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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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auf dieser Wegstrecke, die kaum mittelst einiger Steilpfade und nur strecken¬
weise umgangen werden kann, so wenig Passirende anzutreffen. Auf mehre
tausend Schritt begegneten wir nicht einem menschlichen Wesen. Man mag
daraus entnehmen, welche Schwierigkeiten es haben wird, für den demnächst zu
eröffnenden Eisenbahnbau auf solchen Punkten aus der Nahe die benöthigten
Arbeiter zu entnehmen. Dieselben werden schlechterdings sich dort nicht finden
lassen, sondern aus der Ferne herangezogen werden müssen.

Die Schwierigkeiten, welche derRisenbahnbau selbst in dem Defilee von Zari-
brod finden wird, dürften in Hinsicht aus die annährend horizontale Lage der
Paßsohle nicht eben bedeutend sein. Nur wenn man sich entscheiden sollte,
zwei Geleise nebeneinander laufen zu lassen, mag man in den Fall kommen,
bedeutende Felssprengungen vornehmen zu müssen.

Ziemlich in der Mitte des Engweges ist ein Han gelegen; es ist der
einzige, nach meinem Wissen, der sich in demselben vorfindet. Wir machten
einen kurzen Halt, um die Pferde verschnaufen zu lassen, und ritten weiter.
Als wir am Ausgange des Passes, dessen ganze Länge man auf vier Stunden
anschlagen kann, angelangt waren, stand die Sonne nahe am Mittag. Ueber
sanft sich absenkende Vorhügel hinweg überschauten wir die weite Thalebene,
die unter dem Namen des Thales von Sofia bekannt ist. Die Witterung
war feucht geworden. Ein kalter Herbstregen fiel und ließ unsre Pferde, die
im Paß ziemlich schnell über den Kies und Steingrund hingetrabt waren,
schwer auf dem weichen, klebrigen Ackerboden fußen. In der Ferne wies man
mir ein bulgarisches Dorf, in welchem wir etwas vor der Zeit Quartier nehmen
wollten, und um kürzeren Weg zu haben ging es querfeldein auf das Ziel los.

(Fortsetzung folgt.)




Beckers Weltgeschichte.

Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte. Fünfzehnter Band. Geschichte der
letzten vierzig Jahre als Supplement zu allen Ausgaben. Herausgegeben
von Eduard Amt. I. und ". .Abtheilung. Berlin, Duncker, und
Humblot. --

Beckers Weltgeschichte, die ursprünglich zu einem Lesebuch für das zarteste
Alter bestimmt war, wuchs durch fortwährende Zusätze und Umarbeitungen zu
einem Handbuch für die ganze gebildete Welt. Zwar verlor sie die Einheit
der Haltung, denn die verschiedenen Bearbeiter gingen zuweilen von einem
ganz entgegengesetzten Gesichtspunkt aus, aber ein Verdienst ist ihr geblieben
und zeichnet sie vor allen Versuchen ähnlicher Art noch immer vortheilhaft aus:
sie'erzählt die Begebenheiten einfach, klar und ausführlich. Um von der rotteck-


auf dieser Wegstrecke, die kaum mittelst einiger Steilpfade und nur strecken¬
weise umgangen werden kann, so wenig Passirende anzutreffen. Auf mehre
tausend Schritt begegneten wir nicht einem menschlichen Wesen. Man mag
daraus entnehmen, welche Schwierigkeiten es haben wird, für den demnächst zu
eröffnenden Eisenbahnbau auf solchen Punkten aus der Nahe die benöthigten
Arbeiter zu entnehmen. Dieselben werden schlechterdings sich dort nicht finden
lassen, sondern aus der Ferne herangezogen werden müssen.

Die Schwierigkeiten, welche derRisenbahnbau selbst in dem Defilee von Zari-
brod finden wird, dürften in Hinsicht aus die annährend horizontale Lage der
Paßsohle nicht eben bedeutend sein. Nur wenn man sich entscheiden sollte,
zwei Geleise nebeneinander laufen zu lassen, mag man in den Fall kommen,
bedeutende Felssprengungen vornehmen zu müssen.

Ziemlich in der Mitte des Engweges ist ein Han gelegen; es ist der
einzige, nach meinem Wissen, der sich in demselben vorfindet. Wir machten
einen kurzen Halt, um die Pferde verschnaufen zu lassen, und ritten weiter.
Als wir am Ausgange des Passes, dessen ganze Länge man auf vier Stunden
anschlagen kann, angelangt waren, stand die Sonne nahe am Mittag. Ueber
sanft sich absenkende Vorhügel hinweg überschauten wir die weite Thalebene,
die unter dem Namen des Thales von Sofia bekannt ist. Die Witterung
war feucht geworden. Ein kalter Herbstregen fiel und ließ unsre Pferde, die
im Paß ziemlich schnell über den Kies und Steingrund hingetrabt waren,
schwer auf dem weichen, klebrigen Ackerboden fußen. In der Ferne wies man
mir ein bulgarisches Dorf, in welchem wir etwas vor der Zeit Quartier nehmen
wollten, und um kürzeren Weg zu haben ging es querfeldein auf das Ziel los.

(Fortsetzung folgt.)




Beckers Weltgeschichte.

Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte. Fünfzehnter Band. Geschichte der
letzten vierzig Jahre als Supplement zu allen Ausgaben. Herausgegeben
von Eduard Amt. I. und ». .Abtheilung. Berlin, Duncker, und
Humblot. —

Beckers Weltgeschichte, die ursprünglich zu einem Lesebuch für das zarteste
Alter bestimmt war, wuchs durch fortwährende Zusätze und Umarbeitungen zu
einem Handbuch für die ganze gebildete Welt. Zwar verlor sie die Einheit
der Haltung, denn die verschiedenen Bearbeiter gingen zuweilen von einem
ganz entgegengesetzten Gesichtspunkt aus, aber ein Verdienst ist ihr geblieben
und zeichnet sie vor allen Versuchen ähnlicher Art noch immer vortheilhaft aus:
sie'erzählt die Begebenheiten einfach, klar und ausführlich. Um von der rotteck-


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[0477] auf dieser Wegstrecke, die kaum mittelst einiger Steilpfade und nur strecken¬ weise umgangen werden kann, so wenig Passirende anzutreffen. Auf mehre tausend Schritt begegneten wir nicht einem menschlichen Wesen. Man mag daraus entnehmen, welche Schwierigkeiten es haben wird, für den demnächst zu eröffnenden Eisenbahnbau auf solchen Punkten aus der Nahe die benöthigten Arbeiter zu entnehmen. Dieselben werden schlechterdings sich dort nicht finden lassen, sondern aus der Ferne herangezogen werden müssen. Die Schwierigkeiten, welche derRisenbahnbau selbst in dem Defilee von Zari- brod finden wird, dürften in Hinsicht aus die annährend horizontale Lage der Paßsohle nicht eben bedeutend sein. Nur wenn man sich entscheiden sollte, zwei Geleise nebeneinander laufen zu lassen, mag man in den Fall kommen, bedeutende Felssprengungen vornehmen zu müssen. Ziemlich in der Mitte des Engweges ist ein Han gelegen; es ist der einzige, nach meinem Wissen, der sich in demselben vorfindet. Wir machten einen kurzen Halt, um die Pferde verschnaufen zu lassen, und ritten weiter. Als wir am Ausgange des Passes, dessen ganze Länge man auf vier Stunden anschlagen kann, angelangt waren, stand die Sonne nahe am Mittag. Ueber sanft sich absenkende Vorhügel hinweg überschauten wir die weite Thalebene, die unter dem Namen des Thales von Sofia bekannt ist. Die Witterung war feucht geworden. Ein kalter Herbstregen fiel und ließ unsre Pferde, die im Paß ziemlich schnell über den Kies und Steingrund hingetrabt waren, schwer auf dem weichen, klebrigen Ackerboden fußen. In der Ferne wies man mir ein bulgarisches Dorf, in welchem wir etwas vor der Zeit Quartier nehmen wollten, und um kürzeren Weg zu haben ging es querfeldein auf das Ziel los. (Fortsetzung folgt.) Beckers Weltgeschichte. Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte. Fünfzehnter Band. Geschichte der letzten vierzig Jahre als Supplement zu allen Ausgaben. Herausgegeben von Eduard Amt. I. und ». .Abtheilung. Berlin, Duncker, und Humblot. — Beckers Weltgeschichte, die ursprünglich zu einem Lesebuch für das zarteste Alter bestimmt war, wuchs durch fortwährende Zusätze und Umarbeitungen zu einem Handbuch für die ganze gebildete Welt. Zwar verlor sie die Einheit der Haltung, denn die verschiedenen Bearbeiter gingen zuweilen von einem ganz entgegengesetzten Gesichtspunkt aus, aber ein Verdienst ist ihr geblieben und zeichnet sie vor allen Versuchen ähnlicher Art noch immer vortheilhaft aus: sie'erzählt die Begebenheiten einfach, klar und ausführlich. Um von der rotteck-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/477>, abgerufen am 27.04.2024.