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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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Beispielen aus diesem Bereiche noch eine Reihe andrer, liefern. Gewon¬
nen für das Dänenthum ist durch die Maßregel niemand, abgeschreckt
viele, tiefgebeugt, wenn auch nicht gebrochen, beinahe alle die von ihr Be¬
troffenen.




Die Parteien in Belgien.

Der Tag der Eröffnung der Kammern ist in der Hauptstadt Brüssel ein
halber Feiertag und er sollte eigentlich ein ganzer sein. Aber die Belgier sind
keine besonders großen Freunde von Feiertagen, die napoleonische Gesetzgebung
hat von den zahlreichen kirchlichen nur noch vier bestehen lassen und die
Constitution bestimmt sogar ausdrücklich, daß niemand angehalten werden
kann, die Sonn- und Feiertage zu begehen. Die Gerichte halte" an dem Tage
keine Sitzungen, die meisten Bureaur sind geschlossen, die Universität suspen-
dirt ihre Vorlesungen, das Athenäum schließt seine Classen und von allen
öffentlichen Gebäuden flattern die Fahnen mit den Nationalfarben. Um neun
Uhr wurde in der Kirche Se. Jacques-sur-Caudenberg, zu deren Pfarrsprengel
das Palais der Nation und das königliche Schloß gehören, eine feierliche
Messe celebrirt. Gegen zehn Uhr rasselten die Trommeln durch die Straßen
und die Bürgergardisten strömten auf ihre Sammelplätze. Die Bürgergarde
von Brüssel besteht aus einer Compagnie Artillerie, einer Compagnie Cavalerie,
einer Compagnie Scharfschützen und aus vier Legionen Infanterie, deren jede
wieder aus drei Bataillone" und jedes Bataillon aus vier Compagnien besteht.
Dazu kommen noch die Bürgergarden ter Vorstädte, so daß die Hauptstadt des,
Landes ein ganz ansehnliches Contingent von bewaffneten Bürgern stellen kann,
die im Nothfall ihre guten Dienste thun würden. Die Bürgergarde war zu¬
nächst dem Palais der Nation und dem königlichen Schlosse aufgestellt, die
Garnison, durch Truppen von Löwen und Mecheln vermehrt, "ahn
Heu übrigen Theil der Rue royale bis zum schaerbeeker Thore ein. Punkt
ein Uhr donnerten die Kanonen der Bürgergarde, zum Zeichen, daß
der König sich nach dem Palais der Nation begebe. Eine Compagnie Gulden
eröffnete den Zug, dann kamen drei Gallawagen, jeder mit sechs Rappen be¬
spannt, deren zweiter die Herzogin von Brabant und die Prinzessin Charlotte
enthielt. Dem Könige vorauf ritt die Cavalerie der Bürgergaroe; der König
hatte zur Rechten seine beiden Söhne und war von einem Gefolge von hohem
Offizieren der Bürgergarde und der Armee begleitet. Der Thron war wie ge¬
wöhnlich im Sitzungssaale der Repräsentantenkammer aufgeschlagen; alle Tri¬
bünen, die öffentlichen sowol wie die reservirten, waren überfüllt, die diplvma-


Beispielen aus diesem Bereiche noch eine Reihe andrer, liefern. Gewon¬
nen für das Dänenthum ist durch die Maßregel niemand, abgeschreckt
viele, tiefgebeugt, wenn auch nicht gebrochen, beinahe alle die von ihr Be¬
troffenen.




Die Parteien in Belgien.

Der Tag der Eröffnung der Kammern ist in der Hauptstadt Brüssel ein
halber Feiertag und er sollte eigentlich ein ganzer sein. Aber die Belgier sind
keine besonders großen Freunde von Feiertagen, die napoleonische Gesetzgebung
hat von den zahlreichen kirchlichen nur noch vier bestehen lassen und die
Constitution bestimmt sogar ausdrücklich, daß niemand angehalten werden
kann, die Sonn- und Feiertage zu begehen. Die Gerichte halte» an dem Tage
keine Sitzungen, die meisten Bureaur sind geschlossen, die Universität suspen-
dirt ihre Vorlesungen, das Athenäum schließt seine Classen und von allen
öffentlichen Gebäuden flattern die Fahnen mit den Nationalfarben. Um neun
Uhr wurde in der Kirche Se. Jacques-sur-Caudenberg, zu deren Pfarrsprengel
das Palais der Nation und das königliche Schloß gehören, eine feierliche
Messe celebrirt. Gegen zehn Uhr rasselten die Trommeln durch die Straßen
und die Bürgergardisten strömten auf ihre Sammelplätze. Die Bürgergarde
von Brüssel besteht aus einer Compagnie Artillerie, einer Compagnie Cavalerie,
einer Compagnie Scharfschützen und aus vier Legionen Infanterie, deren jede
wieder aus drei Bataillone» und jedes Bataillon aus vier Compagnien besteht.
Dazu kommen noch die Bürgergarden ter Vorstädte, so daß die Hauptstadt des,
Landes ein ganz ansehnliches Contingent von bewaffneten Bürgern stellen kann,
die im Nothfall ihre guten Dienste thun würden. Die Bürgergarde war zu¬
nächst dem Palais der Nation und dem königlichen Schlosse aufgestellt, die
Garnison, durch Truppen von Löwen und Mecheln vermehrt, »ahn
Heu übrigen Theil der Rue royale bis zum schaerbeeker Thore ein. Punkt
ein Uhr donnerten die Kanonen der Bürgergarde, zum Zeichen, daß
der König sich nach dem Palais der Nation begebe. Eine Compagnie Gulden
eröffnete den Zug, dann kamen drei Gallawagen, jeder mit sechs Rappen be¬
spannt, deren zweiter die Herzogin von Brabant und die Prinzessin Charlotte
enthielt. Dem Könige vorauf ritt die Cavalerie der Bürgergaroe; der König
hatte zur Rechten seine beiden Söhne und war von einem Gefolge von hohem
Offizieren der Bürgergarde und der Armee begleitet. Der Thron war wie ge¬
wöhnlich im Sitzungssaale der Repräsentantenkammer aufgeschlagen; alle Tri¬
bünen, die öffentlichen sowol wie die reservirten, waren überfüllt, die diplvma-


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[0160] Beispielen aus diesem Bereiche noch eine Reihe andrer, liefern. Gewon¬ nen für das Dänenthum ist durch die Maßregel niemand, abgeschreckt viele, tiefgebeugt, wenn auch nicht gebrochen, beinahe alle die von ihr Be¬ troffenen. Die Parteien in Belgien. Der Tag der Eröffnung der Kammern ist in der Hauptstadt Brüssel ein halber Feiertag und er sollte eigentlich ein ganzer sein. Aber die Belgier sind keine besonders großen Freunde von Feiertagen, die napoleonische Gesetzgebung hat von den zahlreichen kirchlichen nur noch vier bestehen lassen und die Constitution bestimmt sogar ausdrücklich, daß niemand angehalten werden kann, die Sonn- und Feiertage zu begehen. Die Gerichte halte» an dem Tage keine Sitzungen, die meisten Bureaur sind geschlossen, die Universität suspen- dirt ihre Vorlesungen, das Athenäum schließt seine Classen und von allen öffentlichen Gebäuden flattern die Fahnen mit den Nationalfarben. Um neun Uhr wurde in der Kirche Se. Jacques-sur-Caudenberg, zu deren Pfarrsprengel das Palais der Nation und das königliche Schloß gehören, eine feierliche Messe celebrirt. Gegen zehn Uhr rasselten die Trommeln durch die Straßen und die Bürgergardisten strömten auf ihre Sammelplätze. Die Bürgergarde von Brüssel besteht aus einer Compagnie Artillerie, einer Compagnie Cavalerie, einer Compagnie Scharfschützen und aus vier Legionen Infanterie, deren jede wieder aus drei Bataillone» und jedes Bataillon aus vier Compagnien besteht. Dazu kommen noch die Bürgergarden ter Vorstädte, so daß die Hauptstadt des, Landes ein ganz ansehnliches Contingent von bewaffneten Bürgern stellen kann, die im Nothfall ihre guten Dienste thun würden. Die Bürgergarde war zu¬ nächst dem Palais der Nation und dem königlichen Schlosse aufgestellt, die Garnison, durch Truppen von Löwen und Mecheln vermehrt, »ahn Heu übrigen Theil der Rue royale bis zum schaerbeeker Thore ein. Punkt ein Uhr donnerten die Kanonen der Bürgergarde, zum Zeichen, daß der König sich nach dem Palais der Nation begebe. Eine Compagnie Gulden eröffnete den Zug, dann kamen drei Gallawagen, jeder mit sechs Rappen be¬ spannt, deren zweiter die Herzogin von Brabant und die Prinzessin Charlotte enthielt. Dem Könige vorauf ritt die Cavalerie der Bürgergaroe; der König hatte zur Rechten seine beiden Söhne und war von einem Gefolge von hohem Offizieren der Bürgergarde und der Armee begleitet. Der Thron war wie ge¬ wöhnlich im Sitzungssaale der Repräsentantenkammer aufgeschlagen; alle Tri¬ bünen, die öffentlichen sowol wie die reservirten, waren überfüllt, die diplvma-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/160>, abgerufen am 06.05.2024.