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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Jllustrirtes Familienbuch zur Unterhaltung und Belehrung häuslicher
Kreise. Herausgegeben vom österreichischen Lloyd. --

In der periodischen Unterhaltungölectüre, die uns aus der neuesten Zeit
bekannt ist, nimmt diese Zeitschrift unstreitig den ersten Rang ein. Sie hat es
verstanden, sehr tüchtige Mitarbeiter zu gewinnen, und jedes ihrer Hefte enthält
wenigstens einiges Interessante. Die Stahlstiche, von denen sie in jedem Heft
drei mittheilt, sind zweckmäßig gewählt und gut ausgeführt; die kleinen Gedichte,
Unterhaltungen aus dem Gebiet der Natur, Schilderungen ans der Heimat und
Fremde und dergleichen so verständig, wie es bei einem sehr großen und sehr
gemischten Publicum nur angeht. An Novellen brachten die drei letzten Hefte:
Ein reiner Demant, von Bernb v. Guscck; das Gärtlein im Stadtgraben, von
Meyer Merian; Sagen ans Kärnthen, von Jda v. DüringSfeld; und die Blin¬
den, von Paul Heyse. Im allgemeinen herrscht in diesen Heften, obgleich sie
vorzugsweise ans Oestreich berechnet sind, die norddeutsche Literatur vor. --


Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit. Von Friedrich von
Uechtritz. 3. Abth., 2. Bd. -- Berlin, Al. Duncker. --

Mit dieser Abtheilung ist das ganze Werk, nachdem es zu einem so bedeu¬
tenden Umfang angeschwollen ist, geschlossen. Als Resums unseres Urtheils können
wir im wesentlichen uur auf das zurückkommen, was wir bereits zu Anfang seines
Erscheinens angedeutet haben. Es geht von den vortrefflichsten historischen Stu¬
dien, von einer vielseitigen und gründlichen Bildung aus; es bestrebt sich auf
das gewissenhafteste, ein getreues Bild von Sitten und Gewohnheiten der Zeit zu
geben; es entwickelt eine würdige patriotische und religiöse Gesinnung. Aber es
fehlt ihm jene unmittelbare Lebendigkeit, die eine Gabe der Natur sein muß, die
sich auch die gediegenste Bildung nicht anzueignen vermag, und darum wird es
im ganzen wirkungslos vorübergehen. Wenn wir uns in geschichtliche Studien
vertiefen wollen, so nehmen wir irgend ein Geschichtwerk zur Hand. Für den
Roman ist die erste Aufgabe, uns zu amüsiren; wenn es ihm dann nebenbei
gelingt, auch noch unsere Bildung und Gesinnung zu fördern und zu läutern, so
wird das seine Berechtigung in der Literatur und seine dauernde Bedeutung
erhöhen; aber ohne das erste fehlt ihm jede Handhabe der Wirksamkeit. Nur
durch die Vermittelung der Phantasie kann sich die Dichtung dem Verstand und
dem Gemüth vernehmlich machen. --


L. Tiecks gesammelte Novellen. Vollständige Ausgabe in 12 Bd. 6. Bd.
Berlin, G. Reimer. --

Der 6. Bd., mit dem also die Sammlung bis zur Hälfte gekommen ist,
enthält die Novellen: "der Gelehrte" 1827, "die Ahnenprobe" 1833, und "der
wiederkehrende griechische Kaiser" 1831. Die beiden ersten Novellen gehören


Jllustrirtes Familienbuch zur Unterhaltung und Belehrung häuslicher
Kreise. Herausgegeben vom österreichischen Lloyd. —

In der periodischen Unterhaltungölectüre, die uns aus der neuesten Zeit
bekannt ist, nimmt diese Zeitschrift unstreitig den ersten Rang ein. Sie hat es
verstanden, sehr tüchtige Mitarbeiter zu gewinnen, und jedes ihrer Hefte enthält
wenigstens einiges Interessante. Die Stahlstiche, von denen sie in jedem Heft
drei mittheilt, sind zweckmäßig gewählt und gut ausgeführt; die kleinen Gedichte,
Unterhaltungen aus dem Gebiet der Natur, Schilderungen ans der Heimat und
Fremde und dergleichen so verständig, wie es bei einem sehr großen und sehr
gemischten Publicum nur angeht. An Novellen brachten die drei letzten Hefte:
Ein reiner Demant, von Bernb v. Guscck; das Gärtlein im Stadtgraben, von
Meyer Merian; Sagen ans Kärnthen, von Jda v. DüringSfeld; und die Blin¬
den, von Paul Heyse. Im allgemeinen herrscht in diesen Heften, obgleich sie
vorzugsweise ans Oestreich berechnet sind, die norddeutsche Literatur vor. —


Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit. Von Friedrich von
Uechtritz. 3. Abth., 2. Bd. — Berlin, Al. Duncker. —

Mit dieser Abtheilung ist das ganze Werk, nachdem es zu einem so bedeu¬
tenden Umfang angeschwollen ist, geschlossen. Als Resums unseres Urtheils können
wir im wesentlichen uur auf das zurückkommen, was wir bereits zu Anfang seines
Erscheinens angedeutet haben. Es geht von den vortrefflichsten historischen Stu¬
dien, von einer vielseitigen und gründlichen Bildung aus; es bestrebt sich auf
das gewissenhafteste, ein getreues Bild von Sitten und Gewohnheiten der Zeit zu
geben; es entwickelt eine würdige patriotische und religiöse Gesinnung. Aber es
fehlt ihm jene unmittelbare Lebendigkeit, die eine Gabe der Natur sein muß, die
sich auch die gediegenste Bildung nicht anzueignen vermag, und darum wird es
im ganzen wirkungslos vorübergehen. Wenn wir uns in geschichtliche Studien
vertiefen wollen, so nehmen wir irgend ein Geschichtwerk zur Hand. Für den
Roman ist die erste Aufgabe, uns zu amüsiren; wenn es ihm dann nebenbei
gelingt, auch noch unsere Bildung und Gesinnung zu fördern und zu läutern, so
wird das seine Berechtigung in der Literatur und seine dauernde Bedeutung
erhöhen; aber ohne das erste fehlt ihm jede Handhabe der Wirksamkeit. Nur
durch die Vermittelung der Phantasie kann sich die Dichtung dem Verstand und
dem Gemüth vernehmlich machen. —


L. Tiecks gesammelte Novellen. Vollständige Ausgabe in 12 Bd. 6. Bd.
Berlin, G. Reimer. —

Der 6. Bd., mit dem also die Sammlung bis zur Hälfte gekommen ist,
enthält die Novellen: „der Gelehrte" 1827, „die Ahnenprobe" 1833, und „der
wiederkehrende griechische Kaiser" 1831. Die beiden ersten Novellen gehören


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[0376] Jllustrirtes Familienbuch zur Unterhaltung und Belehrung häuslicher Kreise. Herausgegeben vom österreichischen Lloyd. — In der periodischen Unterhaltungölectüre, die uns aus der neuesten Zeit bekannt ist, nimmt diese Zeitschrift unstreitig den ersten Rang ein. Sie hat es verstanden, sehr tüchtige Mitarbeiter zu gewinnen, und jedes ihrer Hefte enthält wenigstens einiges Interessante. Die Stahlstiche, von denen sie in jedem Heft drei mittheilt, sind zweckmäßig gewählt und gut ausgeführt; die kleinen Gedichte, Unterhaltungen aus dem Gebiet der Natur, Schilderungen ans der Heimat und Fremde und dergleichen so verständig, wie es bei einem sehr großen und sehr gemischten Publicum nur angeht. An Novellen brachten die drei letzten Hefte: Ein reiner Demant, von Bernb v. Guscck; das Gärtlein im Stadtgraben, von Meyer Merian; Sagen ans Kärnthen, von Jda v. DüringSfeld; und die Blin¬ den, von Paul Heyse. Im allgemeinen herrscht in diesen Heften, obgleich sie vorzugsweise ans Oestreich berechnet sind, die norddeutsche Literatur vor. — Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit. Von Friedrich von Uechtritz. 3. Abth., 2. Bd. — Berlin, Al. Duncker. — Mit dieser Abtheilung ist das ganze Werk, nachdem es zu einem so bedeu¬ tenden Umfang angeschwollen ist, geschlossen. Als Resums unseres Urtheils können wir im wesentlichen uur auf das zurückkommen, was wir bereits zu Anfang seines Erscheinens angedeutet haben. Es geht von den vortrefflichsten historischen Stu¬ dien, von einer vielseitigen und gründlichen Bildung aus; es bestrebt sich auf das gewissenhafteste, ein getreues Bild von Sitten und Gewohnheiten der Zeit zu geben; es entwickelt eine würdige patriotische und religiöse Gesinnung. Aber es fehlt ihm jene unmittelbare Lebendigkeit, die eine Gabe der Natur sein muß, die sich auch die gediegenste Bildung nicht anzueignen vermag, und darum wird es im ganzen wirkungslos vorübergehen. Wenn wir uns in geschichtliche Studien vertiefen wollen, so nehmen wir irgend ein Geschichtwerk zur Hand. Für den Roman ist die erste Aufgabe, uns zu amüsiren; wenn es ihm dann nebenbei gelingt, auch noch unsere Bildung und Gesinnung zu fördern und zu läutern, so wird das seine Berechtigung in der Literatur und seine dauernde Bedeutung erhöhen; aber ohne das erste fehlt ihm jede Handhabe der Wirksamkeit. Nur durch die Vermittelung der Phantasie kann sich die Dichtung dem Verstand und dem Gemüth vernehmlich machen. — L. Tiecks gesammelte Novellen. Vollständige Ausgabe in 12 Bd. 6. Bd. Berlin, G. Reimer. — Der 6. Bd., mit dem also die Sammlung bis zur Hälfte gekommen ist, enthält die Novellen: „der Gelehrte" 1827, „die Ahnenprobe" 1833, und „der wiederkehrende griechische Kaiser" 1831. Die beiden ersten Novellen gehören

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/376>, abgerufen am 06.05.2024.