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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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"Als mein zuerst erfahren, daß die Rebellen auf verschiedenen Punkten die
buddhaischen Statuen verbrannt und die Pagoden umgeworfen haben, dachte man,
daß ein katholischer Missionär sich nnter die Rebellen gemengt hätte, aber später
machten die englisch-chinesischen Journale bekannt, daß er ein Schüler des ein¬
schmeichelnden protestantischen Missionärs, der Chef eines Theils der Parteigänger
sei, welche sich durch seinen bilderstürmenden Eifer auszeichnet. Später werden
wir vielleicht den Namen dieses Bilderstürmers erfahren, dessen Einfluß wir jetzt
erwähnt."

Aus den neuesten Erhebungen und namentlich aus den Briefen, welche die
chinesischen Mitglieder der katholischen Mission in Hongkong hierhergeschrieben,
geht aber hervor, daß die Bilderstürmerei von allen Häuptern der Parteigänger
oder doch deu meisten geübt werde. Die officiellen Journale von Peking hatten
schon längst die geheimen Gesellschaften und namentlich die von Gützlaff gegrün¬
deten im Verdacht, die vorzüglichsten Urheber der gegenwärtigen Bewegung ge¬
wesen zu sein. In einem zweiten Artikel wollen wir die Fortschritte der Rebellen
bis auf die Einnahme von Nanking verfolgen und von den Anstrengungen des
tartarischen Generals erzählen, die Niederlagen im Kreise Pinglo zu rächen.




Der Weg nach Indien durch das Euphratthal.
-'H.,,--

Nachdem wir die Wichtigkeit hervorgehoben, welche eine neue Landroute
nach Indien für die Richtung des Weltverkehrs und der Civilisation haben
würde, gehen wir zur näherem Betrachtung des von dem Dr. Thompson entworfenen
Planes, seiner Ausführbarkeit, der natürlichen Grundlagen und Hilfsmittel, auf
welche sich derselbe stützt, über.

Der Orontes ergießt sich in die Bai von Antiochia. An seiner Mündung
liegt der alte, sehr günstige Hafen von Seleucia, der einer größeren Zahl von
Schissen Raum bietet, als Londons Westiudia Docks, die großartigsten der Welt.
Derselbe würde sich mit geringem Kostenaufwande in einen vollkommen befriedigen¬
den Zustand setzen lassen. Solange Konstantinopel und Orsvva noch nicht durch
Eisenbahnen unter sich und mit dem europäischen Eisenbahnnetz verbunden sind,
ein Theil der indischen Route also von Trieft ab dnrch die Seeverbindung her¬
gestellt werden muß, würde jener Hafen als Ausgangspunkt für die neue Linie
und Station für die Schiffe zu benutzen sein. Von hier soll eine Eisenbahn
dnrch das Thal des Orontes, an den Trümmern zahlreicher römischer Villen,
Paläste und Castelle vorüber, die an die ehemalige dichte Bevölkerung dieser
Gegenden erinnern, nach Antiochien und von da in ziemlich gerader östlicher


„Als mein zuerst erfahren, daß die Rebellen auf verschiedenen Punkten die
buddhaischen Statuen verbrannt und die Pagoden umgeworfen haben, dachte man,
daß ein katholischer Missionär sich nnter die Rebellen gemengt hätte, aber später
machten die englisch-chinesischen Journale bekannt, daß er ein Schüler des ein¬
schmeichelnden protestantischen Missionärs, der Chef eines Theils der Parteigänger
sei, welche sich durch seinen bilderstürmenden Eifer auszeichnet. Später werden
wir vielleicht den Namen dieses Bilderstürmers erfahren, dessen Einfluß wir jetzt
erwähnt."

Aus den neuesten Erhebungen und namentlich aus den Briefen, welche die
chinesischen Mitglieder der katholischen Mission in Hongkong hierhergeschrieben,
geht aber hervor, daß die Bilderstürmerei von allen Häuptern der Parteigänger
oder doch deu meisten geübt werde. Die officiellen Journale von Peking hatten
schon längst die geheimen Gesellschaften und namentlich die von Gützlaff gegrün¬
deten im Verdacht, die vorzüglichsten Urheber der gegenwärtigen Bewegung ge¬
wesen zu sein. In einem zweiten Artikel wollen wir die Fortschritte der Rebellen
bis auf die Einnahme von Nanking verfolgen und von den Anstrengungen des
tartarischen Generals erzählen, die Niederlagen im Kreise Pinglo zu rächen.




Der Weg nach Indien durch das Euphratthal.
-'H.,,--

Nachdem wir die Wichtigkeit hervorgehoben, welche eine neue Landroute
nach Indien für die Richtung des Weltverkehrs und der Civilisation haben
würde, gehen wir zur näherem Betrachtung des von dem Dr. Thompson entworfenen
Planes, seiner Ausführbarkeit, der natürlichen Grundlagen und Hilfsmittel, auf
welche sich derselbe stützt, über.

Der Orontes ergießt sich in die Bai von Antiochia. An seiner Mündung
liegt der alte, sehr günstige Hafen von Seleucia, der einer größeren Zahl von
Schissen Raum bietet, als Londons Westiudia Docks, die großartigsten der Welt.
Derselbe würde sich mit geringem Kostenaufwande in einen vollkommen befriedigen¬
den Zustand setzen lassen. Solange Konstantinopel und Orsvva noch nicht durch
Eisenbahnen unter sich und mit dem europäischen Eisenbahnnetz verbunden sind,
ein Theil der indischen Route also von Trieft ab dnrch die Seeverbindung her¬
gestellt werden muß, würde jener Hafen als Ausgangspunkt für die neue Linie
und Station für die Schiffe zu benutzen sein. Von hier soll eine Eisenbahn
dnrch das Thal des Orontes, an den Trümmern zahlreicher römischer Villen,
Paläste und Castelle vorüber, die an die ehemalige dichte Bevölkerung dieser
Gegenden erinnern, nach Antiochien und von da in ziemlich gerader östlicher


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/184>, abgerufen am 07.05.2024.