Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Goldland in Australien.

Kaum ist die Welt mit dem wunderbaren Goldreichthum Kaliforniens etwas
vertrauter geworden, so bietet ihr schon Australien uoch viel reichere Schätze dar,
und der unerwartet vermehrte Gvldertrag droht in den Werthverhältuifsen der edlen
^Metalle eine ähnliche Umwälzung hervorzubringen, wie schon einmal nach der
Entdeckung von Amerika die Eröffnung der mexikanischen und peruanischen Silber¬
gruben bewerkstelligt hat, uur daß damals der Werth des Silbers im Verhältniß
Ma Golde sank, während jetzt das Umgekehrte der Fall sein würde. Da eigent¬
lich nur in England das Gold als Courantgeld und Werthmesscr in Gebrauch ist,
so würden allerdings die Wirkungen der Werthverändernng nicht so allgemein und
tiefgreifend sein, wie bei der vorhin erwähnten Krisis im 16. Jahrhundert; den¬
noch könnte eine nur ans England beschränkte Umwälzung in den gegenwärtigen
Verhältnissen zwischen Schuldner und Gläubiger nicht ohne alle Rückwirkung auf
^n Continent bleiben. Wir behalten uns für ein andermal vor, diese wichtige
8'nrge zu besprechen, und wollen sür diesmal unsre Leser nach dem Lande führen,
welches den -Hebel zu dieser zu erwartenden Revolution liefert.

Die australischen Kordilleren laufen parallel mit der Küste, und im Durch¬
schnitt weniger als hundert engl. Meilen von derselben entfernt. Im Innern gehören
ihre Gewässer alle zu den Flußgebieten des Darling und des Murrumbidgee, welche
sich zu dem nicht weit von Adelaide in das Meer fallenden Murray vereinigen. Man
hat bis setzt auf beiden Seiten dieser Kordilleren Gold gefunden, und haupt¬
sächlich in den kleineren Bäche" und den Biegungen der Flüsse; aber die eigentliche
äußerliche Goldregion ist das Murraybassiu. Der geologische Charakter dieser Gebirgs-
reihe gleicht bekanntlich ganz dem der Sierra Nevada in Kalifornien und dem
Uralgebirge in Rußland. Wie in diesen Ländern findet man auch in Austra¬
lien bei weitem das meiste Gold in dem Uferland und dem Bett der durch auf¬
gehäuftes Geschiebe strömenden Flüsse, und dieses Geschiebe ist entweder von einer
vulkanischen Convnlfion von den Bergabhängen heruntergestürzt, oder von vorwelt-


Grcnzbote"., III. -18os. 36
Das Goldland in Australien.

Kaum ist die Welt mit dem wunderbaren Goldreichthum Kaliforniens etwas
vertrauter geworden, so bietet ihr schon Australien uoch viel reichere Schätze dar,
und der unerwartet vermehrte Gvldertrag droht in den Werthverhältuifsen der edlen
^Metalle eine ähnliche Umwälzung hervorzubringen, wie schon einmal nach der
Entdeckung von Amerika die Eröffnung der mexikanischen und peruanischen Silber¬
gruben bewerkstelligt hat, uur daß damals der Werth des Silbers im Verhältniß
Ma Golde sank, während jetzt das Umgekehrte der Fall sein würde. Da eigent¬
lich nur in England das Gold als Courantgeld und Werthmesscr in Gebrauch ist,
so würden allerdings die Wirkungen der Werthverändernng nicht so allgemein und
tiefgreifend sein, wie bei der vorhin erwähnten Krisis im 16. Jahrhundert; den¬
noch könnte eine nur ans England beschränkte Umwälzung in den gegenwärtigen
Verhältnissen zwischen Schuldner und Gläubiger nicht ohne alle Rückwirkung auf
^n Continent bleiben. Wir behalten uns für ein andermal vor, diese wichtige
8'nrge zu besprechen, und wollen sür diesmal unsre Leser nach dem Lande führen,
welches den -Hebel zu dieser zu erwartenden Revolution liefert.

Die australischen Kordilleren laufen parallel mit der Küste, und im Durch¬
schnitt weniger als hundert engl. Meilen von derselben entfernt. Im Innern gehören
ihre Gewässer alle zu den Flußgebieten des Darling und des Murrumbidgee, welche
sich zu dem nicht weit von Adelaide in das Meer fallenden Murray vereinigen. Man
hat bis setzt auf beiden Seiten dieser Kordilleren Gold gefunden, und haupt¬
sächlich in den kleineren Bäche» und den Biegungen der Flüsse; aber die eigentliche
äußerliche Goldregion ist das Murraybassiu. Der geologische Charakter dieser Gebirgs-
reihe gleicht bekanntlich ganz dem der Sierra Nevada in Kalifornien und dem
Uralgebirge in Rußland. Wie in diesen Ländern findet man auch in Austra¬
lien bei weitem das meiste Gold in dem Uferland und dem Bett der durch auf¬
gehäuftes Geschiebe strömenden Flüsse, und dieses Geschiebe ist entweder von einer
vulkanischen Convnlfion von den Bergabhängen heruntergestürzt, oder von vorwelt-


Grcnzbote»., III. -18os. 36
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0293" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94734"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Das Goldland in Australien.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_910"> Kaum ist die Welt mit dem wunderbaren Goldreichthum Kaliforniens etwas<lb/>
vertrauter geworden, so bietet ihr schon Australien uoch viel reichere Schätze dar,<lb/>
und der unerwartet vermehrte Gvldertrag droht in den Werthverhältuifsen der edlen<lb/>
^Metalle eine ähnliche Umwälzung hervorzubringen, wie schon einmal nach der<lb/>
Entdeckung von Amerika die Eröffnung der mexikanischen und peruanischen Silber¬<lb/>
gruben bewerkstelligt hat, uur daß damals der Werth des Silbers im Verhältniß<lb/>
Ma Golde sank, während jetzt das Umgekehrte der Fall sein würde. Da eigent¬<lb/>
lich nur in England das Gold als Courantgeld und Werthmesscr in Gebrauch ist,<lb/>
so würden allerdings die Wirkungen der Werthverändernng nicht so allgemein und<lb/>
tiefgreifend sein, wie bei der vorhin erwähnten Krisis im 16. Jahrhundert; den¬<lb/>
noch könnte eine nur ans England beschränkte Umwälzung in den gegenwärtigen<lb/>
Verhältnissen zwischen Schuldner und Gläubiger nicht ohne alle Rückwirkung auf<lb/>
^n Continent bleiben. Wir behalten uns für ein andermal vor, diese wichtige<lb/>
8'nrge zu besprechen, und wollen sür diesmal unsre Leser nach dem Lande führen,<lb/>
welches den -Hebel zu dieser zu erwartenden Revolution liefert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_911" next="#ID_912"> Die australischen Kordilleren laufen parallel mit der Küste, und im Durch¬<lb/>
schnitt weniger als hundert engl. Meilen von derselben entfernt. Im Innern gehören<lb/>
ihre Gewässer alle zu den Flußgebieten des Darling und des Murrumbidgee, welche<lb/>
sich zu dem nicht weit von Adelaide in das Meer fallenden Murray vereinigen. Man<lb/>
hat bis setzt auf beiden Seiten dieser Kordilleren Gold gefunden, und haupt¬<lb/>
sächlich in den kleineren Bäche» und den Biegungen der Flüsse; aber die eigentliche<lb/>
äußerliche Goldregion ist das Murraybassiu. Der geologische Charakter dieser Gebirgs-<lb/>
reihe gleicht bekanntlich ganz dem der Sierra Nevada in Kalifornien und dem<lb/>
Uralgebirge in Rußland. Wie in diesen Ländern findet man auch in Austra¬<lb/>
lien bei weitem das meiste Gold in dem Uferland und dem Bett der durch auf¬<lb/>
gehäuftes Geschiebe strömenden Flüsse, und dieses Geschiebe ist entweder von einer<lb/>
vulkanischen Convnlfion von den Bergabhängen heruntergestürzt, oder von vorwelt-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzbote»., III. -18os. 36</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0293] Das Goldland in Australien. Kaum ist die Welt mit dem wunderbaren Goldreichthum Kaliforniens etwas vertrauter geworden, so bietet ihr schon Australien uoch viel reichere Schätze dar, und der unerwartet vermehrte Gvldertrag droht in den Werthverhältuifsen der edlen ^Metalle eine ähnliche Umwälzung hervorzubringen, wie schon einmal nach der Entdeckung von Amerika die Eröffnung der mexikanischen und peruanischen Silber¬ gruben bewerkstelligt hat, uur daß damals der Werth des Silbers im Verhältniß Ma Golde sank, während jetzt das Umgekehrte der Fall sein würde. Da eigent¬ lich nur in England das Gold als Courantgeld und Werthmesscr in Gebrauch ist, so würden allerdings die Wirkungen der Werthverändernng nicht so allgemein und tiefgreifend sein, wie bei der vorhin erwähnten Krisis im 16. Jahrhundert; den¬ noch könnte eine nur ans England beschränkte Umwälzung in den gegenwärtigen Verhältnissen zwischen Schuldner und Gläubiger nicht ohne alle Rückwirkung auf ^n Continent bleiben. Wir behalten uns für ein andermal vor, diese wichtige 8'nrge zu besprechen, und wollen sür diesmal unsre Leser nach dem Lande führen, welches den -Hebel zu dieser zu erwartenden Revolution liefert. Die australischen Kordilleren laufen parallel mit der Küste, und im Durch¬ schnitt weniger als hundert engl. Meilen von derselben entfernt. Im Innern gehören ihre Gewässer alle zu den Flußgebieten des Darling und des Murrumbidgee, welche sich zu dem nicht weit von Adelaide in das Meer fallenden Murray vereinigen. Man hat bis setzt auf beiden Seiten dieser Kordilleren Gold gefunden, und haupt¬ sächlich in den kleineren Bäche» und den Biegungen der Flüsse; aber die eigentliche äußerliche Goldregion ist das Murraybassiu. Der geologische Charakter dieser Gebirgs- reihe gleicht bekanntlich ganz dem der Sierra Nevada in Kalifornien und dem Uralgebirge in Rußland. Wie in diesen Ländern findet man auch in Austra¬ lien bei weitem das meiste Gold in dem Uferland und dem Bett der durch auf¬ gehäuftes Geschiebe strömenden Flüsse, und dieses Geschiebe ist entweder von einer vulkanischen Convnlfion von den Bergabhängen heruntergestürzt, oder von vorwelt- Grcnzbote»., III. -18os. 36

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/293
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/293>, abgerufen am 08.05.2024.