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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Die deutsche LmAvirthschnst und der Zucker.

Vielleicht hat keine nationalökonomische-Frage in den letzten zehn Jahren
so heftige Parteistreitigkeiten in den Ländern des mittlern Europa hervor¬
gerufen, als die Frage, ob es für die Cultur des Bodens, für die Staaten
und Völker wünschenswert!) sei, aus der Kraft des eignen Bodens den weißen
Krvstall des Zuckers herauszuziehen, oder ob diese Cultur eine künstliche
Treibhauspflanze der Gegenwart sei, durch ein schlechtes nationalökonomischeö
System hervorgerufen, durch künstlichen Schutz großgezogen, an sich eine
falsche Production ohne Lebenskraft und ohne Zukunft. Das letztere haben
die Freihändler mit großer Entschiedenheit behauptet. Dieser Streit verdient
vor andern von ähnlicher Beschaffenheit dem gebildeten Leser zur Entscheidung
vorgelegt zu werden, einmal weil die Frage an sich von Interesse ist, dann
aber auch, weil sie Gelegenheit gibt zum lehrreichen' Vergleichen der Gegen¬
wart mit der Vergangenheit, und weil bereits jetzt das Wohl und Wehe von
vielen laufenden unsrer Landsleute an der Lösung derselben hängt.

Wir sind gewöhnt, die Fortschritte der modernen Industrie, welche aus
dem städtischen Handwerk emporgewachsen ist, als ungeheuer zu betrachten und
die kunstvollsten Maschinen, welche an die Stelle mühseliger und langsamer Hand¬
werkerarbeit getreten sind, erscheinen uns bereits als etwas Gewöhnliches; aber
der Städter ist sich noch häusig nicht bewußt, daß der Landbau in den letzten
fünfzig Jahren ebenso große Veränderungen durchgemacht hat, Veränderungen,
welche nicht nur die Production in außerordentlicher Weise gesteigert ha¬
ben, sondern auch auf das Staatsleben einen mächtigen Einfluß auszuüben
anfangen, weil sie den innern Gegensatz, welcher zwischen städtischen uno
ländlichen Lebensverhältnissen bestand, immermehr ausheben, eine starkeSirö-
mung des Handwerkerstandes und der industriellen Lohnarbeiter auf das
Land leiten, an die Stelle des behaglich genießenden Rittergutsbesitzers den
strebsamen Industriellen setzen, die alten Gemeindeeinrichtungen und Bauern¬
rechte aufheben, den Tagelohn auch der Feldarbeiter in langsamer, aber sicherer


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Die deutsche LmAvirthschnst und der Zucker.

Vielleicht hat keine nationalökonomische-Frage in den letzten zehn Jahren
so heftige Parteistreitigkeiten in den Ländern des mittlern Europa hervor¬
gerufen, als die Frage, ob es für die Cultur des Bodens, für die Staaten
und Völker wünschenswert!) sei, aus der Kraft des eignen Bodens den weißen
Krvstall des Zuckers herauszuziehen, oder ob diese Cultur eine künstliche
Treibhauspflanze der Gegenwart sei, durch ein schlechtes nationalökonomischeö
System hervorgerufen, durch künstlichen Schutz großgezogen, an sich eine
falsche Production ohne Lebenskraft und ohne Zukunft. Das letztere haben
die Freihändler mit großer Entschiedenheit behauptet. Dieser Streit verdient
vor andern von ähnlicher Beschaffenheit dem gebildeten Leser zur Entscheidung
vorgelegt zu werden, einmal weil die Frage an sich von Interesse ist, dann
aber auch, weil sie Gelegenheit gibt zum lehrreichen' Vergleichen der Gegen¬
wart mit der Vergangenheit, und weil bereits jetzt das Wohl und Wehe von
vielen laufenden unsrer Landsleute an der Lösung derselben hängt.

Wir sind gewöhnt, die Fortschritte der modernen Industrie, welche aus
dem städtischen Handwerk emporgewachsen ist, als ungeheuer zu betrachten und
die kunstvollsten Maschinen, welche an die Stelle mühseliger und langsamer Hand¬
werkerarbeit getreten sind, erscheinen uns bereits als etwas Gewöhnliches; aber
der Städter ist sich noch häusig nicht bewußt, daß der Landbau in den letzten
fünfzig Jahren ebenso große Veränderungen durchgemacht hat, Veränderungen,
welche nicht nur die Production in außerordentlicher Weise gesteigert ha¬
ben, sondern auch auf das Staatsleben einen mächtigen Einfluß auszuüben
anfangen, weil sie den innern Gegensatz, welcher zwischen städtischen uno
ländlichen Lebensverhältnissen bestand, immermehr ausheben, eine starkeSirö-
mung des Handwerkerstandes und der industriellen Lohnarbeiter auf das
Land leiten, an die Stelle des behaglich genießenden Rittergutsbesitzers den
strebsamen Industriellen setzen, die alten Gemeindeeinrichtungen und Bauern¬
rechte aufheben, den Tagelohn auch der Feldarbeiter in langsamer, aber sicherer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/502>, abgerufen am 06.05.2024.