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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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nach; aber es bleibt doch immer ein großer Uebelstand und was der Verfasser
und der Herausgeber thun können, um den Preis zu ermäßigen, wird ein
bleibender Gewinn für das Werk sein, dem wir im Interesse der allgemeinen
Literatur eine recht große Verbreitung wünschen,.--




Neueste Sammlung ausgewählter griechischer und
römischer Klassiker.

Verdeutscht von den berufensten Uebersetzern. Stuttgart, Hoffmann. --

Schon als wir diese Sammlung zum ersten Mal anzeigten, haben wir be¬
merkt, daß man sie nicht mit den Manufacturarbeiten verwechseln dürfe, die
im Grunde weiter nichts bezwecken, als tragen Schülern zu Hilfe zu kommen.
Die Verlagshandlung hat sehr tüchtige Mitarbeiter gewonnen, und der größere
Theil der Uebersetzungen hat einen selbstständigen Werth.

Es liegt im Zweck der Sammlung, über die verschiedenen Gebiete der
griechischen und römischen Literatur kurze historische Uebersichten zu geben.
Zwei davon sind bereits fertig: die Uebersicht der griechisch-römischen Philosophie
von Prantl in München und die Geschichtschreiber der Römer von den
frühesten Zeiten bis aus Orosius von Professor Gerlach in Basel. Die erste
Wahl können wir als eine glückliche bezeichnen. Der Gang der griechischen
Philosophie ist kurz, deutlich und charakteristisch dargestellt, immer mit Rücksicht
aus das größere Publicum, welches nicht den Zweck hat, tiefere philosophische
Studien zu machen. Weniger befriedigend ist das zweite Werk. Die eigen¬
thümlichen Ansichten Gerlachs, der seine Rechtgläubigkeit auch auf die Existenz
der sieben Könige ausdehnt, sind bekannt. Nun hat jeder Schriftsteller das
Recht, der ganzen Gelehrtenwelt gegenüber beliebige Meinungen geltend zu
machen, aber für die vorliegende Sammlung war es gewiß nicht zweckmäßig,
einer Streitschrift Raum zu geben, deren Theorien in der ganzen Wissenschaft
als unhaltbar erscheinen.

Von prosaischen Uebersetzungen sind folgende fertig: Plcitos Phädon und
Symposion, von Prantl; Lenophons Memorabilien von >)r. Zeising; Plutarchs
Themistokles, Aristides, Perikles, Cato, Gracchus und Brutus von Professor
Eyes in Schönthal; SallustS jugurthinischer Krieg von Professor Cleß in
Stuttgart und Tacitus Werke vom Gymnastaldirector Noth in Stuttgart
lNedner, Germania, Agricola und die ersten beiden Bücher der Annalen). Die
Herausgeber haben sich bemüht, durch reichhaltige Anmerkungen, durch Sach¬
erklärungen und historische Notizen dem Publicum das Verständniß zu er¬
leichtern. Die kritischen Anmerkungen hätten füglich wegbleiben können.

Unter den poetischen Uebersetzungen verdient den Vorzug die Uebersetzung


nach; aber es bleibt doch immer ein großer Uebelstand und was der Verfasser
und der Herausgeber thun können, um den Preis zu ermäßigen, wird ein
bleibender Gewinn für das Werk sein, dem wir im Interesse der allgemeinen
Literatur eine recht große Verbreitung wünschen,.—




Neueste Sammlung ausgewählter griechischer und
römischer Klassiker.

Verdeutscht von den berufensten Uebersetzern. Stuttgart, Hoffmann. —

Schon als wir diese Sammlung zum ersten Mal anzeigten, haben wir be¬
merkt, daß man sie nicht mit den Manufacturarbeiten verwechseln dürfe, die
im Grunde weiter nichts bezwecken, als tragen Schülern zu Hilfe zu kommen.
Die Verlagshandlung hat sehr tüchtige Mitarbeiter gewonnen, und der größere
Theil der Uebersetzungen hat einen selbstständigen Werth.

Es liegt im Zweck der Sammlung, über die verschiedenen Gebiete der
griechischen und römischen Literatur kurze historische Uebersichten zu geben.
Zwei davon sind bereits fertig: die Uebersicht der griechisch-römischen Philosophie
von Prantl in München und die Geschichtschreiber der Römer von den
frühesten Zeiten bis aus Orosius von Professor Gerlach in Basel. Die erste
Wahl können wir als eine glückliche bezeichnen. Der Gang der griechischen
Philosophie ist kurz, deutlich und charakteristisch dargestellt, immer mit Rücksicht
aus das größere Publicum, welches nicht den Zweck hat, tiefere philosophische
Studien zu machen. Weniger befriedigend ist das zweite Werk. Die eigen¬
thümlichen Ansichten Gerlachs, der seine Rechtgläubigkeit auch auf die Existenz
der sieben Könige ausdehnt, sind bekannt. Nun hat jeder Schriftsteller das
Recht, der ganzen Gelehrtenwelt gegenüber beliebige Meinungen geltend zu
machen, aber für die vorliegende Sammlung war es gewiß nicht zweckmäßig,
einer Streitschrift Raum zu geben, deren Theorien in der ganzen Wissenschaft
als unhaltbar erscheinen.

Von prosaischen Uebersetzungen sind folgende fertig: Plcitos Phädon und
Symposion, von Prantl; Lenophons Memorabilien von >)r. Zeising; Plutarchs
Themistokles, Aristides, Perikles, Cato, Gracchus und Brutus von Professor
Eyes in Schönthal; SallustS jugurthinischer Krieg von Professor Cleß in
Stuttgart und Tacitus Werke vom Gymnastaldirector Noth in Stuttgart
lNedner, Germania, Agricola und die ersten beiden Bücher der Annalen). Die
Herausgeber haben sich bemüht, durch reichhaltige Anmerkungen, durch Sach¬
erklärungen und historische Notizen dem Publicum das Verständniß zu er¬
leichtern. Die kritischen Anmerkungen hätten füglich wegbleiben können.

Unter den poetischen Uebersetzungen verdient den Vorzug die Uebersetzung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/79>, abgerufen am 27.04.2024.