Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Herzlicher, vertrauter Junker! ich hätt noch eine große Bitte an Euch. Wie
Ihr wohl wißt, sind meine zwei Schwestern, die mich lieb haben und ich sie
wiederum, den möchte ich gern in Eurem Namen ein wenig Etwas zu einem
Brautstück vergönnen, so es Euch als gut erscheint. Solches habe ich Euch
geschrieben, dieweil Ihr eS von mir begehrt habt, daneben bitt ich den Junker,
er wolle es mir nit vorübel nehmen. Ich schreibe es nit in der Meinung, daß
es sein muß, sondern es steht allewege Thun und Lassen bei dem Junker, der
mag es damit halten, wie es ihm gefällt.

Schicke Euch hier nach Eurem Begehren ein Maas meiner schönen Länge,,
wir haben nichts zugegeben, sondern wie das Mensch ist, so ist auch das
Maas. Hoffe man soll mich wills Gott bald sehn, so lang und schön als
ich bin.

Von den überschickten Weintrauben haben wir mit Freude verzehrt und
thun uns wegen derselben zum freundlichsten bedanken. Wenn wir etwas
Seltenes bekommen, wollen wir es Euch auch mittheilen.

Daß mein Conterfeit Eurer jüngsten Tochter so wohl gefällt und sie ihm
so viel Ehre erzeigt, ist mir gar lieb, laßt sie es nur tapfer küssen, hilft mir
Gott zu ihr, will ich's ihr doppelt wiedergeben.

Die Schuhe die ich haben, muß zum ausziehend), will ich mit Erstem
machen lassen auf'ö Beste, so gut man's hier kann, obwohl sie hier nicht
bräuchlich sind. Herzlicher Junker, vor dem Schluß bitt ich noch eins, näm¬
lich Ihr wollet dies mein schlicht einfältig und böses Schreiben für der besten
eins aufnehmen, denn ich meine es treulich und schreibe aus offnem Herzen;
und wollet es auch wiederum einer Antwort würdigen, welche ich gleichwohl
viel lieber mündlich als schriftlich haben möchte.

Nichts mehr, als was Euch von mir jederzeit lieb und angenehm ist.
Hiermit sei der Junker sammt seinem herzlichen Sohn und Tochter zu viel
Hunderttausendmalen gegrüßt und Gott dem Allmächtigen Ihr und wir alle
befohlen. Datum den 10. October zu Nürnberg.


Eure getreue im so lang ich lebe,
.Ursula Freherin.
3. >

Edler, ehrenfester,^ freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund¬
licher Grüß nebst Lieb und Treue zuvor. Euer Schreiben hab ich mit Freuden
empfangen und Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude ver¬
nommen. Was mich und die Meinigen anlangt, so haben wir dem lieben



Die Brautschuhe, welche nach dem Hochzeitschmause vom Fuß der Braut den Jung¬
gesellen gegeben wurden.

Herzlicher, vertrauter Junker! ich hätt noch eine große Bitte an Euch. Wie
Ihr wohl wißt, sind meine zwei Schwestern, die mich lieb haben und ich sie
wiederum, den möchte ich gern in Eurem Namen ein wenig Etwas zu einem
Brautstück vergönnen, so es Euch als gut erscheint. Solches habe ich Euch
geschrieben, dieweil Ihr eS von mir begehrt habt, daneben bitt ich den Junker,
er wolle es mir nit vorübel nehmen. Ich schreibe es nit in der Meinung, daß
es sein muß, sondern es steht allewege Thun und Lassen bei dem Junker, der
mag es damit halten, wie es ihm gefällt.

Schicke Euch hier nach Eurem Begehren ein Maas meiner schönen Länge,,
wir haben nichts zugegeben, sondern wie das Mensch ist, so ist auch das
Maas. Hoffe man soll mich wills Gott bald sehn, so lang und schön als
ich bin.

Von den überschickten Weintrauben haben wir mit Freude verzehrt und
thun uns wegen derselben zum freundlichsten bedanken. Wenn wir etwas
Seltenes bekommen, wollen wir es Euch auch mittheilen.

Daß mein Conterfeit Eurer jüngsten Tochter so wohl gefällt und sie ihm
so viel Ehre erzeigt, ist mir gar lieb, laßt sie es nur tapfer küssen, hilft mir
Gott zu ihr, will ich's ihr doppelt wiedergeben.

Die Schuhe die ich haben, muß zum ausziehend), will ich mit Erstem
machen lassen auf'ö Beste, so gut man's hier kann, obwohl sie hier nicht
bräuchlich sind. Herzlicher Junker, vor dem Schluß bitt ich noch eins, näm¬
lich Ihr wollet dies mein schlicht einfältig und böses Schreiben für der besten
eins aufnehmen, denn ich meine es treulich und schreibe aus offnem Herzen;
und wollet es auch wiederum einer Antwort würdigen, welche ich gleichwohl
viel lieber mündlich als schriftlich haben möchte.

Nichts mehr, als was Euch von mir jederzeit lieb und angenehm ist.
Hiermit sei der Junker sammt seinem herzlichen Sohn und Tochter zu viel
Hunderttausendmalen gegrüßt und Gott dem Allmächtigen Ihr und wir alle
befohlen. Datum den 10. October zu Nürnberg.


Eure getreue im so lang ich lebe,
.Ursula Freherin.
3. >

Edler, ehrenfester,^ freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund¬
licher Grüß nebst Lieb und Treue zuvor. Euer Schreiben hab ich mit Freuden
empfangen und Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude ver¬
nommen. Was mich und die Meinigen anlangt, so haben wir dem lieben



Die Brautschuhe, welche nach dem Hochzeitschmause vom Fuß der Braut den Jung¬
gesellen gegeben wurden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <pb facs="#f0348" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100802"/>
                <p xml:id="ID_1006"> Herzlicher, vertrauter Junker! ich hätt noch eine große Bitte an Euch. Wie<lb/>
Ihr wohl wißt, sind meine zwei Schwestern, die mich lieb haben und ich sie<lb/>
wiederum, den möchte ich gern in Eurem Namen ein wenig Etwas zu einem<lb/>
Brautstück vergönnen, so es Euch als gut erscheint. Solches habe ich Euch<lb/>
geschrieben, dieweil Ihr eS von mir begehrt habt, daneben bitt ich den Junker,<lb/>
er wolle es mir nit vorübel nehmen. Ich schreibe es nit in der Meinung, daß<lb/>
es sein muß, sondern es steht allewege Thun und Lassen bei dem Junker, der<lb/>
mag es damit halten, wie es ihm gefällt.</p><lb/>
                <p xml:id="ID_1007"> Schicke Euch hier nach Eurem Begehren ein Maas meiner schönen Länge,,<lb/>
wir haben nichts zugegeben, sondern wie das Mensch ist, so ist auch das<lb/>
Maas. Hoffe man soll mich wills Gott bald sehn, so lang und schön als<lb/>
ich bin.</p><lb/>
                <p xml:id="ID_1008"> Von den überschickten Weintrauben haben wir mit Freude verzehrt und<lb/>
thun uns wegen derselben zum freundlichsten bedanken. Wenn wir etwas<lb/>
Seltenes bekommen, wollen wir es Euch auch mittheilen.</p><lb/>
                <p xml:id="ID_1009"> Daß mein Conterfeit Eurer jüngsten Tochter so wohl gefällt und sie ihm<lb/>
so viel Ehre erzeigt, ist mir gar lieb, laßt sie es nur tapfer küssen, hilft mir<lb/>
Gott zu ihr, will ich's ihr doppelt wiedergeben.</p><lb/>
                <p xml:id="ID_1010"> Die Schuhe die ich haben, muß zum ausziehend), will ich mit Erstem<lb/>
machen lassen auf'ö Beste, so gut man's hier kann, obwohl sie hier nicht<lb/>
bräuchlich sind. Herzlicher Junker, vor dem Schluß bitt ich noch eins, näm¬<lb/>
lich Ihr wollet dies mein schlicht einfältig und böses Schreiben für der besten<lb/>
eins aufnehmen, denn ich meine es treulich und schreibe aus offnem Herzen;<lb/>
und wollet es auch wiederum einer Antwort würdigen, welche ich gleichwohl<lb/>
viel lieber mündlich als schriftlich haben möchte.</p><lb/>
                <p xml:id="ID_1011"> Nichts mehr, als was Euch von mir jederzeit lieb und angenehm ist.<lb/>
Hiermit sei der Junker sammt seinem herzlichen Sohn und Tochter zu viel<lb/>
Hunderttausendmalen gegrüßt und Gott dem Allmächtigen Ihr und wir alle<lb/>
befohlen.  Datum den 10. October zu Nürnberg.</p><lb/>
                <note type="closer"> Eure getreue im    so lang ich lebe,<lb/>
.Ursula Freherin.</note><lb/>
              </div>
              <div n="4">
                <head> 3. &gt;</head><lb/>
                <p xml:id="ID_1012" next="#ID_1013"><note type="salute"> Edler, ehrenfester,^ freundlicher, herzlieber Junker! </note> Euch sei mein freund¬<lb/>
licher Grüß nebst Lieb und Treue zuvor. Euer Schreiben hab ich mit Freuden<lb/>
empfangen und Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude ver¬<lb/>
nommen.  Was mich und die Meinigen anlangt, so haben wir dem lieben</p><lb/>
                <note xml:id="FID_32" place="foot"> Die Brautschuhe, welche nach dem Hochzeitschmause vom Fuß der Braut den Jung¬<lb/>
gesellen gegeben wurden.</note><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0348] Herzlicher, vertrauter Junker! ich hätt noch eine große Bitte an Euch. Wie Ihr wohl wißt, sind meine zwei Schwestern, die mich lieb haben und ich sie wiederum, den möchte ich gern in Eurem Namen ein wenig Etwas zu einem Brautstück vergönnen, so es Euch als gut erscheint. Solches habe ich Euch geschrieben, dieweil Ihr eS von mir begehrt habt, daneben bitt ich den Junker, er wolle es mir nit vorübel nehmen. Ich schreibe es nit in der Meinung, daß es sein muß, sondern es steht allewege Thun und Lassen bei dem Junker, der mag es damit halten, wie es ihm gefällt. Schicke Euch hier nach Eurem Begehren ein Maas meiner schönen Länge,, wir haben nichts zugegeben, sondern wie das Mensch ist, so ist auch das Maas. Hoffe man soll mich wills Gott bald sehn, so lang und schön als ich bin. Von den überschickten Weintrauben haben wir mit Freude verzehrt und thun uns wegen derselben zum freundlichsten bedanken. Wenn wir etwas Seltenes bekommen, wollen wir es Euch auch mittheilen. Daß mein Conterfeit Eurer jüngsten Tochter so wohl gefällt und sie ihm so viel Ehre erzeigt, ist mir gar lieb, laßt sie es nur tapfer küssen, hilft mir Gott zu ihr, will ich's ihr doppelt wiedergeben. Die Schuhe die ich haben, muß zum ausziehend), will ich mit Erstem machen lassen auf'ö Beste, so gut man's hier kann, obwohl sie hier nicht bräuchlich sind. Herzlicher Junker, vor dem Schluß bitt ich noch eins, näm¬ lich Ihr wollet dies mein schlicht einfältig und böses Schreiben für der besten eins aufnehmen, denn ich meine es treulich und schreibe aus offnem Herzen; und wollet es auch wiederum einer Antwort würdigen, welche ich gleichwohl viel lieber mündlich als schriftlich haben möchte. Nichts mehr, als was Euch von mir jederzeit lieb und angenehm ist. Hiermit sei der Junker sammt seinem herzlichen Sohn und Tochter zu viel Hunderttausendmalen gegrüßt und Gott dem Allmächtigen Ihr und wir alle befohlen. Datum den 10. October zu Nürnberg. Eure getreue im so lang ich lebe, .Ursula Freherin. 3. > Edler, ehrenfester,^ freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund¬ licher Grüß nebst Lieb und Treue zuvor. Euer Schreiben hab ich mit Freuden empfangen und Eure und der Eurigen Gesundheit mit herzlicher Freude ver¬ nommen. Was mich und die Meinigen anlangt, so haben wir dem lieben Die Brautschuhe, welche nach dem Hochzeitschmause vom Fuß der Braut den Jung¬ gesellen gegeben wurden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/348
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/348>, abgerufen am 28.04.2024.