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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Bei dem allen bleibt die Lage immerhin eine ernste und die durchaus
nicht leichtfertig betrachtet werden darf, Unwiderleglich steht es fest, daß der
Zar seine Dispositionen getroffen hat, um im nächsten Monat über hundert¬
tausend Mann, vielleicht hundertundvierzigtausend (!) in der wünschen Halb¬
insel zu concentriren und sollte Sebastvpol bis dahin noch nicht in den Händen
der Verbündeten sein, so wird die Unternehmung mindestens momentan kritisch.
An ihrem endlichen Gelingen zweifle ich ungeachtet dessen nicht.

Neben dem fieberhaften Interesse, welches man hier an den Operationen
in der Krim nimmt, und mit dem man jeden Schritt der verbündeten
Armeen und ihrer Gegner verfolgt, kann sich selbstredend im Augenblick kein
anderes behaupten. Daher die Gleichgiltigkeit, mit der man den jüngsten be¬
deutungsvollen Reformmaßregeln der türkischen Negierung in Bezug auf die
Erweiterung des T'ansimats begegnete. Die Errichtung des neuen Conseils
wird kaum besprochen, und allerdings bedarf es auch vorerst der Wahrnehmung
seiner Wirksamkeit, um über den Werth, welcher ihm beizumessen ist. ein Urtheil
abgeben zu können. Der Name des dabei betheiligten Fuad Essend! und die
große, lebhafte Theilnahme, welche Lord Redcliffe der neuen Institution zu¬
wendet, tragen einige Bürgschaft in sich, daß dieselbe ihren Zweck nicht ganz
verfehlen werde.

Die Situation der Finanzen, insbesondere der große Aufwand für den
Krieg, haben zunächst die Auflegung einer neuen Steuer unerläßlich gemacht.
Es ist eine Haussteuer, die auf kleine Häuser mit der geringen Belastung von
drei Piaster (fünf Silbergroschen) monatlich und auf die größten mit achtzehn
Piaster fällt. Wie eS scheint, hätte man billigerweise diese letztere Summe
noch höher greisen können. Das Wetter ist wieder heiter geworden, nachdem
es eine Reihe von Tagen hindurch recht unfreundlich gewesen. Am letztver-
gangenen Dienstag (17- October) und zwar um elf Uhr Vormittags, wurde
hier ein leichtes u.ut nur einige Secunden währendes Erdbeben verspürt. Der
Wind flauo aus Süden und die Luft war drückend schwül.




Weiberfeinde.

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Der Verfasser hat aus der antiken und modernen Literatur der verschie¬
densten Völker alle Stellen zusammengebracht, in denen den Frauen Uebles
nachgesagt wird; der Angabe nach, um sie zu widerlegen, aber wir möchten
auf ihn selbst den Ausspruch anwenden, durch den er den Euripides als einen


Bei dem allen bleibt die Lage immerhin eine ernste und die durchaus
nicht leichtfertig betrachtet werden darf, Unwiderleglich steht es fest, daß der
Zar seine Dispositionen getroffen hat, um im nächsten Monat über hundert¬
tausend Mann, vielleicht hundertundvierzigtausend (!) in der wünschen Halb¬
insel zu concentriren und sollte Sebastvpol bis dahin noch nicht in den Händen
der Verbündeten sein, so wird die Unternehmung mindestens momentan kritisch.
An ihrem endlichen Gelingen zweifle ich ungeachtet dessen nicht.

Neben dem fieberhaften Interesse, welches man hier an den Operationen
in der Krim nimmt, und mit dem man jeden Schritt der verbündeten
Armeen und ihrer Gegner verfolgt, kann sich selbstredend im Augenblick kein
anderes behaupten. Daher die Gleichgiltigkeit, mit der man den jüngsten be¬
deutungsvollen Reformmaßregeln der türkischen Negierung in Bezug auf die
Erweiterung des T'ansimats begegnete. Die Errichtung des neuen Conseils
wird kaum besprochen, und allerdings bedarf es auch vorerst der Wahrnehmung
seiner Wirksamkeit, um über den Werth, welcher ihm beizumessen ist. ein Urtheil
abgeben zu können. Der Name des dabei betheiligten Fuad Essend! und die
große, lebhafte Theilnahme, welche Lord Redcliffe der neuen Institution zu¬
wendet, tragen einige Bürgschaft in sich, daß dieselbe ihren Zweck nicht ganz
verfehlen werde.

Die Situation der Finanzen, insbesondere der große Aufwand für den
Krieg, haben zunächst die Auflegung einer neuen Steuer unerläßlich gemacht.
Es ist eine Haussteuer, die auf kleine Häuser mit der geringen Belastung von
drei Piaster (fünf Silbergroschen) monatlich und auf die größten mit achtzehn
Piaster fällt. Wie eS scheint, hätte man billigerweise diese letztere Summe
noch höher greisen können. Das Wetter ist wieder heiter geworden, nachdem
es eine Reihe von Tagen hindurch recht unfreundlich gewesen. Am letztver-
gangenen Dienstag (17- October) und zwar um elf Uhr Vormittags, wurde
hier ein leichtes u.ut nur einige Secunden währendes Erdbeben verspürt. Der
Wind flauo aus Süden und die Luft war drückend schwül.




Weiberfeinde.

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Der Verfasser hat aus der antiken und modernen Literatur der verschie¬
densten Völker alle Stellen zusammengebracht, in denen den Frauen Uebles
nachgesagt wird; der Angabe nach, um sie zu widerlegen, aber wir möchten
auf ihn selbst den Ausspruch anwenden, durch den er den Euripides als einen


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[0238] Bei dem allen bleibt die Lage immerhin eine ernste und die durchaus nicht leichtfertig betrachtet werden darf, Unwiderleglich steht es fest, daß der Zar seine Dispositionen getroffen hat, um im nächsten Monat über hundert¬ tausend Mann, vielleicht hundertundvierzigtausend (!) in der wünschen Halb¬ insel zu concentriren und sollte Sebastvpol bis dahin noch nicht in den Händen der Verbündeten sein, so wird die Unternehmung mindestens momentan kritisch. An ihrem endlichen Gelingen zweifle ich ungeachtet dessen nicht. Neben dem fieberhaften Interesse, welches man hier an den Operationen in der Krim nimmt, und mit dem man jeden Schritt der verbündeten Armeen und ihrer Gegner verfolgt, kann sich selbstredend im Augenblick kein anderes behaupten. Daher die Gleichgiltigkeit, mit der man den jüngsten be¬ deutungsvollen Reformmaßregeln der türkischen Negierung in Bezug auf die Erweiterung des T'ansimats begegnete. Die Errichtung des neuen Conseils wird kaum besprochen, und allerdings bedarf es auch vorerst der Wahrnehmung seiner Wirksamkeit, um über den Werth, welcher ihm beizumessen ist. ein Urtheil abgeben zu können. Der Name des dabei betheiligten Fuad Essend! und die große, lebhafte Theilnahme, welche Lord Redcliffe der neuen Institution zu¬ wendet, tragen einige Bürgschaft in sich, daß dieselbe ihren Zweck nicht ganz verfehlen werde. Die Situation der Finanzen, insbesondere der große Aufwand für den Krieg, haben zunächst die Auflegung einer neuen Steuer unerläßlich gemacht. Es ist eine Haussteuer, die auf kleine Häuser mit der geringen Belastung von drei Piaster (fünf Silbergroschen) monatlich und auf die größten mit achtzehn Piaster fällt. Wie eS scheint, hätte man billigerweise diese letztere Summe noch höher greisen können. Das Wetter ist wieder heiter geworden, nachdem es eine Reihe von Tagen hindurch recht unfreundlich gewesen. Am letztver- gangenen Dienstag (17- October) und zwar um elf Uhr Vormittags, wurde hier ein leichtes u.ut nur einige Secunden währendes Erdbeben verspürt. Der Wind flauo aus Süden und die Luft war drückend schwül. Weiberfeinde. I^v in>l> >>u'u>! -I «>it an» te-man«. pur Kann v IZ s i: >! ii n ki. Iji'uxellvii I^my/ig. liivüijlm^ Le>mj>, 18ni. — Der Verfasser hat aus der antiken und modernen Literatur der verschie¬ densten Völker alle Stellen zusammengebracht, in denen den Frauen Uebles nachgesagt wird; der Angabe nach, um sie zu widerlegen, aber wir möchten auf ihn selbst den Ausspruch anwenden, durch den er den Euripides als einen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/238>, abgerufen am 06.05.2024.