Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Warlich aber, man muß Mainz-) gesehen haben, um Mannheim zu lieben!

Ich liebe den General Osten, ich schätze den Professur Klein, ich will mich
freuen, wenn Fran v. Zedtwitz uns ewig den Rücken wendet, das laute Gähnen,
des Uhr. 8t. Narlin ist himmlische Harmonie gegen -- das was ich in Mainz sah!

Die Häupter der rothen Domherrn, leuchteten aus den finstern Kavernen,
dieses Tempels der Thalia, der einem Kristmarkts Pallast so änlich ist. Bewassnet
mit Papierfächern warteten sie in den herzlichsten Szenen der Verdauung des Fast¬
tags ab, Schlaffcud oder mit stieren Augen auf einen leeren Fleck, sahe ich diese
glorwürdige Versammlung des heiligen Römischen Reichs, in der Bude zerstreuet.

Die Frauenzimmer, sorgfältig ü>ve, gegen Logen und die Verfechter der
Mutter Gottes, in weiß und der Farbe der Hoffnung gekleidet! Die andere Parthie
der Damen, trug auf ihrem loNettvu ^ir-uigemvitt, deutlich, das Jahr 1766,
Dämmerung des Geistes, schien noch wie zu Leopolds des Großen, Zeit. O wie
sehne ich mich nach Mannheim unb nach unserer Bühne, wie nach meiner Geliebten!

Mainz ist ein entsetzlicher Ort, die Menschen, fast Alle, sehen aus, als ob sie
den Kreis um Olarides geschloßen hätten. Das Hospital Se. Rochus, druckt gegen
die Ketzer, Jsenbil ist verbannt, Peter Hettersdors, proi-enwr pei^oUius und
Unzelmann spielt Liebhaber. Wenn die Silberflotte, nnr nicht an den gesärlichen
Lap cle I" L-iiss";, zerstreuet wird!

Ich bitte Gott mit Eiffer, sür die Erhaltung der Kunstliebe Ihrer Excellenz
und unserer Bühne -- Mainz hat mich erschreckt.

(Mainz den 29. Jan. 1783).


ö.

Jhro Excellenz

Haben -die Gnade mir zu erlauben daß ich von dem, was ich den ersten Tag in
der Hamburger dramatischen Welt sah, eine Beschreibung mache.

Der Ort selbst, hat nach seiner himmlischen Lage, ganz eignen Eindruck aus
mich gemacht. Ich habe bis lezt die Bekanntschaft der Herren, -- Profeßor Busch,
Kriegsrath Kranz, Buchhändler Dohm ze. gemacht. Gestern kam ich an und
heute.ließ mich M. Wallenstein bekomplimentircn. Ich besuchte sie also, sie ist
älter, sey's aus Neue, oder Einsamkeit. Diesen Abend wünschte sie deutlich nach
Mannheim. Sie dauert mich, denn sie ist doch sicher das Opfer, der Plane anderer,
der Herren Huber und Stengel.

Brandes sieht aus wie Herkules Grosvater zwischen Leben und Tod.

Heute war Jeannettc und ein Nachspiel, "Jeder fege vor seiner Thür.

Das Kvmödienhaus, liegt schlecht aber es ist ein interessantes Gebäude. Die
Stücke sind alt, dennoch war die Versammlung zalrcich.

Jeannctte, Minna Brandes. Ihre Figur hat weiter nicht gewonnen, am
wenigsten der Mund. Launen der Kindheit mit schwindender Jugend. Ihr Spiel
hat mehr Routine bekommen aber es ist ohne allen Geist, wie immer.



Die Schauspiclergesellschast von Mannheim spielte einige Zeit in Mainz.

Warlich aber, man muß Mainz-) gesehen haben, um Mannheim zu lieben!

Ich liebe den General Osten, ich schätze den Professur Klein, ich will mich
freuen, wenn Fran v. Zedtwitz uns ewig den Rücken wendet, das laute Gähnen,
des Uhr. 8t. Narlin ist himmlische Harmonie gegen — das was ich in Mainz sah!

Die Häupter der rothen Domherrn, leuchteten aus den finstern Kavernen,
dieses Tempels der Thalia, der einem Kristmarkts Pallast so änlich ist. Bewassnet
mit Papierfächern warteten sie in den herzlichsten Szenen der Verdauung des Fast¬
tags ab, Schlaffcud oder mit stieren Augen auf einen leeren Fleck, sahe ich diese
glorwürdige Versammlung des heiligen Römischen Reichs, in der Bude zerstreuet.

Die Frauenzimmer, sorgfältig ü>ve, gegen Logen und die Verfechter der
Mutter Gottes, in weiß und der Farbe der Hoffnung gekleidet! Die andere Parthie
der Damen, trug auf ihrem loNettvu ^ir-uigemvitt, deutlich, das Jahr 1766,
Dämmerung des Geistes, schien noch wie zu Leopolds des Großen, Zeit. O wie
sehne ich mich nach Mannheim unb nach unserer Bühne, wie nach meiner Geliebten!

Mainz ist ein entsetzlicher Ort, die Menschen, fast Alle, sehen aus, als ob sie
den Kreis um Olarides geschloßen hätten. Das Hospital Se. Rochus, druckt gegen
die Ketzer, Jsenbil ist verbannt, Peter Hettersdors, proi-enwr pei^oUius und
Unzelmann spielt Liebhaber. Wenn die Silberflotte, nnr nicht an den gesärlichen
Lap cle I» L-iiss»;, zerstreuet wird!

Ich bitte Gott mit Eiffer, sür die Erhaltung der Kunstliebe Ihrer Excellenz
und unserer Bühne — Mainz hat mich erschreckt.

(Mainz den 29. Jan. 1783).


ö.

Jhro Excellenz

Haben -die Gnade mir zu erlauben daß ich von dem, was ich den ersten Tag in
der Hamburger dramatischen Welt sah, eine Beschreibung mache.

Der Ort selbst, hat nach seiner himmlischen Lage, ganz eignen Eindruck aus
mich gemacht. Ich habe bis lezt die Bekanntschaft der Herren, — Profeßor Busch,
Kriegsrath Kranz, Buchhändler Dohm ze. gemacht. Gestern kam ich an und
heute.ließ mich M. Wallenstein bekomplimentircn. Ich besuchte sie also, sie ist
älter, sey's aus Neue, oder Einsamkeit. Diesen Abend wünschte sie deutlich nach
Mannheim. Sie dauert mich, denn sie ist doch sicher das Opfer, der Plane anderer,
der Herren Huber und Stengel.

Brandes sieht aus wie Herkules Grosvater zwischen Leben und Tod.

Heute war Jeannettc und ein Nachspiel, „Jeder fege vor seiner Thür.

Das Kvmödienhaus, liegt schlecht aber es ist ein interessantes Gebäude. Die
Stücke sind alt, dennoch war die Versammlung zalrcich.

Jeannctte, Minna Brandes. Ihre Figur hat weiter nicht gewonnen, am
wenigsten der Mund. Launen der Kindheit mit schwindender Jugend. Ihr Spiel
hat mehr Routine bekommen aber es ist ohne allen Geist, wie immer.



Die Schauspiclergesellschast von Mannheim spielte einige Zeit in Mainz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98265"/>
          </div>
          <div n="2">
            <head/><lb/>
            <p xml:id="ID_1530"> Warlich aber, man muß Mainz-) gesehen haben, um Mannheim zu lieben!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1531"> Ich liebe den General Osten, ich schätze den Professur Klein, ich will mich<lb/>
freuen, wenn Fran v. Zedtwitz uns ewig den Rücken wendet, das laute Gähnen,<lb/>
des Uhr. 8t. Narlin ist himmlische Harmonie gegen &#x2014; das was ich in Mainz sah!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1532"> Die Häupter der rothen Domherrn, leuchteten aus den finstern Kavernen,<lb/>
dieses Tempels der Thalia, der einem Kristmarkts Pallast so änlich ist. Bewassnet<lb/>
mit Papierfächern warteten sie in den herzlichsten Szenen der Verdauung des Fast¬<lb/>
tags ab, Schlaffcud oder mit stieren Augen auf einen leeren Fleck, sahe ich diese<lb/>
glorwürdige Versammlung des heiligen Römischen Reichs, in der Bude zerstreuet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1533"> Die Frauenzimmer, sorgfältig ü&gt;ve, gegen Logen und die Verfechter der<lb/>
Mutter Gottes, in weiß und der Farbe der Hoffnung gekleidet! Die andere Parthie<lb/>
der Damen, trug auf ihrem loNettvu ^ir-uigemvitt, deutlich, das Jahr 1766,<lb/>
Dämmerung des Geistes, schien noch wie zu Leopolds des Großen, Zeit. O wie<lb/>
sehne ich mich nach Mannheim unb nach unserer Bühne, wie nach meiner Geliebten!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1534"> Mainz ist ein entsetzlicher Ort, die Menschen, fast Alle, sehen aus, als ob sie<lb/>
den Kreis um Olarides geschloßen hätten. Das Hospital Se. Rochus, druckt gegen<lb/>
die Ketzer, Jsenbil ist verbannt, Peter Hettersdors, proi-enwr pei^oUius und<lb/>
Unzelmann spielt Liebhaber. Wenn die Silberflotte, nnr nicht an den gesärlichen<lb/>
Lap cle I» L-iiss»;, zerstreuet wird!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1535"> Ich bitte Gott mit Eiffer, sür die Erhaltung der Kunstliebe Ihrer Excellenz<lb/>
und unserer Bühne &#x2014; Mainz hat mich erschreckt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1536"> (Mainz den 29. Jan. 1783).</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head>  ö. </head><lb/>
            <note type="salute"> Jhro Excellenz</note><lb/>
            <p xml:id="ID_1537"> Haben -die Gnade mir zu erlauben daß ich von dem, was ich den ersten Tag in<lb/>
der Hamburger dramatischen Welt sah, eine Beschreibung mache.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1538"> Der Ort selbst, hat nach seiner himmlischen Lage, ganz eignen Eindruck aus<lb/>
mich gemacht. Ich habe bis lezt die Bekanntschaft der Herren, &#x2014; Profeßor Busch,<lb/>
Kriegsrath Kranz, Buchhändler Dohm ze. gemacht. Gestern kam ich an und<lb/>
heute.ließ mich M. Wallenstein bekomplimentircn. Ich besuchte sie also, sie ist<lb/>
älter, sey's aus Neue, oder Einsamkeit. Diesen Abend wünschte sie deutlich nach<lb/>
Mannheim. Sie dauert mich, denn sie ist doch sicher das Opfer, der Plane anderer,<lb/>
der Herren Huber und Stengel.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1539"> Brandes sieht aus wie Herkules Grosvater zwischen Leben und Tod.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1540"> Heute war Jeannettc und ein Nachspiel, &#x201E;Jeder fege vor seiner Thür.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1541"> Das Kvmödienhaus, liegt schlecht aber es ist ein interessantes Gebäude. Die<lb/>
Stücke sind alt, dennoch war die Versammlung zalrcich.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1542"> Jeannctte, Minna Brandes. Ihre Figur hat weiter nicht gewonnen, am<lb/>
wenigsten der Mund. Launen der Kindheit mit schwindender Jugend. Ihr Spiel<lb/>
hat mehr Routine bekommen aber es ist ohne allen Geist, wie immer.</p><lb/>
            <note xml:id="FID_27" place="foot"> Die Schauspiclergesellschast von Mannheim spielte einige Zeit in Mainz.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0485] Warlich aber, man muß Mainz-) gesehen haben, um Mannheim zu lieben! Ich liebe den General Osten, ich schätze den Professur Klein, ich will mich freuen, wenn Fran v. Zedtwitz uns ewig den Rücken wendet, das laute Gähnen, des Uhr. 8t. Narlin ist himmlische Harmonie gegen — das was ich in Mainz sah! Die Häupter der rothen Domherrn, leuchteten aus den finstern Kavernen, dieses Tempels der Thalia, der einem Kristmarkts Pallast so änlich ist. Bewassnet mit Papierfächern warteten sie in den herzlichsten Szenen der Verdauung des Fast¬ tags ab, Schlaffcud oder mit stieren Augen auf einen leeren Fleck, sahe ich diese glorwürdige Versammlung des heiligen Römischen Reichs, in der Bude zerstreuet. Die Frauenzimmer, sorgfältig ü>ve, gegen Logen und die Verfechter der Mutter Gottes, in weiß und der Farbe der Hoffnung gekleidet! Die andere Parthie der Damen, trug auf ihrem loNettvu ^ir-uigemvitt, deutlich, das Jahr 1766, Dämmerung des Geistes, schien noch wie zu Leopolds des Großen, Zeit. O wie sehne ich mich nach Mannheim unb nach unserer Bühne, wie nach meiner Geliebten! Mainz ist ein entsetzlicher Ort, die Menschen, fast Alle, sehen aus, als ob sie den Kreis um Olarides geschloßen hätten. Das Hospital Se. Rochus, druckt gegen die Ketzer, Jsenbil ist verbannt, Peter Hettersdors, proi-enwr pei^oUius und Unzelmann spielt Liebhaber. Wenn die Silberflotte, nnr nicht an den gesärlichen Lap cle I» L-iiss»;, zerstreuet wird! Ich bitte Gott mit Eiffer, sür die Erhaltung der Kunstliebe Ihrer Excellenz und unserer Bühne — Mainz hat mich erschreckt. (Mainz den 29. Jan. 1783). ö. Jhro Excellenz Haben -die Gnade mir zu erlauben daß ich von dem, was ich den ersten Tag in der Hamburger dramatischen Welt sah, eine Beschreibung mache. Der Ort selbst, hat nach seiner himmlischen Lage, ganz eignen Eindruck aus mich gemacht. Ich habe bis lezt die Bekanntschaft der Herren, — Profeßor Busch, Kriegsrath Kranz, Buchhändler Dohm ze. gemacht. Gestern kam ich an und heute.ließ mich M. Wallenstein bekomplimentircn. Ich besuchte sie also, sie ist älter, sey's aus Neue, oder Einsamkeit. Diesen Abend wünschte sie deutlich nach Mannheim. Sie dauert mich, denn sie ist doch sicher das Opfer, der Plane anderer, der Herren Huber und Stengel. Brandes sieht aus wie Herkules Grosvater zwischen Leben und Tod. Heute war Jeannettc und ein Nachspiel, „Jeder fege vor seiner Thür. Das Kvmödienhaus, liegt schlecht aber es ist ein interessantes Gebäude. Die Stücke sind alt, dennoch war die Versammlung zalrcich. Jeannctte, Minna Brandes. Ihre Figur hat weiter nicht gewonnen, am wenigsten der Mund. Launen der Kindheit mit schwindender Jugend. Ihr Spiel hat mehr Routine bekommen aber es ist ohne allen Geist, wie immer. Die Schauspiclergesellschast von Mannheim spielte einige Zeit in Mainz.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/484
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/484>, abgerufen am 06.05.2024.