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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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aufmerksam macht, was der Tradition und was der beglaubigten Geschichte
angehört, und außerdem stellt er in besonderen Capiteln die periodischen Fort¬
schritte der politischen und moralischen Cultur auf eine verständige Weise zu¬
sammen. Da man nun die Traditionen, auch wenn sie keine historische Geltung
mehr haben, dennoch wissen muß, und da Herr Peter für eine äußerst bequeme,
faßliche und übersichtliche Zusammenstellung gesorgt hat, so bleibt seinem Werk
der volle Werth für diejenigen, die sich zunächst über den Thatbestand orientiren
wollen, ehe sie sich auf Untersuchungen und Urtheil einlassen. -- Was den
zweiten Band betrifft, der das Zeitalter der Bürgerkriege behandelt, so war
hier die Aufgabe durch das Werk Drumanns sehr bedeutend erleichtert. Was
durch gewissenhafte Untersuchung über den Thatbestand namentlich in Einzeln¬
heiten geleistet werden konnte, ist durch Drumann geschehen und es blieb für
den neueren Bearbeiter nur übrig, die unnatürliche, unkünstlerische und unge¬
nießbare Form desselben wieder auf die natürliche Form der Geschichtschreibung
zurückzuführen. Dies ist durch Herrn Peter aus eine befriedigende Weise ge¬
schehen und das Buch erfüllt den doppelten Zweck, als Ganzes eine gefällige
und belebende Lectüre, .und für die Einzelnheiten ein sehr bequemes und brauch¬
bares Handbuch zum Nachschlagen zu gewähren; abgesehen davon, daß es immer
ein Vortheil ist, ein Jahr früher auf dem Kampfplatz zu erscheinen. --


Gustav Adolph und die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg.
1630 -- 1632, nach handschriftlichen Quellen des königl. Sachs. Haupt¬
staatsarchivs dargestellt von Carl Gustav Helbig, Oberlehrer an der
Kreuzschule zu Dresden. Leipzig, Arnoldsche Buchhandlung. -- '

Ein ehrenwerther Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Das
kleine Werk geht von dem Auftreten Gustav Adolphs in Deutschland bis zu
seinem Tode und stellt nach Memoiren und bis jetzt wenig benutzten Docu-
menten der k. sächsischen Archive die Beziehungen des Schwedenkönigs zu den
protestantischen Höfen von Sachsen und Brandenburg sowie die Verhandlungn
dieser beiden deutschen Höfe untereinander in ganz vortrefflicher Weise, einfach,
bescheiden und actenmäßig dar. Mittelpunkt der Darstellung ist neben der
Person des Schwedenkönigs der Boitzenburger Arnim, welcher als brandenbur¬
gischer Unterthan und sächsischer Feldherr die Verbindung der beiden kurfürst¬
lichen Höfe eifrig betrieb und als deutscher Patriot gegen die Kaiserlichen wie
gegen die Schweden die Interessen der Unionsstaaten zu' vertreten suchte. Er
erscheint in dem vorliegenden Buch als ein besserer und tüchtigerer Mann, wie
er bis jetzt in unsren Geschichtswerken dargestellt ist. Sein Unglück war, daß'die Fürsten, mit welchen er eine selbstständige Politik durchsetzen wollte, in
hohem Grade unfähig waren. Dadurch wurde jeder Erfolg vereitelt, die Summa
seiner Arbeit gering, seine Thätigkeit ein hoffnungsloser Kampf mit Halbheit


aufmerksam macht, was der Tradition und was der beglaubigten Geschichte
angehört, und außerdem stellt er in besonderen Capiteln die periodischen Fort¬
schritte der politischen und moralischen Cultur auf eine verständige Weise zu¬
sammen. Da man nun die Traditionen, auch wenn sie keine historische Geltung
mehr haben, dennoch wissen muß, und da Herr Peter für eine äußerst bequeme,
faßliche und übersichtliche Zusammenstellung gesorgt hat, so bleibt seinem Werk
der volle Werth für diejenigen, die sich zunächst über den Thatbestand orientiren
wollen, ehe sie sich auf Untersuchungen und Urtheil einlassen. — Was den
zweiten Band betrifft, der das Zeitalter der Bürgerkriege behandelt, so war
hier die Aufgabe durch das Werk Drumanns sehr bedeutend erleichtert. Was
durch gewissenhafte Untersuchung über den Thatbestand namentlich in Einzeln¬
heiten geleistet werden konnte, ist durch Drumann geschehen und es blieb für
den neueren Bearbeiter nur übrig, die unnatürliche, unkünstlerische und unge¬
nießbare Form desselben wieder auf die natürliche Form der Geschichtschreibung
zurückzuführen. Dies ist durch Herrn Peter aus eine befriedigende Weise ge¬
schehen und das Buch erfüllt den doppelten Zweck, als Ganzes eine gefällige
und belebende Lectüre, .und für die Einzelnheiten ein sehr bequemes und brauch¬
bares Handbuch zum Nachschlagen zu gewähren; abgesehen davon, daß es immer
ein Vortheil ist, ein Jahr früher auf dem Kampfplatz zu erscheinen. —


Gustav Adolph und die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg.
1630 — 1632, nach handschriftlichen Quellen des königl. Sachs. Haupt¬
staatsarchivs dargestellt von Carl Gustav Helbig, Oberlehrer an der
Kreuzschule zu Dresden. Leipzig, Arnoldsche Buchhandlung. — '

Ein ehrenwerther Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Das
kleine Werk geht von dem Auftreten Gustav Adolphs in Deutschland bis zu
seinem Tode und stellt nach Memoiren und bis jetzt wenig benutzten Docu-
menten der k. sächsischen Archive die Beziehungen des Schwedenkönigs zu den
protestantischen Höfen von Sachsen und Brandenburg sowie die Verhandlungn
dieser beiden deutschen Höfe untereinander in ganz vortrefflicher Weise, einfach,
bescheiden und actenmäßig dar. Mittelpunkt der Darstellung ist neben der
Person des Schwedenkönigs der Boitzenburger Arnim, welcher als brandenbur¬
gischer Unterthan und sächsischer Feldherr die Verbindung der beiden kurfürst¬
lichen Höfe eifrig betrieb und als deutscher Patriot gegen die Kaiserlichen wie
gegen die Schweden die Interessen der Unionsstaaten zu' vertreten suchte. Er
erscheint in dem vorliegenden Buch als ein besserer und tüchtigerer Mann, wie
er bis jetzt in unsren Geschichtswerken dargestellt ist. Sein Unglück war, daß'die Fürsten, mit welchen er eine selbstständige Politik durchsetzen wollte, in
hohem Grade unfähig waren. Dadurch wurde jeder Erfolg vereitelt, die Summa
seiner Arbeit gering, seine Thätigkeit ein hoffnungsloser Kampf mit Halbheit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/20>, abgerufen am 06.05.2024.