bekam.




Für Herrn Dr. Gutzkow und Herrn Heinrich Brockhaus.
3.

Die Fehde mit Dr. Gutzkow wird besonders darum so unfruchtbar, weil der Herr Ritter
vom Geist auf die unzweckmäßige Idee gekommen ist, in seinen Angriffen mit einer ge¬
wissen künstlerischen Freiheit zu erfinden, oder gerade herausgesagt, zu lügen. Er schiebt
der Redaction dieses Blattes Worte und Behauptungen unter, an die sie durchaus nicht ge¬
dacht hat, er thut dies entweder, um sich selbst im vortheilhaften Licht zu zeigen, oder um seinen
Gegnern Etwas zu sagen, das, wie er annimmt, diesen unangenehm sein wird. Ein
solches Verfahren ist nicht mehr interessant, weil es sehr gewöhnlich ist. Hr. Dr. Gutz¬
kow versetzt sich mit naivem Behagen in irgend ein Verhältniß zu den Grenzboten, das
er sich erfindet und ausmalt. Als er den unnützen Streit mit uns anfing, da sah er
sich hochaufgerichtet als ernsten, sittlichen Charakter, zu dessen Füßen die kleinen Grenz¬
boten als blasirte Gourmands Tabak rauchten; als ihm dies Blatt derb die Wahrheit
gesagt hatte, sah er sich auf dem Secirtisch als traurigen Leichnam, den die Redacteure
dieses Bl. aufschnitten, ohne Etwas in ihm zu finden; und als ihm auf diese verzwei¬
felte Betrachtung seiner selbst von uus bemerkt wurde, er lebe ja noch und könne noch
Gutes schreiben, da schwoll ihm schnell wieder der Muth, er wurde behaglich und gönner¬
haft. Er erklärt in seinem letzten Angriff mit einer kindlichen Freude, die Grenzboten
hätten die Courage verloren, nimmt eine wohlwollende und väterliche Miene an, und
geberdet sich als Rathgeber und Tröster. Um das zu können, muß er aber die aus¬
gezeichnete Unwahrheit erfinden, die Redacteure sprächen vom baldigen Eingehen ihres
Blattes- Vielleicht weiß auch er recht gut, daß die Grenzboten gerade jetzt Ur¬
sache haben, mit einigem Vertrauen auf ihre gegenwärtige und künftige Wirksamkeit zu
sehen. Aber es kommt ihm gar nicht daraus an, das Wahre auszusprechen, sondern
nur überhaupt eine Wirkung hervorzubringen. Welchem betrunkenen Junker oder welchem
Hanswurst der Fasching hat er den thörichten Scherz abgelernt, den er versucht?
Wenn der Pierrot im Carneval einen wohlbeleibten Mann ernsthaft beklagt, er
habe die Schwindsucht und werde sterben, und wenn der Betrauerte sich verführen läßt
dem Narren auseinanderzusetzen, er habe nicht die Schwindsucht, so mag das allerdings
komisch sein. Und wenn ein lustiger Trunkenbold auf der Straße an irgend einen Ge¬
schäftsmann herantritt, und ihn mit dem Schein der Ernsthaftigkeit bittet, sich doch
nicht das Leben zu nehmen, und wenn der erstaunte Fremde sich darauf einläßt, dem
lustigen Thoren zu versichern, er denke ja gar nicht daran, sich das Leben zu nehmen,
so mag auch das noch komische Wirkung hervorbringen. Aber wenn Dr. Gutzkow mit
demselben alten haben Scherz den Redacteuren der Grenzboten gegenüber treten will, so ist
das doch zu ungeschickt. Denn für jeden Spaßmacher giebt es eine kurze und schlagende
Antwort; für den Betrunkenen Stillschweigen, für den Hanswurst eiuen Tritt, und für
Herrn Dr. Gutzkow die artige Erklärung, daß die Grenzboten die sichere Aussicht haben,
zu gedeihen, so lange er selbst mit seines Gleichen unsrer ernsten Kritik so viele Schwä¬
chen und Fehler zur Besprechung darbietet.

Er selbst beschwert sich über die Fechterkünste der Grenzboten. Er findet es un¬
recht, daß sie während der Fehde ein neu erschienenes Buch von ihm besprechen (dann
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/528>, abgerufen am 27.04.2024.