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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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In der großen Oper wird ein altes Ballet aufgeführt und zwar ein so altes, daß
es neu zu sein scheint.


Bildende Kunst.

-- Das große Bild von Lerche: Washington's Uebergang
über den Delaware, wurde aus der Kunstausstellung in Bremen von einem Engländer
für 200 Pfd. Sterling gekauft.

Gallait in Brüssel und Heß in München sind von der Pariser Akademie der
schönen Künste zu correspondirenden Mitgliedern ernannt worden, und Julius Schmorr
von Carolsfcld hat von der Stadt München das Bürgerrecht zum Geschenk erhalten.

Gurlitt's Gemälde aus Montenegro in zwei Ansichten der Bocche ti Cattaro mit
den Gebirgen von Montenegro, einer Ansicht von Castelnuovo, der Spitze, wo vor
Kurzem die Türken eingedrungen sind, einer Ansicht von Fort Precinea, wo Albanien,
Montenegro und Dalmatien zusammenstoßen, und endlich einer Ansicht von Cattaro
selbst, mit dem Wege, der sich hinüber nach Montenegro zieht, erregen derzeit in Wien
Aufsehen, weil sie außer ihrem Kunstwerthc einen Begriff von der Terrainschwierigkeit
geben, welche die Türken in diesem Kriege zu überwinden haben.

Der Kupferstecher Wagner in Nürnberg hat seine vielbesprochene Platte des Co-
lumbus vollendet, und ist gegenwärtig mit der in der Zeichnung schon lange vorbereiteten
Platte der Kreuzabnahme Christi beschäftigt.

Das Comitv der Weltausstellung zu New-York hat die Düsseldorfer Künstler auf¬
gefordert, Einsendungen zu machen. Viele derselben sollen die Absicht haben, sich
daran zu beteiligen.

Der Bildhauer Härtung zu Berlin ist mit einem schönen Modell: Napoleon auf
Se. Helena, nach Paris gereist. Der König von Preußen gab dem Künstler die wärm¬
sten Empfehlungen mit, und er wurde dort vom Kaiser mit außerordentlichem Wohl¬
wollen aufgenommen. In einem der hervorragendsten Kreise wurde das Modell von
loyalen Männern und Frauen bewundert, und der Kaiser gab sogleich den Auftrag,
es in großen Dimensionen auszuführen.

Rauch's Denkmal Friedrich II. in Berlin wurde am Geburtstage dieses großen
Monarchen zum ersten Male mit vier Candclabern geschmückt und beleuchtet, die an
den vier äußersten Enden des Mosaikbodens um das Denkmal angebracht sind. Sie
bestehen aus Is Fuß hohen, reichverzierten Säulen, worauf die großen Gaslaternen
ruhen. Das Denkmal soll sich bei dieser glänzenden Beleuchtung wirklich prachtvoll
ausgenommen haben.

Das Denkmal, das die Vereinigten Staaten Nordamerikas Washington setzen
wollen, und dessen Ausführung dem gegenwärtig in Rom lebenden Bildhauer Crawford
übertragen ist, soll eines der größten Werke moderner Bildhauerei werden. Seine Höhe
wird 70 Fuß betragen. Die Grundlage ist ein sechsstrahliger Stern, worauf das
Piedestal der riesigen Reiterstatue ruht. Sechs Adler werden die Stufen der kreisför¬
migen Grundfläche umgeben; sechs Statuen der ausgezeichnetsten Männer Amerikas
das Piedestal: Henry, Lee, Mason. Marshall, Allen, und Jefferson. Henry's und
Jefferson's Statuen befinden sich bereits zum Guße in München, und Crawford ist
jetzt mit der Modellirung des colossalen Pferdes beschäftigt. Die päpstliche Regierung
hat zu diesem merkwürdigen Denkmal einen riesigen Block des schönsten Marmors
geschenkt.


LS*

In der großen Oper wird ein altes Ballet aufgeführt und zwar ein so altes, daß
es neu zu sein scheint.


Bildende Kunst.

— Das große Bild von Lerche: Washington's Uebergang
über den Delaware, wurde aus der Kunstausstellung in Bremen von einem Engländer
für 200 Pfd. Sterling gekauft.

Gallait in Brüssel und Heß in München sind von der Pariser Akademie der
schönen Künste zu correspondirenden Mitgliedern ernannt worden, und Julius Schmorr
von Carolsfcld hat von der Stadt München das Bürgerrecht zum Geschenk erhalten.

Gurlitt's Gemälde aus Montenegro in zwei Ansichten der Bocche ti Cattaro mit
den Gebirgen von Montenegro, einer Ansicht von Castelnuovo, der Spitze, wo vor
Kurzem die Türken eingedrungen sind, einer Ansicht von Fort Precinea, wo Albanien,
Montenegro und Dalmatien zusammenstoßen, und endlich einer Ansicht von Cattaro
selbst, mit dem Wege, der sich hinüber nach Montenegro zieht, erregen derzeit in Wien
Aufsehen, weil sie außer ihrem Kunstwerthc einen Begriff von der Terrainschwierigkeit
geben, welche die Türken in diesem Kriege zu überwinden haben.

Der Kupferstecher Wagner in Nürnberg hat seine vielbesprochene Platte des Co-
lumbus vollendet, und ist gegenwärtig mit der in der Zeichnung schon lange vorbereiteten
Platte der Kreuzabnahme Christi beschäftigt.

Das Comitv der Weltausstellung zu New-York hat die Düsseldorfer Künstler auf¬
gefordert, Einsendungen zu machen. Viele derselben sollen die Absicht haben, sich
daran zu beteiligen.

Der Bildhauer Härtung zu Berlin ist mit einem schönen Modell: Napoleon auf
Se. Helena, nach Paris gereist. Der König von Preußen gab dem Künstler die wärm¬
sten Empfehlungen mit, und er wurde dort vom Kaiser mit außerordentlichem Wohl¬
wollen aufgenommen. In einem der hervorragendsten Kreise wurde das Modell von
loyalen Männern und Frauen bewundert, und der Kaiser gab sogleich den Auftrag,
es in großen Dimensionen auszuführen.

Rauch's Denkmal Friedrich II. in Berlin wurde am Geburtstage dieses großen
Monarchen zum ersten Male mit vier Candclabern geschmückt und beleuchtet, die an
den vier äußersten Enden des Mosaikbodens um das Denkmal angebracht sind. Sie
bestehen aus Is Fuß hohen, reichverzierten Säulen, worauf die großen Gaslaternen
ruhen. Das Denkmal soll sich bei dieser glänzenden Beleuchtung wirklich prachtvoll
ausgenommen haben.

Das Denkmal, das die Vereinigten Staaten Nordamerikas Washington setzen
wollen, und dessen Ausführung dem gegenwärtig in Rom lebenden Bildhauer Crawford
übertragen ist, soll eines der größten Werke moderner Bildhauerei werden. Seine Höhe
wird 70 Fuß betragen. Die Grundlage ist ein sechsstrahliger Stern, worauf das
Piedestal der riesigen Reiterstatue ruht. Sechs Adler werden die Stufen der kreisför¬
migen Grundfläche umgeben; sechs Statuen der ausgezeichnetsten Männer Amerikas
das Piedestal: Henry, Lee, Mason. Marshall, Allen, und Jefferson. Henry's und
Jefferson's Statuen befinden sich bereits zum Guße in München, und Crawford ist
jetzt mit der Modellirung des colossalen Pferdes beschäftigt. Die päpstliche Regierung
hat zu diesem merkwürdigen Denkmal einen riesigen Block des schönsten Marmors
geschenkt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/443>, abgerufen am 04.05.2024.