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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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Herzlicher Junker, ich weiß Euch nichts zu schreiben, als gestern bin ich
auf der Hochzeit gewesen, da hab ich viel leiden müsse", die weil Ihr nit hier,
seid und auch nit herkommt, und hat mich der Nützet an Eurer Stelle heim
geführt.

Ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich hab nit mehr
Zeit, ich muß auf die Hochzeit gehn.

Nichts mehr, als Ihr und all die Eurigen seid von mir und der Frau
Mutter und Brüdern und Schwestern zu hunderttausendmalen freundlich ge¬
grüßt, und Gott dem Allmächtigen in seinen Schuz und Schirm befohlen.

In großer Eil.


Eure getreue und liebe schwarze, so lang ich lebe im, Ursula Freherin.

,
Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund-
licher Gruß mit Wünschung aller Liebe und Treue zuvor.

Euer Schreiben hab ich wohl empfangen, und Euer und aller der Eurigen
Gesundheit mit herzlichen Freuden vernommen. Was Mich und die Meinigen
anlangt, sind wir Gott Lob und Dank noch wohl auf, Gott der Allmächtige
erhalte uns länger beide Theile nach seinem göttlichen Willen und Wohl¬
gefallen. Amen.

Was aber Euer Schreiben anlangt, darin Ihr schreibt, Ihr wolltet ver¬
spüren meine Liebe und Gehorsam, so hab ich mich nit lange besonnen, die¬
weil die Zeit nunmehr kurz ist und hab für mich und meine Schwestern ziem¬
lich in den Beutel gegriffen, doch nicht in der Meinung, daß das so alle Wege
geschehn soll; und ist darin herzlieber Junker Euer Befehl und Gehorsam ganz
vollkommen ausgeführt und thu ich mich und meine Schwestern zum höchsten
und freundlichsten bedanken, und, wollen wir uns so Gott will auch bald
mündlich bedanken. Ich habe auch viel auf das gesehn wo Ihr schreibt, daß
die Pferde auch schon gerüstet sind.

Ich hoffe ich werde Eurem Befehl nachgekommen sein, damit Ihr der
gefährlichen Reise überhoben werdet. Denn es würde mich gewißlich auch
schwer ankommen, wenn Ihr um meinetwegen so große Gefahr ausstehn
solltet. - "

Herzlicher Junker, wir haben auch gern gehört, daß Ihr noch in der
letzten.Herberg zu uns kommen wollt, denn es wird in Wahrheit wohl nöthig
sein uns von aller Gelegenheit zu unterrichten.") Gott der Allmächtige gebe



") Von dein Ceremoniell der Einholung und dem feierlichen Einzug in die Stadt Frank-
furt. Diese Einholung ans dem freien Felde vor Obcrrodc geschah mit einer Pracht, welche
in den Patrizierkreisen des- Frankfurt von t3!l" Epoche machte.

Herzlicher Junker, ich weiß Euch nichts zu schreiben, als gestern bin ich
auf der Hochzeit gewesen, da hab ich viel leiden müsse», die weil Ihr nit hier,
seid und auch nit herkommt, und hat mich der Nützet an Eurer Stelle heim
geführt.

Ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich hab nit mehr
Zeit, ich muß auf die Hochzeit gehn.

Nichts mehr, als Ihr und all die Eurigen seid von mir und der Frau
Mutter und Brüdern und Schwestern zu hunderttausendmalen freundlich ge¬
grüßt, und Gott dem Allmächtigen in seinen Schuz und Schirm befohlen.

In großer Eil.


Eure getreue und liebe schwarze, so lang ich lebe im, Ursula Freherin.

,
Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund-
licher Gruß mit Wünschung aller Liebe und Treue zuvor.

Euer Schreiben hab ich wohl empfangen, und Euer und aller der Eurigen
Gesundheit mit herzlichen Freuden vernommen. Was Mich und die Meinigen
anlangt, sind wir Gott Lob und Dank noch wohl auf, Gott der Allmächtige
erhalte uns länger beide Theile nach seinem göttlichen Willen und Wohl¬
gefallen. Amen.

Was aber Euer Schreiben anlangt, darin Ihr schreibt, Ihr wolltet ver¬
spüren meine Liebe und Gehorsam, so hab ich mich nit lange besonnen, die¬
weil die Zeit nunmehr kurz ist und hab für mich und meine Schwestern ziem¬
lich in den Beutel gegriffen, doch nicht in der Meinung, daß das so alle Wege
geschehn soll; und ist darin herzlieber Junker Euer Befehl und Gehorsam ganz
vollkommen ausgeführt und thu ich mich und meine Schwestern zum höchsten
und freundlichsten bedanken, und, wollen wir uns so Gott will auch bald
mündlich bedanken. Ich habe auch viel auf das gesehn wo Ihr schreibt, daß
die Pferde auch schon gerüstet sind.

Ich hoffe ich werde Eurem Befehl nachgekommen sein, damit Ihr der
gefährlichen Reise überhoben werdet. Denn es würde mich gewißlich auch
schwer ankommen, wenn Ihr um meinetwegen so große Gefahr ausstehn
solltet. - "

Herzlicher Junker, wir haben auch gern gehört, daß Ihr noch in der
letzten.Herberg zu uns kommen wollt, denn es wird in Wahrheit wohl nöthig
sein uns von aller Gelegenheit zu unterrichten.") Gott der Allmächtige gebe



") Von dein Ceremoniell der Einholung und dem feierlichen Einzug in die Stadt Frank-
furt. Diese Einholung ans dem freien Felde vor Obcrrodc geschah mit einer Pracht, welche
in den Patrizierkreisen des- Frankfurt von t3!l« Epoche machte.
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[0350] Herzlicher Junker, ich weiß Euch nichts zu schreiben, als gestern bin ich auf der Hochzeit gewesen, da hab ich viel leiden müsse», die weil Ihr nit hier, seid und auch nit herkommt, und hat mich der Nützet an Eurer Stelle heim geführt. Ich weiß Euch für diesmal nichts mehr zu schreiben, ich hab nit mehr Zeit, ich muß auf die Hochzeit gehn. Nichts mehr, als Ihr und all die Eurigen seid von mir und der Frau Mutter und Brüdern und Schwestern zu hunderttausendmalen freundlich ge¬ grüßt, und Gott dem Allmächtigen in seinen Schuz und Schirm befohlen. In großer Eil. Eure getreue und liebe schwarze, so lang ich lebe im, Ursula Freherin. , Edler, ehrenfester, freundlicher, herzlieber Junker! Euch sei mein freund- licher Gruß mit Wünschung aller Liebe und Treue zuvor. Euer Schreiben hab ich wohl empfangen, und Euer und aller der Eurigen Gesundheit mit herzlichen Freuden vernommen. Was Mich und die Meinigen anlangt, sind wir Gott Lob und Dank noch wohl auf, Gott der Allmächtige erhalte uns länger beide Theile nach seinem göttlichen Willen und Wohl¬ gefallen. Amen. Was aber Euer Schreiben anlangt, darin Ihr schreibt, Ihr wolltet ver¬ spüren meine Liebe und Gehorsam, so hab ich mich nit lange besonnen, die¬ weil die Zeit nunmehr kurz ist und hab für mich und meine Schwestern ziem¬ lich in den Beutel gegriffen, doch nicht in der Meinung, daß das so alle Wege geschehn soll; und ist darin herzlieber Junker Euer Befehl und Gehorsam ganz vollkommen ausgeführt und thu ich mich und meine Schwestern zum höchsten und freundlichsten bedanken, und, wollen wir uns so Gott will auch bald mündlich bedanken. Ich habe auch viel auf das gesehn wo Ihr schreibt, daß die Pferde auch schon gerüstet sind. Ich hoffe ich werde Eurem Befehl nachgekommen sein, damit Ihr der gefährlichen Reise überhoben werdet. Denn es würde mich gewißlich auch schwer ankommen, wenn Ihr um meinetwegen so große Gefahr ausstehn solltet. - " Herzlicher Junker, wir haben auch gern gehört, daß Ihr noch in der letzten.Herberg zu uns kommen wollt, denn es wird in Wahrheit wohl nöthig sein uns von aller Gelegenheit zu unterrichten.") Gott der Allmächtige gebe ") Von dein Ceremoniell der Einholung und dem feierlichen Einzug in die Stadt Frank- furt. Diese Einholung ans dem freien Felde vor Obcrrodc geschah mit einer Pracht, welche in den Patrizierkreisen des- Frankfurt von t3!l« Epoche machte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/350>, abgerufen am 28.04.2024.