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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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eine in bulgarischer Sprache: Noviua bulgarska, mit russischen Lettern, zweimal
wöchentlich.

Der Tciqvimi vcqua'i erscheint a"f Kosten der Negierung. Die meisten
andern Zeitungen, wenigstens die, welche sich mit Politik beschäftigen, der Dje-
ridei, das Journal de Constautinople, der Courier, Telegraph, selbst der Jm-
partial de Smyrna erhalten jede eine jährliche Subvention von 30000 Piaster,
(6,900 Franken). Die Subvention des Journal de Constautinople beträgt das
Doppelte wegen seiner Vereinigung mit dem Echo de lOrient.

Mehre andere Journale erscheine" "och in den Provinzen, theils in fran¬
zösischer, theils in der Landessprache; 7 in Belgrad, 5 in Bukarest und in deu
Dvnaufürstenthümcru, nnr eins in Alexandrien. Im ganzen zählt man 3 Jour¬
nale im ottomanischen Reich.

Obgleich diese Zahl im Verhältniß zu der Bevölkerung der Türkei
(33,350,000 Einwohner) sehr unbedeutend ist, so zeigt sie doch in Hinblick auf
frühere Zeiten von einer bemerkenswerthen geistigen Bewegung. Wenn seit
dreißig Jahren die Ideen und Sitten des Occidents, seine Sprachen und
Civilisation Eingang in der Türkei gefunden, wenn die durch deu Hattischerif von
Gclhane begonnene Reform nunmehr mehr Fortschritte macht, so ist dieses Resultat
großentheils der Presse zu verdanken, die für die Regierung zugleich Stütze nud
Nachgeben" ist. Mehr als einmal hat sie nur nöthig gehabt, der Pforte gewisse
Mißbräuche zu bezeichne", um die Abstellung derselben sofort zu erlangen. Sie
ist für den Fortschritt der Türkei in zwiefacher Weise thätig, einmal im Innern,
indem sie durch Vertheidigung der Gleichheit der Rechte und der Gemeinsamkeit
der Interessen die verschiedenen Nationalitäten, welche das große Gebiet der
Türkei bewohnen, zur Einheit zu verschmelzen sucht; svdan", indeni sie die Türkei
und ihre Regierung unter die Angen Europas bringt >ab ihr mehr und mehr
dessen Sympathie erwirbt.




Aesthe lische Streifzüge.

Louis Gallait "ut die Malerei in Deutschland. Eine Episode aus der modernen
Kunstgeschichte. Nebst einer Abhandlung über den Begriff des Malerische" u"d
das Wesen der Malerei. Von A. Telchinin. München, Kaiser. --

Eine kleine, aber sehr bedeutende Schrift, auf die wir unsere Leser nicht ernstlich
genug aufmerksam machen können. Man möge sich durch einzelne Jncouvcnienzen i"
der Form nicht irren lassen. Der Versasser liebt es, in "philosophischen" Aus¬
drücken zu sprechen, wo Man mit dem gewöhnlichen Deutsch auskäme; er wieder¬
holt sich und wird nicht selten breit. Aber von diesen Ausstellungen kann mau


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eine in bulgarischer Sprache: Noviua bulgarska, mit russischen Lettern, zweimal
wöchentlich.

Der Tciqvimi vcqua'i erscheint a»f Kosten der Negierung. Die meisten
andern Zeitungen, wenigstens die, welche sich mit Politik beschäftigen, der Dje-
ridei, das Journal de Constautinople, der Courier, Telegraph, selbst der Jm-
partial de Smyrna erhalten jede eine jährliche Subvention von 30000 Piaster,
(6,900 Franken). Die Subvention des Journal de Constautinople beträgt das
Doppelte wegen seiner Vereinigung mit dem Echo de lOrient.

Mehre andere Journale erscheine» »och in den Provinzen, theils in fran¬
zösischer, theils in der Landessprache; 7 in Belgrad, 5 in Bukarest und in deu
Dvnaufürstenthümcru, nnr eins in Alexandrien. Im ganzen zählt man 3 Jour¬
nale im ottomanischen Reich.

Obgleich diese Zahl im Verhältniß zu der Bevölkerung der Türkei
(33,350,000 Einwohner) sehr unbedeutend ist, so zeigt sie doch in Hinblick auf
frühere Zeiten von einer bemerkenswerthen geistigen Bewegung. Wenn seit
dreißig Jahren die Ideen und Sitten des Occidents, seine Sprachen und
Civilisation Eingang in der Türkei gefunden, wenn die durch deu Hattischerif von
Gclhane begonnene Reform nunmehr mehr Fortschritte macht, so ist dieses Resultat
großentheils der Presse zu verdanken, die für die Regierung zugleich Stütze nud
Nachgeben» ist. Mehr als einmal hat sie nur nöthig gehabt, der Pforte gewisse
Mißbräuche zu bezeichne», um die Abstellung derselben sofort zu erlangen. Sie
ist für den Fortschritt der Türkei in zwiefacher Weise thätig, einmal im Innern,
indem sie durch Vertheidigung der Gleichheit der Rechte und der Gemeinsamkeit
der Interessen die verschiedenen Nationalitäten, welche das große Gebiet der
Türkei bewohnen, zur Einheit zu verschmelzen sucht; svdan», indeni sie die Türkei
und ihre Regierung unter die Angen Europas bringt >ab ihr mehr und mehr
dessen Sympathie erwirbt.




Aesthe lische Streifzüge.

Louis Gallait »ut die Malerei in Deutschland. Eine Episode aus der modernen
Kunstgeschichte. Nebst einer Abhandlung über den Begriff des Malerische» u»d
das Wesen der Malerei. Von A. Telchinin. München, Kaiser. —

Eine kleine, aber sehr bedeutende Schrift, auf die wir unsere Leser nicht ernstlich
genug aufmerksam machen können. Man möge sich durch einzelne Jncouvcnienzen i»
der Form nicht irren lassen. Der Versasser liebt es, in „philosophischen" Aus¬
drücken zu sprechen, wo Man mit dem gewöhnlichen Deutsch auskäme; er wieder¬
holt sich und wird nicht selten breit. Aber von diesen Ausstellungen kann mau


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/227>, abgerufen am 19.05.2024.