Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.rays wir im Folgenden eingehn; ein sehr verwandtes Bild dagegen finden wir 2. Joseph Justus Scaliger. I. I. Scaliger von Jacob Bernays. Berlin 1835. W. Hertz. -- Herr Bernays, ein Schüler von Ritschl, dem dies Buch gewidmet ist, Joseph Justus Scaliger (geboren -toit) war der Sohn des gelehrten rays wir im Folgenden eingehn; ein sehr verwandtes Bild dagegen finden wir 2. Joseph Justus Scaliger. I. I. Scaliger von Jacob Bernays. Berlin 1835. W. Hertz. — Herr Bernays, ein Schüler von Ritschl, dem dies Buch gewidmet ist, Joseph Justus Scaliger (geboren -toit) war der Sohn des gelehrten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101129"/> <p xml:id="ID_367" prev="#ID_366"> rays wir im Folgenden eingehn; ein sehr verwandtes Bild dagegen finden wir<lb/> in der Darstellung Wullenwevers durch Waitz, deren zweiter Band er¬<lb/> schienen ist, und die in Beziehung auf die Entwicklung städtischer Demokratie<lb/> die interessantesten Betrachtungen hervorruft. Auch Wullenwever, der heute so<lb/> gefeierte Held der Hansa war in der Unstetigkeit und Hast seiner Entschlüsse<lb/> der treue Typus einer geschichtlichen Uebergangszeit, die mit den alten Principien<lb/> in unschönen Formen brechen mußte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2.<lb/> Joseph Justus Scaliger.</head><lb/> <p xml:id="ID_368"> I. I. Scaliger von Jacob Bernays. Berlin 1835. W. Hertz. —</p><lb/> <p xml:id="ID_369"> Herr Bernays, ein Schüler von Ritschl, dem dies Buch gewidmet ist,<lb/> hat sich der philologischen Welt schon lange aufs vortheilhafteste bekannt ge¬<lb/> macht. Durch diese Biographie des größten Alterthumsforschers im sechzehn¬<lb/> ten Jahrhundert hat er sich.ein neues Verdienst erworben. Er hat zwar keine<lb/> bisher unzugänglichen Quellen benutzen können, die von Belang wären; aber<lb/> eine Bearbeitung des zerstreuten, weitschichtigen und zum Theil wenig bekannten,<lb/> weil schwer aufzufindenden Materials für diesen Gegenstand war ein wirkliches<lb/> Bedürfniß. Herr Bernays hat sie nicht nur mit Gründlichkeit und Einsicht<lb/> ausgeführt, sondern er hat auch verstanden, ihr eine sehr geschmackvolle Form<lb/> zu geben und wir hoffen daher um so mehr, daß sein Buch sich einen wettern<lb/> Leserkreis gewinnen wird, als den der Fachgenossen. Scaligers Persönlichkeit<lb/> ist eine von denen, die nicht blos den Gelehrten, sondern jeden Gebildeten<lb/> interessiren müssen; und der unvergleichliche Mann gewinnt durch die Stellung,<lb/> die er in seiner von Glaudenszwist erfüllten Zeit einnahm, als Vertreter der<lb/> freien Forschung gegenüber dem Autoritätsglauben, als Vorkämpfer der pro¬<lb/> testantischen Wissenschaft gegen den Jesuitismus ein doppeltes Interesse. Des-<lb/> hajb wollen wir einen kurzen Abriß seines Lebens und seiner wissenschaftlichen<lb/> Thätigkeit aus dem Buche des Herrn Bernays geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_370" next="#ID_371"> Joseph Justus Scaliger (geboren -toit) war der Sohn des gelehrten<lb/> Arztes Julius Cäsar Scaliger, der sich zu Ager in Guyenne niedergelassen<lb/> hatte und allgemein für einen Abkömmling der della Scala, Fürsten von<lb/> Verona galt, deren Monumente dieser Stadt noch jetzt zur Zierde gereichen.<lb/> Der Vater sandte den Knaben nach der lateinischen Schule in Bordeaux, wo<lb/> Muret und Buchanan lehrten, nach seiner Rückkehr von dort benutzte er ihn<lb/> dazu, ihm die Ergüsse seiner Muse in die Feder zu dictiren, die sich aus einige<lb/> hundert- lateinische Verse an jedem Abend beliefen; mehr nützte dem Sohn der<lb/> Umgang des Vaters für die Kenntniß der Naturgeschichte und am meisten die<lb/> Schürfung des-Sinnes für Wahrheit, den Beispiel und Ermahnung in ihm</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
rays wir im Folgenden eingehn; ein sehr verwandtes Bild dagegen finden wir
in der Darstellung Wullenwevers durch Waitz, deren zweiter Band er¬
schienen ist, und die in Beziehung auf die Entwicklung städtischer Demokratie
die interessantesten Betrachtungen hervorruft. Auch Wullenwever, der heute so
gefeierte Held der Hansa war in der Unstetigkeit und Hast seiner Entschlüsse
der treue Typus einer geschichtlichen Uebergangszeit, die mit den alten Principien
in unschönen Formen brechen mußte.
2.
Joseph Justus Scaliger.
I. I. Scaliger von Jacob Bernays. Berlin 1835. W. Hertz. —
Herr Bernays, ein Schüler von Ritschl, dem dies Buch gewidmet ist,
hat sich der philologischen Welt schon lange aufs vortheilhafteste bekannt ge¬
macht. Durch diese Biographie des größten Alterthumsforschers im sechzehn¬
ten Jahrhundert hat er sich.ein neues Verdienst erworben. Er hat zwar keine
bisher unzugänglichen Quellen benutzen können, die von Belang wären; aber
eine Bearbeitung des zerstreuten, weitschichtigen und zum Theil wenig bekannten,
weil schwer aufzufindenden Materials für diesen Gegenstand war ein wirkliches
Bedürfniß. Herr Bernays hat sie nicht nur mit Gründlichkeit und Einsicht
ausgeführt, sondern er hat auch verstanden, ihr eine sehr geschmackvolle Form
zu geben und wir hoffen daher um so mehr, daß sein Buch sich einen wettern
Leserkreis gewinnen wird, als den der Fachgenossen. Scaligers Persönlichkeit
ist eine von denen, die nicht blos den Gelehrten, sondern jeden Gebildeten
interessiren müssen; und der unvergleichliche Mann gewinnt durch die Stellung,
die er in seiner von Glaudenszwist erfüllten Zeit einnahm, als Vertreter der
freien Forschung gegenüber dem Autoritätsglauben, als Vorkämpfer der pro¬
testantischen Wissenschaft gegen den Jesuitismus ein doppeltes Interesse. Des-
hajb wollen wir einen kurzen Abriß seines Lebens und seiner wissenschaftlichen
Thätigkeit aus dem Buche des Herrn Bernays geben.
Joseph Justus Scaliger (geboren -toit) war der Sohn des gelehrten
Arztes Julius Cäsar Scaliger, der sich zu Ager in Guyenne niedergelassen
hatte und allgemein für einen Abkömmling der della Scala, Fürsten von
Verona galt, deren Monumente dieser Stadt noch jetzt zur Zierde gereichen.
Der Vater sandte den Knaben nach der lateinischen Schule in Bordeaux, wo
Muret und Buchanan lehrten, nach seiner Rückkehr von dort benutzte er ihn
dazu, ihm die Ergüsse seiner Muse in die Feder zu dictiren, die sich aus einige
hundert- lateinische Verse an jedem Abend beliefen; mehr nützte dem Sohn der
Umgang des Vaters für die Kenntniß der Naturgeschichte und am meisten die
Schürfung des-Sinnes für Wahrheit, den Beispiel und Ermahnung in ihm
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