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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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der ganzen Bildung. In der Vorrede hat der Verfasser die Borzüge und Be¬
denken aller einzelnen sehr scharfsinnig analysirt. Das Werk ist vorzugsweise
daraus berechnet, geschmackvolle Muster für den praktischen Bedarf zu geben;
seine schönste Bestimmung möchte aber die sein, den künstlerischen Sinn im
Allgemeinen zu fördern, was weniger durch Theorien geschieht, als durch geist¬
volle Analyse fertiger Kunstwerke. --


Die Säulenordnungen, nach den Grundsätzen der Griechen für die
jetzige Anwendung dargestellt, für Schulen, Aesthetiker, Architekten,
Bildhauer und Baugewerke, von Ernst Kopp. (Jena.) Leipzig in
Commission bei Kummer und Schultze. --
Kritische Bemerkungen über die architektonischen Ordnungen der
Griechen, Römer und neuerer Meister. Von Ernst Kopp. Zweite Ab¬
theilung. Nebst einer nähern Erläuterung zu den Säulenordnungen dessel¬
ben. A. u. d. T.: Kritische Blätter über das neue Bauwesen. 3. Heft.
(Jena.) Leipzig in Commission bei Kummer und Schultze. --

Auch diese schöne Sammlung verdient ihrer gewissenhaften Ausführung,
sowie ihrer zweckmäßigen Anordnung wegen allgemeine Verbreitung. Die erste
Tafel gibt eine vergleichende Uebersicht der drei hauptsächlichsten Säulen¬
ordnungen, der dorischen, ionischen und korinthischen. Sie gewährt zugleich durch
den jeder Ordnung hinzugefügten Maßstab den nähern Nachweis, wie die
Höhenverhältnisse von den Haupttheilen der Ordnungen ermittelt und festgestellt
werden. Tafel 2--3 enthält die einzelnen Theile der dorischen Ordnung in
größerem Maßstab; Tafel 4--3 die ionische, Tafel 6--8 die korinthische Ord¬
nung. Wie vollständig alle Verhältnisse entwickelt sind, ergibt sich aus einer
Angabe dessen, was die zweite Tafel enthält. Der Aufriß von dem Gebälk
nebst den obern und untern Säulentheilen mit dem Capitäl und der Base;
die untere Ansicht von dem Kranzgesimse mit dem Durchschnitt im Triglyph
und der Metope; der Durchschnitt von dem Gebälk; Durchschnitte des horizon¬
talen und des schräg aufsteigenden Kranzgesimses; der vierte Theil des Grund¬
risses von der Säule oben am Halse; die Cannelire am obern und Mündern
Ende der Säule mit ihrer Construction; Profil der Säulenbase, Profil deS
Säulencapitäls, endlich die Base und das Capitäl von dem Eckpilaster. Nicht
blos zur Grundlage für den Unterricht, sondern auch sür das Selbststudium
hat man hier auf das vollständigste alle Materialien beisammen und kann sich
mit Zuversicht den leitenden Händen des Künstlers anvertrauen. -- Die kriti¬
schen Bemerkungen fügen eine Masse interessanter Details hinzu. -- Seitdem
man auf die gothische Architektur wieder seine Aufmerksamkeit gewendet hat, ist
bei einer gewissen Classe von Künstlern das Studium der alten Kunst in Ver¬
ruf gekommen. Man darf aber nur in Berlin das brandenburger Thor, das


der ganzen Bildung. In der Vorrede hat der Verfasser die Borzüge und Be¬
denken aller einzelnen sehr scharfsinnig analysirt. Das Werk ist vorzugsweise
daraus berechnet, geschmackvolle Muster für den praktischen Bedarf zu geben;
seine schönste Bestimmung möchte aber die sein, den künstlerischen Sinn im
Allgemeinen zu fördern, was weniger durch Theorien geschieht, als durch geist¬
volle Analyse fertiger Kunstwerke. —


Die Säulenordnungen, nach den Grundsätzen der Griechen für die
jetzige Anwendung dargestellt, für Schulen, Aesthetiker, Architekten,
Bildhauer und Baugewerke, von Ernst Kopp. (Jena.) Leipzig in
Commission bei Kummer und Schultze. —
Kritische Bemerkungen über die architektonischen Ordnungen der
Griechen, Römer und neuerer Meister. Von Ernst Kopp. Zweite Ab¬
theilung. Nebst einer nähern Erläuterung zu den Säulenordnungen dessel¬
ben. A. u. d. T.: Kritische Blätter über das neue Bauwesen. 3. Heft.
(Jena.) Leipzig in Commission bei Kummer und Schultze. —

Auch diese schöne Sammlung verdient ihrer gewissenhaften Ausführung,
sowie ihrer zweckmäßigen Anordnung wegen allgemeine Verbreitung. Die erste
Tafel gibt eine vergleichende Uebersicht der drei hauptsächlichsten Säulen¬
ordnungen, der dorischen, ionischen und korinthischen. Sie gewährt zugleich durch
den jeder Ordnung hinzugefügten Maßstab den nähern Nachweis, wie die
Höhenverhältnisse von den Haupttheilen der Ordnungen ermittelt und festgestellt
werden. Tafel 2—3 enthält die einzelnen Theile der dorischen Ordnung in
größerem Maßstab; Tafel 4—3 die ionische, Tafel 6—8 die korinthische Ord¬
nung. Wie vollständig alle Verhältnisse entwickelt sind, ergibt sich aus einer
Angabe dessen, was die zweite Tafel enthält. Der Aufriß von dem Gebälk
nebst den obern und untern Säulentheilen mit dem Capitäl und der Base;
die untere Ansicht von dem Kranzgesimse mit dem Durchschnitt im Triglyph
und der Metope; der Durchschnitt von dem Gebälk; Durchschnitte des horizon¬
talen und des schräg aufsteigenden Kranzgesimses; der vierte Theil des Grund¬
risses von der Säule oben am Halse; die Cannelire am obern und Mündern
Ende der Säule mit ihrer Construction; Profil der Säulenbase, Profil deS
Säulencapitäls, endlich die Base und das Capitäl von dem Eckpilaster. Nicht
blos zur Grundlage für den Unterricht, sondern auch sür das Selbststudium
hat man hier auf das vollständigste alle Materialien beisammen und kann sich
mit Zuversicht den leitenden Händen des Künstlers anvertrauen. — Die kriti¬
schen Bemerkungen fügen eine Masse interessanter Details hinzu. — Seitdem
man auf die gothische Architektur wieder seine Aufmerksamkeit gewendet hat, ist
bei einer gewissen Classe von Künstlern das Studium der alten Kunst in Ver¬
ruf gekommen. Man darf aber nur in Berlin das brandenburger Thor, das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/156>, abgerufen am 28.04.2024.