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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Durch den Einfluß von Freunden hoffte er zugleich el" Amt zu erlangen,
welches ihn besser in den Stand setzen sollte, seine Ansprüche durchzusetzen. Er
wendete sich zu diesem Zwecke an Lord Anglesey, aber dieser wies die Bitte des
einstigen Schulkameraden zurück. Als seine Pläne sämmtlich gescheitert waren,
'zog er sich nach der Insel Guernsey zurück, wo er 1831 im dreiundsechszigsten
Jahre seines Lebens mit Tode abging. Seine Frau kehrte nach den Vereinigten
Staaten zurück, um beim Kongreß Entschädigung für die von der Miliz verübte
Verwüstung ihres Eigenthums zu verlangen. Ehe ihr Verlangen jedoch in Be¬
tracht gezogen werden konnte, starb sie in Neuyork im tiefsten Elende, und irische
Bettelweibcr erwiesen ihr, deren Schönheit und Liebenswürdigkeit einst der Preis
amerikanischer Dichter gewesen, die letzte Ehre, ihre irdischen Nichte zu Grabe zu
geleiten.




Die am 7. Februar nach Batna und Trapezunt unter Segel gegangene
türkische Escadre, bestehend ans den Dampfschiffen Medschidie, Feizi-
Bahri, Schaciki-Schadi, Tals, Maziri-Surur und Nil, nebst einer Anzahl
Transportfahrzeuge, wurde von einem combinirten englisch-französischen Dampf¬
geschwader escortirt, welches aus den englischen Schissen Agamemnon (v. 91 K.),
Sanspareil (v. 81 K.), Firebrand, Inflexible und Highflycr, 'und aus den
französischen Charlemagne (v. 88 K.), Mvgador und Descartes, also im ganzen aus
drei Schrauben-Linienschiffen und fünf Damvffrcgatten zusammengesetzt ist. Das
zum Kreuzen ausgesendet gewesene Dampfgeschwader (ebenfalls aus französischen
und englischen Schiffen bestehend) ist inzwischen nach dem Bosporus zurückgekehrt.
Seine Fahrten erstreckten sich bis nach Kaffa, und die Schiffsbesatzungen hatten
viel von Frost und andern Unannehmlichkeiten der Witterung zu leiden. Russische
Kriegssahrzcuge waren von ihnen nicht wahrgenommen worden.

Von der Donan haben wir keine Nachricht von Bedeutung, denn ein Gefecht,
auf einer Rustschnk gegenüber gelegenen Insel, in dem die Türken sich einen Ver¬
lust von dreißig Mann, den Russen aber den zehnfachen zuschreiben, hat keinen
weiteren Zusammenhang mit den Kriegsoperationen; wiewol sich in dem stets er¬
neuerten Versuch der russischen Truppen, Inseln auf der Donau in Besitz zu neh¬
men, deutlich das Bestreben zu erkennen gibt, die localen Mittel zu einem Strom-
übergauge sich zu verschaffen. Bis jetzt sind sie noch allemal in diesem Bemühen
von den Türken unterbrochen und ans den nen eingenommenen Positionen rasch


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Durch den Einfluß von Freunden hoffte er zugleich el» Amt zu erlangen,
welches ihn besser in den Stand setzen sollte, seine Ansprüche durchzusetzen. Er
wendete sich zu diesem Zwecke an Lord Anglesey, aber dieser wies die Bitte des
einstigen Schulkameraden zurück. Als seine Pläne sämmtlich gescheitert waren,
'zog er sich nach der Insel Guernsey zurück, wo er 1831 im dreiundsechszigsten
Jahre seines Lebens mit Tode abging. Seine Frau kehrte nach den Vereinigten
Staaten zurück, um beim Kongreß Entschädigung für die von der Miliz verübte
Verwüstung ihres Eigenthums zu verlangen. Ehe ihr Verlangen jedoch in Be¬
tracht gezogen werden konnte, starb sie in Neuyork im tiefsten Elende, und irische
Bettelweibcr erwiesen ihr, deren Schönheit und Liebenswürdigkeit einst der Preis
amerikanischer Dichter gewesen, die letzte Ehre, ihre irdischen Nichte zu Grabe zu
geleiten.




Die am 7. Februar nach Batna und Trapezunt unter Segel gegangene
türkische Escadre, bestehend ans den Dampfschiffen Medschidie, Feizi-
Bahri, Schaciki-Schadi, Tals, Maziri-Surur und Nil, nebst einer Anzahl
Transportfahrzeuge, wurde von einem combinirten englisch-französischen Dampf¬
geschwader escortirt, welches aus den englischen Schissen Agamemnon (v. 91 K.),
Sanspareil (v. 81 K.), Firebrand, Inflexible und Highflycr, 'und aus den
französischen Charlemagne (v. 88 K.), Mvgador und Descartes, also im ganzen aus
drei Schrauben-Linienschiffen und fünf Damvffrcgatten zusammengesetzt ist. Das
zum Kreuzen ausgesendet gewesene Dampfgeschwader (ebenfalls aus französischen
und englischen Schiffen bestehend) ist inzwischen nach dem Bosporus zurückgekehrt.
Seine Fahrten erstreckten sich bis nach Kaffa, und die Schiffsbesatzungen hatten
viel von Frost und andern Unannehmlichkeiten der Witterung zu leiden. Russische
Kriegssahrzcuge waren von ihnen nicht wahrgenommen worden.

Von der Donan haben wir keine Nachricht von Bedeutung, denn ein Gefecht,
auf einer Rustschnk gegenüber gelegenen Insel, in dem die Türken sich einen Ver¬
lust von dreißig Mann, den Russen aber den zehnfachen zuschreiben, hat keinen
weiteren Zusammenhang mit den Kriegsoperationen; wiewol sich in dem stets er¬
neuerten Versuch der russischen Truppen, Inseln auf der Donau in Besitz zu neh¬
men, deutlich das Bestreben zu erkennen gibt, die localen Mittel zu einem Strom-
übergauge sich zu verschaffen. Bis jetzt sind sie noch allemal in diesem Bemühen
von den Türken unterbrochen und ans den nen eingenommenen Positionen rasch


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[0387] Durch den Einfluß von Freunden hoffte er zugleich el» Amt zu erlangen, welches ihn besser in den Stand setzen sollte, seine Ansprüche durchzusetzen. Er wendete sich zu diesem Zwecke an Lord Anglesey, aber dieser wies die Bitte des einstigen Schulkameraden zurück. Als seine Pläne sämmtlich gescheitert waren, 'zog er sich nach der Insel Guernsey zurück, wo er 1831 im dreiundsechszigsten Jahre seines Lebens mit Tode abging. Seine Frau kehrte nach den Vereinigten Staaten zurück, um beim Kongreß Entschädigung für die von der Miliz verübte Verwüstung ihres Eigenthums zu verlangen. Ehe ihr Verlangen jedoch in Be¬ tracht gezogen werden konnte, starb sie in Neuyork im tiefsten Elende, und irische Bettelweibcr erwiesen ihr, deren Schönheit und Liebenswürdigkeit einst der Preis amerikanischer Dichter gewesen, die letzte Ehre, ihre irdischen Nichte zu Grabe zu geleiten. Die am 7. Februar nach Batna und Trapezunt unter Segel gegangene türkische Escadre, bestehend ans den Dampfschiffen Medschidie, Feizi- Bahri, Schaciki-Schadi, Tals, Maziri-Surur und Nil, nebst einer Anzahl Transportfahrzeuge, wurde von einem combinirten englisch-französischen Dampf¬ geschwader escortirt, welches aus den englischen Schissen Agamemnon (v. 91 K.), Sanspareil (v. 81 K.), Firebrand, Inflexible und Highflycr, 'und aus den französischen Charlemagne (v. 88 K.), Mvgador und Descartes, also im ganzen aus drei Schrauben-Linienschiffen und fünf Damvffrcgatten zusammengesetzt ist. Das zum Kreuzen ausgesendet gewesene Dampfgeschwader (ebenfalls aus französischen und englischen Schiffen bestehend) ist inzwischen nach dem Bosporus zurückgekehrt. Seine Fahrten erstreckten sich bis nach Kaffa, und die Schiffsbesatzungen hatten viel von Frost und andern Unannehmlichkeiten der Witterung zu leiden. Russische Kriegssahrzcuge waren von ihnen nicht wahrgenommen worden. Von der Donan haben wir keine Nachricht von Bedeutung, denn ein Gefecht, auf einer Rustschnk gegenüber gelegenen Insel, in dem die Türken sich einen Ver¬ lust von dreißig Mann, den Russen aber den zehnfachen zuschreiben, hat keinen weiteren Zusammenhang mit den Kriegsoperationen; wiewol sich in dem stets er¬ neuerten Versuch der russischen Truppen, Inseln auf der Donau in Besitz zu neh¬ men, deutlich das Bestreben zu erkennen gibt, die localen Mittel zu einem Strom- übergauge sich zu verschaffen. Bis jetzt sind sie noch allemal in diesem Bemühen von den Türken unterbrochen und ans den nen eingenommenen Positionen rasch 48*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/387>, abgerufen am 04.05.2024.