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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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Theater.

Ueber die Aufführung von Calderon's und Shakespeare's Lustspielen
auf unsren Bühnen.

Die Ausführung zweier Lustspiele von Calderon und Shakspeare, welche vor
einigen Wochen aus der Leipziger Bühne Statt fand, hat, wie gewöhnlich die Sce-
nirung alter Lustspiele, einen ungenügenden Erfolg gehabt. Das gebildete Publicum
in seiner Pietät für die großen Dichter ist gewöhnt, in solchen Fällen der mangel¬
haften Aufführung das ganze Mißlingen zuzuschreiben, es sei erlaubt, hier auf einige
Eigenthümlichkeiten der Stücke selbst hinzuweisen, welche solche Aufführungen spanischer
und englischer Lustspiele in unsrer Zeit fast ohne Ausnahme resultatlos machen. Wir
knüpfen an das "laute Geheimniß" und "die Zahnungen der Widerspenstigen" an.
'

In: "das laute Geheimniß", von Calderon bezieht sich der Titel, wie
bekannt, auf einen Scherz, welcher zwar nicht den Knotenpunkt der Intrigue bildet,
aber wenigstens einen breiten Raum einnimmt. Zwei Liebende nämlich, die ge¬
nöthigt sind, sich vor der Beobachtung zu hüten, haben ein Mittel verabredet, sich
in Gegenwart Anderer aus eine solche Weise zu unterhalten, daß diesen der eigent¬
liche Sinn ihres Gesprächs entgeht. Bei den kurzen trochäischen Versen, die Calderon
im Dialog anwendet, hat die Zusammenstellung der Anfangsworte jedes Verses einen
geheimen Sinn. Für das Lesen ist dieses Mittel sehr klar, denn die Ansangsmorte
werden unterstrichen, und man kann sie mit leichter Mühe mit einander verbinden.
Auch wird es dem spanischen Dichter, der nach der Gewohnheit seines Volks überall
eine größere Anzahl von Worten anwendet, als zum Verständniß unumgänglich nöthig
wäre, sehr leicht, unter den vielen überflüssigen Worten auch den nothwendigen eine
Stelle zu geben. Bei der Ausführung hat aber das Mittel feine Schwierigkeiten.
Um die betonten Worte von den bedeutungslosen zu unterscheiden, läßt sich der Schauspieler
verleiten, die ersteren zu schreien und die letzteren so tonlos als möglich fallen zu lassen. Da¬
durch wird einerseits die Aufmerksamkeit verwirrt, da man zu sehr beschäftigt ist, die
betonten Worte zu combiniren, um auf den doch eben so nothwendigen exoterischen
Sinn derselben zu achten; andererseits wird die Furcht rege, daß diejenige Person, '
welche getäuscht werden soll, durch die ausfallend verschiedenartige Betonung zum Arg¬
wohn und zur Entdeckung des Geheimnisses gebracht werden könnte. Das Mittel,
welches Calderon anwendet, uns das Verständniß zu erleichtern, indem er nämlich
jedesmal den geheimen Sinn von dem Angeredeten bei Seite wiederholen läßt, ist' un-
künstlerisch. Dagegen ist die Verwickelung der Leidenschaft, die Spannung der Eiser¬
sucht und die daraus hervorgehende Intrigue mit Calderon's gewöhnlichem theatralischen
Verstände angelegt. Der eigentliche Spaß bericht darauf, daß eine Prinzessin, die im
Stillen einen ihrer Hoscavalicre liebt, hinter eine Liebesintrigue desselben kommen will,
und sich dazu an die unpassendste Person von der Welt wendet, nämlich an seine
Geliebte selbst, während der Liebende seinerseits einen eben so unpassenden Vertrauten
zu Rathe zieht, einen spitzbübischen Bedienten, der Alles, was sein Herr ihm anver-
traut, ohne Weiteres der Fürstin berichtet. Es gehen daraus sehr ergötzliche Mißver¬
ständnisse hervor, und die beiden letzten Acte können ihren Eindruck nicht verfehlen.
Dagegen ist die Charakterzeichnung wie gewöhnlich sehr schwach; nur die drei Haupt¬
personen sind ausgeführt, und auch von ihnen nur diejenigen Seiten des Gemüths, die
ans ihre unmittelbare Situation Bezug haben. Das ist für uns nicht mehr genug.
Wir wollen namentlich im Lustspiel concrete Personen vor uns haben, die wir mit
voller Bestimmtheit als wirklich empfinden können. Noch schwächer sind die Neben¬
figuren, die doch eigentlich dazu sein sollten, uns über das Allgemeine der Situation
klar zu macheu. Hier giebt uus Calderon weiter Nichts, als die ganz gewöhnlichen
Schablonen: den pedantischen alten Höfling, den einfältigen zweiten Liebhaber, und den


Theater.

Ueber die Aufführung von Calderon's und Shakespeare's Lustspielen
auf unsren Bühnen.

Die Ausführung zweier Lustspiele von Calderon und Shakspeare, welche vor
einigen Wochen aus der Leipziger Bühne Statt fand, hat, wie gewöhnlich die Sce-
nirung alter Lustspiele, einen ungenügenden Erfolg gehabt. Das gebildete Publicum
in seiner Pietät für die großen Dichter ist gewöhnt, in solchen Fällen der mangel¬
haften Aufführung das ganze Mißlingen zuzuschreiben, es sei erlaubt, hier auf einige
Eigenthümlichkeiten der Stücke selbst hinzuweisen, welche solche Aufführungen spanischer
und englischer Lustspiele in unsrer Zeit fast ohne Ausnahme resultatlos machen. Wir
knüpfen an das „laute Geheimniß" und „die Zahnungen der Widerspenstigen" an.
'

In: „das laute Geheimniß", von Calderon bezieht sich der Titel, wie
bekannt, auf einen Scherz, welcher zwar nicht den Knotenpunkt der Intrigue bildet,
aber wenigstens einen breiten Raum einnimmt. Zwei Liebende nämlich, die ge¬
nöthigt sind, sich vor der Beobachtung zu hüten, haben ein Mittel verabredet, sich
in Gegenwart Anderer aus eine solche Weise zu unterhalten, daß diesen der eigent¬
liche Sinn ihres Gesprächs entgeht. Bei den kurzen trochäischen Versen, die Calderon
im Dialog anwendet, hat die Zusammenstellung der Anfangsworte jedes Verses einen
geheimen Sinn. Für das Lesen ist dieses Mittel sehr klar, denn die Ansangsmorte
werden unterstrichen, und man kann sie mit leichter Mühe mit einander verbinden.
Auch wird es dem spanischen Dichter, der nach der Gewohnheit seines Volks überall
eine größere Anzahl von Worten anwendet, als zum Verständniß unumgänglich nöthig
wäre, sehr leicht, unter den vielen überflüssigen Worten auch den nothwendigen eine
Stelle zu geben. Bei der Ausführung hat aber das Mittel feine Schwierigkeiten.
Um die betonten Worte von den bedeutungslosen zu unterscheiden, läßt sich der Schauspieler
verleiten, die ersteren zu schreien und die letzteren so tonlos als möglich fallen zu lassen. Da¬
durch wird einerseits die Aufmerksamkeit verwirrt, da man zu sehr beschäftigt ist, die
betonten Worte zu combiniren, um auf den doch eben so nothwendigen exoterischen
Sinn derselben zu achten; andererseits wird die Furcht rege, daß diejenige Person, '
welche getäuscht werden soll, durch die ausfallend verschiedenartige Betonung zum Arg¬
wohn und zur Entdeckung des Geheimnisses gebracht werden könnte. Das Mittel,
welches Calderon anwendet, uns das Verständniß zu erleichtern, indem er nämlich
jedesmal den geheimen Sinn von dem Angeredeten bei Seite wiederholen läßt, ist' un-
künstlerisch. Dagegen ist die Verwickelung der Leidenschaft, die Spannung der Eiser¬
sucht und die daraus hervorgehende Intrigue mit Calderon's gewöhnlichem theatralischen
Verstände angelegt. Der eigentliche Spaß bericht darauf, daß eine Prinzessin, die im
Stillen einen ihrer Hoscavalicre liebt, hinter eine Liebesintrigue desselben kommen will,
und sich dazu an die unpassendste Person von der Welt wendet, nämlich an seine
Geliebte selbst, während der Liebende seinerseits einen eben so unpassenden Vertrauten
zu Rathe zieht, einen spitzbübischen Bedienten, der Alles, was sein Herr ihm anver-
traut, ohne Weiteres der Fürstin berichtet. Es gehen daraus sehr ergötzliche Mißver¬
ständnisse hervor, und die beiden letzten Acte können ihren Eindruck nicht verfehlen.
Dagegen ist die Charakterzeichnung wie gewöhnlich sehr schwach; nur die drei Haupt¬
personen sind ausgeführt, und auch von ihnen nur diejenigen Seiten des Gemüths, die
ans ihre unmittelbare Situation Bezug haben. Das ist für uns nicht mehr genug.
Wir wollen namentlich im Lustspiel concrete Personen vor uns haben, die wir mit
voller Bestimmtheit als wirklich empfinden können. Noch schwächer sind die Neben¬
figuren, die doch eigentlich dazu sein sollten, uns über das Allgemeine der Situation
klar zu macheu. Hier giebt uus Calderon weiter Nichts, als die ganz gewöhnlichen
Schablonen: den pedantischen alten Höfling, den einfältigen zweiten Liebhaber, und den


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[0048] Theater. Ueber die Aufführung von Calderon's und Shakespeare's Lustspielen auf unsren Bühnen. Die Ausführung zweier Lustspiele von Calderon und Shakspeare, welche vor einigen Wochen aus der Leipziger Bühne Statt fand, hat, wie gewöhnlich die Sce- nirung alter Lustspiele, einen ungenügenden Erfolg gehabt. Das gebildete Publicum in seiner Pietät für die großen Dichter ist gewöhnt, in solchen Fällen der mangel¬ haften Aufführung das ganze Mißlingen zuzuschreiben, es sei erlaubt, hier auf einige Eigenthümlichkeiten der Stücke selbst hinzuweisen, welche solche Aufführungen spanischer und englischer Lustspiele in unsrer Zeit fast ohne Ausnahme resultatlos machen. Wir knüpfen an das „laute Geheimniß" und „die Zahnungen der Widerspenstigen" an. ' In: „das laute Geheimniß", von Calderon bezieht sich der Titel, wie bekannt, auf einen Scherz, welcher zwar nicht den Knotenpunkt der Intrigue bildet, aber wenigstens einen breiten Raum einnimmt. Zwei Liebende nämlich, die ge¬ nöthigt sind, sich vor der Beobachtung zu hüten, haben ein Mittel verabredet, sich in Gegenwart Anderer aus eine solche Weise zu unterhalten, daß diesen der eigent¬ liche Sinn ihres Gesprächs entgeht. Bei den kurzen trochäischen Versen, die Calderon im Dialog anwendet, hat die Zusammenstellung der Anfangsworte jedes Verses einen geheimen Sinn. Für das Lesen ist dieses Mittel sehr klar, denn die Ansangsmorte werden unterstrichen, und man kann sie mit leichter Mühe mit einander verbinden. Auch wird es dem spanischen Dichter, der nach der Gewohnheit seines Volks überall eine größere Anzahl von Worten anwendet, als zum Verständniß unumgänglich nöthig wäre, sehr leicht, unter den vielen überflüssigen Worten auch den nothwendigen eine Stelle zu geben. Bei der Ausführung hat aber das Mittel feine Schwierigkeiten. Um die betonten Worte von den bedeutungslosen zu unterscheiden, läßt sich der Schauspieler verleiten, die ersteren zu schreien und die letzteren so tonlos als möglich fallen zu lassen. Da¬ durch wird einerseits die Aufmerksamkeit verwirrt, da man zu sehr beschäftigt ist, die betonten Worte zu combiniren, um auf den doch eben so nothwendigen exoterischen Sinn derselben zu achten; andererseits wird die Furcht rege, daß diejenige Person, ' welche getäuscht werden soll, durch die ausfallend verschiedenartige Betonung zum Arg¬ wohn und zur Entdeckung des Geheimnisses gebracht werden könnte. Das Mittel, welches Calderon anwendet, uns das Verständniß zu erleichtern, indem er nämlich jedesmal den geheimen Sinn von dem Angeredeten bei Seite wiederholen läßt, ist' un- künstlerisch. Dagegen ist die Verwickelung der Leidenschaft, die Spannung der Eiser¬ sucht und die daraus hervorgehende Intrigue mit Calderon's gewöhnlichem theatralischen Verstände angelegt. Der eigentliche Spaß bericht darauf, daß eine Prinzessin, die im Stillen einen ihrer Hoscavalicre liebt, hinter eine Liebesintrigue desselben kommen will, und sich dazu an die unpassendste Person von der Welt wendet, nämlich an seine Geliebte selbst, während der Liebende seinerseits einen eben so unpassenden Vertrauten zu Rathe zieht, einen spitzbübischen Bedienten, der Alles, was sein Herr ihm anver- traut, ohne Weiteres der Fürstin berichtet. Es gehen daraus sehr ergötzliche Mißver¬ ständnisse hervor, und die beiden letzten Acte können ihren Eindruck nicht verfehlen. Dagegen ist die Charakterzeichnung wie gewöhnlich sehr schwach; nur die drei Haupt¬ personen sind ausgeführt, und auch von ihnen nur diejenigen Seiten des Gemüths, die ans ihre unmittelbare Situation Bezug haben. Das ist für uns nicht mehr genug. Wir wollen namentlich im Lustspiel concrete Personen vor uns haben, die wir mit voller Bestimmtheit als wirklich empfinden können. Noch schwächer sind die Neben¬ figuren, die doch eigentlich dazu sein sollten, uns über das Allgemeine der Situation klar zu macheu. Hier giebt uus Calderon weiter Nichts, als die ganz gewöhnlichen Schablonen: den pedantischen alten Höfling, den einfältigen zweiten Liebhaber, und den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/48>, abgerufen am 02.05.2024.