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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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der Krim auf eine so glänzende -Weise gezeigt hat. Freilich muß. man zu diesem
Zweck Pulver riechen .können und das rothe Sammetkäppchen eines dicken Wein-
Händlers nicht mit der phrygischen Freiheitsmütze verwechseln.

D^entsche G eschichtsb i suol h et oder Darstellungen ans der Weltgeschichte,
sür Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausge¬
geben von ">'. O. Klopp. Hannover, C. Nümpler. -- Von dieser hand¬
lichen, für das größere Publicum bestimmten Sammlung sind wieder vier neue
Lieferungen erschienen, die zweite Hälfte des dritten und die erste des vierten
Bandes. Sie enthalten folgende Aufsätze: Deutschland im 13. Jahrhundert --
Lord Elive -- die erste Theilung Polens 177S -- der Proceß des Müllers Ar¬
nold -- Ludwig XVI. im Temple -- Geschichte des Kaffees -- die Wiedertäufer
in Münster -- John Haupten -- die Recht- und Schutzlosigkeit des deutschen See-
Handels im 17. Jahrhundert -- Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe. -- Die
Sammlung gehört, wie wir bereits früher erwähnt haben, zu den besseren Leistungen
der populären Literatur. --

.Erzählungen aus dem Ries. Von Melchior Meyr. Berlin, Springer.--
Der Verfasser schildert in diesen Novellen das Leben seiner Heimath, an der er
mit voller Liebe hängt und die er genau studirt hat. Im Uebrigen gehören sie
nur insofern zu der Gattung der Dorfgeschichten, die nach zwei verschiedenen Rich¬
tungen durch Auerbach und Gotthelf ausgebildet ist, als sie auf dem Laude spielen.
Die Form der Charakteristik, die grade das Unterscheidende ausmacht, ist nicht anders,
als in den gewöhnlichen Novellen. Eigentlich war es aber nicht der Stoff, was
das Publicum bei jenen Dichtern anzog, sondern die eigenthümliche Behandlung,
der Versuch, sich in "rationelle, unserer Bildung entgegengesetzte Charaktere so
ernstlich hineinzuversetzen, daß lebendige Gestalten daraus wurden. Wir haben
schon mehrfach daraus hingewiesen, daß diese Form nicht das Zeichen der voll¬
ständigen Gesundheit, sondern nnr der allmäligen Genesung ist, daß sie daher nur
für eine Uebergangszeit sich eignet, und später, wenn unsre Poesie wieder frisches
Blut gewonnen haben wird, sich bescheiden muß, als ein untergeordnetes Moment
der Dichtung zu gelten. -- Die vorliegenden Novellen zeichnen sich dnrch eine ver¬
ständig-sittliche Auffassung des Lebens, sowie dnrch Deutlichkeit und Correctheit
der Erzählung aus. Ein tieferer Fond der Poesie ist nicht darin zu suchen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vercintwvrtl, Redacteur lcaitiimrn F. W. Grunvw. -- Verlag von hö. Hcrbig
in Leipzig.
' Druck von C- E- Elbert in Leipzig.


Abönnementsanzeige zum neuen Jahr.
Mit dein Anfange des neuen Jahres beginnen die Grenzboten
den X,H^. Jahrgang. Die unterzeichnete Verlagshandlung erlaubt
sich zur Pränumerarion ans denselben einzuladen, und bemerkt, daß alle
Buchhandlungen und Postämter Bestellungen annehmen.
Leipzig, im December 18ö5. - Fr. Ludw. Herbig.


der Krim auf eine so glänzende -Weise gezeigt hat. Freilich muß. man zu diesem
Zweck Pulver riechen .können und das rothe Sammetkäppchen eines dicken Wein-
Händlers nicht mit der phrygischen Freiheitsmütze verwechseln.

D^entsche G eschichtsb i suol h et oder Darstellungen ans der Weltgeschichte,
sür Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausge¬
geben von »>'. O. Klopp. Hannover, C. Nümpler. — Von dieser hand¬
lichen, für das größere Publicum bestimmten Sammlung sind wieder vier neue
Lieferungen erschienen, die zweite Hälfte des dritten und die erste des vierten
Bandes. Sie enthalten folgende Aufsätze: Deutschland im 13. Jahrhundert —
Lord Elive — die erste Theilung Polens 177S — der Proceß des Müllers Ar¬
nold — Ludwig XVI. im Temple — Geschichte des Kaffees — die Wiedertäufer
in Münster — John Haupten — die Recht- und Schutzlosigkeit des deutschen See-
Handels im 17. Jahrhundert — Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe. — Die
Sammlung gehört, wie wir bereits früher erwähnt haben, zu den besseren Leistungen
der populären Literatur. —

.Erzählungen aus dem Ries. Von Melchior Meyr. Berlin, Springer.—
Der Verfasser schildert in diesen Novellen das Leben seiner Heimath, an der er
mit voller Liebe hängt und die er genau studirt hat. Im Uebrigen gehören sie
nur insofern zu der Gattung der Dorfgeschichten, die nach zwei verschiedenen Rich¬
tungen durch Auerbach und Gotthelf ausgebildet ist, als sie auf dem Laude spielen.
Die Form der Charakteristik, die grade das Unterscheidende ausmacht, ist nicht anders,
als in den gewöhnlichen Novellen. Eigentlich war es aber nicht der Stoff, was
das Publicum bei jenen Dichtern anzog, sondern die eigenthümliche Behandlung,
der Versuch, sich in »rationelle, unserer Bildung entgegengesetzte Charaktere so
ernstlich hineinzuversetzen, daß lebendige Gestalten daraus wurden. Wir haben
schon mehrfach daraus hingewiesen, daß diese Form nicht das Zeichen der voll¬
ständigen Gesundheit, sondern nnr der allmäligen Genesung ist, daß sie daher nur
für eine Uebergangszeit sich eignet, und später, wenn unsre Poesie wieder frisches
Blut gewonnen haben wird, sich bescheiden muß, als ein untergeordnetes Moment
der Dichtung zu gelten. — Die vorliegenden Novellen zeichnen sich dnrch eine ver¬
ständig-sittliche Auffassung des Lebens, sowie dnrch Deutlichkeit und Correctheit
der Erzählung aus. Ein tieferer Fond der Poesie ist nicht darin zu suchen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vercintwvrtl, Redacteur lcaitiimrn F. W. Grunvw. — Verlag von hö. Hcrbig
in Leipzig.
' Druck von C- E- Elbert in Leipzig.


Abönnementsanzeige zum neuen Jahr.
Mit dein Anfange des neuen Jahres beginnen die Grenzboten
den X,H^. Jahrgang. Die unterzeichnete Verlagshandlung erlaubt
sich zur Pränumerarion ans denselben einzuladen, und bemerkt, daß alle
Buchhandlungen und Postämter Bestellungen annehmen.
Leipzig, im December 18ö5. - Fr. Ludw. Herbig.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/528>, abgerufen am 27.04.2024.