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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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Der russisch-türkische Feldzug von t8S8.

Die russische JnvasionSarmce bestand im Jahre 1828 aus 8 Divisionen
Infanterie und i Divisionen Cavalerie unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls
Grafen Wittgenstein, dem Diebitsch als Chef des Generalstabs zur Seite stand.
Sie zählte drei Armeecorps: das dritte unter General Nadzewitsch mit 30,!>00
Manu und 228 Geschützen; das sechste unter General Noth mit 23,300 Mann
und 90 Geschützen; das siebente unter General Vviuof mit 29,300 Mann "ut
Geschützen. Diese Armee, welche zusammen aus 103,300 Mann und 462
Geschützen bestand, war in Bessarabien concentrirt.

Die türkische Armee hatte sich noch nicht vereinigt, als die Nüssen auf dem
linken Donanufcr erschienen. Sie sollte mit allen Garnisonen an der Donau "ud
am schwarzen Meere aus -100,000 Mann bestehen. Albanesen, irreguläre Asiaten,
türkische Reiterei waren ans dem Wege sie zu verstärken. Den Oberbefehl führte
der unerschrockene und strenge Scraskier, Husseyn-Pascha.

Nach dem russischen FeldzugSplane sollte das dritte Corps in dem östlichen
Theile der Bulgarei, in der Dobrndscha operiren, das ganze Litorale des schwar¬
zen Meeres besetzen und sich alsdann mit dem siebenten Corps vereinen, um die
Belagerung von Schnmla und Warna zu unternehmen.

Die Dobrudscha liegt zwischen Silistria, Schnmla, der Donau und dem
schwarzen Meer. Dieses Land ist eine Einöde. Es kommen auf die Onadrat-
mcile höchstens 300 Einwohner. In dem nördliche" Theil erheben sich die
schroffen Gebirge von Matschin, die zum Theil schön bewaldeten Beschtepe oder
"Fünf Berge" und die Höhen von Babadagh oder "Mvatcrgcbirge". Weiter
südlich hingegen bildet das ganze Land ein niedriges wellenförmiges Hügelterrain,
welches sich nnr wenige 100 Fuß über dem Meere erhebt. Der Boden
besteht a"S einer feinen grauen Sandmasse, in welcher alles Wasser versiegt und
selbst dnrch die darunterliegende Kaltsteinschicht durchsickert. Vergebens sucht man
in den Thälern nach Bächen oder Quellen und das spärliche Trinkwasser in den


Krcnzbvten, IV. 31
Der russisch-türkische Feldzug von t8S8.

Die russische JnvasionSarmce bestand im Jahre 1828 aus 8 Divisionen
Infanterie und i Divisionen Cavalerie unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls
Grafen Wittgenstein, dem Diebitsch als Chef des Generalstabs zur Seite stand.
Sie zählte drei Armeecorps: das dritte unter General Nadzewitsch mit 30,!>00
Manu und 228 Geschützen; das sechste unter General Noth mit 23,300 Mann
und 90 Geschützen; das siebente unter General Vviuof mit 29,300 Mann »ut
Geschützen. Diese Armee, welche zusammen aus 103,300 Mann und 462
Geschützen bestand, war in Bessarabien concentrirt.

Die türkische Armee hatte sich noch nicht vereinigt, als die Nüssen auf dem
linken Donanufcr erschienen. Sie sollte mit allen Garnisonen an der Donau »ud
am schwarzen Meere aus -100,000 Mann bestehen. Albanesen, irreguläre Asiaten,
türkische Reiterei waren ans dem Wege sie zu verstärken. Den Oberbefehl führte
der unerschrockene und strenge Scraskier, Husseyn-Pascha.

Nach dem russischen FeldzugSplane sollte das dritte Corps in dem östlichen
Theile der Bulgarei, in der Dobrndscha operiren, das ganze Litorale des schwar¬
zen Meeres besetzen und sich alsdann mit dem siebenten Corps vereinen, um die
Belagerung von Schnmla und Warna zu unternehmen.

Die Dobrudscha liegt zwischen Silistria, Schnmla, der Donau und dem
schwarzen Meer. Dieses Land ist eine Einöde. Es kommen auf die Onadrat-
mcile höchstens 300 Einwohner. In dem nördliche» Theil erheben sich die
schroffen Gebirge von Matschin, die zum Theil schön bewaldeten Beschtepe oder
„Fünf Berge" und die Höhen von Babadagh oder „Mvatcrgcbirge". Weiter
südlich hingegen bildet das ganze Land ein niedriges wellenförmiges Hügelterrain,
welches sich nnr wenige 100 Fuß über dem Meere erhebt. Der Boden
besteht a»S einer feinen grauen Sandmasse, in welcher alles Wasser versiegt und
selbst dnrch die darunterliegende Kaltsteinschicht durchsickert. Vergebens sucht man
in den Thälern nach Bächen oder Quellen und das spärliche Trinkwasser in den


Krcnzbvten, IV. 31
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[0249] Der russisch-türkische Feldzug von t8S8. Die russische JnvasionSarmce bestand im Jahre 1828 aus 8 Divisionen Infanterie und i Divisionen Cavalerie unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Grafen Wittgenstein, dem Diebitsch als Chef des Generalstabs zur Seite stand. Sie zählte drei Armeecorps: das dritte unter General Nadzewitsch mit 30,!>00 Manu und 228 Geschützen; das sechste unter General Noth mit 23,300 Mann und 90 Geschützen; das siebente unter General Vviuof mit 29,300 Mann »ut Geschützen. Diese Armee, welche zusammen aus 103,300 Mann und 462 Geschützen bestand, war in Bessarabien concentrirt. Die türkische Armee hatte sich noch nicht vereinigt, als die Nüssen auf dem linken Donanufcr erschienen. Sie sollte mit allen Garnisonen an der Donau »ud am schwarzen Meere aus -100,000 Mann bestehen. Albanesen, irreguläre Asiaten, türkische Reiterei waren ans dem Wege sie zu verstärken. Den Oberbefehl führte der unerschrockene und strenge Scraskier, Husseyn-Pascha. Nach dem russischen FeldzugSplane sollte das dritte Corps in dem östlichen Theile der Bulgarei, in der Dobrndscha operiren, das ganze Litorale des schwar¬ zen Meeres besetzen und sich alsdann mit dem siebenten Corps vereinen, um die Belagerung von Schnmla und Warna zu unternehmen. Die Dobrudscha liegt zwischen Silistria, Schnmla, der Donau und dem schwarzen Meer. Dieses Land ist eine Einöde. Es kommen auf die Onadrat- mcile höchstens 300 Einwohner. In dem nördliche» Theil erheben sich die schroffen Gebirge von Matschin, die zum Theil schön bewaldeten Beschtepe oder „Fünf Berge" und die Höhen von Babadagh oder „Mvatcrgcbirge". Weiter südlich hingegen bildet das ganze Land ein niedriges wellenförmiges Hügelterrain, welches sich nnr wenige 100 Fuß über dem Meere erhebt. Der Boden besteht a»S einer feinen grauen Sandmasse, in welcher alles Wasser versiegt und selbst dnrch die darunterliegende Kaltsteinschicht durchsickert. Vergebens sucht man in den Thälern nach Bächen oder Quellen und das spärliche Trinkwasser in den Krcnzbvten, IV. 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/249>, abgerufen am 19.05.2024.