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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Onkel Tom's Hütte. Nach dem Englischen der Frau H. B. Stowe für die
reifere Jugend bearbeitet von Moritz Gans. -- Pesth, Heckenast. --
Hanne und Luise oder die Familie der Deportirten. Von Eugen Tue. 2 Bd.
Basel, Schabelitz. --

Wir verweisen auf unsre Besprechung der Originale 18S2, 4. Quartal
S. 317 und -I8S3, 2. Quartal S. 297. --


vsrisn; ("-, ils UerelilnN prines. Historie"! Komarieo Llior Wsrburton.
2 Bde. I.sipiiiA, luuolinilx. --

Wir haben von dem Verfasser, den ein unglückliches Schicksal in frühzeitigem
Tode hinwegraffte, vor kurzem eine andere Schrift angeführt, die sich in der
Mitte zwischen historischer und romantischer Darstellung bewegte; die gegenwärtige
Schrift gehört lediglich der romantischen an. Warburtons Talent hat die meiste
Aehnlichkeit mit dem französischen Dichter Gabriel Ferry, der bekanntlich ge¬
meinsam mit ihm in einem Seestürme unterging; er besitzt eine glühende und farben¬
reiche Phantasie, die uns die fernsten Objecte in gleicher Gegenwart vor die
Seele zu führen vermag. Die Schilderungen von den Moriskos und deren Ver¬
folgungen durch die Inquisition, von dem einfachen Leben in Schottland und von
dem wilden Treiben der westindischen Flibustier, die in diesen Roman verwebt
sind, siud von einer wunderbaren Anschaulichkeit. Dagegen zeigt sich in der Mo-
tivirung und namentlich in der künstlerischen Komposition eine große Schwäche,
die durch die glänzendsten Schilderungen nicht verwischt werden kann. Wir werden
gespannt, angeregt und zuweilen mit fortgerissen, aber es fehlt die eigentliche
Befriedigung, die nur da eintritt, wo wir einen geordneten Geist vor uns haben.--


Novellen und Schilderungen von Ludwig Steub. Stuttgart, Scheitlin.--

Eine bunte Sammlung artiger Kleinigkeiten, Bilder aus dem Philisterleben
(die Geschichte vom Staatsdienstaspiranten ist vielleicht die beste in der ganzen
Sammlung), Märchen vom Seefräuleiu, von romantischen Fräulein aus dem
Morgenlande, die von Löwen und Falken behütet werden u. s. w., alles im besten
Geschmack und mit heiterer Laune erzählt, ohne unangemessene Ansprüche und
voller Gemüth. --


Itvalilk" IiumAlNss. KeZnler. Iroisioms periocle. ?ur Auguste lavernier.
liruxollLS Ä I.öij>nig', Kieslinj; N Komp. --

Der letzte Band dieser Geschichte, die wir bei ihrem ersten Erscheinen mit einiger
Theilnahme begrüßten, verläuft in eine Apologie des socialistischen Juniaufstandes
1848. Gewiß ist die Gabe des Stils und die Feinheit des Dichters bedeutend
größer, als bei Eugen Tue, in moralischem Gehalt ist aber sein Werth nicht um
einen Gran höher anzuschlagen. Die roheste revolutionäre Gesinnung und die


Onkel Tom's Hütte. Nach dem Englischen der Frau H. B. Stowe für die
reifere Jugend bearbeitet von Moritz Gans. — Pesth, Heckenast. —
Hanne und Luise oder die Familie der Deportirten. Von Eugen Tue. 2 Bd.
Basel, Schabelitz. —

Wir verweisen auf unsre Besprechung der Originale 18S2, 4. Quartal
S. 317 und -I8S3, 2. Quartal S. 297. —


vsrisn; (»-, ils UerelilnN prines. Historie«! Komarieo Llior Wsrburton.
2 Bde. I.sipiiiA, luuolinilx. —

Wir haben von dem Verfasser, den ein unglückliches Schicksal in frühzeitigem
Tode hinwegraffte, vor kurzem eine andere Schrift angeführt, die sich in der
Mitte zwischen historischer und romantischer Darstellung bewegte; die gegenwärtige
Schrift gehört lediglich der romantischen an. Warburtons Talent hat die meiste
Aehnlichkeit mit dem französischen Dichter Gabriel Ferry, der bekanntlich ge¬
meinsam mit ihm in einem Seestürme unterging; er besitzt eine glühende und farben¬
reiche Phantasie, die uns die fernsten Objecte in gleicher Gegenwart vor die
Seele zu führen vermag. Die Schilderungen von den Moriskos und deren Ver¬
folgungen durch die Inquisition, von dem einfachen Leben in Schottland und von
dem wilden Treiben der westindischen Flibustier, die in diesen Roman verwebt
sind, siud von einer wunderbaren Anschaulichkeit. Dagegen zeigt sich in der Mo-
tivirung und namentlich in der künstlerischen Komposition eine große Schwäche,
die durch die glänzendsten Schilderungen nicht verwischt werden kann. Wir werden
gespannt, angeregt und zuweilen mit fortgerissen, aber es fehlt die eigentliche
Befriedigung, die nur da eintritt, wo wir einen geordneten Geist vor uns haben.—


Novellen und Schilderungen von Ludwig Steub. Stuttgart, Scheitlin.—

Eine bunte Sammlung artiger Kleinigkeiten, Bilder aus dem Philisterleben
(die Geschichte vom Staatsdienstaspiranten ist vielleicht die beste in der ganzen
Sammlung), Märchen vom Seefräuleiu, von romantischen Fräulein aus dem
Morgenlande, die von Löwen und Falken behütet werden u. s. w., alles im besten
Geschmack und mit heiterer Laune erzählt, ohne unangemessene Ansprüche und
voller Gemüth. —


Itvalilk« IiumAlNss. KeZnler. Iroisioms periocle. ?ur Auguste lavernier.
liruxollLS Ä I.öij>nig', Kieslinj; N Komp. —

Der letzte Band dieser Geschichte, die wir bei ihrem ersten Erscheinen mit einiger
Theilnahme begrüßten, verläuft in eine Apologie des socialistischen Juniaufstandes
1848. Gewiß ist die Gabe des Stils und die Feinheit des Dichters bedeutend
größer, als bei Eugen Tue, in moralischem Gehalt ist aber sein Werth nicht um
einen Gran höher anzuschlagen. Die roheste revolutionäre Gesinnung und die


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[0114] Onkel Tom's Hütte. Nach dem Englischen der Frau H. B. Stowe für die reifere Jugend bearbeitet von Moritz Gans. — Pesth, Heckenast. — Hanne und Luise oder die Familie der Deportirten. Von Eugen Tue. 2 Bd. Basel, Schabelitz. — Wir verweisen auf unsre Besprechung der Originale 18S2, 4. Quartal S. 317 und -I8S3, 2. Quartal S. 297. — vsrisn; (»-, ils UerelilnN prines. Historie«! Komarieo Llior Wsrburton. 2 Bde. I.sipiiiA, luuolinilx. — Wir haben von dem Verfasser, den ein unglückliches Schicksal in frühzeitigem Tode hinwegraffte, vor kurzem eine andere Schrift angeführt, die sich in der Mitte zwischen historischer und romantischer Darstellung bewegte; die gegenwärtige Schrift gehört lediglich der romantischen an. Warburtons Talent hat die meiste Aehnlichkeit mit dem französischen Dichter Gabriel Ferry, der bekanntlich ge¬ meinsam mit ihm in einem Seestürme unterging; er besitzt eine glühende und farben¬ reiche Phantasie, die uns die fernsten Objecte in gleicher Gegenwart vor die Seele zu führen vermag. Die Schilderungen von den Moriskos und deren Ver¬ folgungen durch die Inquisition, von dem einfachen Leben in Schottland und von dem wilden Treiben der westindischen Flibustier, die in diesen Roman verwebt sind, siud von einer wunderbaren Anschaulichkeit. Dagegen zeigt sich in der Mo- tivirung und namentlich in der künstlerischen Komposition eine große Schwäche, die durch die glänzendsten Schilderungen nicht verwischt werden kann. Wir werden gespannt, angeregt und zuweilen mit fortgerissen, aber es fehlt die eigentliche Befriedigung, die nur da eintritt, wo wir einen geordneten Geist vor uns haben.— Novellen und Schilderungen von Ludwig Steub. Stuttgart, Scheitlin.— Eine bunte Sammlung artiger Kleinigkeiten, Bilder aus dem Philisterleben (die Geschichte vom Staatsdienstaspiranten ist vielleicht die beste in der ganzen Sammlung), Märchen vom Seefräuleiu, von romantischen Fräulein aus dem Morgenlande, die von Löwen und Falken behütet werden u. s. w., alles im besten Geschmack und mit heiterer Laune erzählt, ohne unangemessene Ansprüche und voller Gemüth. — Itvalilk« IiumAlNss. KeZnler. Iroisioms periocle. ?ur Auguste lavernier. liruxollLS Ä I.öij>nig', Kieslinj; N Komp. — Der letzte Band dieser Geschichte, die wir bei ihrem ersten Erscheinen mit einiger Theilnahme begrüßten, verläuft in eine Apologie des socialistischen Juniaufstandes 1848. Gewiß ist die Gabe des Stils und die Feinheit des Dichters bedeutend größer, als bei Eugen Tue, in moralischem Gehalt ist aber sein Werth nicht um einen Gran höher anzuschlagen. Die roheste revolutionäre Gesinnung und die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/114>, abgerufen am 06.05.2024.