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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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Zur Tagespolitik.
Verhandlungen und Beschlüsse der deutschen Bundesversammlung in
der orientalischen Angelegenheit mit den dazu gehörigen Acker¬
stücken. Leipzig, Carl Geibel. --
Zur richtigen Beurtheilung des gegenwärtigen Standes der orienta¬
lischen Angelegenheit mit Beifügung des Originaltextes der Wiener
Confcrenzprvtvkvlle, Leipzig, Carl Geibel. --
Der Krieg gegen Rußland. Politisch-militärisch bearbeitet vou W. Nüstow
Mit Plänen nud Porträts. 1. und 2. Lief. Zürich, Schultheß. --
Deutschland und die orientalische Frage. Von V. S. Nürnberg,
I. A. Stein. --

Wir haben seit einigen Monaten über die Politik gänzlich geschwiegen.
Für denjenigen, der mit den Verhältnissen der Presse vertraut ist, wird dieses
Schweigen keiner Erklärung bedürfen. Auch heute begnügen wir uns damit,
bei Gelegenheit der vorliegenden Broschüren die durchaus veränderte Constel-
lation der Thatsachen zu constatiren; wir meinen die Umkehr der bisherigen
Politik Oestreichs. Zunächst ein Wort über den Inhalt jener Broschüren.

Die beiden ersten bemühen sich, das Verhalten Oestreichs seit dem Ein¬
tritt der orientalischen Krisis bis auf die Gegenwart sowol dem deutschen Bunde
als den Alliirten gegenüber zu rechtfertigen; die dritte beleuchtet die bishe¬
rige Kriegführung und sucht nachzuweisen, daß die Westmächte den Krieg ohne
einen bestimmten Plan und ohne einen bestimmten Zweck unternommen haben,
und daß sie sich auch jetzt noch nicht klar gemacht haben, was sie eigentlich
wollen; die vierte ist entschieden antirussisch und sucht die Nothwendigkeit eines
Zusammenwirkens Europas gegen diesen gefährlichen Staat nachzuweisen.
Alle vier sind mit Verstand und Einsicht g-eschrieben und geben uns über
manche Punkte erwünschte Aufschlüsse.

Was nun zunächst die Rechtfertigung Oestreichs -betrifft, so scheint uns
>n staatsrechtlicher Beziehung nichts dagegen einzuwenden; selbst noch der
Decembervertrag war auf Schrauben gestellt, wie auch von den englischen
Staatsmännern damals ganz richtig ausgesprochen wurde, -und die formale


Grenzboten. III. 18os. 21
Zur Tagespolitik.
Verhandlungen und Beschlüsse der deutschen Bundesversammlung in
der orientalischen Angelegenheit mit den dazu gehörigen Acker¬
stücken. Leipzig, Carl Geibel. —
Zur richtigen Beurtheilung des gegenwärtigen Standes der orienta¬
lischen Angelegenheit mit Beifügung des Originaltextes der Wiener
Confcrenzprvtvkvlle, Leipzig, Carl Geibel. —
Der Krieg gegen Rußland. Politisch-militärisch bearbeitet vou W. Nüstow
Mit Plänen nud Porträts. 1. und 2. Lief. Zürich, Schultheß. —
Deutschland und die orientalische Frage. Von V. S. Nürnberg,
I. A. Stein. —

Wir haben seit einigen Monaten über die Politik gänzlich geschwiegen.
Für denjenigen, der mit den Verhältnissen der Presse vertraut ist, wird dieses
Schweigen keiner Erklärung bedürfen. Auch heute begnügen wir uns damit,
bei Gelegenheit der vorliegenden Broschüren die durchaus veränderte Constel-
lation der Thatsachen zu constatiren; wir meinen die Umkehr der bisherigen
Politik Oestreichs. Zunächst ein Wort über den Inhalt jener Broschüren.

Die beiden ersten bemühen sich, das Verhalten Oestreichs seit dem Ein¬
tritt der orientalischen Krisis bis auf die Gegenwart sowol dem deutschen Bunde
als den Alliirten gegenüber zu rechtfertigen; die dritte beleuchtet die bishe¬
rige Kriegführung und sucht nachzuweisen, daß die Westmächte den Krieg ohne
einen bestimmten Plan und ohne einen bestimmten Zweck unternommen haben,
und daß sie sich auch jetzt noch nicht klar gemacht haben, was sie eigentlich
wollen; die vierte ist entschieden antirussisch und sucht die Nothwendigkeit eines
Zusammenwirkens Europas gegen diesen gefährlichen Staat nachzuweisen.
Alle vier sind mit Verstand und Einsicht g-eschrieben und geben uns über
manche Punkte erwünschte Aufschlüsse.

Was nun zunächst die Rechtfertigung Oestreichs -betrifft, so scheint uns
>n staatsrechtlicher Beziehung nichts dagegen einzuwenden; selbst noch der
Decembervertrag war auf Schrauben gestellt, wie auch von den englischen
Staatsmännern damals ganz richtig ausgesprochen wurde, -und die formale


Grenzboten. III. 18os. 21
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[0169] Zur Tagespolitik. Verhandlungen und Beschlüsse der deutschen Bundesversammlung in der orientalischen Angelegenheit mit den dazu gehörigen Acker¬ stücken. Leipzig, Carl Geibel. — Zur richtigen Beurtheilung des gegenwärtigen Standes der orienta¬ lischen Angelegenheit mit Beifügung des Originaltextes der Wiener Confcrenzprvtvkvlle, Leipzig, Carl Geibel. — Der Krieg gegen Rußland. Politisch-militärisch bearbeitet vou W. Nüstow Mit Plänen nud Porträts. 1. und 2. Lief. Zürich, Schultheß. — Deutschland und die orientalische Frage. Von V. S. Nürnberg, I. A. Stein. — Wir haben seit einigen Monaten über die Politik gänzlich geschwiegen. Für denjenigen, der mit den Verhältnissen der Presse vertraut ist, wird dieses Schweigen keiner Erklärung bedürfen. Auch heute begnügen wir uns damit, bei Gelegenheit der vorliegenden Broschüren die durchaus veränderte Constel- lation der Thatsachen zu constatiren; wir meinen die Umkehr der bisherigen Politik Oestreichs. Zunächst ein Wort über den Inhalt jener Broschüren. Die beiden ersten bemühen sich, das Verhalten Oestreichs seit dem Ein¬ tritt der orientalischen Krisis bis auf die Gegenwart sowol dem deutschen Bunde als den Alliirten gegenüber zu rechtfertigen; die dritte beleuchtet die bishe¬ rige Kriegführung und sucht nachzuweisen, daß die Westmächte den Krieg ohne einen bestimmten Plan und ohne einen bestimmten Zweck unternommen haben, und daß sie sich auch jetzt noch nicht klar gemacht haben, was sie eigentlich wollen; die vierte ist entschieden antirussisch und sucht die Nothwendigkeit eines Zusammenwirkens Europas gegen diesen gefährlichen Staat nachzuweisen. Alle vier sind mit Verstand und Einsicht g-eschrieben und geben uns über manche Punkte erwünschte Aufschlüsse. Was nun zunächst die Rechtfertigung Oestreichs -betrifft, so scheint uns >n staatsrechtlicher Beziehung nichts dagegen einzuwenden; selbst noch der Decembervertrag war auf Schrauben gestellt, wie auch von den englischen Staatsmännern damals ganz richtig ausgesprochen wurde, -und die formale Grenzboten. III. 18os. 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/169>, abgerufen am 01.05.2024.