Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

der besten Bedeutung der Maler und das werden auch seine Gegner zugeben,
die ihm vieles Gute absprechen.




Correspondenzen.
Akts Konstantinopel.

-- Die Nachrichten aus der Krim
stimmen darin überein, daß der diesjährige Feldzug als beendet angesehen werden
könne. Zwar sind in den jüngsten Tagen neue Tausende von französischen Truppen
in Kamiesch ausgeschifft, aber im Gegensatz dazu wurde die Einschiffung der Gar¬
den und anderer insonders hart mitgenommener Regimenter nach Frankreich lebhaft
betrieben und es stand nicht in Zweifel, daß im nächsten Monat die Armee sich im
günstigsten Falle auf ihrem jetzigen Stärkenetat behaupten würde. Mit diesen Ma߬
regeln steht es wol in Verbindung, wenn seit etwa acht oder zehn Tagen eine etwas
engere Concentrirung der verbündeten Hauptarmee verfügt worden ist. Man hat
nicht nur das nach Jani^Sala, ins Thal des Bethel vorgeschobene Corps zurück¬
genommen, sondern es scheint auch gewiß, daß man im Baidarthal sich auf eine
dünne äußere Spitze beschränken wird, wesentlich nnr um des Vortheils zu ge¬
nießen, im Laufe des Winters von dort her Holz entnehmen zu können.

In der Montagnnmmer des Journals de Constantinople war gemeldet worden,
daß tausend Mann von der deutsch-britischen Legion ehestens hier eintreffen würden,
um sich nach der Krim zu begeben. Wenn England hier noch bemüht scheint,
seine Streitmacht in der Krim zu vermehren, so steht es andererseits im Begriff
dieselbe zu schwächen, und zwar um ein nicht Geringes, indem es 3000 Stück
Cavalcriepferdc nebst Mannschaft von dort zurückrufen wird, um sie in deu neuen
große", bei Büjük Tscheckmcdschc und bei Jsmid erbauten Cavalcrieställcn über¬
wintern zu lassen. Noch in dieser Woche erwartet man die ersten Transporte.

Wiewol es gewiß ist, daß auch die französische Cavalcrie in der Krim für die
Dauer der schlechten Jahreszeit eine Verminderung erleiden wird, so konnte ich
dennoch nirgends eine sichere Ziffer darüber in Erfahrung bringen. Was ich hier
an Voranstalten wahrnehme, um Reiterei unterzubringen, ist wider mein früheres
Erwarten nicht so umfangreich, als ich mir vorgestellt hatte. Die französischen,
noch im Bau begriffenen Barackställe sind auf dem Plateau nahe bei dem Ol-Mcy-
dan (Pfcilfcld) und zwar hart an der Straße gelegen, die von Kiahat-Hane nach
Bujukdere (d. h. ans dem Thal der süßen Gewässer nach dem oberen Bosporus)
führt. Um Ihnen eine Beschreibung davon zu geben, machte ich am letztvergange-
nen Sonnabend einen Ausflug dahin. Vor der Hand ist man mit der Herstellung
von drei Stallgruppen beschäftigt, von denen mir eine jede für nicht 'mehr wie vier
Schwadronen bestimmt erscheint. Jeder einzeln/Stall ist fähig eine Hälbschwadron
aufzunehmen. Die Pserdeständc sind ziemlich breit, wie mir scheint zwei Meeres,
und zwar stehen die Pferde in zwei Reihen, Kopf gegen Kops gewendet und durch
eine Zwischenwand, welche den Stall seiner Länge nach halbirt, voneinander ge¬
schieden. Zwischen je zwei Ställen bemerkte ich vier bis acht Baracken für die
Mannschaften und für die Aufnahme der Vorräthe. Die Eindeckung des Daches


der besten Bedeutung der Maler und das werden auch seine Gegner zugeben,
die ihm vieles Gute absprechen.




Correspondenzen.
Akts Konstantinopel.

— Die Nachrichten aus der Krim
stimmen darin überein, daß der diesjährige Feldzug als beendet angesehen werden
könne. Zwar sind in den jüngsten Tagen neue Tausende von französischen Truppen
in Kamiesch ausgeschifft, aber im Gegensatz dazu wurde die Einschiffung der Gar¬
den und anderer insonders hart mitgenommener Regimenter nach Frankreich lebhaft
betrieben und es stand nicht in Zweifel, daß im nächsten Monat die Armee sich im
günstigsten Falle auf ihrem jetzigen Stärkenetat behaupten würde. Mit diesen Ma߬
regeln steht es wol in Verbindung, wenn seit etwa acht oder zehn Tagen eine etwas
engere Concentrirung der verbündeten Hauptarmee verfügt worden ist. Man hat
nicht nur das nach Jani^Sala, ins Thal des Bethel vorgeschobene Corps zurück¬
genommen, sondern es scheint auch gewiß, daß man im Baidarthal sich auf eine
dünne äußere Spitze beschränken wird, wesentlich nnr um des Vortheils zu ge¬
nießen, im Laufe des Winters von dort her Holz entnehmen zu können.

In der Montagnnmmer des Journals de Constantinople war gemeldet worden,
daß tausend Mann von der deutsch-britischen Legion ehestens hier eintreffen würden,
um sich nach der Krim zu begeben. Wenn England hier noch bemüht scheint,
seine Streitmacht in der Krim zu vermehren, so steht es andererseits im Begriff
dieselbe zu schwächen, und zwar um ein nicht Geringes, indem es 3000 Stück
Cavalcriepferdc nebst Mannschaft von dort zurückrufen wird, um sie in deu neuen
große», bei Büjük Tscheckmcdschc und bei Jsmid erbauten Cavalcrieställcn über¬
wintern zu lassen. Noch in dieser Woche erwartet man die ersten Transporte.

Wiewol es gewiß ist, daß auch die französische Cavalcrie in der Krim für die
Dauer der schlechten Jahreszeit eine Verminderung erleiden wird, so konnte ich
dennoch nirgends eine sichere Ziffer darüber in Erfahrung bringen. Was ich hier
an Voranstalten wahrnehme, um Reiterei unterzubringen, ist wider mein früheres
Erwarten nicht so umfangreich, als ich mir vorgestellt hatte. Die französischen,
noch im Bau begriffenen Barackställe sind auf dem Plateau nahe bei dem Ol-Mcy-
dan (Pfcilfcld) und zwar hart an der Straße gelegen, die von Kiahat-Hane nach
Bujukdere (d. h. ans dem Thal der süßen Gewässer nach dem oberen Bosporus)
führt. Um Ihnen eine Beschreibung davon zu geben, machte ich am letztvergange-
nen Sonnabend einen Ausflug dahin. Vor der Hand ist man mit der Herstellung
von drei Stallgruppen beschäftigt, von denen mir eine jede für nicht 'mehr wie vier
Schwadronen bestimmt erscheint. Jeder einzeln/Stall ist fähig eine Hälbschwadron
aufzunehmen. Die Pserdeständc sind ziemlich breit, wie mir scheint zwei Meeres,
und zwar stehen die Pferde in zwei Reihen, Kopf gegen Kops gewendet und durch
eine Zwischenwand, welche den Stall seiner Länge nach halbirt, voneinander ge¬
schieden. Zwischen je zwei Ställen bemerkte ich vier bis acht Baracken für die
Mannschaften und für die Aufnahme der Vorräthe. Die Eindeckung des Daches


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100778"/>
            <p xml:id="ID_918" prev="#ID_917"> der besten Bedeutung der Maler und das werden auch seine Gegner zugeben,<lb/>
die ihm vieles Gute absprechen.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Correspondenzen.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Akts Konstantinopel. </head>
            <p xml:id="ID_919"> &#x2014; Die Nachrichten aus der Krim<lb/>
stimmen darin überein, daß der diesjährige Feldzug als beendet angesehen werden<lb/>
könne. Zwar sind in den jüngsten Tagen neue Tausende von französischen Truppen<lb/>
in Kamiesch ausgeschifft, aber im Gegensatz dazu wurde die Einschiffung der Gar¬<lb/>
den und anderer insonders hart mitgenommener Regimenter nach Frankreich lebhaft<lb/>
betrieben und es stand nicht in Zweifel, daß im nächsten Monat die Armee sich im<lb/>
günstigsten Falle auf ihrem jetzigen Stärkenetat behaupten würde. Mit diesen Ma߬<lb/>
regeln steht es wol in Verbindung, wenn seit etwa acht oder zehn Tagen eine etwas<lb/>
engere Concentrirung der verbündeten Hauptarmee verfügt worden ist. Man hat<lb/>
nicht nur das nach Jani^Sala, ins Thal des Bethel vorgeschobene Corps zurück¬<lb/>
genommen, sondern es scheint auch gewiß, daß man im Baidarthal sich auf eine<lb/>
dünne äußere Spitze beschränken wird, wesentlich nnr um des Vortheils zu ge¬<lb/>
nießen, im Laufe des Winters von dort her Holz entnehmen zu können.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_920"> In der Montagnnmmer des Journals de Constantinople war gemeldet worden,<lb/>
daß tausend Mann von der deutsch-britischen Legion ehestens hier eintreffen würden,<lb/>
um sich nach der Krim zu begeben. Wenn England hier noch bemüht scheint,<lb/>
seine Streitmacht in der Krim zu vermehren, so steht es andererseits im Begriff<lb/>
dieselbe zu schwächen, und zwar um ein nicht Geringes, indem es 3000 Stück<lb/>
Cavalcriepferdc nebst Mannschaft von dort zurückrufen wird, um sie in deu neuen<lb/>
große», bei Büjük Tscheckmcdschc und bei Jsmid erbauten Cavalcrieställcn über¬<lb/>
wintern zu lassen.  Noch in dieser Woche erwartet man die ersten Transporte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_921" next="#ID_922"> Wiewol es gewiß ist, daß auch die französische Cavalcrie in der Krim für die<lb/>
Dauer der schlechten Jahreszeit eine Verminderung erleiden wird, so konnte ich<lb/>
dennoch nirgends eine sichere Ziffer darüber in Erfahrung bringen. Was ich hier<lb/>
an Voranstalten wahrnehme, um Reiterei unterzubringen, ist wider mein früheres<lb/>
Erwarten nicht so umfangreich, als ich mir vorgestellt hatte. Die französischen,<lb/>
noch im Bau begriffenen Barackställe sind auf dem Plateau nahe bei dem Ol-Mcy-<lb/>
dan (Pfcilfcld) und zwar hart an der Straße gelegen, die von Kiahat-Hane nach<lb/>
Bujukdere (d. h. ans dem Thal der süßen Gewässer nach dem oberen Bosporus)<lb/>
führt. Um Ihnen eine Beschreibung davon zu geben, machte ich am letztvergange-<lb/>
nen Sonnabend einen Ausflug dahin. Vor der Hand ist man mit der Herstellung<lb/>
von drei Stallgruppen beschäftigt, von denen mir eine jede für nicht 'mehr wie vier<lb/>
Schwadronen bestimmt erscheint. Jeder einzeln/Stall ist fähig eine Hälbschwadron<lb/>
aufzunehmen. Die Pserdeständc sind ziemlich breit, wie mir scheint zwei Meeres,<lb/>
und zwar stehen die Pferde in zwei Reihen, Kopf gegen Kops gewendet und durch<lb/>
eine Zwischenwand, welche den Stall seiner Länge nach halbirt, voneinander ge¬<lb/>
schieden. Zwischen je zwei Ställen bemerkte ich vier bis acht Baracken für die<lb/>
Mannschaften und für die Aufnahme der Vorräthe.  Die Eindeckung des Daches</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0324] der besten Bedeutung der Maler und das werden auch seine Gegner zugeben, die ihm vieles Gute absprechen. Correspondenzen. Akts Konstantinopel. — Die Nachrichten aus der Krim stimmen darin überein, daß der diesjährige Feldzug als beendet angesehen werden könne. Zwar sind in den jüngsten Tagen neue Tausende von französischen Truppen in Kamiesch ausgeschifft, aber im Gegensatz dazu wurde die Einschiffung der Gar¬ den und anderer insonders hart mitgenommener Regimenter nach Frankreich lebhaft betrieben und es stand nicht in Zweifel, daß im nächsten Monat die Armee sich im günstigsten Falle auf ihrem jetzigen Stärkenetat behaupten würde. Mit diesen Ma߬ regeln steht es wol in Verbindung, wenn seit etwa acht oder zehn Tagen eine etwas engere Concentrirung der verbündeten Hauptarmee verfügt worden ist. Man hat nicht nur das nach Jani^Sala, ins Thal des Bethel vorgeschobene Corps zurück¬ genommen, sondern es scheint auch gewiß, daß man im Baidarthal sich auf eine dünne äußere Spitze beschränken wird, wesentlich nnr um des Vortheils zu ge¬ nießen, im Laufe des Winters von dort her Holz entnehmen zu können. In der Montagnnmmer des Journals de Constantinople war gemeldet worden, daß tausend Mann von der deutsch-britischen Legion ehestens hier eintreffen würden, um sich nach der Krim zu begeben. Wenn England hier noch bemüht scheint, seine Streitmacht in der Krim zu vermehren, so steht es andererseits im Begriff dieselbe zu schwächen, und zwar um ein nicht Geringes, indem es 3000 Stück Cavalcriepferdc nebst Mannschaft von dort zurückrufen wird, um sie in deu neuen große», bei Büjük Tscheckmcdschc und bei Jsmid erbauten Cavalcrieställcn über¬ wintern zu lassen. Noch in dieser Woche erwartet man die ersten Transporte. Wiewol es gewiß ist, daß auch die französische Cavalcrie in der Krim für die Dauer der schlechten Jahreszeit eine Verminderung erleiden wird, so konnte ich dennoch nirgends eine sichere Ziffer darüber in Erfahrung bringen. Was ich hier an Voranstalten wahrnehme, um Reiterei unterzubringen, ist wider mein früheres Erwarten nicht so umfangreich, als ich mir vorgestellt hatte. Die französischen, noch im Bau begriffenen Barackställe sind auf dem Plateau nahe bei dem Ol-Mcy- dan (Pfcilfcld) und zwar hart an der Straße gelegen, die von Kiahat-Hane nach Bujukdere (d. h. ans dem Thal der süßen Gewässer nach dem oberen Bosporus) führt. Um Ihnen eine Beschreibung davon zu geben, machte ich am letztvergange- nen Sonnabend einen Ausflug dahin. Vor der Hand ist man mit der Herstellung von drei Stallgruppen beschäftigt, von denen mir eine jede für nicht 'mehr wie vier Schwadronen bestimmt erscheint. Jeder einzeln/Stall ist fähig eine Hälbschwadron aufzunehmen. Die Pserdeständc sind ziemlich breit, wie mir scheint zwei Meeres, und zwar stehen die Pferde in zwei Reihen, Kopf gegen Kops gewendet und durch eine Zwischenwand, welche den Stall seiner Länge nach halbirt, voneinander ge¬ schieden. Zwischen je zwei Ställen bemerkte ich vier bis acht Baracken für die Mannschaften und für die Aufnahme der Vorräthe. Die Eindeckung des Daches

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/324
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/324>, abgerufen am 27.04.2024.