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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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veranschaulicht wurden. Das vorliegende Werk ist wenigstens bis zu einem ge¬
wissen Grade dazu bestimmt, die Quellen entbehrlich zu machen, und jedem, der
sich mit einem gründlichen Studium der französischen Revolution beschäftigen will,
als Handbuch zur Seite zu liegen. Von einem solchen Werk verlangen wir zu¬
nächst, abgesehen von der sorgfältigen Kritik der Thatsachen, die hier weniger in
Frage kommen, da wir es mit urkundlich beglaubigten Verhandlungen zu thun
haben, daß nichts Wichtiges ausgelassen sei, daß wir durch nichts Unwesentliches
verwirrt werden, und daß uns die Uebersicht leicht gemacht werde. Alles dies
ist hier, soweit sich menschliche Arbeiten überhaupt der Vollkommenheit nähern
können, erreicht worden, und dadurch ist denn auch der zweite Zweck erfüllt,
nämlich daß man das Werk ebenso gut wie ein Lesebuch als wie ein Handbuch
benutzen kann. Es liest sich in fortdauerndem Interesse fort, die Darstellung ist einfach
und ungesucht, die auftretenden Personen werden so weit charakterisirt, als es nöthig
ist, um für den vorliegenden Gegenstand ein deutliches Bild zu geben, und der Schau¬
platz der Ereignisse ist begrenzt genug, um eine isolirte Darstellung zu erlauben.

Wichtige geheime Aufschlüsse über die inneren Triebfedern der Revolution
soll man nicht erwarten. Die großen Umrisse dieses Weltereignisses sind bereits
so allgemein festgestellt, daß neue Forschungen sie nur tiefer begründen, aber
nicht mehr ein ungewöhnliches Licht darauf werfen können. Daß die Revolution
nicht eine von den Jacobinern angestiftete Verschwörung war, daß die Principien
in dieser Gesellschaft vielmehr ebenso heftige Umwandlungen erlitten, wie die
großen Ereignisse, in deren Mittelpunkte sie sich bewegte, daß mithin der Einfluß
ein gegenseitiger war, wußten wir längst, aber es ist höchst lehrreich und nament¬
lich bildend für.die concrete Auffassung der Geschichte überhaupt, sich dies Be¬
wußtsein im einzelnen zu vergegenwärtigen.

Der Verfasser kommt nothwendig im Lauf der Thatsachen, die er erzählt,
auf Personen und Zustände, denen gegenüber es sehr schwer wird, die nöthige
historische Unparteilichkeit zu bewahren, weil sie zu sehr das Gefühl empören.
In solchen Fällen ist es immer noch erträglicher, seinem Gefühl einen vollkom¬
men freien Spielraum zu lassen, als jene fatalistische Objectivität anzustreben, die
das Schlechte ebenso gelten läßt, wie das Gute. Herr Zinkeisen hat eine sehr
glückliche Mittelstraße getroffen. Er versucht es niemals, schwarze Thaten zu
beschönigen, aber er bemüht sich, wenigstens überall ruhig zu bleiben und Recht
zu sprechen. Und so ist denn das Buch auch geeignet, zugleich für die Politik
eine heilsame Schule zu bilden. --


Geschichte des osmcinischen Reichs von der Eroberung Konstantinopels bis zum
Tode Mahmuds II. Von Baptistin Poujoulat. Uebersetzt und bis aus
die neueste Zeit, fortgeführt von Julius Seybt. Leipzig, Carl B. Lorck.
(27. Band der "historischen Hausbibliothek.") --

Bei den gegenwärtigen Verwickelungen, im Orient wird es dem größeren


veranschaulicht wurden. Das vorliegende Werk ist wenigstens bis zu einem ge¬
wissen Grade dazu bestimmt, die Quellen entbehrlich zu machen, und jedem, der
sich mit einem gründlichen Studium der französischen Revolution beschäftigen will,
als Handbuch zur Seite zu liegen. Von einem solchen Werk verlangen wir zu¬
nächst, abgesehen von der sorgfältigen Kritik der Thatsachen, die hier weniger in
Frage kommen, da wir es mit urkundlich beglaubigten Verhandlungen zu thun
haben, daß nichts Wichtiges ausgelassen sei, daß wir durch nichts Unwesentliches
verwirrt werden, und daß uns die Uebersicht leicht gemacht werde. Alles dies
ist hier, soweit sich menschliche Arbeiten überhaupt der Vollkommenheit nähern
können, erreicht worden, und dadurch ist denn auch der zweite Zweck erfüllt,
nämlich daß man das Werk ebenso gut wie ein Lesebuch als wie ein Handbuch
benutzen kann. Es liest sich in fortdauerndem Interesse fort, die Darstellung ist einfach
und ungesucht, die auftretenden Personen werden so weit charakterisirt, als es nöthig
ist, um für den vorliegenden Gegenstand ein deutliches Bild zu geben, und der Schau¬
platz der Ereignisse ist begrenzt genug, um eine isolirte Darstellung zu erlauben.

Wichtige geheime Aufschlüsse über die inneren Triebfedern der Revolution
soll man nicht erwarten. Die großen Umrisse dieses Weltereignisses sind bereits
so allgemein festgestellt, daß neue Forschungen sie nur tiefer begründen, aber
nicht mehr ein ungewöhnliches Licht darauf werfen können. Daß die Revolution
nicht eine von den Jacobinern angestiftete Verschwörung war, daß die Principien
in dieser Gesellschaft vielmehr ebenso heftige Umwandlungen erlitten, wie die
großen Ereignisse, in deren Mittelpunkte sie sich bewegte, daß mithin der Einfluß
ein gegenseitiger war, wußten wir längst, aber es ist höchst lehrreich und nament¬
lich bildend für.die concrete Auffassung der Geschichte überhaupt, sich dies Be¬
wußtsein im einzelnen zu vergegenwärtigen.

Der Verfasser kommt nothwendig im Lauf der Thatsachen, die er erzählt,
auf Personen und Zustände, denen gegenüber es sehr schwer wird, die nöthige
historische Unparteilichkeit zu bewahren, weil sie zu sehr das Gefühl empören.
In solchen Fällen ist es immer noch erträglicher, seinem Gefühl einen vollkom¬
men freien Spielraum zu lassen, als jene fatalistische Objectivität anzustreben, die
das Schlechte ebenso gelten läßt, wie das Gute. Herr Zinkeisen hat eine sehr
glückliche Mittelstraße getroffen. Er versucht es niemals, schwarze Thaten zu
beschönigen, aber er bemüht sich, wenigstens überall ruhig zu bleiben und Recht
zu sprechen. Und so ist denn das Buch auch geeignet, zugleich für die Politik
eine heilsame Schule zu bilden. —


Geschichte des osmcinischen Reichs von der Eroberung Konstantinopels bis zum
Tode Mahmuds II. Von Baptistin Poujoulat. Uebersetzt und bis aus
die neueste Zeit, fortgeführt von Julius Seybt. Leipzig, Carl B. Lorck.
(27. Band der „historischen Hausbibliothek.") —

Bei den gegenwärtigen Verwickelungen, im Orient wird es dem größeren


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[0119] veranschaulicht wurden. Das vorliegende Werk ist wenigstens bis zu einem ge¬ wissen Grade dazu bestimmt, die Quellen entbehrlich zu machen, und jedem, der sich mit einem gründlichen Studium der französischen Revolution beschäftigen will, als Handbuch zur Seite zu liegen. Von einem solchen Werk verlangen wir zu¬ nächst, abgesehen von der sorgfältigen Kritik der Thatsachen, die hier weniger in Frage kommen, da wir es mit urkundlich beglaubigten Verhandlungen zu thun haben, daß nichts Wichtiges ausgelassen sei, daß wir durch nichts Unwesentliches verwirrt werden, und daß uns die Uebersicht leicht gemacht werde. Alles dies ist hier, soweit sich menschliche Arbeiten überhaupt der Vollkommenheit nähern können, erreicht worden, und dadurch ist denn auch der zweite Zweck erfüllt, nämlich daß man das Werk ebenso gut wie ein Lesebuch als wie ein Handbuch benutzen kann. Es liest sich in fortdauerndem Interesse fort, die Darstellung ist einfach und ungesucht, die auftretenden Personen werden so weit charakterisirt, als es nöthig ist, um für den vorliegenden Gegenstand ein deutliches Bild zu geben, und der Schau¬ platz der Ereignisse ist begrenzt genug, um eine isolirte Darstellung zu erlauben. Wichtige geheime Aufschlüsse über die inneren Triebfedern der Revolution soll man nicht erwarten. Die großen Umrisse dieses Weltereignisses sind bereits so allgemein festgestellt, daß neue Forschungen sie nur tiefer begründen, aber nicht mehr ein ungewöhnliches Licht darauf werfen können. Daß die Revolution nicht eine von den Jacobinern angestiftete Verschwörung war, daß die Principien in dieser Gesellschaft vielmehr ebenso heftige Umwandlungen erlitten, wie die großen Ereignisse, in deren Mittelpunkte sie sich bewegte, daß mithin der Einfluß ein gegenseitiger war, wußten wir längst, aber es ist höchst lehrreich und nament¬ lich bildend für.die concrete Auffassung der Geschichte überhaupt, sich dies Be¬ wußtsein im einzelnen zu vergegenwärtigen. Der Verfasser kommt nothwendig im Lauf der Thatsachen, die er erzählt, auf Personen und Zustände, denen gegenüber es sehr schwer wird, die nöthige historische Unparteilichkeit zu bewahren, weil sie zu sehr das Gefühl empören. In solchen Fällen ist es immer noch erträglicher, seinem Gefühl einen vollkom¬ men freien Spielraum zu lassen, als jene fatalistische Objectivität anzustreben, die das Schlechte ebenso gelten läßt, wie das Gute. Herr Zinkeisen hat eine sehr glückliche Mittelstraße getroffen. Er versucht es niemals, schwarze Thaten zu beschönigen, aber er bemüht sich, wenigstens überall ruhig zu bleiben und Recht zu sprechen. Und so ist denn das Buch auch geeignet, zugleich für die Politik eine heilsame Schule zu bilden. — Geschichte des osmcinischen Reichs von der Eroberung Konstantinopels bis zum Tode Mahmuds II. Von Baptistin Poujoulat. Uebersetzt und bis aus die neueste Zeit, fortgeführt von Julius Seybt. Leipzig, Carl B. Lorck. (27. Band der „historischen Hausbibliothek.") — Bei den gegenwärtigen Verwickelungen, im Orient wird es dem größeren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/119>, abgerufen am 06.05.2024.