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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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Geschichte der Botanik. Studien von Ernst Meyer. Königsberg, Born¬
träger. --

Die genauere Darstellung des Inhalts behalten wir unserm betreffenden
Referenten vor. Für das größere Publicum ist grade dieser Band, wie der
Verfasser selbst gefühlt hat, am wenigsten geeignet; doch werden auch hier
einzelne Abschnitte allgemeines Interesse erregen 5. B. die poetischen Bearbei¬
tungen der Botanik und die Verirrungen der Wissenschaft in spielende Mystik. --
Die andern Bücher, die wir anzuführen haben, sind populärer Natur. Zu¬
nächst erwähnen wir den fünften Band der vortrefflichen Sammlung


Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen aus dem Gebiete der Naturwissen¬
schaften. Leipzig, Ambr. Apel. ---

Der Band enthält Abhandlungen über das Brot und seine Stellvertreter,
über die Einwirkung der Atmosphäre auf den Erdkörper, über den Dampf und
über die Säugethiere der Vorwelt. -- Daran schließt sich:


Naturwissenschaftliche Volksbücher. Berlin, Franz Duncker. --

Heft 9--10 enthalten die Fortsetzung von Johnstons Chemie des täg¬
lichen Lebens und eine Abhandlung über die geheimen Naturkräfte (Schwere,
Elektricität u. s. w.) von Bernstein. Der letztere entwickelt in seinen popu¬
lären Bearbeitungen der Naturwissenschaft ein ebenso großes Talent, das
Hauptsächliche und Wesentliche klar und einfach darzustellen, als in seinen
politischen Arbeiten, und gehört unzweifelhaft zu den einflußreichsten und acht¬
barsten Schriftstellern dieser Gattung. --




^ Der achte December der römischen Kirche.

Der heilige Vater in Rom hatte die Würdenträger der Kirche um sich
versammelt, um über ein Dogma zu entscheiden, das, seit es im Schoße der
Kirche aufgetaucht, die verschiedensten Ansichten hervorgerufen hat. Man
könnte in den Aeußerlichkeiten jener Berufung die Form eines allgemeinen
Conciliums wiederfinden, müßte man nicht annehmen, daß die Entscheidung
längst vorher gesaßt war und der heilige Fischer mit Petri Ring gar wohl
wußte, was er aus den abgegebenen Votis der Kirchenfürstkn herauszufischen
habe. Man sagt, durch den Entscheid für die unbefleckte Empfängniß Marias
habe der Jesuitenorden zeigen wollen, daß er wieder allmächtig in der katholi¬
schen Kirche sei. Hätte er nie Schlimmeres gethan! obwol das neue Dogma


Geschichte der Botanik. Studien von Ernst Meyer. Königsberg, Born¬
träger. —

Die genauere Darstellung des Inhalts behalten wir unserm betreffenden
Referenten vor. Für das größere Publicum ist grade dieser Band, wie der
Verfasser selbst gefühlt hat, am wenigsten geeignet; doch werden auch hier
einzelne Abschnitte allgemeines Interesse erregen 5. B. die poetischen Bearbei¬
tungen der Botanik und die Verirrungen der Wissenschaft in spielende Mystik. —
Die andern Bücher, die wir anzuführen haben, sind populärer Natur. Zu¬
nächst erwähnen wir den fünften Band der vortrefflichen Sammlung


Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen aus dem Gebiete der Naturwissen¬
schaften. Leipzig, Ambr. Apel. —-

Der Band enthält Abhandlungen über das Brot und seine Stellvertreter,
über die Einwirkung der Atmosphäre auf den Erdkörper, über den Dampf und
über die Säugethiere der Vorwelt. — Daran schließt sich:


Naturwissenschaftliche Volksbücher. Berlin, Franz Duncker. —

Heft 9—10 enthalten die Fortsetzung von Johnstons Chemie des täg¬
lichen Lebens und eine Abhandlung über die geheimen Naturkräfte (Schwere,
Elektricität u. s. w.) von Bernstein. Der letztere entwickelt in seinen popu¬
lären Bearbeitungen der Naturwissenschaft ein ebenso großes Talent, das
Hauptsächliche und Wesentliche klar und einfach darzustellen, als in seinen
politischen Arbeiten, und gehört unzweifelhaft zu den einflußreichsten und acht¬
barsten Schriftstellern dieser Gattung. —




^ Der achte December der römischen Kirche.

Der heilige Vater in Rom hatte die Würdenträger der Kirche um sich
versammelt, um über ein Dogma zu entscheiden, das, seit es im Schoße der
Kirche aufgetaucht, die verschiedensten Ansichten hervorgerufen hat. Man
könnte in den Aeußerlichkeiten jener Berufung die Form eines allgemeinen
Conciliums wiederfinden, müßte man nicht annehmen, daß die Entscheidung
längst vorher gesaßt war und der heilige Fischer mit Petri Ring gar wohl
wußte, was er aus den abgegebenen Votis der Kirchenfürstkn herauszufischen
habe. Man sagt, durch den Entscheid für die unbefleckte Empfängniß Marias
habe der Jesuitenorden zeigen wollen, daß er wieder allmächtig in der katholi¬
schen Kirche sei. Hätte er nie Schlimmeres gethan! obwol das neue Dogma


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[0376] Geschichte der Botanik. Studien von Ernst Meyer. Königsberg, Born¬ träger. — Die genauere Darstellung des Inhalts behalten wir unserm betreffenden Referenten vor. Für das größere Publicum ist grade dieser Band, wie der Verfasser selbst gefühlt hat, am wenigsten geeignet; doch werden auch hier einzelne Abschnitte allgemeines Interesse erregen 5. B. die poetischen Bearbei¬ tungen der Botanik und die Verirrungen der Wissenschaft in spielende Mystik. — Die andern Bücher, die wir anzuführen haben, sind populärer Natur. Zu¬ nächst erwähnen wir den fünften Band der vortrefflichen Sammlung Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen aus dem Gebiete der Naturwissen¬ schaften. Leipzig, Ambr. Apel. —- Der Band enthält Abhandlungen über das Brot und seine Stellvertreter, über die Einwirkung der Atmosphäre auf den Erdkörper, über den Dampf und über die Säugethiere der Vorwelt. — Daran schließt sich: Naturwissenschaftliche Volksbücher. Berlin, Franz Duncker. — Heft 9—10 enthalten die Fortsetzung von Johnstons Chemie des täg¬ lichen Lebens und eine Abhandlung über die geheimen Naturkräfte (Schwere, Elektricität u. s. w.) von Bernstein. Der letztere entwickelt in seinen popu¬ lären Bearbeitungen der Naturwissenschaft ein ebenso großes Talent, das Hauptsächliche und Wesentliche klar und einfach darzustellen, als in seinen politischen Arbeiten, und gehört unzweifelhaft zu den einflußreichsten und acht¬ barsten Schriftstellern dieser Gattung. — ^ Der achte December der römischen Kirche. Der heilige Vater in Rom hatte die Würdenträger der Kirche um sich versammelt, um über ein Dogma zu entscheiden, das, seit es im Schoße der Kirche aufgetaucht, die verschiedensten Ansichten hervorgerufen hat. Man könnte in den Aeußerlichkeiten jener Berufung die Form eines allgemeinen Conciliums wiederfinden, müßte man nicht annehmen, daß die Entscheidung längst vorher gesaßt war und der heilige Fischer mit Petri Ring gar wohl wußte, was er aus den abgegebenen Votis der Kirchenfürstkn herauszufischen habe. Man sagt, durch den Entscheid für die unbefleckte Empfängniß Marias habe der Jesuitenorden zeigen wollen, daß er wieder allmächtig in der katholi¬ schen Kirche sei. Hätte er nie Schlimmeres gethan! obwol das neue Dogma

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/376>, abgerufen am 01.05.2024.