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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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der Erbe seines Onkels zu sei", und seine Würde aus seine Nachkommen zu vererben;
wenn er eine neue Dynastie begründen wollte, und eine Regierung ac fgolo in eine Regierung
c!k Mo verwandelte, so wird das Europa nicht ruhig hinnehmen. Das legitime'Sou-
verainetätsrecht kann nur durch die Geburt, nie durch Revolutionen oder Volkswahl
erlangt werden, und deshalb ist außer den Bourbonen Jeder, der auf die französische
Krone Anspruch macht, ein Usurpator. Wollte Europa nach anderen Grundsätzen han¬
deln, so würde es die Grundlagen seines Staatsrechts vernichten, und die solche Pläne
unterstützenden Fürsten würden ihren eigenen Dynastien eine unheilbare Wunde beibrin¬
gen. Die Noten halten es für höchst wahrscheinlich, daß Ludwig Bonaparte den Versuch
machen werde, die kaiserliche Krone zu erwerben, und eben deswegen ist es nothwendig,
daß sich die Höfe vorher über das alsdann zu beobachtende Verfahren einigen. Ru߬
land schlägt daher seinen beiden Mitverbündeten vor, im Fall Ludwig Bonaparte zum
Kaiser aus Lebenszeit gewählt werden sollte, die französische Executive ganz zu betrach¬
ten wie die ehemaligen Könige von Polen, welche ihre Würde ebenfalls der Wahl
verdankten, von ihren Vorfahren keine Rechte Übermacht erhielten, und ihren Nachkom¬
men keine Übermächten; und selbst djese beschränkte Anerkennung nur nnter gewissen
Bedingungen zuzugestehen. Allerdings würden in diesem Falle die drei Mächte von dem
Wortlaute der Verträge von 1815 abweichen, aber sie würden doch, da ein solches
lebenslängliches Kaiserthum in den bestehenden Verhältnissen nichts Wesentliches ändere,
und die Rechtsfrage gar nicht berühre, aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem solchen
Kaiser die bisher mit dem Präsidenten der Republik bestehenden diplomatischen Verbin¬
dungen fortsetzen. Weiter jedoch würden die drei Mächte nicht gehen. So wie es sich
um ein erbliches, oder übertragbares Kaiserthum, oder um ein dynastisches Recht irgend
einer Art handele, würden die drei Mächte die neue Regierung nicht anerkennen; sie
würden gegen die Anwendung eines solchen Rechtes protestiren, im eigenen, wie in
Frankreichs Interesse, und würden erklären, daß der Anspruch Ludwig Bonaparte's auf
eine erbliche Souverainetät in Frankreich im Widerspruch mit den Grundprincipien des
Völkerrechts, dem Interesse und der Würde der souverainen Häuser und dem Buch¬
staben und dem Geiste der jetzt in Enropa giltigen Verträge stehe.


Die Pulver-Explosion zu Turin vom T". April N8ST. --

Dieser prächtig-heitere Frühlingstag mit seinem wolkenlosen Himmel hatte mehr
Spaziergänger als gewöhnlich ans die Straßen Turins gelockt, und der öffentlichen Be¬
wegung jene angenehme Mischung von Fest- und Wcrktägigkcit gegeben, wie die pariser
Boulevards sie gewöhnlich bei heiterem Wetter darzubieten pflegen.

Ich flanirte in der belebten vor" grosse an der Seite eines piemontesischen Freun-
des, des Grafen R . . ., der sich im vornehmen Uebermuth in unaufhörlichen Glossen
über die vorübergehenden Schonen erging. Es war nahe an Mittag. Um der unbe¬
quemen Gelegenheitsgesprächigkcit meines Freundes Einhalt zu thun, forderte ich ihn
zu einem Spaziergang in den weniger belebten Alleen außerhalb der ä'Italiu
aus. Kaum hatten wir uns mit Mühe dnrch den weitläufigen, aber wegen des Marktes
mit zahllosen Boutikem Karren und Tausenden von Menschen angefüllten Platz gedrängt,
und die tlontraä" ä'IWIia gewonnen, als ein furchtbares Krachen die Luft erschütterte,
die Erde beben machte, Thüren und Fensterscheiben sprengte, Menschen, Karren, Markt¬
tische und alle sonstigen beweglichen Gegenstände einen bis zwei Fuß in die Höhe schleu¬
derte und zum Theil umstürzte; ... meinen neckischen Freund-- o wundersam strafende
Gerechtigkeit! -- sah ich zu meinen Füßen in den Armen eines abscheulichen dicken
Marktweibes liegen,, das ihn im ersten Moment des Schreckens convulsivisch in feister
Umarmung an ihre Brust preßte...

Ein entsetzlicher Wirrwarr folgte auf diese Erschütterung; im ersten Moment ver¬
nahm man keinen Schrei, keine Angstrufe, -- doch schon im nächsten Augenblick ent¬
fesselten'sie sich um so durchdringender und allgemeiner; erst vier bis fünf Secunden
nach den erschütterndem Krach konnten die Meisten articulirte Laute hervorbringen.


der Erbe seines Onkels zu sei», und seine Würde aus seine Nachkommen zu vererben;
wenn er eine neue Dynastie begründen wollte, und eine Regierung ac fgolo in eine Regierung
c!k Mo verwandelte, so wird das Europa nicht ruhig hinnehmen. Das legitime'Sou-
verainetätsrecht kann nur durch die Geburt, nie durch Revolutionen oder Volkswahl
erlangt werden, und deshalb ist außer den Bourbonen Jeder, der auf die französische
Krone Anspruch macht, ein Usurpator. Wollte Europa nach anderen Grundsätzen han¬
deln, so würde es die Grundlagen seines Staatsrechts vernichten, und die solche Pläne
unterstützenden Fürsten würden ihren eigenen Dynastien eine unheilbare Wunde beibrin¬
gen. Die Noten halten es für höchst wahrscheinlich, daß Ludwig Bonaparte den Versuch
machen werde, die kaiserliche Krone zu erwerben, und eben deswegen ist es nothwendig,
daß sich die Höfe vorher über das alsdann zu beobachtende Verfahren einigen. Ru߬
land schlägt daher seinen beiden Mitverbündeten vor, im Fall Ludwig Bonaparte zum
Kaiser aus Lebenszeit gewählt werden sollte, die französische Executive ganz zu betrach¬
ten wie die ehemaligen Könige von Polen, welche ihre Würde ebenfalls der Wahl
verdankten, von ihren Vorfahren keine Rechte Übermacht erhielten, und ihren Nachkom¬
men keine Übermächten; und selbst djese beschränkte Anerkennung nur nnter gewissen
Bedingungen zuzugestehen. Allerdings würden in diesem Falle die drei Mächte von dem
Wortlaute der Verträge von 1815 abweichen, aber sie würden doch, da ein solches
lebenslängliches Kaiserthum in den bestehenden Verhältnissen nichts Wesentliches ändere,
und die Rechtsfrage gar nicht berühre, aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem solchen
Kaiser die bisher mit dem Präsidenten der Republik bestehenden diplomatischen Verbin¬
dungen fortsetzen. Weiter jedoch würden die drei Mächte nicht gehen. So wie es sich
um ein erbliches, oder übertragbares Kaiserthum, oder um ein dynastisches Recht irgend
einer Art handele, würden die drei Mächte die neue Regierung nicht anerkennen; sie
würden gegen die Anwendung eines solchen Rechtes protestiren, im eigenen, wie in
Frankreichs Interesse, und würden erklären, daß der Anspruch Ludwig Bonaparte's auf
eine erbliche Souverainetät in Frankreich im Widerspruch mit den Grundprincipien des
Völkerrechts, dem Interesse und der Würde der souverainen Häuser und dem Buch¬
staben und dem Geiste der jetzt in Enropa giltigen Verträge stehe.


Die Pulver-Explosion zu Turin vom T«. April N8ST. —

Dieser prächtig-heitere Frühlingstag mit seinem wolkenlosen Himmel hatte mehr
Spaziergänger als gewöhnlich ans die Straßen Turins gelockt, und der öffentlichen Be¬
wegung jene angenehme Mischung von Fest- und Wcrktägigkcit gegeben, wie die pariser
Boulevards sie gewöhnlich bei heiterem Wetter darzubieten pflegen.

Ich flanirte in der belebten vor» grosse an der Seite eines piemontesischen Freun-
des, des Grafen R . . ., der sich im vornehmen Uebermuth in unaufhörlichen Glossen
über die vorübergehenden Schonen erging. Es war nahe an Mittag. Um der unbe¬
quemen Gelegenheitsgesprächigkcit meines Freundes Einhalt zu thun, forderte ich ihn
zu einem Spaziergang in den weniger belebten Alleen außerhalb der ä'Italiu
aus. Kaum hatten wir uns mit Mühe dnrch den weitläufigen, aber wegen des Marktes
mit zahllosen Boutikem Karren und Tausenden von Menschen angefüllten Platz gedrängt,
und die tlontraä» ä'IWIia gewonnen, als ein furchtbares Krachen die Luft erschütterte,
die Erde beben machte, Thüren und Fensterscheiben sprengte, Menschen, Karren, Markt¬
tische und alle sonstigen beweglichen Gegenstände einen bis zwei Fuß in die Höhe schleu¬
derte und zum Theil umstürzte; ... meinen neckischen Freund— o wundersam strafende
Gerechtigkeit! — sah ich zu meinen Füßen in den Armen eines abscheulichen dicken
Marktweibes liegen,, das ihn im ersten Moment des Schreckens convulsivisch in feister
Umarmung an ihre Brust preßte...

Ein entsetzlicher Wirrwarr folgte auf diese Erschütterung; im ersten Moment ver¬
nahm man keinen Schrei, keine Angstrufe, — doch schon im nächsten Augenblick ent¬
fesselten'sie sich um so durchdringender und allgemeiner; erst vier bis fünf Secunden
nach den erschütterndem Krach konnten die Meisten articulirte Laute hervorbringen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/446>, abgerufen am 02.05.2024.