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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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sammt der Kette hab ich mit herzlicher Freude empfangen und Eure Gesund¬
heit mit Freuden vernommen, und hab nit gern gehört, daß Eure liebe Schwester
und Sohn nit wohlauf sind. Gott der Allmächtige wolle es zur Besserung
schicken, nach seinem göttlichen Willen. Amen. Was uns anlangt, so sind
wir Gottlob ziemlich wohlauf, Gott wolle uns beiden Theilen das länger er¬
halten. Herzlicher Junker! der Herr Vater hätt Euch gern geschrieben, doch
ist uns Euer Schreiben gar spät zugekommen und der Bote am Thor will wieder
sort, so daß es für diesmal nit sein kann, aber mit erster Gelegenheit wird es
geschehn.

Herzlicher Junker! über die Kette mache ich Euch keine Vorschrift, wie
Ihr wollt, so bin ich's zufrieden, wie eS Euch gefällt, so gefällt es mir auch.
Diese jKette, welche ich hier habe> will ich fleißig aufheben^ wenn Euch Gott
zu uns hilft, so will ich sie Euch mit Gelegenheit swiederj zustellen, die ist mir
gar zu stattlich. Mit dem Maler, das ist fertig bis auf die Kleider, die malt
er noch, er vermeint in etwa zehn Tage" ganz fertig zu werden. Ich hab wohl
Sorge, wenn jdaö Bild zu Euchs hinab") kommt, so wird man sagen: der¬
gleichen hätte der Junker wol auch, zu Frankfurt bekommen, er hätte so weit
nit ziehn dürfen.

Was die Armbänder anlangt, die habe ich nit bekommen, es ist noch gute
Zeit, ich will aber darnach schicken.

Herzlicher Junker! ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich
bitte Euch gar freundlich, Ihr wollt mit dem elenden Schreiben verlieh neh¬
men. Es ist in der Eile zugegangen. Ein andermal will ich's besser machen.

Nichts mehr, als: Ihr und Eure Lieben seid von mir und meiner Frau
Mutter ganz freundlich gegrüßt und Gott dem Allmächtigen in seinen Schutz
und Schirm befohlen. Datum den -12. September.


Liebe getreue allezeit Ursula Freherin.
2..

"Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber, vertrauter Junker! Euch sei
meine Treu und Liebe nebst meinem Gruß und Wünschung von allem Lieben
und Guten zuvor. Euer Schreiben habe ich mit Freuden empfangen und dar¬
aus Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude vernommen. Bei
uns steht es so, daß wir dem treuen Gott zu danken haben, der sei serner mit
seiner Gnade bei Euch und uns Allen. Amen.

Was aber die Hochzeit anlangt, so hat sich der Herrn Vater und Frau
Mutter wiederum besonnen und wollen sie also, belicbtö Gott, auf den 13. No¬
vember sein lassen, wie der Junker denn aus des Herrn Vaters Schreiben
weitläufiger vernehmen wird.



") NciH Frankfurt hieß' hinab, nach Nürnberg hinauf.

sammt der Kette hab ich mit herzlicher Freude empfangen und Eure Gesund¬
heit mit Freuden vernommen, und hab nit gern gehört, daß Eure liebe Schwester
und Sohn nit wohlauf sind. Gott der Allmächtige wolle es zur Besserung
schicken, nach seinem göttlichen Willen. Amen. Was uns anlangt, so sind
wir Gottlob ziemlich wohlauf, Gott wolle uns beiden Theilen das länger er¬
halten. Herzlicher Junker! der Herr Vater hätt Euch gern geschrieben, doch
ist uns Euer Schreiben gar spät zugekommen und der Bote am Thor will wieder
sort, so daß es für diesmal nit sein kann, aber mit erster Gelegenheit wird es
geschehn.

Herzlicher Junker! über die Kette mache ich Euch keine Vorschrift, wie
Ihr wollt, so bin ich's zufrieden, wie eS Euch gefällt, so gefällt es mir auch.
Diese jKette, welche ich hier habe> will ich fleißig aufheben^ wenn Euch Gott
zu uns hilft, so will ich sie Euch mit Gelegenheit swiederj zustellen, die ist mir
gar zu stattlich. Mit dem Maler, das ist fertig bis auf die Kleider, die malt
er noch, er vermeint in etwa zehn Tage» ganz fertig zu werden. Ich hab wohl
Sorge, wenn jdaö Bild zu Euchs hinab") kommt, so wird man sagen: der¬
gleichen hätte der Junker wol auch, zu Frankfurt bekommen, er hätte so weit
nit ziehn dürfen.

Was die Armbänder anlangt, die habe ich nit bekommen, es ist noch gute
Zeit, ich will aber darnach schicken.

Herzlicher Junker! ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich
bitte Euch gar freundlich, Ihr wollt mit dem elenden Schreiben verlieh neh¬
men. Es ist in der Eile zugegangen. Ein andermal will ich's besser machen.

Nichts mehr, als: Ihr und Eure Lieben seid von mir und meiner Frau
Mutter ganz freundlich gegrüßt und Gott dem Allmächtigen in seinen Schutz
und Schirm befohlen. Datum den -12. September.


Liebe getreue allezeit Ursula Freherin.
2..

„Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber, vertrauter Junker! Euch sei
meine Treu und Liebe nebst meinem Gruß und Wünschung von allem Lieben
und Guten zuvor. Euer Schreiben habe ich mit Freuden empfangen und dar¬
aus Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude vernommen. Bei
uns steht es so, daß wir dem treuen Gott zu danken haben, der sei serner mit
seiner Gnade bei Euch und uns Allen. Amen.

Was aber die Hochzeit anlangt, so hat sich der Herrn Vater und Frau
Mutter wiederum besonnen und wollen sie also, belicbtö Gott, auf den 13. No¬
vember sein lassen, wie der Junker denn aus des Herrn Vaters Schreiben
weitläufiger vernehmen wird.



") NciH Frankfurt hieß' hinab, nach Nürnberg hinauf.
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[0346] sammt der Kette hab ich mit herzlicher Freude empfangen und Eure Gesund¬ heit mit Freuden vernommen, und hab nit gern gehört, daß Eure liebe Schwester und Sohn nit wohlauf sind. Gott der Allmächtige wolle es zur Besserung schicken, nach seinem göttlichen Willen. Amen. Was uns anlangt, so sind wir Gottlob ziemlich wohlauf, Gott wolle uns beiden Theilen das länger er¬ halten. Herzlicher Junker! der Herr Vater hätt Euch gern geschrieben, doch ist uns Euer Schreiben gar spät zugekommen und der Bote am Thor will wieder sort, so daß es für diesmal nit sein kann, aber mit erster Gelegenheit wird es geschehn. Herzlicher Junker! über die Kette mache ich Euch keine Vorschrift, wie Ihr wollt, so bin ich's zufrieden, wie eS Euch gefällt, so gefällt es mir auch. Diese jKette, welche ich hier habe> will ich fleißig aufheben^ wenn Euch Gott zu uns hilft, so will ich sie Euch mit Gelegenheit swiederj zustellen, die ist mir gar zu stattlich. Mit dem Maler, das ist fertig bis auf die Kleider, die malt er noch, er vermeint in etwa zehn Tage» ganz fertig zu werden. Ich hab wohl Sorge, wenn jdaö Bild zu Euchs hinab") kommt, so wird man sagen: der¬ gleichen hätte der Junker wol auch, zu Frankfurt bekommen, er hätte so weit nit ziehn dürfen. Was die Armbänder anlangt, die habe ich nit bekommen, es ist noch gute Zeit, ich will aber darnach schicken. Herzlicher Junker! ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich bitte Euch gar freundlich, Ihr wollt mit dem elenden Schreiben verlieh neh¬ men. Es ist in der Eile zugegangen. Ein andermal will ich's besser machen. Nichts mehr, als: Ihr und Eure Lieben seid von mir und meiner Frau Mutter ganz freundlich gegrüßt und Gott dem Allmächtigen in seinen Schutz und Schirm befohlen. Datum den -12. September. Liebe getreue allezeit Ursula Freherin. 2.. „Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber, vertrauter Junker! Euch sei meine Treu und Liebe nebst meinem Gruß und Wünschung von allem Lieben und Guten zuvor. Euer Schreiben habe ich mit Freuden empfangen und dar¬ aus Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude vernommen. Bei uns steht es so, daß wir dem treuen Gott zu danken haben, der sei serner mit seiner Gnade bei Euch und uns Allen. Amen. Was aber die Hochzeit anlangt, so hat sich der Herrn Vater und Frau Mutter wiederum besonnen und wollen sie also, belicbtö Gott, auf den 13. No¬ vember sein lassen, wie der Junker denn aus des Herrn Vaters Schreiben weitläufiger vernehmen wird. ") NciH Frankfurt hieß' hinab, nach Nürnberg hinauf.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/346>, abgerufen am 28.04.2024.