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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Geschick mangelt, mit wenigem uns das gehörige Ansetzn zu geben, oder daß
wir von dem, was sie gründlich nennen, einen nur unvollkommenen Begriff
haben.

Allen diesen Beschwerden soviel als möglich abzuhelfen, wird unser eifrigstes
Bestreben sein, welches um soviel mehr erleichtert wird, da mit Ende dieses
Jahres diejenigen Recensenten, über deren Arbeit die meiste Klage gewesen, ein
Ende ihres kritischen Lebens machen wollen. Sie sagen, sie seien vollkommen
befriedigt, haben dieses Jahr mancherlei gelernt und wünschen, daß ihre Be¬
mühungen auch ihren Lesern nicht ganz ohne Nutzen sein mögen. Sie haben
dabei erfahren, was das sei, sich dem Publico communiciren wollen, mißver¬
standen werden, und was dergleichen mehr ist; indeß hoffen sie doch, manchen,
sympathisierenden Leser gefunden zu haben, dessen gutem Andenken sie sich hier¬
mit empfehlen.

So leid uns nun auch dieser ihr Abschied thut, so können wir doch dem
Publico versichern, daß es uns weder an guter Intention noch an Mitarbeitern
fehlt, ihm unsre Blätter inskünftige immer brauchbarer zu machen.


Die Herausgeber.


Die Landmacht Englands und die Anwerbung einer
Fremdenlegion.

Nach langen Debatten ist eS mit einer geringen Majorität dem Ministe¬
rium in London gelungen, die Fremvenlegionsbill im Ober- wie im Unterhause
durchzubringen. Wir wollen mit den englischen Oppositionsrednern wegen
der vielen verletzenden Aeußerungen, welche bei dieser Gelegenheit über
Deutschlands Söhne und deren kriegerische Eigenschaften vor den Häusern
gesprochen wurden, nicht hadern, denn dieselben sind so abgeschmackt, verrathen
größtentheils eine so grenzenlose militärische Ignoranz, daß man sich darüber
kaum ärgern kann. Was uns aber mehr als diese gänzliche Unkunde über
deutsche Kriegstüchtigkeit in gerechtes Erstaunen versetzt hat, ist die große
Verblendung, welche mehre Oppositionsmitglieder über die militärischen Ver¬
hältnisse ihres eignen Vaterlandes zeigten. Man will den Krieg mit Ru߬
land, will und muß ihn mit der allergrößtmöglichsten Energie geführt sehen,
und will doch dem Ministerium nicht die Mittel bewilligen, um dies mit nur
einiger Aussicht auf Erfolg thun zu können. Was sollen solche prahlerische
Reden "England brauche nur an sein eignes Volk zu appelliren, um gewal¬
tige Streitermassen aus dem Boden hervorzustainpfen und man bedürfe keiner
fremden Bajonette, um Rußlands Macht über den Haufen zu werfen" und


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Geschick mangelt, mit wenigem uns das gehörige Ansetzn zu geben, oder daß
wir von dem, was sie gründlich nennen, einen nur unvollkommenen Begriff
haben.

Allen diesen Beschwerden soviel als möglich abzuhelfen, wird unser eifrigstes
Bestreben sein, welches um soviel mehr erleichtert wird, da mit Ende dieses
Jahres diejenigen Recensenten, über deren Arbeit die meiste Klage gewesen, ein
Ende ihres kritischen Lebens machen wollen. Sie sagen, sie seien vollkommen
befriedigt, haben dieses Jahr mancherlei gelernt und wünschen, daß ihre Be¬
mühungen auch ihren Lesern nicht ganz ohne Nutzen sein mögen. Sie haben
dabei erfahren, was das sei, sich dem Publico communiciren wollen, mißver¬
standen werden, und was dergleichen mehr ist; indeß hoffen sie doch, manchen,
sympathisierenden Leser gefunden zu haben, dessen gutem Andenken sie sich hier¬
mit empfehlen.

So leid uns nun auch dieser ihr Abschied thut, so können wir doch dem
Publico versichern, daß es uns weder an guter Intention noch an Mitarbeitern
fehlt, ihm unsre Blätter inskünftige immer brauchbarer zu machen.


Die Herausgeber.


Die Landmacht Englands und die Anwerbung einer
Fremdenlegion.

Nach langen Debatten ist eS mit einer geringen Majorität dem Ministe¬
rium in London gelungen, die Fremvenlegionsbill im Ober- wie im Unterhause
durchzubringen. Wir wollen mit den englischen Oppositionsrednern wegen
der vielen verletzenden Aeußerungen, welche bei dieser Gelegenheit über
Deutschlands Söhne und deren kriegerische Eigenschaften vor den Häusern
gesprochen wurden, nicht hadern, denn dieselben sind so abgeschmackt, verrathen
größtentheils eine so grenzenlose militärische Ignoranz, daß man sich darüber
kaum ärgern kann. Was uns aber mehr als diese gänzliche Unkunde über
deutsche Kriegstüchtigkeit in gerechtes Erstaunen versetzt hat, ist die große
Verblendung, welche mehre Oppositionsmitglieder über die militärischen Ver¬
hältnisse ihres eignen Vaterlandes zeigten. Man will den Krieg mit Ru߬
land, will und muß ihn mit der allergrößtmöglichsten Energie geführt sehen,
und will doch dem Ministerium nicht die Mittel bewilligen, um dies mit nur
einiger Aussicht auf Erfolg thun zu können. Was sollen solche prahlerische
Reden „England brauche nur an sein eignes Volk zu appelliren, um gewal¬
tige Streitermassen aus dem Boden hervorzustainpfen und man bedürfe keiner
fremden Bajonette, um Rußlands Macht über den Haufen zu werfen" und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/179>, abgerufen am 06.05.2024.